Nachdem ich letzte Woche ja schon mal grob geschildert habe, wie lange, bzw. kurz, ich in der Regel arbeite, muss heute mal ein Kollege zur Beobachtung herhalten.
Ich hab ihn nur ein paar Mal getroffen – und selbst das ist schon länger her – und eigentlich schockiert er mich immer noch ein wenig, wenn ich darüber nachdenke. Wenn man so will ist der Kollege in etwa das, was man als das genaue Gegenteil von mir bezeichnen könnte.
Während ich den Job gerne mache, aber eben nur begrenzte Arbeitszeit investiere, findet der werte Kollege, wie ich etwa 30 Jahre alt, den Job ziemlich beschissen. Er würde lieber etwas ganz anderes machen, und spart sich mit dem Taxifahren nur das Geld zusammen, das er zur Erfüllung seiner weiteren beruflichen Laufbahn braucht.
Dabei ist er weit über die gesetzlichen Grenzen als Angestellter hinaus tätig und arbeitet seit Jahren stur 6 Tage die Woche für exakt 12,0 Stunden. Er kriegt das Auto um 16 Uhr gebracht und stellt es 12 Stunden später wieder ab. Dafür macht er natürlich auch wesentlich mehr Umsatz als ich, das ist klar.
„4.000 € solltest du als Nachtfahrer schon schaffen!“
hat er mir gesagt, als ich ihn vor 2 Jahren das erste Mal gesehen habe. Dass man die bei 72 Stunden Wochenarbeitszeit auch zusammenbekommt, bezweifel ich gar nicht. Dass er keine große Freude am Job hat bei den Vorgaben, braucht mir allerdings auch kein Psychologe ausufernd zu begründen.
Aber insbesondere in den Familienbetrieben scheint es einige Fahrer zu geben, die sich mit ihrer Schichtablösung einen Schlüssel teilen, und damit gezwungen sind, die 12 Stunden durchzuhalten. In meinen Augen eigentlich skandalös.
Und wieviel bleibt dann bei ihm hängen monatlich? Das wäre ja mal interessant. Viel Zeit zum Geld ausgeben dürfte er ja auch nicht haben…
Das ist ja nur noch existieren für die Arbeit. Kein Wunder, dass da keine Freude aufkommt.
Von nix kommt nix…kann ich verstehen. Ich hab so etwas auch drauf – allerdings nicht als Taxifahrer, logisch. 😉 Nur frage ich mich ob er an den 4000€ auf prozentual beteiligt is so dass sich das auch lohnt?
Mal eine Frage: 4000EUR was?
Umsatz, Einkomment netto, Einkommen brutto? Und vor allem in welchem Intervall?
@Timo und MacSpi:
Naja, die 4.000 € waren jetzt als Monatsumsatz gemeint. In seinem Fall auch eher Mindestumsatz. Wenn man bedenkt, dass die Steuer da noch ein bisschen mehr zuschlägt, als wenn man weniger verdient, dürfte er letztlich nicht einmal 2.000 € netto im Monat haben, vielleicht manchmal, wenn das Trinkgeld gut war.
Was man nicht vergessen darf: Er nimmt damit auch wesentlich unlukrativere Stunden mit, d.h. er verdient bei weitem nicht das doppelte, nur weil er doppelt so lange arbeitet.
@Der Maskierte:
*unterschreib*
@Missac:
Ich finde es ja auch gut, wenn man sich in was reinkniet. Aber wenn man nicht einmal wirklich Lust drauf hat? Naja…
Und klar wird er wie wir alle ausschließlich am Umsatz beteiligt. Insofern bringt es uns allen was, mehr zu arbeiten. Aber bis zu dem Umfang lohnt sich das meines Erachtens nach nicht.
Also bei uns im Unternehmen dauert die normale Schicht 12 Stunden…. 7-19 oder 19-7 ….
Aber bei einer 5 Tage Woche wird man trozdem nicht auf 4000€ kommen….
Zwölf Stunden. Ich habe gelernt, dass man in der Personenbeförderung gar nicht mehr als neun Stunden pro Tag arbeiten darf. Und dies betrifft die Arbeitszeit, nicht die Fahrzeit.
Als ich vor Jahren bei einem Betrieb (kein Familienbetrieb, ganz im Gegenteil) gearbeitet habe, hat mein Chef ebenfalls von mir verlangt, 12 Stunden pro Schicht zu arbeiten.
Nach zwei Wochen war ich dort wieder weg. Wenn ich müde bin, mache ich Feierabend, es ist kriminell, von seinen Angestellten zu verlangen, dass man dann trotzdem 12 Stunden fährt.
bin seit einem jahr taxifahrer, und muss am wochenende 16std schichten schieben, und unter der woche 14std!
@andre:
Dann ist, sorry für die harte Ausdrucksweise, dein Chef ein Arsch, der dich illegal ausbeutet.
bei uns sind die Taxischichten i.d.R. 12 Stunden am Wochenende, von M-Fr. 8 Stunden, wobei die Fahrer die von Mo-Fr. arbeiten dann auch am Wochenende frei haben. Am Wochenende werden nur aushilfsfahrer beschäftigt. Freitag von 18 – 6 Uhr- Samstag von 18-7 Uhr. Nebenverdienst ca 64 Euro pro Nacht als Aushilfsfahrer..im Monat also ca 512 Euro + Trinkgeld..schöner nebenjob also 🙂
Allerdings geht das auch richtig an die Substanz..40 Stunden in der Woche im Hauptjob (Schreiner, Bäcker..oder sonst wo) arbeiten und dann nochmal am Wochenende locker 24h dran hängen..man hat nur Sonntag frei..da wird aber dann gepennt..lange hält mans nicht durch.
@Tomy:
Aber 64 Euro für eine Zwölfstundenschicht am Wochenende wäre bei mir gerade mal das Minimum, meist lieg ich da gut 30% drüber, bei eher so um die 10 Stunden. Das ist schon hart …