Keynotes und Wiedereinstiege

Und dann war da noch mein Tagfahrer.

Der ist kürzlich, nach langer Krankheit, das erste Mal wieder ins Taxi gestiegen. Prompt klingelte bei mir zu einer ziemlich unpassenden Zeit das Telefon. Er entschuldigte sich hundertfach und fragte mich, ob ich in letzter Zeit Probleme mit den Keys gehabt hätte, auf denen wir unsere Schichten speichern.

Nun hat die 1925 natürlich die ein oder andere Macke – was sie darf, wir haben die 360.000 km inzwischen weit hinter uns gelassen – aber bei den Keys? Also ich hab zwar vor Ewigkeiten mal einen davon kaputt gekriegt, ansonsten sind die Dinger haltbarer als alte Nokia-Handys. Genau genommen war mein Exemplar, auf das ich wohl draufgetreten bin, als es mit meinem Schlüssel zusammen in einer Hosentasche weilte, das einzige, das meine Chefs jemals wegwerfen mussten …

Und nicht nur das: der Kollege meinte, auch unser immer im Auto liegender Ersatzkey würde nicht angenommen – und im Büro sei derzeit niemand erreichbar.

Wer jetzt denkt, das sei eine Kleinigkeit, irrt. Ohne diesen Key können wir uns nicht am Taxameter anmelden, was heißt, dass es nicht funktioniert. Und mit dem Taxameter auch die Fackel nicht. So gesehen erfüllen die Keys tatsächlich eine, nun ja, Schlüsselfunktion beim Taxifahren: Ohne Key geht nix!

Und jetzt?

Ich hab meinen Tagfahrer eingeladen, kurz vorbeizukommen, notfalls hätte er halt meinen Key gekriegt. Das muss Cheffe dann zwar umständlich umbuchen im Computer, aber besser als eine nicht gefahrene Schicht ist der Aufwand ja allemal. Auf des Rätsels simple Lösung bin ich natürlich auch nicht gleich gekommen. Als mein Kollege vor der Tür stand, war das Problem dann dennoch schnell gelöst. Ich versuchte es testweise noch einmal mit seinem Key – und siehe da: er war eingeloggt, das Taxameter zeigte frei an und die Fackel leuchtete. Mein Tagfahrer war verständlicherweise etwas irritiert und fragte:

„Wat? Wat hast’n jedrückt?“

„Na die 2 und die 3, wie immer …“

Die richtige Tastenkombination vergessen … nach drei Monaten Abstinenz vom Steuer keine verwunderliche Geschichte und trotz der Kleinigkeit eben ein Fehler mit großen Auswirkungen. Schade, dass ich nicht schon am Telefon auf die Idee gekommen bin! Aber – der Sache angemessen – hat er es mit Humor genommen und sich gefreut, nun doch ohne Werkstattbesuch gleich durchstarten zu können.

Und ich? Ich hatte frei, war eh wach und wollte sowieso noch einkaufen. Außerdem war ich froh, dieses Problem schnell lösen zu können. Mein Tagfahrer hat mir letztlich auch schon oft hier und da einen Tipp geben können und mir mit dieser oder jenen Extra-Minute Aufmerksamkeit eine Schicht gerettet. So gesehen sind wir durchaus ein gutes Team, so wenig wir uns auch naturgegeben sehen.

9 Kommentare bis “Keynotes und Wiedereinstiege”

  1. Busfahrer sagt:

    3 monate weg? Puh, das muss ja ne üble krankheit sein. Hast du also über diese zeit das auto vor der tür gehabt?

  2. Sash sagt:

    @Busfahrer:
    Ja. Wobei ich mit einem anderen Kollegen zusammen gefahren bin, dessen Arbeitszeiten noch besser zu meinen gepasst haben. 🙂

  3. Row-Taxi sagt:

    Das mit den Keys ist ja interessant, sowas haben wir hier auf dem Land nicht, was wird denn da gespeichert?!

  4. Apotheker-Typ sagt:

    Die kleinsten Fehler sind meist die (per Ferndiagnose) am schwierigsten zu verortenden. Beispiel: Der nagelneu von mir eingerichtete Laserdrucker bei der Verwandtschaft geht nicht. Kein Mucks. Keien Lampe leuchtet. Ein-Aus-Schalter macht keinen effekt. Stecker steckt in Dose (… der Verlängerungsschnur, und die steckt nicht in der Steckdose! Na da komme mal am Telefon drauf! 😉 )

  5. Sash sagt:

    @Row-Taxi:
    So ziemlich alles: Beginn und Ende der Schicht (bei den einzelnen Fahrten weiß ich es nicht), Umsätze, Kilometer, Besetztkilometer, all das was normalerweise nach der Schich auf den Zettel muss. Und Cheffe hat’s mit dem beiliegenden Programm dann gleich vorsortiert am PC. Is‘ echt ne praktische Geschichte, die viel Rechnerei spart.

    @Apotheker-Typ:
    Stimmt. 🙂

  6. ednong sagt:

    3 Monate ist ne lange Zeit. Ich mußte früher nach dem Urlaub auch überlegen, welche Pin ich an den Kassen das letzte Mal benutzt habe. Zumal man die anfangs nach jeder Pause und nach jedem Schichtende neu setzen mußte …

  7. Rosa sagt:

    Ich muss nach jedem Urlaub überlegen, welches Passwort mein PC in der Arbeit grad hat (das müssen wir allerdings alle 6 Wochen wechseln).
    Und: ich hab es letzten Sommer geschafft, meine 10 Jahre lang benutzte Handy-Pin von einem Moment auf den anderen zu vergessen, weil mich jemand beim Eingeben abgelenkt hat.

  8. Sash sagt:

    @Rosa:
    Ist mir vor einiger Zeit mit einer selten genutzten EC-PIN passiert. Aber nachts hat man ja Zeit in der Bank … 😉

  9. Maik aus Wilhelmshaven sagt:

    Macht mir nur Mut…
    Darf am Mittwoch nach fast vier Monaten wieder anfangen. Bin ja schon am überlegen, ob ich denn wohl noch alle Straßen hier kenne. Bei den Straßen bin ich mir eigentlich sicher, Ärzte sind dann eher das Problem…

    Wir haben zum Glück „nur“ die normale Uhr, die vor und nach der Schicht ausgelesen wird. Wobei es vermutlich mit einem Key ja eigentlich leichter sein sollte…

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