Begleitung?

„Da hätten wir hier rechts gemusst.“

Verdammt! Ich war im Grunde noch am Überlegen, welche Straße das noch einmal genau war, die er da von mir in Kreuzberg haben wollte, bin aber – blöde Angewohnheit – einfach schon mal losgefahren. Ich sollte es ihm später (nachdem nach einer zusätzlichen Baustellenumfahrung langsam ein beachtlicher Umweg zusammengekommen war) auch sagen:

„Stimmt: Schlimm ist das nicht. Aber es ärgert einen, wenn man weiß, dass es eigentlich besser gegangen wäre!“

Ob er sich die Gedanken bei seinem Job auch macht, weiß ich nicht. Interessant war jedoch, wie wir auf das Thema gekommen sind:

„Und, machen Sie nur Taxi oder studieren Sie?“

„Nein, das nicht. Aber ähnlich klischeemäßig: Ich schreibe nebenher.“

Nach ein paar Worten über das, was ich schreibe, kam unerwartet:

„Super! Dann könnten Sie mich ja mal begleiten.“

„Wieso? Was machen Sie denn?“

„Kriegsfotografie.“

Uff. Ich muss an der Stelle ehrlich sein: Das hat mich ein bisschen aus der Bahn geworfen. Ich hatte schon eine Menge Leute mit sehr interessanten Jobs bei mir im Wagen, aber das ist definitiv was ganz eigenes gewesen. Wirklich was, von dem ich überhaupt keine Ahnung hab, das mir aber gleichermaßen eine Menge Respekt einflößt. Und mir hat sehr gefallen, wie er die Motivation hinter seiner Arbeit beschrieben hat: Dass es schade ist, wie die Kriegsgebiete dieser Welt hierzulande so nebensächlich erscheinen.

Und fürwahr: Fotos sind natürlich ein gutes Mittel, Menschen näher an das ranzubringen, was anderswo passiert.

„Thomas Rassloff, falls sie mal Bilder googeln wollen …“

ließ er beim Ausstieg fallen. Hab ich natürlich gemacht. Und möchte das nur zu gerne mit Euch teilen, schließlich hab ich ihn zusätzlich zu all dem auch noch als sehr netten Fahrgast in Erinnerung.

Thomas Rassloffs Seite

Seine Flickr-Alben

8 Kommentare bis “Begleitung?”

  1. Wahlberliner sagt:

    @Sash Die Idee mit dem Begleiten ist einerseits zwar nicht schlecht, wenn ich mir vorstelle, dass Du zu einem Kriegsgebiet, in das Du fährst, einen verdammt guten Bericht schreiben könntest, der die Menschen auch gehörig aufrüttelt, wie scheiße Krieg doch ist, aber andererseits wünsche ich Dir nicht, solche Bilder jemals in Natura sehen zu müssen….

  2. Taxi 123 sagt:

    Defintiv einer der guten Gründe für das Taxifahren – man lernt immer wieder interessante Menschen kennen.

  3. nickel sagt:

    Wow. Das ist sowas, was ich nie und nimmer könnte. Diese ganzen Schicksale, das Leid der Menschen, die nichts, aber auch gar nichts dafür können, in welche Lagen sie irgend welche Kriegstreiber stürzen. Das würde mich alles so fertig machen. Nach ner Woche könntest du mich erstmal einweisen.

  4. elder taxidriver sagt:

    Der Fotograf, den Sash gefahren hat hat auch noch viele andere Foto-Themen, außer Kriegsfotografie, wie man auf seiner Seite leicht sehen kann und das war es wohl , was er meinte mit dem Begleiten. Nach Aleppo wollte er Sash mit Sicherheit nicht mitnehmen, auch nicht nach Afghanistan.

  5. whiskey sagt:

    lol, karsten’s link stelle man sich mal mit mutti angie vor … ich würd glatt wieder aussteigen *g*

  6. Sash sagt:

    @all:
    Es kam wohl nicht sehr eindeutig rüber, dass das etwas ironisch war mit der Aussage … 🙂

    @Wahlberliner:
    Ich gebe auch zu, dass mein Interesse begrenzt ist.

    @Taxi 123:
    Absolut. Wenn das nicht DER Grund ist. Das Geld kann es ja nicht sein … 😉

    @nickel:
    Könnte ich auch nicht, ganz ehrlich.

    @elder taxidriver:
    Mag sein. Aber der Dialog war so mehr oder weniger real. Den Eindruck erwecken wollte er offenbar 😉

    @Karsten:
    Hab’s in den Social Networks schon geteilt. Danke für den Hinweis!

    @whiskey:
    Aber sofort …

  7. deroli sagt:

    …danke für den Link……..

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