„Gegen die Vorschrift“

Manche Piepmätze des Nachtlebens tauchen ja auch immer im richtigen Moment auf. Ich hatte um 1:20 Uhr beschlossen, mich nicht ans Berghain zu stellen. Sicher, da kommt man weg. Aber um die Uhrzeit fast nur mit kurzen Touren zu den umliegenden Clubs. Die Leute, die nicht reingelassen wurden eben. Also bin ich zum Ostbahnhof, wo reger Publikumsverkehr war und 6 Autos vor mir. Dauert vielleicht etwas länger als die halbe Stunde am Berghain, aber dafür hatte ich wenigstens eine reelle Chance, mit einer längeren Fahrt wegzukommen. Nun ja.

Die Zeit verging und es sind tatsächlich einige Kollegen weggekommen. Sogar deutlich mehr als sechs, ein guter Teil aber eben hinter mir. Und nun stand ich schon eine geschlagene Stunde dort. Es war nasskalt, alles irgendwie bäh. Aber um eine zu rauchen, bin ich dann doch kurz ausgestiegen. Den Motor hab ich in diesem Moment laufen lassen. Die Kiste war langsam ausgekühlt, ein wenig Nachheizen konnte nicht schaden. Und im Gegensatz zur E-Klasse hat mein Auto keine Restwärmeschaltung. Mal davon abgesehen, dass selbst die Kollegen um mich rum ihre Kisten haben vor sich hintuckern lassen.

Kaum dass ich den ersten Zug meiner Zigarette nahm, steuerte ein einsamer Polizist auf mich zu. Er tat sich zunächst etwas schwer, fuhr mich dann aber barsch von der Seite an:

„Das ist im Übrigen gegen die Vorschrift, den Motor im Stand laufen zu lassen!“

Während ich ihn sicher nicht sehr begeistert angesehen hab, hab ich fieberhaft überlegt, welche Vorschrift er genau meint. Sicher, irgendwas gab’s da bestimmt, aber meine Fresse: Hier kotzten die Leute auf die Straße, pöbelten und randalierten und der muss mich blöd anlabern, weil ich als einziger in seiner Reichweite stehe und er zufällig bei meinem Auto die Abgase sehen kann, weil sie auf seiner Seite unter dem Auto rauskommen …

Und er wollte es scheinbar wirklich wissen:

„Ich meine, echt jetzt! Warum muss denn bitte Ihr Motor laufen, wenn Sie draußen stehen und eine rauchen!?“

Ich kenne das leider. Der wollte sich jetzt unbedingt aufspielen. Die Frage hätte man auch einfach freundlich stellen können, aber nein. Schlechten Tag gehabt, Mami hat wieder Leberwurst auf die Stulle geschmiert und da steht so’n Taxifahrer, der sicher vor Uniformen kuscht.

Ich hab mich ganz lässig und gelangweilt aufs Autodach gelehnt, mit einer hochgezogenen Augenbraue zu ihm runtergesehen und gefragt:

„Zum Heizen? Wird auf Dauer leider etwas kalt.“

Und dann ist Papa Schlumpf mit hochgezogener Nase, aber sichtbar verunsichert, weil ihm nix mehr eingefallen ist, davonmarschiert. Ich war in der Versuchung, ihn nochmal nach den Vorschriften zu fragen, aber ich konnte mich beherrschen.

Hey, seine Frage war ok. Es ist ja auch Blödsinn, Sprit für nix und wieder nix rauszuballern, da kann man sich gerne drüber unterhalten. Aber kein besoffener Jugendlicher ist mir in den letzten zwei Monaten so verächtlich und nervig dahergekommen wie diese Flitzpiepe, das muss dann ja wohl auch nicht sein!

Und ICH mach mir Sorgen, dass ich anderen mal auf die Nerven gehe, wenn ich frustriert bin …

Hotels werden überbewertet.

„Would you bring us to our hotel?“

„Of course. That’s what we are here for.“

„Ok, so … it is the …“

Weiter kam er nicht. Denn da fiel uns sein Kumpel ins Wort:

„Hotel, hotel, hotel! What about a good pub we can sit in and drink beer?“

Das Ganze ging immerhin soweit ins Detail, dass ich ohne weitere Probleme das Franken empfehlen konnte, mein Endziel bei bisher jedem ernsthaften Absturz in Berlin. Selbst das „Taxiblogger-Gipfeltreffen“ 2010 mit Torsten fand damals dort sein Ende, ich mag den Laden einfach.

Also landeten meine Fahrgäste dann im Franken anstatt im Hotel. Das hat zwar sicher kein gutes Ende genommen, aber ich bin ja schließlich nur Taxifahrer und kein Lebensberater. 😀

Schnell-Reparaturen

*Klack. Klack. Klackklackklack!*

„Oh, haben Sie das richtige? Viele nehmen das falsche, das passt nicht.“

Die Gurtschlösser! In vielen Punkten mag ich mein Auto wirklich sehr und ich verteidige es hier und da gerne mal gegen allzu fiese Angriffe. Aber bei den Gurtschlössern hat Opel Scheiße ohnegleichen gebaut. Das heißt: Die Schlösser selbst mögen an und für sich ganz gut sein und sie entsprechen bestimmt allen Sicherheitsanforderungen. Aber die Plastikummantelung der Teile ist derart billig, dass sie mit einer Wahrscheinlichkeit von 100% irgendwann bricht. 100%.

Das zumindest sagen die anekdotischen Daten. Inzwischen umwickelt unser Firmenschrauber die Teile nämlich gleich nach dem Kauf des Autos mit reißfester Folie. Das sieht sogar viel professioneller aus als es sich anhört und es ist bitter notwendig, denn bisher haben die Teile noch in jedem Zafira klein bei gegeben.

Das Problem dabei ist, dass sobald sich die Ummantelung leicht lockert, das Schloss selbst tiefer hinein rutscht und nicht mehr benutzt werden kann. Obwohl es für sich gesehen intakt ist und die Sicherheit keineswegs gefährdet ist. Aber man kommt schlicht nicht mehr ran und kann da auch mal eben so nicht viel ändern. Und mein erster Fahrgast gestern Abend stellt mal eben fest, dass gleich zwei der Gurtschlösser dementsprechend lädiert waren. 🙁

Nun kann man natürlich theoretisch durch Sitzplatztetris die Fahrgäste ggf. anders im Auto verteilen, aber lustig fand ich die Idee nicht. In der Firma war ausnahmsweise mal niemand zu erreichen und ich hatte nun den Salat. Zu Hause hab ich zuerst mit einem Schraubenzieher rumhantiert; am Ende hat Ozie, mit Gaffa-Tape und Cutter bewaffnet, fast im Alleingang kurz mal für eine fast perfekte Wiedereinsetzung in den vorherigen Stand* gesorgt. Die Order, dass das heute auch nochmal richtig gemacht werden soll, ist schon raus. Und ich konnte wenigstens noch ein paar (leider viel zu wenige) Kunden einsammeln gestern.

Manchmal braucht’s dann eben doch ein wenig Fingerspitzengefühl als Taxifahrer. Und Gaffa-Tape sowieso, das ist ja klar.

*es war ein kleiner Traum von mir, die Formulierung mal jenseits von juristischen Texten zu verwenden. 😉

Jetzt neu: Sash mit … äh, im Stern!

Moin, liebe Leser!

Inzwischen ist es sicher etwas in Vergessenheit geraten bei Euch, aber ich hatte letztes Jahr (als noch T-Shirt-Wetter war) ein Interview mit zwei sehr netten Journalisten des Sterns. Und seit heute steht nun nach langer Verzögerung die Ausgabe im Regal, in der das Interview abgedruckt ist. Das ist keine Aufforderung, die Zeitschrift zu kaufen. Für Euch, die Ihr hier schon (teilweise ewig) lest, steht nix groß neues drin. Aber in Anbetracht dessen, dass sicher ein paar neue Besucher bei GNIT vorbeischneien, gibt es heute keine Geschichte, sondern ein paar Links zu alten Texten.

Außerdem ist das ein guter Anlass, mal wieder Werbung für mein eBook zu machen, das auf angeblich recht unterhaltsame Weise erzählt, wie ich eigentlich zum Taxifahren gekommen bin. Hier kann man es bei Amazon kaufen. (Presse- und Rezensionsexemplare gibt es auf Anfrage via Mail wie bislang auch kostenlos)

Kommen wir nun zu den Links. Was Neulinge über mich oder das Taxifahren wissen wollen, erfahren sie natürlich aus dem Text über mich und den FAQ. Einen schönen Übersichtstext zu besonders lesenswerten Texten hab ich schon mal geschrieben, aber ich möchte die ein oder andere Perle hier doch noch einmal händisch einfügen. Schließlich sind es ja doch einige interessante Texte geworden mit der Zeit. Warum das an Silvester mit den Taxen schwierig ist, hab ich geschrieben, aber auch, dass wir Taxifahrer immer noch wenig verdienen und den Mindestlohn ziemlich herbeisehnen. Und die Fahrgäste erst! Betrunkene Frauen, die mit Bonbons zahlen wollen; Kinder, die im Urlaub Haie treffen werden und Jugendliche, die ihre Geschlechtsorgane für mutierte Monster halten. Prostituierte, die in Naturalien zahlen wollen; vergiftete Rentner und verwirrte Obdachlose (Text in mehreren Teilen). Darüber hinaus hatte ich den Nahostkonflikt live im Auto und einen Artikel darüber geschrieben, wie man sich ein Taxi heranwinkt. Letzterer ist so ironisch, dass er schon von Journalisten missverstanden wurde. Wie man sieht: es gibt einiges zu lesen hier. Und Ihr ganz unerschrockenen Leser habt seit jeher das Feld von hinten aufgerollt und seid mit dem eigentlich nicht wirklich guten ersten Artikel gestartet. Aber vorsicht: Ab da sind es weit über 2.000 Texte!

Ich freue mir heute einfach mal ’nen Keks in Anbetracht der hoffentlich zahlreichen neuen Leser und verbleibe mit dem Hinweis, dass es morgen ganz normal weiter geht. Ein bisschen Ausnahmezustand heute ist hoffentlich ok. 🙂

Liebe Grüße an alle alten und natürlich auch an alle neuen Leser!

Sash

Gut abgesprochen …

Manchmal ist es komisch, an was die Leute so denken oder nicht. Ich bin ja beispielsweise selbst kein Vorzeigebeispiel für durchdachte Lebensplanung, aber als ich mit meinem Kunden vor dem Haus in der Weserstraße stand, wunderte ich mich doch. Bis hier hin war alles prima gelaufen und das war für die Umstände bereits super.

Mein Fahrgast war ein junger Kerl, kaum über 20 Jahre alt und Student aus Frankreich. Das freilich war nichts besonderes, aber ich nahm es schon einmal positiv auf, dass er zielsicher zu sagen wusste, er müsse in die Weserstraße in Neukölln. Doppelte Straßennamen sind hier ja immer wieder ein Problem, insofern war anzunehmen, dass er – das erste Mal in seinem Leben in Berlin – gut gebrieft wurde, bevor er hier aufschlug.

Und nun standen wir in der Weserstraße vor Nummer neununddrölfzig und mein Fahrgast fand auf dem Klingelschild den passenden Namen nicht. Sicher keine epochale Verfehlung, aber es war inzwischen 23.30 Uhr durch und das ist selbst in Berlin-Neukölln nicht unbedingt die Uhrzeit, in der man gerne mal bei den Nachbarn klingelt und munter drauflosfragt, wo denn Herr oder Frau XY wohnen.

„Könnte ich vielleicht … haben Sie ein Handy?“

wurde ich gefragt. Hmpf. Natürlich. Aber mein Handy bedeutet auch meine privaten Daten, mein Geld beim Telefonieren, meine Sorge, dass der Fahrgast damit abhaut. Was in Anbetracht seines etwa zwei Zentner schweren Koffers vielleicht ein wenig übertriebene Angst war. Aber wer gibt schon gerne sein Handy an Wildfremde weiter?

Naja, gutmütig wie ich bin, hab ich’s dann trotzdem getan. Und es war natürlich kein Problem. Der Fahrgast rannte damit nicht weg, das Gespräch dauerte keine halbe Minute und es ist ja auch nicht seine Schuld, dass Mobilfunkkonzerne es einem immer noch so schwer machen, ein Handy im Ausland halbwegs sinnvoll nutzen zu können. Da war ich als Taxifahrer es halt mal wieder, der ein paar Cent investiert hat, um einen gastfreundlichen Eindruck zu erwecken.

Und wenn man es so betrachtet, dann war es – Verplanung des Fahrgastes hin oder her – eigentlich auch in Ordnung so. 🙂

PS: Bitte bitte, erwartet das nicht von uns Taxifahrern! Ich hab Verständnis für jeden Kollegen, der das nicht macht und ich hab es auch schon hier und da abgelehnt. Wir sind als Taxifahrer geschäftlich unterwegs und haben wie alle anderen auch unsere Sorgen, wenn die Arbeit plötzlich ins Private geht. Und heilige Scheiße, was ist mein Handy privat! Würdet Ihr den Supermarktkassierer nach seinem Handy fragen oder euren Rechtsanwalt? Dachte ich mir.

Gegen die MyTaxi-„Fairmittlungsgebühr“?

Es raschelt mal wieder laut im Blätterwald des Taxigewerbes. Der Grund ist recht einfach: Die Anbieter der App MyTaxi ändern ihr Preismodell. Bislang verlangten sie eine Pauschale von 79 Cent pro vermittelter Tour, zukünftig sollen die Fahrer selbst einen Prozentsatz angeben können. Ursprünglich 3 bis 30%, inzwischen scheint MyTaxi auf 3 bis 15% zurückgerudert zu sein. Wie viel ein Fahrer abzugeben bereit ist, soll Einfluss auf die Vergabe von Fahrten haben.

So weit, so ui. Der Aufschrei der Branche ist groß. „Abzocke!“ wird gerufen, die „Geldgeilheit“ des Unternehmens wird kritisiert und es wird vorausgesagt, dass das letztlich in einem Preiskampf der Taxifahrer enden wird und die Kunden benachteiligt werden, weil sie nicht mehr das nächste Taxi bekommen, sondern den Fahrer, der am meisten zahlt. Selbst eine Petition wurde gestartet, um MyTaxi zum Einlenken zu bewegen, sprich: es so zu lassen wie bisher.

Klingt soweit ganz logisch, oder?

Um ehrlich zu sein: Finde ich nicht.

Sicher, es ist eine große Änderung, die MyTaxi da plant – und außerdem glaube ich, dass sie das nicht sonderlich clever angegangen haben. Diese Panikwelle und dieser Aktionismus, der jetzt durch die Branche geht und den man bei anderen wichtigen Themen vermisst, ist aus meiner Sicht aber auch ziemlich bekloppt.

Fangen wir mit dem Offensichtlichen an: Ja, MyTaxi will Geld verdienen. Ich bin selbst ein großer Freund von sozialem Engagement, aber MyTaxi war auch als es zur Einführung von all jenen gelobt wurde, die es jetzt kritisieren, kommerziell ausgerichtet. Sie verdienen ihr Geld, indem sie Taxifahrten vermitteln, ebenso wie das andere auch tun. Im Übrigen auch unsere Funkzentralen. Natürlich ist das kapitalistisch. Wie unser Verhalten und das unserer Chefs auch. Also ich fahre auch Taxi, um Geld zu verdienen. Ihr nicht?

Zockt MyTaxi uns ab? Ich würde sagen: Nein. Es ist ein neuer Anbieter von Vermittlungen, der jetzt seine Preise ändert. Abgesehen davon, dass diese neuen Preise hier und da gar nicht höher sein werden, kann man als Fahrer heute wie morgen entscheiden, ob einem dieser Dienst das wert ist. Und, mit Verlaub: Wer jetzt rumflennt, weil sie ja so eine große Marktmacht haben, der soll sich mal an die Zeit vor 3 Jahren erinnern. Da hatten die Funkzentralen viel mehr Marktmacht, nämlich quasi ein Monopol (in manchen Städten nicht nur quasi). Und bei denen war die Entscheidung, sie zu nutzen oder nicht viel komplizierter. Inklusive teurer Geräteeinbauten und all dem Schmu, der klaglos hingenommen wurde.

Zu guter Letzt aber der wirklich fast schon lustige Punkt: Das „Gegeneinander ausspielen“ der Taxifahrer, das bislang quasi das Hauptargument ist: „Wenn man nur so Aufträge bekommt, müssen ja alle auf 15% stellen!“ und noch besser: „Das ist ja ein Nachteil für den Kunden, wenn er nicht das nächste Taxi kriegt!“

Mal ganz ehrlich, liebe geschätzte Kollegenschaft: Auf welchem Planeten seid Ihr bisher Taxi gefahren?

Daran, dass wir uns selbst ausbeuten, ist jetzt MyTaxi schuld? Das ist interessant. Ein Euro mehr an eine Fahrtvermittlung ist jetzt ein riesiges Problem – aber an 10 Stunden Arbeitszeit nochmal zwei ranhängen, weil man den Umsatz noch braucht, den sonst der Kollege der nächsten Schicht gemacht hätte, ist normal? Ein teureres Auto kaufen, um mehr oder bessere Fahrten zu bekommen, ist normal – bei MyTaxi 2% mehr zu zahlen nicht? Sich bei der Funkzentrale anzumelden, die mehr Fahrten im eigenen Gebiet anbietet, ist normal – bei einer App mehr zu zahlen, um mehr Aufträge zu bekommen nicht?

Ich weiß nicht, wo Ihr diese Fairness und Gleichheit, die Euch MyTaxi jetzt angeblich nimmt, bislang hattet. Natürlich versuchen wir unsere Konkurrenz zueinander in zivile Bahnen zu lenken, aber wir fechten diesen Kampf seit Jahr und Tag mit Geld aus. Oft verdeckt in Form von Arbeitszeit und Funk- oder Unternehmenszugehörigkeit, dennoch läuft es darauf hinaus.

Und die Kunden, die „jetzt nicht mehr das nächste Taxi kriegen“?

Das ist genau der selbe Selbstbetrug! Rufe ich mir nachts beim Innungsfunk ein Taxi, kommt wahrscheinlich ein Kollege aus, sagen wir mal Lichtenberg, hergefahren. Vom Bärchenfunk aber steht einer nur 300 Meter entfernt am Eastgate. Der wird ebenso total unfair übergangen, weil er bei der „falschen“ Zentrale ist. Und das passiert zigtausendfach täglich. Auch sprechen die Funkzentralen zuerst die Taxistände an, selbst wenn gerade drei freie Taxen vor meinem Haus hin- und herfahren. Beim Digitalfunk wiederum entscheidet die Anwesenheitszeit im Sektor und keineswegs die wirkliche Nähe zum Kunden über die Vermittlung einer Fahrt. Außerhalb Berlins ist das noch viel auffälliger: Vielerorts vermitteln die Unternehmen jeweils ihre eigenen Taxen, da interessiert es kein Schwein, dass die Konkurrenz direkt ums Eck steht und der eigene Fahrer noch eine halbe Stunde braucht, weil er derzeit noch eine andere Tour fährt. Das ist nicht immer schön, aber sicher nicht der Untergang des Abendlandes, wenn es seit 50 Jahren funktioniert.

Ich will damit nicht sagen, dass ich es schön fände, wenn aus all dem eine Preiserhöhung bei MyTaxi resultieren sollte. Und da kann man meinetwegen dagegen sein, wir brauchen schließlich alle unsere Kohle. Aber dann doch mit stichhaltigen Argumenten.

Überhaupt: Preiserhöhung! Habt Ihr mal ausgerechnet, was das neue Modell für die unliebsamen 5€-Touren bedeutet? Stimmt, die sind automatisch immer billiger als bislang. Und wo bitte ist es unfair, dass z.B. ein Fahrer, der auf eine Anbindung an eine Funkzentrale verzichtet und (finanziell gesehen) enger mit MyTaxi kooperiert, mehr abgibt als ein Fahrer, der mit Doppelfunk im Auto für ein zwei zusätzliche Fahrten im Monat nur noch 3% entbehren will? Und entspricht es nicht tatsächlich viel mehr der Lebensrealität von uns Taxifahrern, dass uns eine Fahrt Montag nachts in Hellersdorf viel mehr wert ist als eine an Silvester um 2 Uhr in Mitte?
In Gegenden, in denen das Taxigewerbe noch nicht so komplett an die Wand gefahren ist wie in Berlin, ist es zudem sehr wahrscheinlich, dass sich die Prozente, die für MyTaxi gezahlt werden, je nach Auftragslage einpendeln werden und damit tatsächlich fairer werden als pauschale 79 Cent.

Gegenargumente gegen oben gesagtes vermisse ich bei all den Boykottaufrufen und Heulereien gerade.

Disclaimer: Gelegentlich nutze ich MyTaxi auch und Google blendet manchmal zufällig MyTaxi-Werbung oben in der Seitenleiste ein. Mehr hab ich mit dem Unternehmen nicht am Hut.

Kauft das Buch!

Wie kam Sash eigentlich zum Taxifahren? Das beschreibt er in seinem ersten eBook "Papa, ich geh zum Zirkus!".

Immer dranbleiben!

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Noch ein Blog?

Kleiner Tipp: Sash hat noch einen zweiten Blog, auf dem es auch gelegentlich was zu lesen gibt.

Wie man ein wenig verpeilt zu Taxifahrers Glücksfall wird

Das ist gar nicht schwer:

  1. Man reise aus der fernsten Gegend (in dem Fall den USA) an und buche eine Unterkunft in einem Hotel am Arsch der Welt (in dem Fall Karlshorst).
  2. Man verplane seine Reise durch die Stadt aufgrund mangelnder Sprachkenntnisse etwas und verspäte sich.
  3. Man komme wirklich erst am Hotel an, wenn die Rezeption endgültig geschlossen hat.
  4. Man rufe am anderen Ende der Welt seine Eltern an und lasse sich übergangsweise ein anderes Hotel online buchen.
  5. Man winke sich einen Taxifahrer heran, der – eigentlich zu Recht – niemals auf die Idee gekommen wäre, in so einer gottverlassenen Ecke zu dieser späten Stunde noch Kundschaft zu finden.

Zugunsten des eigenen Geldbeutels und der eigenen Gemütsruhe kann man sich das aber auch ersparen, ganz ehrlich. 🙂