Ausweise als Pfand…

Inzwischen gibt es ja nichts mehr daran zu deuteln:

Es ist nicht erlaubt, einen Fahrgast dazu zu zwingen/nötigen/überreden, seinen Personalausweis als Pfand für eine unbezahlte Fahrt zu hinterlegen – wie gestern noch einmal Rechtsanwalt Udo Vetter im Lawblog geschrieben hat.

Ebenso hat er aber auch beschrieben, dass es allerorten anders gehandhabt wird. Wir Taxifahrer wurden nur am Rande erwähnt, sein Interesse galt vor allem den Gefängnissen und den Kunstsammlungen in Düsseldorf. Aber klar ist es bei uns Gang und gäbe! Dabei mache ich mich noch nicht einmal im Wortlaut des Bundespersonalausweisgesetzes (ja, sowas gibt es wirklich!) §1 strafbar.

Denn: Ich habe noch nie verlangt, einen Ausweis zu erhalten!

Ein Perso(nalausweis) ist einfach ein bequemes Pfand. Er ist den Inhabern zumindest halbwegs wichtig – ein neuer kostet heutzutage ja auch ordentlich Geld – außerdem habe ich gleich Name und Adresse des potenziellen Zechprellers vorliegen. Natürlich ließe sich das alles umgehen, ich könnte ja auch nur einen Blick auf den Ausweis verlangen und als Pfand die Hose behalten, im allgemeinen Umgang hat sich der Perso als Pfand bewährt.

Ich hab auch derzeit noch einen rumliegen von einem Idioten, dem die um ein vielfaches höhere Gebühr es seit der Silvesternacht offenbar wert ist, 4,40 € übriggebliebene Taxikosten nicht zu zahlen…

Er – wie auch alle anderen – haben ihn immer freiwillig und ohne einer Bitte danach rausgekramt, um zu untermauern, dass sie es ernst damit meinen, jetzt noch kurz Geld holen zu wollen.

Wenn es rein nach meinem praktischen Empfinden als Taxifahrer gehen würde, würde ich sagen, dass das ein dummdreiste Ausgeburt der Bürokratie ist – was soll der Scheiß? Tatsächlich hat aber insbesondere der neue Personalausweis (vor allem, wenn die Online-Funktion freigeschaltet ist) prinzipiell eine enorme Missbrauchsqualität.

Also: Auch wenn derzeit Taxifahrer, Kneipiers, Gefängnisse und Museen gegen dieses Gesetz verstoßen: Führt doch irgendwas anderes mit, das ihr notfalls als Pfand nutzen könnt. Ein (ausgeschaltetes) Handy, Schmuck, whatever. Oder – kurioser Vorschlag, ich weiß! – nehmt doch einfach genug Geld fürs Taxi mit 😉

18 Kommentare bis “Ausweise als Pfand…”

  1. Stoer sagt:

    ist der sinn von einem Perso als Pfand nicht auch das er für den Taxifahrer / Kunstgaleriemenschen / Whatever keinen Wert hat?
    Mein schnickes Handy würde ich da nicht aus der Hand geben..

  2. Nimm doch den Führerschein. 😉

  3. anonym sagt:

    Was in dem Text nicht berücksichtigt wird: Einen Ausweis benötigt man nicht wirklich. Schlußfolgerung: Wer gültigen Paß UND Ausweis besitzt, kann auf den Ausweis leicht ohne Mehrkosten verzichten. Ich habe schon seit 2006 keinen (gültigen) Ausweis mehr, weil ich einen Paß habe. Und: Im Paß steht keinerlei Adresse.

  4. Kommentator sagt:

    Wenn mich ein Taxifahrer um ein Pfand anginge (kam noch nicht vor, ich bestelle Taxis nur, wenn ich das Geld dafür bar dabei habe – aber könnte ja mal passieren, wer weiß) und mir die Wahl zwischen Hose und Ausweis ließe, hätte er kurz darauf eine ausgeleierte Blue Jeans in der Hand…
    (Aus der Rubrik „Ich habe mal meine Papiere verloren und weiß, was das für ein Shice ist“)

  5. maik aus Wilhelmshaven sagt:

    Unser Marinestützpunkt nimmt einem auch den Perso ab, wenn man in den Stützpunkt rein will.
    Wie dürfte es sich denn dann da verhalten?

    Ansonsten, hatte auch schon einmal einen neuseeländischen Führerschein. Hab dann zu Hause auch erst einmal gegoogelt, ob die Führerscheine in Neuseeland auch wirklich so aussehen 🙂
    Allerdings bestanden bei mir keine großen Bedenken, der Pfandgeber kam von einer Millionenyacht, die hier in der Werft lag, und war Crew-Mitglied. Da kam man sich eigentlich immer sehr gut drauf verlassen.
    Mir wurde es dann auch gut entlohnt, das ich ein paar Tage später den Führerschein vorbeibrachte (Hatte zufällig ein anderes Crewmitglied zur Yacht gebracht…). Und außerdem gab es noch einige nette Touren!

  6. @maik aus Wilhelmshaven

    Ich hoffe http://www.militarypolice.de/modules.php?name=News&file=article&sid=250 (hemmungslos kopiert aus einem Kommentar im Lawblog) beantwortet dir deine Frage zum Marinestützpunkt.

  7. highwayfloh sagt:

    Also mir ist es – wider Willen – auch schon ein- / zweimal passiert, dass ich festgestellt hatte, nicht genug Geld fürs Taxi dabei gehabt zu haben. Die damaligen Fahrten waren jedoch dringend notwendig. Da habe ich dem Taxler freiwillig meinen Perso gegeben, damit er Rücksprache mit seinem Chef / seiner Chefin halten kann und wir haben vereinbart, dass ich das Entgelt innerhalb 14 Tagen überweise. War kein Problem, weder von mir, noch von Seitens des Taxi-Unternehmens her.

  8. Cliff McLane sagt:

    Sash, wie isses, würdest du auch eine (gültige) AOK-Krankenkassenkarte nehmen? Ich werd‘ ja nu‘ eher selten krank und geh nicht gerne zum Daktari, könnte also schon sein dass du die bis zum Verfalldatum oder bis mir ein Bein abfault (Gruß an Tom, den Bestatter!) behalten kannst…

  9. Sash sagt:

    @Stoer:
    Na und vor allem, dass wir eine Adresse haben. Wir sind, wenn wir ein Pfand nehmen, natürlich erst einmal subjektiv gesehen in einer guten Lage und haben einen Wertgegenstand. Man vergisst dabei aber oft, dass wir unseren Wert – die Dienstleistung – ja auch schon erbracht haben.

    @Der Maskierte:
    Keine schlechte Idee. Den wollen die Leute sicher schneller zurück haben. Aber: Nicht alle haben einen – oder vor allem ihn auch dabei…

    @anonym:
    Ein bisschen setzt diese Pfand-Geschichte ja aber auch darauf, dass man identifizierbar ist und sich deswegen nicht vor dem Bezahlen drückt…

    @Kommentator:
    Deal! Schon alleine, um es verbloggen zu können 😀

    @maik aus Wilhelmshaven:
    Nice die Sache mit der Yacht 🙂
    Ansonsten: An der Kaserne in Berlin gebe ich meinen Ausweis auch regelmäßig ab. Es ist eben ein einfaches System, muss man ja mal zugeben…

    @highwayflo:
    Ich finde das ja auch kein Problem. Und wenn alles klappt: Wo kein Richter,…

    @Cliff McLane:
    Gute Frage, hab ich bisher nicht drüber nachgedacht. Aber wenn sich herausstellen sollte, dass sie mir jemand genau deswegen gibt, weil er sie nicht braucht, würde ich aus Prinzip einen Rechtsstreit vom Zaun brechen 🙂

  10. Daniel sagt:

    Hmmm… meinen Perso habe ich in meiner Geldbörse, wo sich neben (manchmal) Geld auch die EC- und die Kreditkarte befinden. Wenn ich also ohne ausreichend Bargeld ins Taxi stiege, könnte ich ja immer noch unterwegs an einem Automaten Geld ziehen. Will sagen: die einzige wahrscheinliche Situation, in der ich ein Taxi, das ich nutze, nicht bezahlen könnte, wäre die, dass mir die Geldbörse unbemerkt abhanden gekommen wäre (wobei auch das eher unwahrscheinlich ist, weil ich der Typ Mensch bin, der vor dem Betreten des Taxis noch mal kurz die Barbestände überprüft, bevor die Fahrt losgeht). Dann hätte ich aber auch keinen Ausweis mehr dabei, um ihn freiwillig als Pfand zu hinterlegen. Weder Perso, noch FS, noch Taxischein und schon gar nicht die höchst wertvollen Mitgliedsausweise vom Jugendherbergswerk, vom ADFC, vom BAVC, bei Payback und Deutschlandcard 🙂 – da könnte ich dem temporär unbezahlten Kollegen höchstens noch ein Gedicht aufsagen oder ein Lied singen (und würde spätestens beim Singen die Fahrt geschenkt bekommen 😀 )

  11. […] schreibe ich noch groß in den Artikel über Ausweise als Pfand, dass bei mir auch gerade einer rumliegt. Manchmal aber ereilen einen Zufälle, die man kaum […]

  12. Wolfy sagt:

    Passend Geld ist aber nicht immer möglich. Habe ich selbst am Mittwoch gemerkt, als ich vom Krankenhaus nach Hause wollte. Eigentlich laufe ich immer. Aber mein Arzt hat mir Sodom und Gommora angedroht, wenn ich zu viel laufe (weil sonst was drehen und absterben könnte, aber ich wollte in eine andere Klinik zur OP blabla).
    Problem: Ich hatte nur 5 € bei mir. Taxi war nicht eingeplant (Ok… Krankenhaus auch nicht) – da ist man schon mal froh wenn TAxifahrer Pfand annehmen 😉

    (Letztendlich hat mich die Fahrt btw 4,90€ gekostet xD)

  13. Sash sagt:

    @Daniel:
    Naja, aber bei vielen ist auch das Geld auf dem Konto mal knapp…. es kann ja vorkommen. Auf Gesangseinlagen lege ich persönlich jetzt nicht so einen Wert, aber falls das mal funktioniert, bitte ich um einen Gastbeitrag für GNIT 😀

  14. maik aus Wilhelmshaven sagt:

    @Der Maskierte :
    Hey, besten Dank! Hätte man sich ja denken können, das wirklich alles in D geregelt ist 🙂

    @Sash
    Für mich war/ ist es ja auch kein Problem, den Ausweis abzugeben, bin ja froh, das wir rein dürfen.
    Wenn man von den Soldaten so hört, gibt es viele Stützpunkte, wo das nicht der Fall ist. Hier bekommt man höchstens mal ein Zugangsverbot, wenn man sich im Stützpunkt nicht an die Verkehrsregeln hält. Wer das nicht tut, ist selber Schuld!

    Durfte mal Soldaten zu einem Fliegerhorst in der Nähe bringen. Die fragten dann, ob ich sie auch bis zur Kaserne fahre. Als ich erwiderte, ich weiß ja nicht, wie das da geregelt sei, erklärten die Jungs mir, das es dort Listen mit zugelassenen Fahrern gibt. Meinte nur, das ich da ganz bestimmt nicht drauf stehe, bin ja nicht aus dem Ort, und fahre erst zum dritten Mal mit Kunden dahin.
    An der Wache wurde es dann interessant. Der Posten fragt mich nach meinem Namen, schaut dann auf eine Liste, und läßt mich rein…… Beim Verlassen des Fliegerhorstes salutierte er vor mir, und meinte nur: Das waren die Kameraden aus meiner Zug, die hätten den Weg ja nie gefunden…“ …. 🙂

  15. Michael aus Köln sagt:

    Hallo Sash

    Das Pfand sollte auch was wert sein…

    Ich habe mir abgewöhnt Ausweise als Pfand zu nehmen.
    1. hat jeder das Recht auf seinen Ausweis, er ist auf jeden Fall sein Eigentum. Das heißt, jeder „Kunde“ kann die Herausgabe des Ausweises von dir verlangen, ohne dass du eine Gegenleistung dafür bekommst. Das gilt insbesondere für Personalausweise.

    2. Ist der Ausweis für dich nichts wert. Zumindest auf legale Weise kannst du ihn nicht zu Geld machen.

    3. Die Lösung: ich habe den nicht zahlenden Kunden immer einen Wertgegenstand abgenommen, der für mich im Zweifel klar mehr wert ist, als der noch offene Betrag von der Fahrt. Als erstes verlange ich in der Regel die Jacke des Übeltäters. Wenn die nicht völlig Schrott ist, bekomme ich dafür bei ebay immer die 10 oder zwanzig Euro, die noch fehlen. Dem „Kunden“ sage ich ganz klar, er hat zwei Wochen Zeit mich anzurufen und das Geld abzuliefern, danach ist das Pfand weg. Besonders praktisch bei größeren Beträgen ist auch das Handy als Pfand. Die Karte darf der „Kunde“ rausnehmen, ich will ja nicht auf sein Guthaben telefonieren, aber das Gerät sacke ich ein. Die Erfahrung zeigt, dass in so einem Falle sehr schnell bezahlt wird. Und wenn nicht, naja, hol ich mir das Geld halt bei ebay. Das dollste Pfand was ich mal hatte, war ein Fernseher. Ich bin dabei wirklich mit in die Wohnung gegangen und habe die Glotze eingepackt. Sie wurde schon am nächsten Tag wieder ausgelöst!.

    Ich habe übrigens kein Mitleid mit diesen „Kunden“. Es ist schlicht und einfach eine Unverschämtheit ohne Geld eine Taxifahrt zu erschleichen. Dazu gehört eine Menge Ignoranz gegenüber uns Taxifahrern. Da sehe ich dann nicht ein, noch mit Freundlichkeit und Verständnis zu antworten. Wenn ein normaler Mensch, der eigentlich nie auf die Idee kommen würde, ohne Geld Taxi zu fahren, mal wirklich in die Notlage kommt (Unfall, Geldbörse verloren oder geklaut…), dann merkt man ihm das an, und braucht in der Regel gar kein Pfand um an sein Geld zu kommen. Diesem Kunden ist es eh peinlich, und er wird sich aktiv bemühen schnell zu bezahlen. Dieser Kunde fragt übrigens schon beim Einsteigen, wie man das Problem lösen könnte…

    Ne schöne Jrooß

    Michael

  16. Bernd K. sagt:

    Mir ist es noch nie passiert, aber ich hab schon mal überlegt, was ich bzw. der Taxifahrer machen würde, wenn ich beim einsteigen sage, ich müßte nach Hause/zum Bahnhof etc. und habe kein/zu wenig Geld. Oder ich merke erst beim zahlen wollen, dass es nicht geht. Die Bankkarte liegt bei mir im Normalfall daheim. Ich könnte dann nur anbieten, das Geld zu überweisen.
    Wie haltet ihr Taxifahrer das mit solchen potentiell seriösen Kunden?

  17. Sash sagt:

    @Michael aus Köln:
    Ich muss ehrlich sagen, dass mir so gut wie alle Kunden bisher immer verschämt am Anfang der Fahrt gestanden haben, dass sie kein Geld haben. Ich lege eigentlich auch keinen Wert darauf, einen Ausweis als Sicherheit für ein paar Wochen bei mir liegen zu haben, sondern für den klassischen Fall:
    „Ich geh mal hoch in die Wohnung und hol Geld“
    Dass mir jetzt der Typ seinen Ausweis angeboten hat, war von meiner Seite aus Zufall, aber auch bei ihm war klar, dass er den Ausweis als wichtigen Gegenstand betrachtet hat. In der Regel gehe ich ja eben nicht davon aus, dass ich das Pfand zu Geld machen muss, sondern dass es dem Kunden genug wert ist, es wieder auszulösen. Sicher wäre ich jetzt blöd dagestanden, hätte sich der Kerl nicht gemeldet, aber er hätte statt dem Fünfer 35 € für einen neuen Perso hinlegen müssen. Da gehe ich auch davon aus, dass man sich das zweimal überlegt.
    Das mit dem Fernseher ist allerdings eine geile Story. Aber mal ehrlich: War doch letztlich auch eine Menge Aufwand, oder?

    @Bernd K.:
    Das Hauptproblem ist, dass man seriöse Kunden nicht wirklich erkennt. Ich hatte schon volltrunkene 18-jährige, die mich im Ghettoslang vollgelabert haben, dann aber bei Zahlungsproblemen völlig ernst um eine Lösung bemüht waren und für ein paar Meter Umweg zur Bank „wegen deim Aufwand!“ eine Menge Trinkgeld locker gemacht haben. Da kommt manch Anzugträger nicht mit, der dann anfängt, rumzunörgeln, warum er das jetzt bezahlen müsste…
    Aber genau für solche Fälle wie bei dir bietet sich ein Pfand natürlich an. Bzw. vielleicht auch ein Schuldschein. Ich hab auch schon Personalien aufgenommen, eine Unterschrift verlangt, dass noch Betrag x offen ist und es binnen x Tagen zu überweisen ist. Klappt eigentlich ganz gut, vor allem weil man mit der Unterschrift natürlich das Druckmittel Gerichtsverfahren nochmal viel offensichtlicher hat 🙂

  18. Nightcruiser sagt:

    Viel besser als Pfand eignen sich teure Smartphones u.ä. Sowohl wegen den Gerätten, als auch wegen der darauf gespeicherten Daten ist das Interesse, diese wieder zu erhalten ungleich größer als bei Ausweisen und dergleichen.

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