Größer und böser

Das Internet hatte vergangene Nacht Ausgang, und so kam es, dass sich eine lustige Vierertruppe etwas später als geplant und genauso verplant wie geplant durch die Berliner Nacht bewegt hat. Nach einer wohl nicht ganz unproblematischen Anreise über 7 (!) Stunden schlug Torsten vom Taxi-Blog in der Hauptstadt auf.

Als Taxifahrer für die Taxifahrer hielt Jo von randomjo.net sich inklusive Begleitung bereit. Als ich den Anruf bekam, ich möge Regenschutz einplanen, stand ich in kurzen Hosen erwartungsfreudig kurz vor dem Gehen in meinem Zimmer und beschloss, meinen angewandten Optimismus beizubehalten.

Der dunkle Citroen lud mich vor der Haustüre ein, und so kam es, dass die beiden Taxiblogger Sash und Torsten sich standesgemäß im Fond eines Wagens mit eigens engagiertem Fahrer kennenlernten.

„Größer und böser“ hätte er sich mich vorgestellt, gestand Torsten mir, der Verlauf des Abends ließ allerdings kein größeres Verlangen nach Boshaftigkeit von seiner Seite aus erkennen.

Für großes Sightseeing hatten wir keine Zeit, galt es doch, die Nacht zu nutzen, um sich bei gemeinsamer Pegelerhöhung ein bisschen kennenzulernen und Spaß zu haben. Zunächst wollte Torsten als treuer Blogleser den Ostbahnhof sehen, was der Rest der Mannschaft gleich zu Tabakkäufen nutzte. Drogenmäßig völlig unvorbildlich bestand die Runde ausschließlich aus Rauchern und Trinkern.

Insbesondere beim ersten Zwischenstopp im Billard-House war das von Vorteil, da die Luft im Raucherbereich definitiv keine Möglichkeit bot, Nicht-Tabakabhängigen irgendwie lebenswichtige Elemente zukommen zu lassen. Möglicherweise hätte ich vor dem Einatmen auch kauen müssen – der nächste Versuch wird es irgendwann mal zeigen.

Die Teamverteilung fürs Billard war einfach: Taxifahrer gegen den Rest.

Trotz anfänglicher Euphorie ist es bis zum Ende zwar nicht wirklich zu dem gekommen, was gemeinhin Billard genannt wird, aber nachdem wir die tatsächlich erreichte Anzahl von 1,6 zu 1,9 gewonnenen Spiele auf 2 zu 2 aufgerundet haben, haben wir beschlossen, das Experiment zu beenden, weil wir uns nicht schon so früh am Abend um den Sieg kloppen wollten.

Im strömenden Regen unter einen kleinen Schirm gequetscht (jaja, bisweilen gab es auch unter dem Schirm Regen) vernichteten wir die restlichen Biere und sind irgendwie auf die Idee gekommen, uns ein paar Witze zu erzählen. Klingt komisch, ist aber so.

Das nächste Ziel war das „Point of no Return“, nicht ohne Torsten noch zu zeigen, dass es in Berlin allerlei kuriose Geschäftsideen gibt. Genauer genommen die „Fahrschule und Weinhandlung“.

Die anschließende Entdeckung, dass es „Long Island Iced Tea“ auch in Kübeln zu erwerben gibt, hat den weiteren Abendverlauf spürbar beeinflusst. Nach kurzer Zeit am Tresen okkupierten wir eine eigentlich besetzte Sitzecke, was immerhin im Laufe des Abends Grund genug bot, sich auch mit Außenstehenden zu unterhalten. Nicht, dass ich noch etwas über den Inhalt berichten könnte, aber nett ist es ja trotzdem. Das Fehlen von Hämatomen kann indirekt auch als Bestätigung angesehen werden, dass wir weder jemanden verärgert, noch den Laden auf unübliche Weise verlassen haben.

Ich musste Torsten leider bestätigen, dass der Taxischein in Berlin nicht mal einfach so schnell zu machen ist. Zumal sich solch eine Entscheidung wahrscheinlich besser nicht aufgrund der Preise für Long Island Iced Tea treffen lässt 😉

Der Spruch des Abends geht (trotz Unwissen über alle Sprüche) an Torsten, der nach einer Viertelstunde vom Klo kam mit dem legendären Satz:

„Da war es so dunkel, ich musste mein iPhone als Lampe verwenden. Da hab ich gleich mal gebloggt.“

Nachdem unser Fahrer uns letztlich doch verlassen hat, die schläfrige Begleitung anbei, sind wir aus bisher völlig ungeklärten Gründen nach Erreichen des Spitzenpegels kurz ins „Franken“ gewechselt, wo wir noch ein (oder zwei?) Bier zum Abschluss getrunken haben.

Die anschließende Heimfahrt mit dem Taxi fiel dann unter die Rubrik Geldverschwendung. Warum auch immer ich Torsten noch bis zum Hotel begleitet habe, weiss ich nicht. Gefunden hätte der Fahrer es. Dass er uns nicht unbedingt glauben wollte, dass wir auch Taxi fahren, kann ich im Nachhinein besser verstehen als gestern Abend noch. Ob es jetzt angemessen war, mit unserer Prominenz zu prahlen, muss wohl jeder für sich entscheiden. Tatsache war, dass mir der Fahrer zuletzt etwas seltsam vorkam (obwohl er immerhin gesprächig war und abgesehen von einer etwas herausgezögerten Wende am Ende auch ordentlich gefahren ist). Es mag unfair gewesen sein, aber dass er sich am Ende beschwert hat, dass ich nicht doch wie angekündigt noch nach Marzahn fahre, bestätigt mich. Zwar wären das nochmal rund 20 € gewesen, aber immerhin hatten wir auch bisher schon über 20 zusammen. Von kurzer Tour kann also keine Rede sein.

Mein Heimweg fiel dann unspektakulär aus, ich hatte einen sehr sehr netten Kollegen, der sich sichtlich gefreut hat über die lange Tour zum Schichtbeginn.

Wie ich nun morgens noch an die Ravioli gelangt bin, die ich dann gegessen habe, entzieht sich meiner Kenntnis, aber im Grunde lief alles gut.

Und was ich in einer ganzen Nacht voller gefährlicher Bewegungen in bedenklichem Zustand nicht geschafft habe, das ist mir dann vorhin gelungen: Ich hab meine Kamera trotz wiedererlangtem Vollbesitz meiner Kräfte auf den Boden geworfen und nun ist sie kaputt. Schön, dass das nicht als Fazit des sehr netten Abends herhalten muss.

Die Artikel zum Abend:

Die Zusammenfassung von Jo

Die kurzen Unterwegsmeldungen von Torsten:

Berlin

Berühmte Stätten

Team Taxi

Äh…

Frühstück?

Auf weitere Lebenszeichen von ihm warte ich noch 😉

22 Kommentare bis “Größer und böser”

  1. Nick sagt:

    Da steht bestimmt morgen was drüber in der BZ.
    Oder den Polizeipressemeldungen…

    😉

  2. Der Maskierte sagt:

    Hoffentlich kommt Torsten wieder heil zurück. Der veräppelt mich zwar immer, wenn ich das Vergnügen mit ihm habe, aber auch nur, weil ich dann selten nüchtern bin. Okay. Nie. 😉

  3. chrispop sagt:

    nee, was schön. meine beiden lieblingsblogschreiber betrinken sich und haben spass:) klingt nach nem gelungenen abend! beim gegenbesuch in partyborn schaut ihr aber auch im cube vorbei, gell? ist ja direkt um die ecke von torstens domizil…

  4. Marius sagt:

    Thema Presse…

    „Bekannter Paderborner Taxifahrer in Unfall verwickelt“ – kollektives Koppschütteln der Paderborner nach Lesen der Überschrift mit dem Satz „typisch, unsere Taxifahrer mal wieder!“ 😀

  5. Sash sagt:

    @Nick:
    Bisher nicht…

    @Der Maskierte:
    Ach, wird er schon!

    @chrispop:
    Wenn ich mal nach Paderborn kommen sollte, dann lässt sich das vielleicht einrichten. Ich möchte aber erstmal nichts versprechen. Vor allem nicht, dass ich demnächst nach Paderborn komme 😉

    @Marius:
    Versteh den Witz nicht 🙁

  6. Fahrertuer sagt:

    Warst wohl doch groß und böse genug, der hat sich janoch immer nicht getraut, ein Lebenszweichen von sich zu geben 😉

  7. LEBENSZEICHEN!

    Trotz rund 14 Stunden Schlaf nach mitternächtlicher Ankunft in PB bin ich immer noch wie gerädert. Was für ein geniales Partywochenende!

    Danke an alle Beteiligten!

  8. Sash sagt:

    @Torsten:
    Schön, dass du noch unter den Lebenden weilst! Das war nicht das letzte Mal. Können das nächste Mal ja nach mehr Schlaf für dich Ausschau halten 😉

  9. Oh ja! Die Schlaflosigkeit fing ja schon zuhause an, unnützerweise, und hat sich dann hochgeschaukelt. Von daher bin ich schon ein wenig stolz, daß ich erst Sonntag auf dem Nachhauseweg gelegentlich eingenickt bin. Wäre ja peinlich gewesen, wenn ich im „Point“ schon auf dem Sofa eingeschlafen wäre… Hihi.

    Blöd war nur das ganze Wochenende über dieses leicht schlappe Gefühl, daß dann aber jeweils bei Beginn der „Action“ schnell übertüncht wurde.

  10. Sash sagt:

    @Torsten:
    Ich hab heute Nacht das erste Mal wieder gearbeitet…
    Das war zwar nicht nur dem Freitagabend geschuldet, aber wenigstens die Samstagsschicht fiel dem zum Opfer.
    Zur Eingrenzung des finanziellen Schadens planen wir nächstes Mal besser von Montag bis Mittwoch oder so 😉

  11. Jo sagt:

    @Torsten auf dem Sofa wäre echt peinlich gewesen. Wo da so ein tolles Bett steht…

  12. Sash sagt:

    @Jo:
    Ich dachte, da legt man sich nur hin, um Paarungswilligkeit zu zeigen…

  13. Jo sagt:

    Nicht unbedingt. Aber das Bett hat ne sehr interessante Story. Es steht jedenfalls nicht ohne Grund da… 😉

  14. Der Maskierte sagt:

    @Jo

    Klär uns auf. Die Ankündigung klingt vielversprechend.

  15. Jo sagt:

    @Der Maskierte
    Sobald ich die Freigabe habe, erscheints im Blog, verlass dich drauf 😉

  16. Sash sagt:

    @Jo:
    „Nicht unbedingt“ reicht mir als Bestätigung 😀

  17. Die Story würde mich ja sehr interessieren. Aber beruhigend, daß es nicht zwingend auf „Paarungswilligkeit“ rausläuft. Am Samstag war da nämlich durchaus eine, ihr wisst schon, und da hätte ich mich jetzt vielleicht ein wenig ärgern können.

  18. Sash sagt:

    @Torsten:
    Mir fallen aber ein paar Gründe ein, nicht unbedingt auf dieses Bett zurückzugreifen…

  19. Als „Verrichtungsstätte“? Ähm, ja, mir auch. Sonst kommen noch Fotos auf Facebook… Aber dafür kann man ja die Lokalität wechseln!

  20. Sash sagt:

    @Torsten:
    Verrichtungsstätte? Wow! Das muss man in Kreuzworträtseln unter „Stimmungskiller mit 5 Silben“ also eintragen 😀

  21. […] uns nur selten, aber wenn er nicht gerade mit mir und Torsten vom Taxi-Blog durch die Stadt zieht und uns beim Saufen beobachtet, dann bestehen unsere Treffen meist aus geschäftlichen Meetings. Zumindest nebenbei. Mit seiner […]

  22. […] empfehlen konnte, mein Endziel bei bisher jedem ernsthaften Absturz in Berlin. Selbst das “Taxiblogger-Gipfeltreffen” 2010 mit Torsten fand damals dort sein Ende, ich mag den Laden […]

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