Taktvolles Zurückschlagen

Das mit den Taxiüberfällen ist ein Ding. Immer noch. Ich erwähne  hier zwar nicht mehr jede Polizeimeldung (zumal die eh lückenhaft sind) und außerdem sind viele Überfälle heute im Vergleich zu den Jahrzehnten vor meinem Arbeitsantritt selten gewalttätig und damit für die Presse eher unspektakulär. Aber sie passieren halt. Und kein Taxifahrer weiß das nicht. Trotzdem probieren Kunden gerne mal, wie folgt uncool zu sein:

„Was würdst’n jetz‘ machen, wenn Ich dich ausrauben wollte?“

„Dich wie die anderen in den Wald fahren und dann wie üblich mein Messer benutzen.“

Furztrocken wie er, ohne eine Miene zu verziehen.

Ich bin da nicht wirklich dünnhäutig, ich kenne die Gefahren meines Jobs und ebenso die eher absurden Varianten meiner Kunden, mit ihrer eigenen Angst umzugehen. Mir war klar, dass dieser eine Knilch nur lustig sein wollte. Und dann plötzlich einen Kloß im Hals hatte. Ich hab seinen dummen Spruch nur dumm gekontert. Um ihm klarzumachen, wie unlustig das eigentlich ist. Und es hat gewirkt. Um ehrlich zu sein: Mehr als ich eigentlich erhofft hatte.

Hätte er sich nicht entschuldigt, hätte ich beim Ziehen meines Portemonnaies nochmal mit dem Zaunpfahl gewunken, aber das hat sich erübrigt. Schön, ganz ehrlich.

Und nun an alle: Mal abgesehen davon, dass wir Taxifahrer im Grunde wirklich fast bessere Möglichkeiten hätten, Kunden auszurauben als umgekehrt: Lasst diese Scheiß-Andeutungen, bitte! Obwohl uns klar ist, dass nur die Dümmsten der Dummen sowas ankündigen: Es ist halt auch nicht gerade die geistige Elite, die ausgerechnet bei uns große Gewinne erwartet …

PS: Und weil’s gerade auch Artikel des Tages ist: Hier etwas zum „räuberischen Angriff auf Kraftfahrer„.

13 Kommentare bis “Taktvolles Zurückschlagen”

  1. Jaja. Die dicken Gewinne werden selten bei denen vermutet, die sie haben. Und viel öfter bei denen, die sich nicht haben. Auch einige der „geistigen Eliten“ dieses Landes sind zu blöd zu erkennen, was da für Spiele gespielt werden. Oder spielen diese Spiele halt mit – man weiß es manchmal nicht so genau…

  2. Herr MiM sagt:

    Auf eine solche Idee, so etwas zu sagen, würde ich nicht mal kommen. Wie schräg ist das denn. Abgesehen davon, dass es nicht mal im Ansatz lustig ist.

  3. Ulf sagt:

    „… sind viele Überfälle … selten gewalttätig …“
    Häää ? Ick bin verwirrt, so vong deutsch her. Oder is dit schwäbisch ?

  4. Ana sagt:

    viele überfälle heute (im gegensatz zu früher) selten gewalttätig

  5. Sash sagt:

    @gedankenknick:
    Das ist ja Standard. Aber deswegen gibt’s zur Belustigung aller ja noch die Leute, die am wenigsten Ahnung haben und damit eine schnelle Lösung anbieten. 🙂

    @Herr MiM:
    Ach, das ist gar nicht so selten. Ich hatte es in den letzten Jahren schon öfter mal erwähnt. Und da ich dieses Mal wieder schlagfertig war, hab ich’s halt erneut aufgegriffen.

    @Ulf:
    Ja, war nicht sauber formuliert, ist vermutlich irgendwo beim Umschreiben des Satzes passiert. Sollte sinngemäß heißen, dass viele der heutigen Überfälle weniger gewalttätig ablaufen,

  6. Ulf sagt:

    @Sash
    ?
    Is halt immer InsBettGehLektüre, da kannste mir doch nich mehr mit solche Dinger kommen.
    Bin ich ja wieder wach. ?

  7. Sash sagt:

    @Ulf:
    Was soll ich sagen: Ich schreib den Mist vorm InsBettGehen! 🙂

  8. Mariha sagt:

    So gern ich es auch sehen würde, der räuberische Angriff auf einen Kraftfahrer ist gerade bei den typischen Übergriffen im Taxi nicht einschlägig. Diese Norm ist dazu da, um den zu schützen, der gerade aktiv am Straßenverkehr teil nimmt, sei es auch an der Ampel stehend. Typischerweise langen die Arschlöcher aber eher beim kassieren zu, sodass der Fahrer da eben nicht mehr mit dem Straßenverkehr beschäftigt ist. Wobei auch schon Raub nicht zu knapp bestraft wird – wenn die Täter denn mal gefasst werden…

  9. Ana sagt:

    Ich hab das Gefühl, „einschlägig“ bedeutet mehr als ich bisher vermutete

  10. Sash sagt:

    @Mariha:
    Da hast Du sicher recht. Aber da sich das zumindest hier und da überschneiden kann und es zufällig Artikel des Tages war, wollte ich den Link einfach mal setzen.

  11. hafensonne sagt:

    Natürlich deutlich weniger bedrohlich, aber mindestens genauso wenig lustig ist es für Kassierer, wenn der Scanner den Artikel nicht direkt einliest: „Das gibts dann heute wohl umsonst, hehe!“

    Nein.

  12. Sash sagt:

    @hafensonne:
    Du solltest mal das hier von mir schamlos beworbene Buch lesen: http://www.sashs-blog.de/wordpress/2010/03/23/tute-oder-so-was/

  13. hafensonne sagt:

    Lieber Sash, dieses von Dir völlig zu Recht beworbene Buch habe ich mal bei einer Bunny Lecture direkt gewonnen!! Eine wunderbare Sammlung von Storys, deren Wahrheitsgehalt wohl jeder, der mal längere Zeit im Einzelhandel tätig war, sofort bestätigen würde 😀 (Ich habe neun Jahre bei einer bekannten schwedischen Bekleidungskette auf dem Buckel ;-)) Aber Deine Lobhudelei werde ich natürlich trotzdem noch gerne lesen 😀

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