Opel nochmal …

„Ach, mein Freund wollte unbedingt mal wieder Opel fahren. Es war hoffentlich ok, dass wir Sie an zweiter Position genommen haben …“

Glücklicherweise bot die Tour ein bisschen Zeit, um uns über die Freie Taxiwahl am Stand zu unterhalten. Und die 72. Nebenbei dann sogar noch über ein paar unkomplizierte Nebenkriegsschauplätze im Taxigewerbe wie den Verdienst, den Mindestlohn, die Tarifbindung, die UberPop-Problematik, und und und …

Als wir dann vor ihrer Haustüre standen, hatte ich nämlich sage und schreibe 57,80 € auf der Uhr und nur noch sehr grob eine Ahnung, wo ich genau war. Für so eine Tour extra des Autos wegen von hinten aus der Schlange gepickt werden, ist mir meines Wissens nach bisher wirklich noch nie passiert. 0.0

Ehrliche Freude

Ich mache meinen Job gerne. Und natürlich bin ich damit nicht alleine. Andere Jobs sollen ja auch sehr schön sein. Auto-Verkäufer beispielsweise. Und einen ebensolchen hatte ich nun an Bord. Privat unterwegs, angetrunken, das Übliche halt …

Das Interessante daran war: er verkauft genau die Kistchen, in denen ich am liebsten rumfahre – Opel.

Und er war etwas ungläubig, als ich ihm erzählt habe, dass die 72 inzwischen 394.000 km runter hat. Er hat extra auf den Kilometerzähler gelinst, um sich zu versichern. Ich war mit meiner Meinung zum Auto anschließend nicht zimperlich, aber ich hab doch auch erzählt, dass ich das Auto wegen der Vielseitigkeit, der Sparsamkeit und einiger anderer Dinge durchaus für ein gutes Taxi halte. Hater hin oder her.

Und schon hatte ich einen sehr zufriedenen Kunden, der sich keineswegs einfach selbst geil fand – sondern tatsächlich erfreut war, dass einer „seiner“ Kunden zu schätzen wusste, was er verkauft.

Falls Euch also beim Opel-Händler in Berlin demnächst wer freudestrahlend erzählt, dass der Zafira als Taxi auch mal an die 400.000 km rankommt, dann grüßt ihn von mir! 😉

Kleines Uber-Update

Gefühlt ist es in der letzten Woche sehr ruhig um Uber geworden. Dass gar nix passiert ist, lässt sich allerdings auch nicht sagen. Nach dem deutschlandweiten Verbot, Fahrgäste gegen die gesetzlichen Regelungen zu befördern, hat Uber ja weitergemacht und in einem ersten PR-Stunt die Preise (und damit – nur dass niemand das vergisst! – auch die Erlöse der Fahrer)  in Berlin um 30% gesenkt. Dann Stille.

Zumindest weitgehend im öffentlichen Raum. Den Fahrern hat Uber eine SMS geschickt, dass sie das Verbot nicht interessieren brauche, weil es sich nur gegen die Firma richte. Das war auf dreiste Art richtig und doch hinterhältig, denn nur weil dieses eine Urteil sich auf Uber als Unternehmen bezog, ist die Arbeit der UberPop-Fahrer kein Stück legaler geworden. Das lernt jetzt immerhin schon mal ein einzelner, dem das Befördern von Personen nun ebenfalls untersagt wurde. Laut Spiegel Online drohen auch ihm nun 250.000 € Strafe bei einem Verstoß.

Der Rest der Fahrer ist sich aber sicher, dass Uber sich schon um sie kümmert. Steht zwar nicht im Vertrag, aber hey, wer wird denn den Pressemitteilungen eines seriösen Unternehmens misstrauen, das in weniger als 100 Staaten Verfahren am Hals hat?

Seltsam muten im Gegenzug Gerüchte an, dass Obereinheizer Travis Kalanick formal nicht mehr Uber-Chef für Deutschland sein soll. Wenn diese Informationen richtig sein sollten, hat da wohl jemand ganz gewaltig Muffensausen bekommen …

Aber: kein Uber-Artikel ohne Neuwahl des Deppen vom Dienst – der dieses Mal wohl Sigmar Gabriel heißt und sich eine Anpassung der Regelungen an das neue Mobilitätsbedürfnis vorstellen könnte. OK, zugegeben, natürlich erst nach einer Überprüfung und „gegebenenfalls“. Interessant ist daran vor allem, dass sich das trotzdem liest, als sei das Wirtschaftsministerium informationsmäßig noch auf dem Stand von Anfang Juni, als alle Medien noch glaubten, das Problem an UberPop sei seine Apphaftigkeit. Aber gut, wenn jemand wie Sarrazin in der SPD bleiben kann, dann ist für die alterwürdige Arbeiterpartei selbstverständlich auch Neoliberalismus und Schwarzarbeit prinzipiell interessant; das ist nur konsequent, schätze ich.

Vergessen wir bei all dem nicht, wie gut Uber eigentlich ist: sie werden geliebt, auch wenn sie scheiße sind:

 


PS: Am Dienstag steht die mündliche Verhandlung zur einstweiligen Verfügung an, die UberPop bisher in Deutschland untersagt. Das wird entweder spannend oder lustig – ich freue mich darauf. 🙂

Unmögliche Schicht

Heute war wieder so eine Nacht …

Zu allererst war sie verdammt komisch. Obwohl ich die 72 ohnehin noch ein paar Tage alleine gehabt hätte, fühlte es sich verdammt komisch an, zu wissen, dass ich das Auto künftig nicht mehr mit Harald teilen werde. Was auch daran liegt, dass ich eben doch als Junior-, bzw. Zweifahrer dazu gekommen bin und die Ordnung im Auto überwiegend seine Handschrift trägt. Über was man sich halt so Gedanken macht … 🙁

Meine Laune war also ohnehin auf Halbmast. Eigentlich wollte ich heute Nacht mehr als die normal angepeilten 170 € einfahren, aber ich hatte ehrlich gesagt schon nach anderthalb Stunden keinen Bock mehr, überhaupt was zu tun. Aber man soll den Tag nicht vor dem Abend – in meinem Fall eher: dem Morgen – loben. Da kamen dann zum einen viele nette Worte von Kollegen, dann eine Stammkunden-Vorbestellung für später, die mich etwas bei der Stange hielt. Waren die Fahrten bis dahin an einer Hand abzuzählen, ging es nun deutlich schneller.

Am Ende haben dann zwei besonders lange Fahrten dafür gesorgt, dass ich doch 9 Stunden auf der Straße war, der Kilometer-, der Stundenschnitt sowie das Endergebnis gepasst haben. Dazu mit fast schon absurd netter Kundschaft und langen Gesprächen – mehr Win-Win geht in so einer verkorksten Nacht echt kaum noch. Aber ja, es gibt sie halt doch: die Gründe, diesen Job wahnsinnig zu mögen und die einen binnen einer Schicht wieder ein bisschen aufs Neue begeistern.

Einzelheiten reiche ich später nach. Ich muss den gestrigen Tag trotzdem erst einmal verarbeiten. Auch bei den Kommentaren werde ich vermutlich erst später wieder reinschauen.

Mein Tagfahrer

„Mein Tagfahrer“, der ist vielen hier ein Begriff, obwohl ich ihn aus dieser Blogsache hier immer rausgehalten hab. Er hat nie viel mit dem Internet zu tun gehabt und GNIT nicht viel mit ihm. Gerade wenn man sich ein Auto teilt, liegt es in der Natur der Sache, dass man sich kaum über den Weg läuft. Dabei hat er natürlich die Hauptarbeit auf der 1925, später dann auf der 72 geleistet. Hat im Gegensatz zu mir Vollzeit gearbeitet und nebenbei noch die ganzen Werkstattfahrten machen müssen, die ich meiner Arbeitszeit wegen nicht machen konnte. Mein Tagfahrer hat seit dem ersten Tag ganz wesentlich mitbestimmt, wie das Taxifahren für mich ist und war deshalb für mich eben nicht „mein Tagfahrer“, sondern Harald.

Harald, der eine wirklich wichtige Kollege in der Firma. Harald hat angerufen, wenn was mit dem Auto war, Harald hat vor meiner Schicht vollgetankt und das Auto sauber gemacht, so wie ich es dann umgekehrt für ihn getan hab. Als gut eingespieltes Team hatten wir uns über unsere Arbeitszeiten, das Abstellen des Autos und so ziemlich alles verständigt, wofür man nicht direkt den Chef anrufen muss. Vor einer Woche hat er seinen Jahresurlaub genommen, da hab ich ihn nach Hause gefahren und seitdem seinen Schlüssel für die 72 bei mir, damit ich ihn ihm – falls niemand ihn zwischendrin braucht – kurz vor seiner Rückkehr wieder in den Briefkasten werfen kann.

Dazu kommen wird es leider nicht mehr. Vorhin hat mein Chef mich angerufen und mich informiert, dass Harald während seines Urlaubs einen Herzinfarkt erlitten hat und verstorben ist. Einfach so. Hat jahrelang gewissenhaft seine Arbeit gemacht, war noch weit von der Rente weg und hinterlässt von heute auf morgen eine Familie, von deren Trauer ich mir nicht anmaße, eine Vorstellung zu haben, wenn schon ich hier mit Kloß im Hals und Tränen im Auge vor dem Monitor sitze.

Harald war vom ersten Tag an da und er blieb mein Tagfahrer. Egal ob das Auto wechselte, die Firma umzog, alles was wichtig war, habe ich immer mit Harald besprochen und sein Tod tut weh, auch wenn ich ihn gar nicht so besonders gut kannte.

Eine Familie hat einen guten Vater und Mann verloren,

ich einen guten Kollegen

und Berlin einen guten Taxifahrer.

Er wird fehlen.

„Nicht so clever“

„Und? Länger weg gewesen?“

„4 Wochen Nordsee. Bohrinsel.“

„Oha, war sicher hart.“

„7 Tage, 12 Stunden.“

„Na dann Glückwunsch zur Freizeit jetzt! Hoffe, es hat sich wenigstens gelohnt.“

„Sonst würd‘ ich’s nicht machen. Weißte, ich bin halt nicht so clever. Ich hab keine andere Wahl. Ich muss halt so ’nen Scheißjob machen, um mein Geld heimzuholen. Andere sind schlauer, die verdienen die Kohle dann halt von Zuhause aus, ich muss eben raus. Aber so ist das: jeder so wie er kann …“

Er war nicht einmal sonderlich sympathisch. Und ich halte auch nicht viel vom Arbeiterklassenethos. Aber ich hab zu schätzen gewusst, dass da da einer die Größe hatte um zuzugeben, dass er nicht die Geisteskraft hat, am Schreibtisch produktiv zu sein. Das macht ihn in meinen Augen besser als viele, die sich von oben herab für schlauer halten als der Rest, obwohl sie eigentlich nur Glück hatten.

Seine zwei Wochen Freizeit, die er (inzwischen vor ein paar Tagen) angetreten hat, will er hauptsächlich mit seiner Freundin im Bett verbringen. Was ich bei so langen Außeneinsätzen nachvollziehbar finde. 🙂

Wir sollten nicht vergessen, dass es auch diese Leute sind, die unseren Wohlstand hierzulande mitgestalten, ganz ehrlich.

Meinen übrigens auch: Er hat über 20% Trinkgeld gegeben.

Kauft das Buch!

Wie kam Sash eigentlich zum Taxifahren? Das beschreibt er in seinem ersten eBook "Papa, ich geh zum Zirkus!".

Immer dranbleiben!

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Noch ein Blog?

Kleiner Tipp: Sash hat noch einen zweiten Blog, auf dem es auch gelegentlich was zu lesen gibt.

Kleinigkeiten

Zum einen hab ich mein Auto wieder und das Navi funktioniert. Hab es noch nicht zielführend einsetzen müssen, aber getestet. Alles prima. Yes! \o/

Zum anderen wurde GNIT heute Nacht auf einen anderen, leistungsstärkeren Server verlegt. Deswegen war die Seite zwischen etwa 2.00 Uhr und 3.30 Uhr nicht erreichbar. Jetzt sollte alles wieder ok sein. Da solche Umzüge aber bisweilen ganz eigene Probleme mit sich bringen, würde ich mich freuen, wenn Ihr ggf. auftretende Fehler einfach mal bei mir melden würdet. Man weiß ja nie.
Im Rahmen dessen möchte ich aber auch noch allen angehenden Seitenbetreibern nahelegen, meinen Hoster zu nehmen. Die sind nicht nur ohnehin seit 10 Jahren mit gutem Service stets für mich da – nein, auch die Aktion jetzt ist fantastisch. Sie haben von sich aus erkannt, dass es hier und da mal Performance-Probleme gab (und meines Wissens nach hieß das nie, das GNIT nicht erreichbar war) und den Blog deswegen auf einen schnelleren Server verfrachtet. Einfach so, mit Ankündigung und ohne Kosten für mich. Obwohl noch viel Luft nach oben ist bei ihren Serverpaketen – sie hätten mir also auch einfach ein höherpreisiges Produkt andrehen können. Darüber hinaus haben sie den Serverwechsel wie immer spät nachts vollzogen und allem Anschein nach wieder einmal problemlos.
Ich gebe zu: vor 10 Jahren hab ich sie zufällig gewählt, weil sie günstig waren. Inzwischen gibt es noch billigere Anbieter, dafür glänzen sie aber mit allerfeinstem Kundenservice – selbst wenn es mal Probleme wie Trafficüberschreitung o.ä. gibt.

Vielen Dank dafür an das Team von all-inkl.com!

(Für Interessierte: ein Ref-Link ist gaaanz unten rechts in der Seitenleiste zu finden)