Gesundheitlich geeignet

Den Führerschein zur Fahrgastbeförderung, kurz auch gerne P-Schein (für Personenbeförderungs-Schein) oder Taxischein genannt, kriegt man im Prinzip relativ lässig hinterhergeworfen. Hier die FAQ zum Schein bei GNIT. Insbesondere in Städten, in denen keine sonderlich schwierige Ortskundeprüfung anfällt, genügen Führungszeugnis, Führerschein (seit 2 Jahren) und ein Auszug aus dem Zentralregister in Flensburg. Ferner muss man gesundheitlich geeignet sein.

Da ich meinen P-Schein ja gerade verlängern lasse, stand auch bei mir mal wieder die alle 5 Jahre notwendige Überprüfung der gängigsten Lebenszeichen ins Haus. Gleich vorweg: Ich hatte bei keinem Punkt irgendwelche Probleme und hatte das auch nicht erwartet. Ich bin bei jeglicher Art von Test zwar immer ein bisschen nervös, aber bei Gutachten wie diesen ist das nicht wirklich relevant. Zumal selbst bei der ein oder anderen Zielverfehlung erstmal eine eingehendere Untersuchung vorgeschlagen wird – und man nicht gleich weg vom Fenster ist. So liest sich das Gesamtergebnis auch eher nüchtern:

Negativ formuliert, positiv gemeint. Quelle: Sash

Die jedes Mal in aktueller Fassung vorzulegenden Formulare betreffen den allgemeinmedizinischen Gesundheitszustand und das Sehvermögen. Bei der Ersterteilung und bei einer Verlängerung ab dem 60. Lebensjahr ist zusätzlich noch ein Funktions- und Leistungstest zu bestehen. Aber das blieb mir gestern erspart. Fleißige Leser haben ja schon mitbekommen, dass ich auf dem Weg zum 60. Geburtstag noch einige Texte schreiben werde 😉

Der Sehtest erfasst so ziemlich alle wichtigen Funktionen, die man so von seinem Auge erwarten kann: Räumliches Sehen, Farbsehen, Sehschärfe und Gesichtsfeld. Die Tests sind eigentlich nicht weiter schlimm und man darf ja auch mit Brille cheaten. Etwas, das im Übrigen zu sehr interessanten Ergebnissen führen kann. Da für den normalen Führerschein nur ein einfacher Sehtest und nicht das komplette augenärztliche Gutachten erforderlich ist, kann es durchaus vorkommen, dass ein Taxifahrer im privaten PKW keine Brille tragen muss, im Taxi jedoch schon. Meines Erachtens nach eine hochgradig bekloppte Angelegenheit, aber sei es drum. Bei mir war ein Großteil des Sehtests in ein paar Minuten abgehandelt, da ich keine – aber auch gar keine – Probleme mit meinen Augen habe. Als Sohn zweier Brillenträger traue ich dem Frieden zwar noch nicht ganz, aber die Ärztin bestätigte gestern wieder:

„Na, sehen könn‘ se schon mal wie ein Luchs!“

Die Ärztin (Praxis Dr. Herzberger, Münzstraße 5, 10178 Berlin), die ich mir ziemlich zufällig aus dieser Liste der befugten Personen ausgesucht habe, war wirklich nett und außerdem lief in der Praxis alles erkennbar routiniert und flott ab. Ich weiss, dass es billigere Ärzte gibt, aber 85 € für zwei Gutachten ist nun kein Höllenbetrag und abgesehen davon, dass ich es ja relativ eilig hatte, habe ich auch das Gefühl, mein Geld sinnvoll ausgegeben zu haben – also mal abgesehen davon, dass ich mir den Stress natürlich gerne ganz erspart hätte.

Aber dass es diese Untersuchungen gibt, ist zweifelsohne eine gute Sache. Ich weiss zwar auch, dass Krankheit und Altersschwäche sicher nicht die auffälligsten Probleme auf Deutschlands Straßen sind – aber dass man nicht Taxifahrer werden darf, wenn man sich immer nur grob nach der Sonne ausrichten kann, sollte eigentlich jedem einleuchten.

Der allgemeine Gesundheitscheck ist im Grunde echt harmlos. Überwiegend ist es nur eine Befragung, nebenbei ein kleiner Hörtest und einmal grob abtasten, ob die inneren Organe zufällig schon rausgefallen sind. Dieses Mal habe ich nicht einmal Kniebeugen machen müssen, sondern meine körperlichen Aktionen während der Untersuchung beschränkten sich aufs Rumstehen und begrabschen lassen. Dann noch ein Urintest auf Diabetes und co. und einmal Blutdruck messen. So sah es zumindest bei mir gestern aus und mehr verlangt das Protokoll auch nicht.

Was mich immer noch verwundert, ist dass sie bei all diesem Aufwand ja tatsächlich keine Drogentests machen. Wenn ich das richtig verstanden habe, wird der Urintest ausschließlich wegen Diabetes vorgenommen und ansonsten noch Nieren- und Entzündungswerte gemessen. Aber wahrscheinlich reichen die Gesamtdaten durchaus, um hartnäckige Drogensünder zu erkennen. Mein Befund war so banal wie amüsant vorgetragen:

„Alles negativ, das heisst: für sie positiv!“

Und wenn mich jetzt das Amt nicht wie erwartet enttäuscht und mir erklärt, ich sei ja so spät dran, dann kann ich wohl sagen, dass ich das Wichtigste erstmal für die nächsten 5 Jahre hinter mir habe. Trotz meiner Aversion gegen Tests und Untersuchungen bin ich aber guter Dinge, dass ich in Sachen Tauglichkeit meine 1925 hinter mir lassen kann. Denn die wird es – bei aller Liebe – nicht nochmal 5 Jahre schaffen…

19 Kommentare bis “Gesundheitlich geeignet”

  1. Der letzte Satz klingt so, als würdest du bald nachhelfen. 😀

    Und dir ist noch kein Organ zufällig rausgefallen? Und das in deinem fortgeschrittenen Alter? Hast dich aber gut gehalten. 😉

  2. Drakoon sagt:

    Eine Frage hätte ich noch?

    Ist das in Berlin anders? Hier in Hessen kann ich kostenlos via BG den Amtsärztlichen Test machen, wenn der Arbeitgeber mich schickt!

    Der zahlt eh für die Gesundheitsests seiner Mitarbeiter an die BG.

    Außerdem werden dann div. ansonsten kostenpflichtige Zusatztests (Augeninnendruck und anderes) gleich kostenlos mitgemacht.

  3. SaltyCat sagt:

    Den Satz kenn ich *hüpf* … schwedische Polizistin, morgens um 5, ich wollte nur noch zur Ladestelle, „durfte“ aber obligatorisch bei 0,0% in Schweden pusten … „It’s negative, and that’s positive for you!“ 🙂

  4. SILen(e sagt:

    Meine Freundin arbeitet aktuell in einer entsprechenden Praxis und konnte berichten, dass es sich noch nicht so weit herumgesprochen hat, dass bei dem Urintest nur nach Diabetes geprüft wird.
    Deshalb gab dann wohl ein jüngerer Mann mit schlechtem Gewissen im Prinzip Wasser mit nem Tropfen Urin drin zur Prüfung ab.

    Soweit ich mich erinnere wurde er dann aufgrund des mehr als auffälligen Verhaltens doch noch zu einem Drogentest gebeten^^

    Ich denke der Drogentest ist einfach deshalb nicht Standard, da es für solche Sachen ja immer noch die Polizei gibt um entsprechende Fahrer von den Straßen zu holen, während ein Sehtest oder Diabetestest in einer Polizeikontrolle doch etwas befremdlich wirken würde.

  5. Sash sagt:

    @Der Maskierte:
    Nee, keine Sorge 🙂
    Aber wenn dieser Zafira die 500k (oder gar 600k) schafft, dann wäre ich doch sehr erstaunt!

    @Drakoon:
    Scheinbar ist das anders. Da fehlen mir jetzt aber auch die Infos. Ich denke mal, dass es hier auch Arbeitgeber gibt, die das bezahlen, aber eine Regelung wie du sie nennst, wäre mir neu. Ich muss aber auch sagen, dass es ja nun auch das erste Mal für mich war – ist jetzt nicht gerade in irgendeiner Form mein Fachgebiet 🙂

    @SaltyCat:
    Ist ja auch ein guter Satz 😀

    @SILen(e:
    Naja, als ich damals in Stuttgart zum Zwecke der Ersterteilung da war, wusste ich überhaupt nicht, was die suchen. Aber ich hab damals auch einen Drogentest vermutet.
    So ganz überraschend fände ich es auch nicht. Aber auf der anderen Seite: Wie man an besagtem jungen Mann sieht: Es gibt ja eben auch andere Möglichkeiten, verdächtig zu wirken…

  6. Matthias sagt:

    Da du im vorherigen Beitrag ja zu der Schilderung eigener Anekdoten ermuntert hast, hier noch etwas von mir zum Thema Sehtest:

    Ich habe eine Zeitlang mit Vermessungsgeräten gearbeitet, also häufig durch ein Fernrohr visieren müssen. Dabei hatte ich stets den Eindruck, dass das Mistding irgendwie nicht richtig scharf zu stellen ginge. Da bei einer beiläufigen Erwähnung dieses Problems in der Firma ein paar flapsige Kommentare kamen, dachte ich mir, bevor ich mich richtig beschwere, schaue ich erstmal ob der Fehler bei mir liegt.

    Der Einfachheit und Schnelligkeit wegen einen Augenoptiker (vulgo Brillenverkäufer) aufgesucht und um einen kurzen Check gebeten. Da war also die bekannte Tafel mit den Reihen unterschiedlich großer Buchstaben fällig. Diese Buchstaben vorzulesen ist natürlich etwas stupide, also habe ich ab der zweiten Reihe jeweils nur die ganz kleinen Zahlen am Ende jeder Reihe genannt – die sind kleiner als die kleinsten Buchstaben und sind die nur für den Optiker bestimmten Größenangaben der Buchstabenreihe.
    120% Sehvermögen! Tschaka.

    In der Firma ein anderes Gerät verlangt und jegliche dummen Sprüche mit „120%“ gekontert.

    Der daraufhin mit jenem Gerät beglückte Kollege sagte nach seiner Schicht, er hätte mit der Optik fast gar nicht richtig zielen können. Der Reperaturservice des Herstellers gab mir kurz darauf ebenfalls Recht.

  7. Sash sagt:

    @Matthias:
    Ja, wenn einem niemand glaubt, muss man es eben so machen 😀

  8. Flo sagt:

    Sash, solange der Dok beim Abtasten die Leber nicht explizit bemerkt, kann soviel nicht im Argen liegen 😉 Hast deinen Chef wenigstens mal gefragt, ob er zumindest einen Teil bezahlt? Bei uns wird sogar der P-Schein etc. übernommen 🙂

    Zum Thema Sehtest, ich musste letztens einen zwecks C1E über mich ergehen lassen. Also diese Gesichtsfeldvermessung ist ja mal übelst nervig. Möchte nicht wissen, mit was für einem Ergebnis ich da raus gegangen bin, irgendwann hab ich genervt in dem Rhythmus weitergeklickt in dem diese Lichtblips immer kamen 😉 Den nächsten Sehtest mach ich lieber doch nicht nach einer anstrengenden Nachtschicht um 9 Uhr morgens… da sind die Nerven statt Stahlseilen eher dünne Baumwollfäden. Wenigstens gab es ein Lob fürs Kontaktlinsentragen, die Augen als auch Linsen seien super gepflegt und frisch. Ich solle so weitermachen! Wenn die gute Frau Doktor gewusst hätte, dass ich das mit den Monatslinsen seeehr wörtlich nehme 😉

  9. Sash sagt:

    @Flo:
    Leber wurde nur abgetastet und nicht als vergrößert wahrgenommen 🙂
    Ich hab nicht nachgefragt wegen der Übernahme der Kosten, aber ich glaube, das machen meine Chefs tatsächlich nicht. Ist aber eine von sehr wenigen Dingen, die sie nicht machen, also ist das schon ok.
    Der Sehfeld-Test ist echt übel, ich hatte dieses Mal ja auch mit 3 Stunden Schlaf als Background zu kämpfen und da sieht man, wenn man das Auge krampfhaft offenhält, noch ganz andere Dinge als bloß Punkte 😀
    Das mit dem Rhytmus hab ich beim ersten mal bemerkt, dieses Mal war ich allerdings ehrlich. Dennoch denke ich, zur objektiven Bestimmung des Gesichtsfeldes sollten die mal Geräte entwickeln, bei denen man die Mechanik nicht hört 😉
    Aber da ich auch Punkte am äußersten Rand wahrnehme, vermute ich, dass schon alles ok ist…
    Gut, dass du es auch geschafft hast!

  10. ednong sagt:

    Wie hat man denn das mit den geistigen Fähigkeiten festgestellt? 😉

  11. Sash sagt:

    @ednong:
    Man hat die Antworten analysiert, die ich auf grenzdebile Fragen in meinem Blog gegeben habe 😉

  12. Aro sagt:

    Schon peinlich, dass ausgerechnet auf der LABO-Liste eine Straße falsch geschrieben ist.

  13. Aro sagt:

    Ich korrigiere: Zwei Straßen 🙂

  14. Sash sagt:

    @Aro:
    OK, ich bin neugierig: Wo und welche? 🙂

  15. ednong sagt:

    Grenzdebile Fragen, soso …

  16. Sash sagt:

    @ednong:
    Natürlich nicht deine… 😉

  17. […] die bei mir irgendwo in der Nacht liegen. Die Idee zu diesem Eintrag hatte ich auf dem Rückweg von meiner ärztlichen Untersuchung, als ich um 17 Uhr vom Alex aus nach Hause gefahren bin. Dürfte das erste Mal Rush Hour in vier […]

  18. Aro sagt:

    Sorry, hatte Deine Frage überlesen. Es sind eherf zwei halbe Fehler, weil getrennt:
    Carmer Straße = Carmerstraße
    Malteser Straße = Malteserstraße
    Trotzdem stolpere ich bei sowas drüber 🙂

  19. Sash sagt:

    @Aro:
    Ah ok, danke 🙂
    Man lernt ja nie aus. Und ich hab die beiden jetzt einfach nicht im Kopf gehabt.

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