Ist ja nun wirklich schon oft gewesen, dass ich das mit dem Wechselgeld angesprochen hab: wir Taxifahrer haben in der Regel wenig dabei. Sicherheitshalber. Der eine Grund ist, im Falle eines (Über)Falles nicht unbedingt gleich zwei oder drei Schichteinnahmen verloren zu haben, der andere ist – ein wenig optimistisch – dass irgendwann auch der ein oder andere Räuber selbst aus Erfahrung gelernt hat, dass es bei uns viel weniger zu holen gibt, als gemeinhin gedacht wird.
Mit ganz blankem Portemonnaie sind wir natürlich selten unterwegs, auch die Taxiordnung schreibt uns ja z.B. vor, einen „für den üblichen Taxenverkehr ausreichenden Wechselgeldbetrag“ mitzuführen. Ein wunderbarer Gummiparagraph, dessen Vorgabe „ausreichend“ wenn es mal nicht passt für die lustigsten Vorstellungen und entsprechende Wortgefechte sorgt.
Ich für meinen Teil kann zu Beginn der Schicht auf jeden Fall auch bei einer Kurzstrecke auf einen Fuffi wechseln. Das deckt mindestens 99,9% aller Bezahlversuche ab. Und ich weiß aus dem Kollegenkreis, dass manche Fahrer da noch deutlich sparsamer sind, wobei Fünfziger dann auf der anderen Seite halt doch so verbreitet sind, dass ich mich unwohl fühlen würde.
An dem Abend ging es klassisch los: eine Tour knapp über 10 €, danach war halbwegs Ebbe in der Kasse. Meine Lieblingstankstellenbesatzung hat mir einmal mehr aus der Patsche geholfen und so stand ich wieder am Ostbahnhof. Es dauerte auch nicht lange, da hatte ich meine nächste Tour. Ungefährer Preis 8 €, mit Trinkgeld vielleicht 10. Kaum losgefahren fragte die junge Frau mich, ob es für mich in Ordnung sei, dass sie nur einen Fünfziger hätte.
„Selbstverständlich.“
„Aber sagen sie’s ehrlich, wenn es stört.“
„Ach, stören tut mich das gar nicht. Ich werde danach wahrscheinlich nochmal wechseln gehen, aber das ist ok.“
„Nein nein, wir können das auch anders machen! Ich könnte auch noch kurz zu dem Späti am Eck …“
„Bitte, ich will bestimmt keine Umstände machen, das gehört alles zum Job dazu.“
„Nein, ich bitte Sie! Dann hätte ich wenigstens eine Ausrede, mir heute noch eine Packung Gummibärchen zu holen …“
„In so einem Fall halte ich natürlich gerne als Argument her!“
Gesagt, getan. Mein Wechselgeld blieb unangetastet, ich war eine Ausrede für Gummibärchen und wenn ich meiner kurzzeitigen Beifahrerin Glauben schenken darf, dann war sogar der Spätiverkäufer recht froh, da er an diesem Abend eher von Kleingeld überhäuft wurde. 🙂
Am Ende kommt’s dann halt doch auf die richtigen Worte an. Und nicht einmal unbedingt die der TaxO. Und auf Gummibärchen vielleicht auch.
In meiner Stadt in Österreich ist das mit dem Wechselgeld eindeutig geregelt.
„Jede Taxilenkerin / Jeder Taxilenker hat so viel Wechselgeld mit sich mitzuführen, dass er auf eine Geldnote von 50 Euro herausgeben kann, die ihm zur Bezahlung des Fahrpreises überreicht wird.“
Heisst:
Kann ich als Fahrer den 50er nicht wechseln, geht die Fahrt zur nächsten Wechselmöglichkeit auf meine Kosten, bei einem 100er muss das der Fahrgast übernehmen.
@Martin:
Manchmal würde ich mir so eine Regelung auch wünschen …
@Martin
Das ist wenigstens eindeutig.
Aergerlich werde ich bei solchen Wechselwuenschen eigentlich nur, wenn ich Gedankenlosigkeit annehmen muss wie im Fall der Dame, die ich in Folge an 4 (!) Sonntagmorgen um 6.20 auf Vorbestellung fuer 5,40€ zum Bahnhof fuhr und die dimmer nur noch einen Fuffi und sonst nix hatte. Beim dritten Mal habe ich sie, wie sich herausstellte, vergeblich, um Vorplanung gebeten. Am vierten Sonntag liess ich ihr die Wahl: Blumenhaendler nerven, Bank oder eben Zug verpassen. Bei der Bank musste sie dann nette Gebuehren zahlen, war halt nicht ihr Institut 🙂
Das Problem hat man aber überall.
Ich habe an der Kasse zwar mehr als 50 Euro Wechselgeld, aber wenn morgens kurz nach Ladenöffnung gleich 3 Leute nacheinander mit einem Fuffi kommen, kann ich auch nicht mehr gut wechseln. Dann gibts das Rückgeld im Notfall in 2-Euro Stücken zurück.
Da hab ich es gerne, wenn die Kunden vor dem Bestellen eben fragen ob ich einen so großen Schein wechseln kann. Wenn es nicht so gut aussieht schicke ich sie eben vorher in den Laden.
Also Kunde frage ich einfach immer vor dem Annehmen der Ware nach, ob man mein Geld gut wechseln kann. Wenn nicht kann ich – wie die Dame oben – eben schnell woanders das Geld wechseln.
Ach das ist doch nett, wenn du solche unkomplizieren Gäste hast und dir noch so entgegenkommen. Im übrigen hatte ich bisher noch kein einziges mal Probleme mit dem Wechselgeld.
in tirol (österreich) muss man jetzt 100 euro wechseln können. Ich habe immer mind. 300 dabei. Ich hab gäste die meistens 200 er benützen. Lg martin
Ich kann das ja sehr gut verstehen, dass man als Dienstleister das Wechselgeld nicht immer hat und würde da als Kunde gern entgegenkommen. Mein Problem ist, dass man hier an den meisten Automaten inzwischen nur noch Fünfziger bekommt, weil die Banken die anderen Fächer nicht auffüllen (wollen). Wenn ich dran denken, hebe ich inzwischen wann immer möglich eine ungerade Summe (90 Euro oder so) ab, damit ich nicht nur Fünfziger aus dem Fach hole.
@MsTaxi:
Gut, das ist schon die gehobene Klasse der Ignoranz 🙁
@Pantöffelchen:
Ich denke auch: das passiert vielen und eigentlich gibt es immer irgendeine Lösung. Die o.g. fand ich für mich halt besonders angenehm 🙂
@Busfahrer & Taxifahrer:
Jepp, so kann’s ruhig immer laufen! 😀
@martin:
Das ist schon recht heftig. Habt ihr auch jeden Tag einen Überfall?
@Rosa:
Ich weiß. Das ist ja das Dumme. Probleme hat man in der Regel ja nur, weil es sonst nicht anders machbar war.
Moin!
Glaub, Hamburg hat beispielsweise auch vorgeschrieben, wieviel Wechselgeld der Fahrer haben muß. Und sogar in der hamburger Taxiordnung stehen, das ansonsten auf Kosten des Kunden die nächste Möglichkeit zum Wechseln angefahren werden kann.
Normaler Weise habe ich zusätzlich zur Taxikasse in meinem privatem Portemonnaie auch immer kleine Scheine, um notfalls da mal tauschen zu können. Wird man dann mit Fünfzigern überhäuft, wie heute, muß halt auch mal die Tankstelle herhalten. Bei Münzen mache ich das auch so, das ich dann an der Tanke frage, ob sie genug Silbergeld haben, und mir eventuell einen Zehner wechseln kann.
Fuffis durfte ich heute zum Beispiel „klein“ machen…
Meine Bank gibt das Geld übrigens immer in einer „Haushaltsmischung“ raus. das heißt, einen Fünfzig-Euro-Betrag in 20iger, Zehner, Fünfer… 😉
@Maik aus Wilhelmshaven:
Das mit dem Wechseln zu Lasten der Kunden steht bei uns ja auch drin.
Und wir scheinen ähnlich operierende Banken zu haben 🙂
Die wichtigste Frage ist jetzt aber: Hast du auch ein Gummibärchen abbekommen? 😀
@Pantöffelchen:
aber nur maximal einen vor dem Abendbrot: http://www.monsterzeug.de/Riesen-Gummibaer.html 🙂
So macht man mit dem Wunsch nach einer Tüte Gummibärchen gleich drei erwachsene Leute glücklich. 😉
Stimmt, die Hamburger Taxiordnung sagt aus, dass ich jederzeit auf einen 50 Euro Schein herausgeben muß. Sehr unlustig, wenn es bei Kurztouren oft hintereinander passiert. Ich mag keine Gummibären.
Gestern wollten 2 Fahrgäste bei einer 10 Euro Tour mit einem 100 Euro Schein zahlen und solche Fälle nehmen zu.
Ein Anläufer stieg ein und wollte mit Karte zahlen. Ich nehme Karten, auch wenn ich keiner Zentrale angeschlossen bin und keinen entsprechenden Aufkleber am Taxi habe.
Seine Karte wurde abgelehnt. Mein Vorschlag zur nächsten Bank zu fahren 100 Meter, lehnte er ab, da er seine Pin nicht wüßte.
Ich habe seine Daten aufgeschrieben und er will morgen auf mein Konto überweisen. Ich glaube noch nicht wirklich daran. Zur Polizei, wegen 11 Euro, hat aber auch keinen Sinn. Der Staatsanwalt stellt es eh ein, wie x mal erlebt.
@ sash bei uns gab es 3 überfälle in 10 jahren. In einer kleinstadt kennt man sich…und das schreckt viele gauner ab. Bei uns gibt es aber einige..die kein geld haben. Und unter 50 eur schaden, hilft dir hier kein gericht. Lg martin
Ihr seid boshaft! Jetzt hab ich Appetit auf Gummibärchen, und mein Auto ist krank. Taxi!!!!!!! *wink* *wedel*
Mit dem Wechselgeld hab ich in Berlin bei so ’nem U-Bahn-Fahrscheinverkäufer (als es da noch echte Menschen anstatt Automaten gab) mal die Erfahrung gemacht, dass er mir auf ’nen Hunderter nicht rausgeben wollte, und sich auf seine Beförderungsbedingungen berief, von denen ich mir dann prompt ein Exemplar aushändigen ließ. Ich lese also so den entsprechenden Abschnitt und stelle fest, muss er tatsächlich nicht, aber, hm, da stand was von bis zu einem gewissen Betrag in Münzen… — Ich also rüber zur Berliner-Bank-Filiale und mir schön viele Rollen Kleingeld aushändigen lassen und dem Typ dann mit seinen eigenen Beförderungsbedingungen vor der Nase rumgewedelt. Wenn er nicht gestorben ist, zählt er heute noch. (Natürlich habe ich das Kleingeld aus den Rollen rausgenommen, bevor ich damit bezahlt habe.)
Heute, im Nachhinein, kommt mir die Aktion recht kindisch vor, und wenn der mir nicht auf so ’ne aggressiv-herablassende Art dahergekommen wäre, hätte ich mir wahrscheinlich auch ’ne Tüte Gummibären geholt (oder eher ’ne Mini-Pizza beim Imbiss), aber so hatte er sich die Kleingeld-Arie redlich verdient. Wer mir mit Paragrafen kommt, muss damit rechnen, dass die sich gegen ihn wenden können.
@Pantöffelchen:
Nein, aber das wäre vielleicht auch schon zu viel des Guten gewesen.
@zbygnev:
Ui. Wahnsinn! 😀
@opatios:
Da hat der Werbeslogan des Herstellers mal funktioniert 😉
@Sven-Erik:
Ja, ist halt alles nicht perfekt. Ich würde mich auch freuen, wenn ich jede Fahrt mit dem nächst höheren Schein bekäme. Ohne rausgeben zu müssen natürlich 😉
Ich bin da in keine Richtung ein Prinzipienreiter. Ich hab selber mal nur einen Fuffi in der Tasche und ich weiß auf der anderen Seite, dass es bei manchen Dienstleistern dann eng wird. Ich hab das mit der Kundin echt auf die einzig vernünftige Lösung runtergebrochen: man muss halt miteinander reden können. Mit netten und einsichtigen Kunden fahr ich auch auf meine Kosten zur Bank, obwohl die TaxO das nicht hergibt, bei 100 € auf 4,40 € ohne Trinkgeld hat sicher auch mal jemand Pech.
EC-Karte ist natürlich eine Lösung, ich bin auf der anderen Seite immer wieder froh um die einfachen Fahrten, bei denen nix davon abhängt, ob der Kunde seine PIN kennt, das Gerät tut (da reicht mir das Auto als Unsicherheit) usw. usf.
@martin:
Ach, groß Ärger bekommen die Flitzer wahrscheinlich überall nur bei auffälliger Wiederholung. Damit kann ich prinzipiell leben, es ist ja auch kein Mord. Wobei ich sehr froh bin, das bislang nur ein einziges Mal gehabt zu haben. Die Überfallquote ist natürlich gut bei euch. Naja, hier in Berlin ist wenigstens die Quote der Gewaltanwendungen niedrig, ist ja auch schon was … -.-
@Cliff McLane:
Klar war das kindisch. Aber da bleibe ich bei dem, was ich mit meiner Kundin schon erörtert habe: man muss vernünftig miteinander reden können. Und wenn einer das nicht will … ich kenn hier ja auch Kollegen, die sich rühmen, „aus Prinzip“ keine Fuffis anzunehmen, dann aber heimlich ihre kompletten Wochenumsätze irgendwo im Auto immer mit sich führen. Denen würde sowas auch mal ganz gut tun…