„Mein Tagfahrer“, der ist vielen hier ein Begriff, obwohl ich ihn aus dieser Blogsache hier immer rausgehalten hab. Er hat nie viel mit dem Internet zu tun gehabt und GNIT nicht viel mit ihm. Gerade wenn man sich ein Auto teilt, liegt es in der Natur der Sache, dass man sich kaum über den Weg läuft. Dabei hat er natürlich die Hauptarbeit auf der 1925, später dann auf der 72 geleistet. Hat im Gegensatz zu mir Vollzeit gearbeitet und nebenbei noch die ganzen Werkstattfahrten machen müssen, die ich meiner Arbeitszeit wegen nicht machen konnte. Mein Tagfahrer hat seit dem ersten Tag ganz wesentlich mitbestimmt, wie das Taxifahren für mich ist und war deshalb für mich eben nicht „mein Tagfahrer“, sondern Harald.
Harald, der eine wirklich wichtige Kollege in der Firma. Harald hat angerufen, wenn was mit dem Auto war, Harald hat vor meiner Schicht vollgetankt und das Auto sauber gemacht, so wie ich es dann umgekehrt für ihn getan hab. Als gut eingespieltes Team hatten wir uns über unsere Arbeitszeiten, das Abstellen des Autos und so ziemlich alles verständigt, wofür man nicht direkt den Chef anrufen muss. Vor einer Woche hat er seinen Jahresurlaub genommen, da hab ich ihn nach Hause gefahren und seitdem seinen Schlüssel für die 72 bei mir, damit ich ihn ihm – falls niemand ihn zwischendrin braucht – kurz vor seiner Rückkehr wieder in den Briefkasten werfen kann.
Dazu kommen wird es leider nicht mehr. Vorhin hat mein Chef mich angerufen und mich informiert, dass Harald während seines Urlaubs einen Herzinfarkt erlitten hat und verstorben ist. Einfach so. Hat jahrelang gewissenhaft seine Arbeit gemacht, war noch weit von der Rente weg und hinterlässt von heute auf morgen eine Familie, von deren Trauer ich mir nicht anmaße, eine Vorstellung zu haben, wenn schon ich hier mit Kloß im Hals und Tränen im Auge vor dem Monitor sitze.
Harald war vom ersten Tag an da und er blieb mein Tagfahrer. Egal ob das Auto wechselte, die Firma umzog, alles was wichtig war, habe ich immer mit Harald besprochen und sein Tod tut weh, auch wenn ich ihn gar nicht so besonders gut kannte.
Eine Familie hat einen guten Vater und Mann verloren,
ich einen guten Kollegen
und Berlin einen guten Taxifahrer.
Er wird fehlen.