Wenn das Glück außer Puste ist…

Das übliche Glücksspiel Taxifahren zeigte sich in meiner Schicht von seiner launischen Seite. Für eine Wochentagsschicht in den Ferien war sie zunächst eher gut, was mit zwei etwas längeren Touren zusammenhängt. Danach war aber erst einmal die Luft raus. Obwohl ich das Matrix erst sehr spät angefahren habe, stand ich dort eine geschlagene Stunde bei mittelschlechter bis weglaufenswerter Musik.

Dafür war mein Fahrgast dann ein sehr sympathischer. Ein junger Mann, Däne, mit guter Laune und recht wenig Drogen intus. Wir haben uns auf Englisch sehr gut unterhalten können, und die Tour sollte mit rund 11 € auch nicht allzu schlecht sein. Der Wartezeit wegen hätte es ruhig länger sein dürfen, aber nachträglich kann ich nur sagen, dass es so genau richtig war 🙂

Er wollte zu einem Hostel, das ich kannte, das zu finden aber auch so kein Problem gewesen wäre. Direkt an der Stelle, an der ich abbiegen musste um zu wenden, standen 2 Typen auf der Straße. Ich hätte an dieser Stelle hupen können, aber ich habe es gelassen. Sie winkten wie blöde und ich hab mich ein wenig geärgert:

Wenn ich meinen Kunden hier, 200 Meter vor dem Hostel, rausschmeissen würde, hätte ich gleich eine Anschlussfahrt!

Auf der anderen Seite hab ich mich auch gefragt, wie schwierig dieses Konzept mit den beleuchteten Dachschildern eigentlich ist. Wenn das Licht aus ist, dann sind wir besetzt oder bestellt. Das kann man sich doch merken, oder?

Als ich an der nächsten Ampel, keine 50 Meter weiter, aufs zweite Linksabbiegen wartete, stand einer der beiden schon wieder fast neben mir. Jetzt sind die meinem Auto hinterhergerannt! Argh! Deppen! Die Ampel war grün, ich trete aufs Gas und bin sie los.
Die Verabschiedung von meinem Fahrgast dauert nicht lange, ein kleines Trinkgeld gibt es noch und von mir ein zwei Sätze zu den Möglichkeiten, sich noch was zu Essen zu organisieren in der Umgebung.

Da reisst plötzlich der Typ von eben die Türe auf und fängt an meinen Fahrgast auf… ja, dänisch schätze ich, zuzulabern. WTF? Er hätte ja auch sagen können, dass er die beiden kennt – dann hätte ich sie gleich eingeladen! Es stellte sich raus, dass sie sich eigentlich nur flüchtig kennen, und es dem anderen durchaus auch darum ging, ein Taxi zu bekommen.

Im Laufe des kurzen Gesprächs kam auch sein etwas moppeliger Begleiter am Auto an, und mir wurde erklärt, dass sie gerne in einen Puff gehen würden. Na das war mal eine wunderbare Überraschung! Noch dazu kannte ich in direkter Umgebung keinen Laden, an dem ich schon mal war. Als dann auch noch feststand, dass sie nicht zu einem Billigladen mit Flatrate oder 35 €-Tarif wollten, hab ich die Chance gesehen, sie zu einem Laden zu bringen, der mir die Anlieferung auch entlohnt…

Und was soll ich sagen? Es hat geklappt. Die Jungs haben mir vor lauter Dankbarkeit satte 5,00 € Trinkgeld in mein zittriges Händchen geschüttet, und der „freundschaftliche“ Handschlag mit dem Türsteher ließ dann noch einmal zufällig 90 € an meiner Handinnenseite kleben. Damit war mir dann auch egal, dass der Umsatz diese Nacht nicht so wahnsinnig gut war – genau genommen lag er unter den sonstigen Zuwendungen 😀

14 Kommentare bis “Wenn das Glück außer Puste ist…”

  1. SaltyCat sagt:

    Auch bekannt als „der gehaltvolle Händedruck“ … 😉

  2. Matthias sagt:

    Was kostet denn da die Nummer, wenn es 45 Euro Provision gibt? Dafür gibt es an der Kurfürstenstraße gleich drölf Mal ohne Gummi.

  3. Sash sagt:

    @Saltycat:
    Ja, der ist immer wieder schön 😉

    @Matthias:
    Soweit ich weiss, geht es ab 80 € los. Ohne Extras. Zuzüglich des Eintrittes, den ich quasi abkassiere…

  4. So ein gehaltvoller Händedruck zaubert echt immer ein Lächeln ins Gesicht. Was will man mehr?

  5. G.org sagt:

    Muss diese Provision eigentlich versteuert oder mit dem Arbeitgeber geteilt werden? Oder ist das wie Trinkgeld?

  6. Seismo sagt:

    Ist diese Provision in den Puffs bei euch allgemein üblich? Bei uns gibts das nur in einem einzigen Laden, und da sind wir von der von dir genannten Summe auch sehr weit weg. Das ist auch so ziemlich das einzige Nachtlokal das wirklich ein gutes Verhältnis zu uns Taxlern hat. Bei den anderen müssen wir schon froh sein wenn die Fahrgäste noch Geld zum heimfahren haben wenn wir sie abholen. Denen sind die Taxis sch….egal.

  7. ednong sagt:

    Uh, mußt du klebrige Hände haben 😉 Waschen soll da helfen.

  8. Aro sagt:

    Ob die armen nach dem 200-Meter-Sprint überhaupt noch konnten?

    @G.org
    Versteuern? Was denn? 😉

  9. Kommentator sagt:

    @Sash (und andere Taxifahrer, so sie mitlesen und antworten wollen):
    Ohne anmaßend oder moralisch sein zu wollen – und da bin ich ernst, ich bin wirklich nur interessiert:
    Wie sieht es mit Deiner (Eurer) Haltung zum Rotlichtgewerbe aus? Prostitution ist immerhin „Veranstaltungsort“ der schweren Jungs und leichten Mädchen – und leider auch für Zuhälter, Zwangsprostituierte und jeder Menge Gewalttäter, bis hin zur Verschleppung.
    Ich wohne beileibe nicht im Elfenbeinturm – ich weiß und akzeptiere, dass es Prostitution gibt. Leider ist das ohne manche üble Begleiterscheinung nicht zu haben, siehe den vorigen Absatz. Ich weiß auch, dass „Trinkgeld“ eine gute und notwendige Sitte ist, ich habe selber lange – und gut – in der Gastronomie davon gelebt, und 90 Euro sind eine echte Hausnummer, weil die eigentliche Dienstleistung erbracht ist, aber das „Handgeld“ obendrauf kommt.
    Aber wie stehst Du (steht Ihr) persönlich dazu? Zum Gewerbe, zu dessen Begleiterscheinungen – und zum Geld, dass aus dem Gewerbe kommt?
    Wie gesagt: Ich frage einfach nur nach der Haltung, nicht nach „Moral“ oder so.

  10. Marco sagt:

    Auf der anderen Seite hab ich mich auch gefragt, wie schwierig dieses Konzept mit den beleuchteten Dachschildern eigentlich ist. Wenn das Licht aus ist, dann sind wir besetzt oder bestellt. Das kann man sich doch merken, oder?

    Schwierig zu verstehen ist das Konzept in der Tat nicht. Aber man muss erst mal wissen, dass es da ein Konzept gibt. Bevor ich diesen Blog gelesen habe, war mir — als Kind vom Land, wo man wahrscheinlich am Straßenrand verhungern würde, bevor zufällig ein unbestelltes Taxi vorbeikommt, das man heranwinken kann — gar nicht bewusst, dass die Dachschilder noch eine Aussage bergen, außer „Ich bin ein Taxi“.

  11. Sash sagt:

    @Der Maskierte:
    Ich? Nix! Ich war bedient 🙂

    @G.org:
    Aro hat hier schon Recht. Natürlich ist das ziemlich dunkelgraues Geld. Als was anderes als Trinkgeld kann ich das ja gar nicht laufen lassen. Ist jetzt sicher nicht die Optimallösung, du weisst, ich mische sonst nicht mit im unlauteren Bereich. Aber wegwerfen oder weisswaschen werd ich das Geld dann auch nicht, wenn es schon da ist.

    @Seismo:
    Üblich? Naja. Es gibt so viele Läden, da gestaltet sich das Bild etwas differenzierter. Das ist schon mit das Höchste, was man kriegen kann. Nur ein Laden soll zusätzlich bei abermaligem Besuch noch Provision von x% zahlen. Es gibt eine Menge Läden, die 5 oder 10 € zahlen, die ganz billigen und der eine stadtbekannte zahlen nichts. Und ein paar, mir wären 3 bekannt, zahlen die 40 € p.P. + 10 € Pauschale.

    @ednong:
    Hab ich auch umgehend gemacht 🙂

    @Kommentator:
    Ich schreibe demnächst einen eigenen Artikel dazu. Lasst uns das da diskutieren!

    @Marco:
    Seit ich dann wusste, dass sie nicht von hier sind, hab ich das auch nicht mehr gedacht. Mir wurde damals als Kind gesagt: „Und wenn das Licht leuchtet, sind sie frei. Das ist, damit man die im Dunkeln besser sehen kann.“ Das schien logisch!

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  13. Bernd sagt:

    Mit der Provision ist das so eine Sache. Wenn sich beide Seiten einig sind, geht alles seinen Gang, aber manchmal dreht einer am Rad und dann läuft´s anders! Kuckst du hier.
    Ausgegangen ist die Sache übrigens wie das Hornberger Schießen.

  14. Sash sagt:

    @Bernd:
    Ja, man darf natürlich nicht vergessen, dass diese Provisionszahlungen immer aus der Not heraus entstehen. Hier erpresst zwar sicher kein Taxler aktiv die Bordelle, aber aus Spaß an der Freude zahlen sie auch nicht solche Hammerbeträge.
    In München hat sich letztes Jahr doch auch ein Puff beschwert, dass sie inzwischen über 100 € an die Taxifahrer zahlen müssten, und sie da nicht mehr mitmachen würden. Die Häuser haben sicher bitter zu kämpfen.

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