Ich kann kaum noch zählen, wie viele Hinweise bei mir inzwischen eingegangen sind bezüglich der neuen App „Uber Pop“.
Ich bin immer kritisch gewesen, was die Angebote von Limousinendiensten betroffen hat. Meist aus dem für Kunden nachvollziehbaren Grund, dass die Fahrten mit diesen Anbietern in der Regel teurer waren und damit nur auf dem Papier eine ernste Konkurrenz für uns Taxifahrer.
Damit ist nun Schluss, denn seit kurzem bietet der Anbieter Uber eine App an, die etwas wirklich neues versucht. Mit ihrer Hilfe sollen „private“ Fahrer Fahrten anbieten können, und das natürlich – weil sie nicht wie wir Taxifahrer zum öffentlichen Nahverkehr gehören – zu anderen Preisen, die niedriger sein sollen als unsere Tarife. Das klingt erstmal nach einer super Sache für alle Kunden. Taxifahren ist teuer, insofern ist ein niederpreisigeres Angebot doch gut. Oder?
So einfach ist das leider nicht. So wie ich das sehe, ist es vor allem auch illegal. In Brüssel ist das Angebot bereits verboten worden und auch hier laufen die Taxiverbände Sturm. Das zwar vor allem aus eigenen Interessen, aber das Modell von Uber hat wirklich ein gesetzliches Problem:
§1 des PbefG definiert den Personenbeförderungsgesetz-Geltungsbereich für Fahrten wie folgt:
„Den Vorschriften dieses Gesetzes unterliegt die entgeltliche oder geschäftsmäßige Beförderung von Personen mit Straßenbahnen, mit Oberleitungsomnibussen (Obussen) und mit Kraftfahrzeugen. Als Entgelt sind auch wirtschaftliche Vorteile anzusehen, die mittelbar für die Wirtschaftlichkeit einer auf diese Weise geförderten Erwerbstätigkeit erstrebt werden.“
Und wer Zweifel hat, darf in §46 über Formen des Gelegenheitsverkehrs lesen:
„Als Formen des Gelegenheitsverkehrs sind nur zulässig
1. Verkehr mit Taxen (§ 47)
2. Ausfugsfahrten und Fernziel-Reisen (§ 48)
3. Verkehr mit Mietomnibussen und Mietwagen (§ 49)“
Alles andere erlaubte ist Linienverkehr und damit definitiv nicht das, was Uber macht. Und das Gesetz stellt Ansprüche an Taxen und Mietwagen, sowie deren Fahrer. Die von mir gerne erwähnten zwei Türen auf der rechten Seite mögen die meisten Autos vielleicht noch erfüllen, aber die von der BOKraft verlangte Alarmanlage wird sich wohl keiner der neuen Chauffeure einbauen lassen, wenn sie nicht einmal eine Konzession beantragen. Außerdem müssen Fahrer von Taxen und Mietwagen selbstverständlich einen P-Schein machen. Und wer eine Konzession hat und/oder einen P-Schein, der kann auch gleich regulär Taxi oder Mietwagen fahren.
Versteht mich nicht falsch: Mir liegt nichts an einer rein ehrenhalber vorgenommenen Verteidigung des Taxigewerbes. Ich mag das Gewerbe als beteiligter Arbeitnehmer natürlich, aber Kundenfreundlichkeit ist mir mindestens genauso wichtig. Uber macht das schon clever und setzt noch stärker wie z.B. MyTaxi auf Bewertungen von Kunden und Fahrern. Allerdings frage ich mich:
Wenn es im Taxigewerbe trotz Regulierungen und Beschränkungen angeblich nicht so super läuft: Wie wahrscheinlich ist es wohl, dass das mit wesentlich weniger Einschränkungen für noch weniger Geld funktioniert? Und auf wessen Kosten? Ich hab’s schon oft geschrieben: Taxifahren ist nicht so lukrativ, wie viele sich das vorstellen. Wenn das nicht schnell gerichtlich gekippt wird, werden sich einige mit der Uber-App auf die Straße schmeißen, vermeintlich lukrativ schwarz „dick“ Kohle machen und spätestens wenn das Auto hinüber ist merken, dass sie sich irgendwie verrechnet haben. Uber nimmt wohl 20% Vermittlungsgebühr und die Preise sollen trotzdem 20% unter denen von Taxen liegen. Das ist auf Dauer für niemanden rentabel, außer für Uber.
Ich finde die Vorstellung ja noch nett, dass sich jemand im Ruhestand durch 2 Fahrten täglich ein bisschen Kohle dazu verdient. Aber um erfolgreich zu sein, bräuchte die App viele Fahrer, die das regelmäßig machen. Und da finde ich es keine sehr erbauliche Vorstellung, dass das alles Leute ohne nachgewiesene Ortskunde, ohne nachgewiesene gesundheitliche Eignung, ohne geklärte gesetzliche Rahmenbedingungen zu einem Hungerlohn sein werden.
Uber stellt das Ganze zwar mehr oder weniger wie die knuffige Form einer Mitfahrzentrale dar, aber im Gegensatz zu den Fahrten bei einer solchen (Ich weiß, auch da gibt es dunkelgraue Bereiche) zielt der US-Anbieter nicht darauf ab, überschüssigen Platz unter Freunden oder Bedürftigen zu teilen, sondern professionelle Personenbeförderung anzubieten. Nur versuchen sie dabei, auf professionelle Kräfte zu verzichten. Und das meine ich nicht der Ausbildung wegen. Uber stellt die Fahrer nicht an, ein Gewerbe müssen sie aber auch nicht anmelden. So schön das Angebot für Kunden klingen mag: Das ist nichts weiter als organisierte Schwarzarbeit.
Neue Ideen im Beförderungsgewerbe sehe ich mir immer gerne an. Selbst wenn es uns Taxifahrern Kunden abwirbt. Denn dann hat das Angebot offenbar seine Qualitäten. Das kann ich bei Uber nicht erkennen. Sie mögen bessere Preise als Taxen anbieten, ok. Legal kriegen sie das offenbar nicht hin (Ihr Limousinendienst in Berlin ist wohl eher mäßig erfolgreich), also drücken sie sich jetzt ohne Rücksicht auf Verluste in den Markt. Für sie ist das leicht verdientes Geld, sie tragen dabei kaum ein Risiko. Sie stellen keine Leute ein, kaufen keine Autos. Sie müssen die App am Laufen halten, das ist aber auch schon alles. Am Ende wird das auf dem Rücken der Fahrer ausgetragen. Die haben meiner Ansicht nach ebenso wie die Kunden keinerlei Rechtssicherheit bei der Abwicklung ihres Geschäftes. Nebenbei wird der Staat um Steuereinnahmen gebracht und die Taxifahrer um Aufträge.
So einen dreisten Scheiß hab ich schon lange nicht mehr erlebt. Ich hoffe, die deutschen Richter folgen ihren belgischen Kollegen. Da stimme ich ausnahmsweise mal zu 100% mit unseren Gewerbevertretungen überein: Das geht überhaupt nicht, was Uber da abzieht!
