Gut sein lohnt sich!

Es war alles ein bisschen durcheinander in diesem Moment:

Kollege Ulli quatschte mich eben noch von der Seite zu, ich war frustriert wegen des miesen Umsatzes, Ozie rief an und fragte, ob ich noch Zigaretten mitbringen könnte und das erste Taxi – direkt vor meinem – bekam offenbar gerade zwei Fahrgäste, so dass ich am Stand vorrücken musste. Aaaargh!

Ich weiß: Mit die größte Gabe für Taxifahrer ist das Multitasking!
Das ist es, zweifelsohne. Wenn man gerade versucht, sich links einzufädeln, nebenbei der Oma im Fond erklärt, dass Onkel Herbert ja nur vielleicht wegen seinem Krebs schlecht drauf ist und die Ampel 50 Meter weiter plötzlich auf Rot schaltet, während gerade jemand aus dem Gegenverkehr auf die Spur ausweicht, die man selbst eigentlich anvisiert hatte, nebenbei der Funk etwas von einer verlorenen Handtasche quakt und Heino aus dem Radio plärrt, weil Oma das so wollte, dann weiß man, dass das einfach nur die Wahrheit ist.

Es ist Zeit, hier mal klarzustellen: Ich kann das nur schlecht.

Sicher, Verkehr und quatschen geht klar. Aber da ich mich der ein oder anderen Aufgabe gerne mehr oder minder wenigstens zu 50% widme, muss ich manchmal passen. Vielleicht einer der Gründe, weswegen ich immer noch Nichtfunker bin: Ich hibbel immer gleich rum wie sonstnochwas, wenn irgendwo ein Auftrag droht, das kann ich eigentlich nicht brauchen, wenn ich gerade gemütlich durch Berlin cruise und mich auf Musik und Straße konzentriere (was Winker miteinschließt).

Aber nun stand ich da, wollte Ozie am Telefon schon fast ernsthaft in ein Gespräch verwickeln, dann waren sie plötzlich bei mir: die Fahrgäste, die eigentlich gerade beim ersten in der Reihe waren. Ich hab kurz „Hab Kundschaft!“ ins Telefon geblökt und aufgelegt (es hilft, mit Familie und co vorher zu klären, dass man sowas ggf. mal machen muss!) und war nun wieder ganz am Ostbahnhof. Puh!

„Würdest Du uns nach Schönefeld mitnehmen?“

„Äh, na klar doch!“

Wow! Und: mieser Umsatz adé! 30 € auf einen Schlag!

Im Auto kam es dann zu folgendem Dialog:

„Weißt Du, wir sind schon mal miteinander gefahren …“

„Echt? Ich muss zugeben, ich erinnere mich nicht wirklich.“

„Schon ok! Du hast so viele Kunden. Aber ich hab Dich ja wiedererkannt und hab dann hier – zu ihr – gesagt: Den kenn ich, der is’n Netter! Und da hab ich gedacht, wir fragen Dich doch mal, ob Du uns fährst …“

Wie oben erwähnt: Perfekt bin ich sicher nicht. Ich sollte mir noch einiges aneignen. Aber manchmal wird es dann doch einfach dadurch ausgeglichen, dass man „ein Netter“ ist. Und ich bin’s gerne. Vor allem in Richtung Schönefeld … 😉

9 Kommentare bis “Gut sein lohnt sich!”

  1. gnaddrig sagt:

    Das sind doch tolle Momente!

  2. ednong sagt:

    Soso,
    ist deine Nettigkeit als richtungsabhängig? 😉

  3. […] netter Artikel von Sash auf GNIT über manchmal hektische Arbeitsbedingungen im Taxi und warum “Gut sein” manchmal doch […]

  4. opatios sagt:

    Ganz klar: Die beste Werbung für dein Taxi, das bist Du selbst!

  5. Raoul sagt:

    „und Heino aus dem Radio plärrt, weil Oma das so wollte“ – für solche Fälle lohnt es sich, das Album „Mit freundlichen Grüßen“ parat zu haben.

  6. Maik aus Wilhelmshaven sagt:

    Jepp, habe das auch als erstes geklärt: Sobald die Gefahr „droht“, das Einsteiger auf mich zu kommen, wird das Gespräch beendet… Genauso, wie jeder, der dann tatsächlich mal meine Mobilnummer erhält, gleich den Hinweis dazu bekommt, das es sein kann, das ich nicht ran gehe, und das ich dann zurück rufe! Lieber die Gesprächskosten, als 40 Euro plus Punkt in Flensburg 😉

  7. Wahlberliner sagt:

    @Sash: Hmmm, aber wenn die Fahrgäste, die beim Vordermann am Einsteigen waren, so dass Du hättest vorrücken müssen, dann doch zu Dir gekommen sind, war die Situation doch gar nicht so Multitaskinglastig? Wenn man dann noch bedenkt, dass Du wohl kaum gleichzeitig mit Uli und Ozie (letzterer am Telefon) gesprochen hast, dann kommt es zumindest mir so vor, als hätte ein Großteil der „vielen Sachen auf einmal“ vor allem in Deinem Kopf stattgefunden. Hast Du da in Deinem Bewusstsein vielleicht so eine Art Zeitraffer, und nur den Ausschalter dafür noch nicht gefunden? 😉

  8. Sash sagt:

    @gnaddrig:
    Wie wahr, wie wahr. 🙂

    @ednong:
    Schlimmer noch: Entfernungsabhängig! 😉

    @opatios:
    Ganz meine Meinung!

    @Raoul:
    Was ich nicht alles sinnigerweise vorrätig haben sollte …

    @Maik aus Wilhelmshaven:
    Ist meines Erachtens nach auch echt wichtig. Aber ich kenne auch eine Menge Kollegen, die einfach mal noch eine Minute weitertelefonieren, während sie z.B. Gepäck einladen.

    @Wahlberliner:
    Vielleicht. 🙂
    Aber an verschiedene Dinge gleichzeitig zu denken ist ja noch schwerer, als etwas zu machen …

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