Türken, Schwaben und Berliner

„Aber es ist schon auffällig, dass gerade so viele Türken so unfreundlich sind.“

„Finden Sie? Wirklich? Also wenn ich mir so manche alteingesessenen Berliner Taxifahrer anschaue …“

„Hmm … Sie haben Recht. Die sind ja auch sehr oft so grummelig.“

„Grummelig?“

„Ja. Und sagen nix. Ist auch nicht schön …“

„Sehen Sie: Es gibt überall solche und solche.“

„Sind Sie Berliner?“

„Nein, ich bin auch nur zugezogen.“

„Das merkt man. Sie sind ja keiner von denen, die so abweisend sind!“

Eigentlich hätte ich daraufhin ja sagen sollen, dass ich in Wirklichkeit Türke bin. Aber das hätten sie mir wohl nicht geglaubt. Und in Anbetracht der Tatsache, dass ich ja eigentlich auch noch ein Schwabe bin, gehen wir jetzt alle nochmal in uns und justieren unsere Vorurteile neu, ok? Danke.

18 Kommentare bis “Türken, Schwaben und Berliner”

  1. Ana sagt:

    „Ich hab ja nichts gegen Ausländer, aber … „

  2. Ingmar sagt:

    Ich habe kürzlich ein richtig armes Würstchen gefahren: Schwerstbehindert, Krebs, Alkoholiker und und und…. Dieser Mann erzählte mir jedenfalls während der gesamten Fahrt, wie schlimm unser Ausländerproblem doch ist; seine Tochter sei ja neulich auch mit einem Türken als neuen Freund aufgetaucht, den habe er nicht mal mit dem Arsch angeguckt und er sei sowieso „Ausländerhasser“.
    Ich habe mir trotzdem verkniffen, ihn blöd anzumachen und habe ihm stattdessen gesagt, ich sei Schwede (was bei meinem Namen ja auch nicht ganz abwegig ist). Der Moment, in dem ihm alle Gesichtszüge entglitten und er sich irgendwie versuchte aus der Sache rauszuwinden war deutlich mehr Genugtuung für mich, als hätte ich ihn für seine Sprüche angemacht.

  3. elder taxidriver sagt:

    Mit den Sash- und Ingmar -Fahrgästen hätte man mal zu den Dönerbuden am Schlesischen Tor oder Dahlem Dorf oder überall hinfahren können, mit aussteigen lassen und ihn zusehen lassen wie freundlich es dabei zugeht, wenn man sich so ein Teil holt oder zu jedem türkischen Zeitungsladen oder Spätkauf , Wochenmarkt oder Änderungsschneiderei.. Was manche so den ganzen Tag plappern ist mehr so ein (a)-soziales Grundrauschen , aber es wäre besser da sofort auf das Thema ‚Wetter‘ umzuschalten. Ein anderes Bekenntnisregister öffnen, mit dem berühmten Soziologen Jean-Claude Kaufmann zu sprechen ( Sein bekanntestes Buch ‚Schmutzige Wäsche‘, geht darüber, ab wann man ein Paar ist. Nicht, wenn man schon mal zusammen im Bett war, sondern, wenn man damit beginnt, die Wäsche zusammen zu waschen.)

    In seinen Interviews stellt Kaufmann auch immer wieder fest, dass die Befragen keine konsistente Meinung über viele Dinge haben. Man fragt sie , oder sie erzählen etwas und zehn Minuten später äußern sie das genaue Gegenteil zu dem selben Sachverhalt.

  4. elder taxidriver sagt:

    Wie sagte die badische Mutter zu ihrer Tochter im Heiratsalter?
    ‚Bring ‚ mir lieber’n Neger mit nach Hause, bloß keinen Schwaben‘.

    (Man kann es jetzt nicht sprachbereinigt schreiben, weil’s ein Zitat ist)

  5. dave sagt:

    Mann oh Mann,
    wenn du bei dem lieben Kunden nachgefragt hättest wie viele Türken er denn so kennt wäre wahrscheinlich sowas gekommen wie: „Wieso kennen? Ich red da doch mit keinem, sind doch alle so unhöflich!“ Self-Fullfilling-Prophecy…

  6. Michi sagt:

    Wie heißt es doch so schön: Verallgemeinerungen sind immer falsch.

  7. Aro sagt:

    Ich kannte mal einen Dirk, der war aber echt doof.

  8. Gordon sagt:

    Also ich bin ja bisher nur stiller Mitleser..
    Aber nun muss ich mal unbedingte Anerkennung für ein Wortkonstrukt vom elder taxidriver anbringen:
    „(a)soziales Grundrauschen“
    Das gehört in den Duden! Köstlich!

  9. ELP sagt:

    @elder texidriver:
    Erinnert mich irgendwie an den Dialog eines bayrischen Bauern mit seinem Sohn:

    – Vater, i mog heiraten.
    – Ja, wen denn? Die Zenzi?
    – Naa, net die Zenzi.
    – Die Maria ?
    – Naa, auch net die Maria.
    – Ja wen denn dann?
    – Den Peter!
    – Büst Narrisch? Den Peter? Der ist doch evanglisch….

  10. elder taxidriver sagt:

    @ ELP:

    Falls es mit dem Peter doch noch klappt:
    Die Hochzeitsfeier ist dann in der ‚DEUTSCHEN EICHE‘ in München.

  11. Maria sagt:

    Liebe Berliner Taxifahrer,

    in letzter Zeit beobachte ich ein merkwürdiges Phänomen: 3 von 4 Taxifahrern bedanken sich nicht mehr fürs Trinkgeld…
    Ich benutze mehrfach in der Woche Taxis und für mich ist ein Durchschnittswert von 10% üblich. Am Ende bekomme ich die Quittung in die Hand gedrückt – ein Auf Wiedersehen oder Tschüss ist auch nicht mehr üblich. Das ärgert mich und ich verliere die Lust überhaupt Trinkgeld zu geben. Was wahrscheinlich dann gerade den falschen treffen würde….

    Vielleicht sollte das mal ein Thema beim Einstellen werden?
    Grüße
    Maria

  12. Sash sagt:

    @Maria:
    Das Problem wird sich – sehr zu meinem Bedauern – schlecht von der Arbeitgeberseite aus lösen lassen. Es gibt in Berlin sicher ein paar hundert Taxibetriebe, und die meisten suchen Fahrer. Es gibt überwiegend keine Ausbildung im eigentlichen Sinne, selbst die Vorstellungsgespräche beschränken sich vielfach aufs Vorzeigen der notwendigen Unterlagen. Die da wären P-Schein und Führerschein. Noch dazu fällt der schlechte Ruf in der Regel auf die Funkzentrale oder „die Taxifahrer“ allgemein zurück und kann dem eigentlichen Arbeitgeber – dem Taxiunternehmer – ebenso egal sein wie das Trinkgeld, das seine Fahrer bekommen. Die etwas irre Konsequenz ist, dass sich vor allem die Zentralen ein bisschen um Qualität ihrer Fahrer sorgt. Strafen verhängen können sie allerdings auch nur, wenn sich die Beschwerden von Kunden häufen. Weiter als Taxifahrer arbeiten werden diese Fahrer jedoch in der Regel können, so lange ihr Verhalten nicht illegal ist – notfalls eben ohne Funk.
    In diesem Punkt sind wir Taxifahrer eben sehr unabhängig und ohne Beschwerden seitens der Kunden wird sich da nichts ändern.
    Ich würde ja den Vorschlag machen, einfach den unfreundlichen Fahrern kein Trinkgeld zu geben.

  13. Jens sagt:

    Taxi in Berlin Nr.: 1328, 20.12.14 um 14:50 Uhr. Kennzeichen irgendwas mit B MA

    Ich komme aus einer Strasse mit Vorfahrt. Der türkisch oder arabischsträmige Taxifahrer um die 30 fährt aus Frust, weil ich Ihn nicht einfach trotz Vorfahrt vorbei gelassen habe absichtlich soweit an mich heran, dass ich mit meinem Wagen nicht um die Kurve komme, eine klare Nötigung. Ich steige aus und sage er soll ein Stück zurück fahren, keine Reaktion! Ich muss zurücksetzen und es erneut versuchen, inzwischen jede Menge Stau und gehupe. Dass ist die Realität und Freundlichkeit der Taxis und besonders dieser Bevölkerungsgruppe in Berlin!

  14. elder taxidriver sagt:

    @ Jens:

    man soll solche Konflikte ganz generell nicht ethnisieren.

    Da könnte ich aus eigener Erfahrung jede Menge Beispiele von so Mini-Konflikt-chen mit MIgrationsgeschichtehintergrundvordergrund -Deutschen sowie Westdeutschen, Ostdeutschen, Süddeutschen sowie Ostfriesischen Autofahrern bringen, bei denen ich eben diesem Fehler unterlegen bin .

    Die Leute die zu Primitivreaktionen neigen sind überall auffer Welt so ziemlich gleich aufgeteilt.

    Übrigens:

    Aussteigen ist ganz schlecht. Und zwar weil es den Konflikt verschärft. Wenn so etwas bei der Bußgeldstelle bearbeitet wird bekommt der der aussteigt die Buße, also der, der den Konflikt verschärft, statt sich defensiv zu verhalten, egal was vorher vorgefallen ist. Das kann ich hier aus eigener Erfahrung bestätigen.

  15. elder taxidriver sagt:

    Der einzige der mir mal geholfen hat einem Fahrgast nachzulaufen, der ohne zu Zahlen entwischt ist, war ein Türke, Kurde arabischstämmig, ich habe ihn nicht gefragt. Und wir haben es auch seinem Chef nicht erzählt, – man weiß ja nie..

  16. elder taxidriver sagt:

    Das alles soll aber jetzt nicht ablenken von Sashs Minigeschichte von heute ‚Dreimal Trinkgeld‘.
    Die ist nämlich wunderbar.

  17. elder taxidriver sagt:

    In der Einführung zur StVO stehen so schöne Sachen, wie, dass man seine Rechtsposition nicht voll ausnützen soll und so
    weiter.

    Daran muss ich immer denken, wenn jemand im Brustton der Entrüstung behauptet , man habe ihm die Vorfahrt genommen.

  18. Sash sagt:

    @Jens:
    Und mich hat vorletzte Woche ein Deutscher am Ostbahnhof versucht vollzulabern, dass ich mich vorgedrängelt hab. Ich! Am Ostbahnhof. In Wirklichkeit ist vermutlich der Kollege zwischen uns einfach rausgefahren, als er es gerade nicht gesehen hat – weswegen ihm mein Auto falsch am Platze erschien. Hat sich nicht davon abbringen lassen, dass ich eines von diesen Arschlöchern bin, dass jetzt neu im Gewerbe ist und meint, sich alles erlauben zu können.
    Na, ist das auch „die Wahrheit über die Freundlichkeit der Taxis und besonders dieser Bevölkerungsgruppe in Berlin!“?
    Oder nehmen wir da auch noch den 50-jährigen mit rein, der mir ohne Nachfrage Starthilfe gegeben hat? Und vielleicht auch z.B, den Türken, mit dem ich mich gerne mal am Stand unterhalte, weil wir beides ruhige und nette Gemüter sind, die sich übers Geschäft austauschen wollen. Sieh’s ein, dass Einzelanekdoten argumentativ blödsinnig sind, wenn’s um die Zuordnung von Eigenschaften von Gruppen geht.

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