Wenn es mal gar nicht passt

Ach, das liebe Wechselgeld!

Ich schreibe gar nicht mehr so oft darüber und das hat einen Grund: Ich bin besser geworden! Meine Grundausstattung an Wechselgeld ist zwar nach wie vor die selbe, aber inzwischen kann ich besser einschätzen, wann mal ein Tag ist, an dem ein Fuffi mehr vielleicht nicht schlecht wäre. So Klassiker wie Wochenendschichten nach dem Monatswechsel oder dem 15. z.B.

Mich nervt es zwar immer noch, mit mehr Geld hantieren zu müssen – zumal man nach wie vor gut daran tut, nicht alles im Geldbeutel zu haben für den Fall aller Fälle – aber es geht und man kommt über die Runden. Dazu kommt, dass ich anscheinend ein ganz gutes Händchen für die Kunden habe. Meine Nachfragen, ob sie es vielleicht nicht doch noch kleiner hätten, scheinen nett genug formuliert zu sein und so ist aus mancher kurzen Tour dann noch eine geworden, die statt mit einem Fuffi mit ein paar Münzen bezahlt wurde.

Aber natürlich klappt all das nicht immer.

Mein Fahrgast kam frisch von der Bank, Kleingeld gab es nicht, so musste ich ihm die 41 € eben rausgeben. Kein Problem, ich hatte an diesem Tag ein bisschen Extra-Kohle einstecken und somit immer noch genug Kleines für 50, bzw. auch 100 € dabei. Und irgendwann würde ich mir an der Tanke vielleicht eine Schachtel Kippen und zwei Brötchen gönnen.

Hier auch nochmal für die Kunden, die bei uns „immer zu wenig Wechselgeld“ sehen: Es ist in aller Regel ja nicht so, dass wir mal kurz 10 Fahrten hintereinander machen und jede davon mit Großgeld bezahlt wird. Vielfach fährt man nach einer Fahrt zu einem Taxistand und kann entweder dort bei den Kollegen, die schon länger unterwegs sind, einen Schein kleinmachen. Oder man kommt an einer Tanke, einem Späti oder sonstwas vorbei. Zudem zahlen wirklich viele Leute halbwegs passend, in den meisten Schichten habe ich meine 55 € in Scheinen dabei und die reichen bis zuletzt (mit dem restlichen Geld, dass ich unterwegs einfahre). Ich bin kein Panikmacher bezüglich Überfällen, aber Diebstahl gibt es ohne Ende und für mich sind 50 € der Gegenwert eines Arbeitstages unter der Woche. Diesen Betrag mehr zu verlieren im Fall des Falles ist einfach ärgerlich.

Nach meiner Tour mit dem Fuffi hatte ich jedoch umgehend wieder Kundschaft. Wie sich herausstellte, war es natürlich eine weitere Belastung für den Geldbeutel: 11,20 € standen auf der Uhr und die Kundin wollte – warum auch immer – nicht einmal Trinkgeld geben. So hab ich ihr also tatsächlich nochmal 38,80 € auf die Hand geblättert und das war genau der Punkt, an dem ich alle meine Scheine los war. Alle.
Also wechseln. Na gut. Immerhin bedeuten zwei schnelle Touren hintereinander ja auch schnellen Umsatz hintereinander. Da kann man auch mal was dafür tun. Und was passiert? An der nächsten Ecke winkt es. Ich hab kurz angehalten, gesagt, dass es mit dem Wechseln eng werden könnte und deswegen erstmal…

„Das ist ja wohl eine Unverschämtheit! Sowas hab ich ja noch nie erlebt! Eine Frechheit…“

keifte die in ihrem hellbraunen Mantel steckende Frau.

Ich hatte mir in den letzten Minuten wirklich andauernd überlegt, wie ich jetzt zum Wohle der Kundschaft möglichst schnell den Geldbestand aufstocke. Die nervige Regelung der Banken, dass zerrissene Scheine über 50% der Ursprungsgröße haben müssen, um ersetzt zu werden, hat meine kreativen Ideen leider ins Leere laufen lassen. Auch die potenzielle Kundin hat ihr Leid reichlich überdramatisiert, da sie Friedrich- Ecke Leipziger Straße stand und sie runde 10 Taxen pro Minute zur Auswahl hatte. Ich hab sie also wortlos stehengelassen um ihr nicht versehentlich die ans Schicksal gerichteten Worte „Verarschen kann ich mich alleine!“ an den Kopf zu werfen.

An meiner Stammtanke hatte ich das Wechselgeld-Problem schnell gelöst. Dass ich statt einer schnellen Anschlusstour nun aber am Ostbahnhof eine knappe Stunde habe warten müssen, war irgendwie klar. Manchmal passt es eben wirklich gar nicht. Nicht nur beim Wechselgeld…

15 Kommentare bis “Wenn es mal gar nicht passt”

  1. Caron sagt:

    Ich dachte immer, man bräuchte den Teil mit der Seriennummer. Was hindert mich denn so daran, aus zwei Fünfzigern drei 2/3-Fünfziger zu machen?

  2. Sash sagt:

    @Caron:
    Wahrscheinlich, dass man das Zusammenkleben bemerkt 😉
    Und bei mehr als 50% am Stück hat man somit 100% Sicherheit. Hab das hier von der Bundesbank gefunden:
    http://www.bundesbank.de/bargeld/bargeld_beschaedigt.php

  3. MichiK sagt:

    Heutzutage bietet doch fast jeder Geldautomat auch eine Auszahlung in beliebiger Stückelung an, aber das scheint kaum jemand zu nutzen. Wenn ich Geld hole, dann meistens nur 50 oder 100 Euro (da ich mich mit zu viel Bargeld im Portemonnaie auch äußerst unwohl fühle) aber nicht in Form von einem oder zwei großen Scheinen sondern in vielen 5ern und 10ern.

    Somit muss ich fast nie mit größeren Scheinen bezahlen und die Menschen auf der anderen Seite freuen sich oft, grade dann wenn ihr Wechselgeldbestand sich ohnehin dem Ende zuneigt. Ich bemühe mich auch immer, ein bisschen Kleingeld dabei zu haben, in einer Stückelung, sodass ich jeglichen Betrag damit erreichen kann. Gepaar mit halbwegs guten Kopfrechenfähigkeiten spart das z.B. an der Supermarktkasse enorm Zeit, wenn man das Geld schon centgenau abgezählt in der Hand hält, während die Kassiererin noch scannt.

    Grade in Zeiten, wo viele Menschen alles nur noch mit EC-Karte bezahlen (was ich aus Gründen der Datensparsamkeit und Privatsphäre ablehne) sehe ich es als wichtig an, denen ein Stück entgegen zu kommen, die mit Bargeld hantieren, damit der Punkt nicht so schnell kommt, wo das irgendwann nicht mehr möglich sein wird…

  4. Sash sagt:

    @MichiK:
    Das trifft aber tatsächlich auf einige Automaten nicht zu. Bzw. in stark frequentierten Zeiten kommt es aben mal vor, dass bestimmte Scheine alle sind. Das ist schon ok soweit, manchmal geht es halt nicht anders. Und gerade als Nachtfahrer bekomme ich halt manches Mal den ersten und einzigen Schein vom Automaten, oft aber auch das letzte übriggebliebene Kleingeld 😉

  5. impetrare sagt:

    @MichiK
    Erfahrungsgemäß hat der Automat genau die Stückelung die man haben will nicht.
    Mich hat es jetzt schon 2 mal erwischt, es macht keinen Spass dem Elektriker 700EUR in größten Teils 10ern und 20ern zu bezahlen.

    BTW: Holst du dann jeden Tag (oder jeden 2. Geld)?

  6. SaltyCat sagt:

    @MichiK: mir ist hier in meiner heimatlichen Weltstadt (*hust*) nicht ein Geldautomat bekannt, bei dem ich auf die Stückelung einfluss nehmen könnte … Und insbesondere an „Geldtagen“ – also da, wo Löhne und Hartze ausgezahlt werden – hab ich hier auch schon erlebt, dass die Stückelung direkt davon abhing, was noch da ist. Bei meiner Hausbank waren am 30. 4. zwei von drei automaten leer und der dritte zahlte ALLE Summen nur noch maximal in zwanzigern aus …

    @geldautomaten allgemein: Als ich noch auf eigene Rechnung fuhr, hat mich die Bank eines meiner damaligen Auftraggeber vor echte Probleme gestellt … Er hatte dank kreativer Zahlungsmoral einen höheren dreistelligen Betrag bei mir offen, obwohl ich nur 4 Stunden im Monat für ihn tätig war. Das Geld kam mir grad recht, da ich noch die an anderer Stelle schon erwähnte Nachttour HH-OS fahren musste und Sprit brauchte …. Wir fuhren zu seiner Bank, und er kam mit – YEAH … einem 500er wieder raus …….
    Den Sprit hab ich dann irgendwie noch organisiert, so dass ich in Ruhe am nächsten Tag den Schein „verarbeiten“ konnte … Aber es zeigt unter anderem, dass beim Kunden gar keine böse Absicht vorliegen muss, wenn er 6,70 Fahrtkosten mit 50er oder noch grösser bezahlen möchte …

  7. MichiK sagt:

    @impetrare: Klar ist es mir auch schon passiert, dass der Automat genau die gewünschte Stückelung nicht hat, aber das ist hier eine echte Ausnahme, da scheinen die Banken gut auf Zack zu sein. Ich kommt mit relativ wenig Geld aus (meistens im Alltag nicht mehr als durchschnittlich 10 Euro pro Tag), also hole ich in der Regel einmal pro Woche welches. Wenn ich weiß, dass ich was größeres kaufen möchte, dann natürlich entsprechend mehr. Ich gehe lieber einmal öfter zum Automaten (liegt ohnehin am Weg) als mich mit großen Geldmengen in der Tasche unwohl zu fühlen.

    @SaltyCat: Also hier können das alle Automaten der örtlichen Volksbank, der Commerzbank sowie der Deutschen Bank. Das sind die, die ich mehr oder weniger regelmäßig nutze. Klar gibt es Tage, wo entweder die großen Scheine (wenn man viel Geld will) oder die kleinen Scheine (wenn man wenig Geld will) alle sind, aber das ist mir bis jetzt erst 1-2 mal passiert. Scheint vielleicht auch regional unterschiedlich zu sein, wie die Banken das handhaben – und ist natürlich vom Automatenstandort abhängig. Neben der Mensa müssen viele kleine Scheine drin sein, gegenüber vom Fünfsternehotel reicht auch alles ab 100 aufwärts.

  8. Zsasor sagt:

    Auch wenn das jetzt gemein klingt, aber viele Kunden nutzen eben Dienstleister als Wechselstuben.
    Ich erlebe das in meinem Beruf auch oft genug, dass die Leute auch kleinere Beträge mit 50 oder sogar 100€ Scheinen bezahlen wollen.
    Ich frage dann aus Prinzip gleich nach ob sie es nicht auch kleiner haben. Dann kommt fast immer ein „Ne, tut mir Leid, die Geldautomaten und so, Sie wissen ja“. Wenn ich dann den Inhalt meiner Geldbörse vorzeige und die Kunden sehen, dass ich wirklich nicht so viel Wechselgeld dabei habe findet sich sehr oft ein versteckter 5, 10 oder 20€ Schein.
    Und lustigerweise sind das fast immer die Kunden die sowieso Arschlöcher sind. Oh Wunder.

  9. SaltyCat sagt:

    @zsasor … es hat niemand behauptet, dass es keine kunden gibt, die genau die schiene fahren – aber alle über einen kamm scheren sollten wir hier auch nicht. denn letzten endes kann es jedem von uns eben genau so gehen: bargeld alle, der nächste (oder einzige?) automat in reichweite spuckt nur grosses geld aus, peng …

  10. Sash sagt:

    @Zsasor:
    Das ist einfach so. Und wenn es passt, ist das ja auch kein Problem. Ich hab mit den Jungs an meiner Tanke auch mal gesprochen – die haben mir gesagt, dass sie auch manchmal gerade dank der vielen Taxifahrer knapp bei Kasse sind. Irgendwie kriegt man das am Ende hin. Aber dazu muss man eben auch mal in den sauren Apfel beißen und seinen letzten Zwanni doch noch nutzen – wenn es gerade hier mit dem Wechseln nicht geht. Die Leute, die die kleinen Scheine dann verstecken, sind allerdings sicher eine eigene Marke…

  11. Zero the Hero sagt:

    Mir ist noch kein Geldautomat untergekommen bei dem ich auf die Stückelung Einfluß nehmen kann.
    Mittlerweile weiß ich sogar, welche Automaten wie ausspucken, so kriege ich bei der Deutschen Bank immer mehrere grüne Scheine, bei der Postbank nur braune und rote, bei der Commerzbank rot, blau und braun…Nur bei der Spaßkasse gibts das Geld generell klein (inklusive Fünfer), scheint eine Armeleutebank zu sein 😉
    Und da ich antizyklisch lebe (ich zahle am 25. beim Einkaufen mit einem Hunni und da wollen sie dann via Wechselgeld die ganzen kleinen Scheine an mich loswerden), schleppe ich besonders um den Monatswechsel rum gerne locker 150 Taler in Zehnern und Fünfern mit mir rum.

    Ich habe eher ein Hartgeldproblem, entweder ich schleppe ein halbes Kilo Hartgeld mit mir rum oder ich hab überhaupt keins.

  12. Apotheker-Typ sagt:

    Also ich kann mich noch erinnern, es war so um das Jahr 200, dass mein damaliger Chef einer (damals) neuen Berliner Apotheke morgens um 7.45 Uhr einen Nasenspray für ca. 5,- DM verkaufen wollte – und dann wurde ihm ein 1.000,- DM-Schein in die Hand gedrückt. Er hat dann wohl gemeint, abends könne er den vielleicht wechseln… aber direkt mit dem Kassenbestand morgens früh ist das nicht drin.

    Andere Anekdote dazu: Zur Euro-Umstellung, wo alles eh stressig genug war, und wo der Einzelhandel sich ja „selbst verpflichtet“ hatte, bei den Geldumtausch „mitzuhelfen“, obwohl die Ausgabe an Euro-Kleingeld auch an Einzelhändler nicht den Wechselgeldbestand für nen 1/2 Tag überbrückte…. (Direkt nebenan eine Bank, bei der sich die Schlange wie im Sozialismus am Bananenverkaufstag kringelte…) Eine Dame älteren Semesters wendet sich mit den Worten „Diese Tüte Lutschbonbons für 1,20 €!“an mich und legt mir einen 1.000DM-Schein auf den Tisch. – „Es tut mir leid, soviel Euro hab ich nicht. Ich biete Ihnen an, bis 50DM auf Euro zu wechseln, und den Rest bekommen Sie in DM gewechselt…“ – „Nein, das will ich nicht. Ich habe ein Recht darauf, dass Sie mir den umtauschen!“…. Ich habe dann auf 1,20DM Umsatz verzichtet, und der Dame dafür ihr vermutliches Schwarzgeld nicht gewechselt. Ich vermute weiterhin, dass Sie danach beim Bäcker vorbeigeschaut hat….
    🙂

    Ihr seht, auch Dienstleistende mit vermutlich höherem Wechselgeldbestand haben mit selbigen manchmal so ihre Sorgen.

  13. Apotheker-Typ sagt:

    Ähm… es war narürlich um das Jahr 2000…. blöder Tippfehler! 😉

  14. Oni sagt:

    Meine Haussparkasse lässt mich auch die Stückelung auswählen. Ich wohne aber woanders. Die hiesige Sparkasse gibt mir nur Fünfziger, egal was ich abhebe. Die Lösung: Ich hebe über „anderen Betrag“ 45 oder 95€ ab.

  15. Sash sagt:

    @Zero the Hero:
    Das Problem mit dem Hartgeld kennt wahrscheinlich jeder 🙂

    @Apotheker-Typ:
    OK, das sind tatsächlich beeindruckende Beispiele 😀
    Aber scheinbar nicht ganz so häufig wie unsere Problemchen mit den Fünfzigern. Immerhin etwas. Aber dass einem der Schweiß ausbricht bei so Figuren wie der alten Dame… ich hab Verständnis!

    @Oni:
    Ja, das machen offenbar einige inzwischen. Ach, was bin ich froh, dass ich mich darum gar nicht mehr kümmern muss 🙂

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