Taxifahren ist ja ein besonders guter Job, um ihn nebenher auszuüben. Sicher, Geld verdient man nicht unbedingt viel, aber wenn man hier und da mal ein paar Stündchen entbehren kann und einen Chef hat, der einem das durchgehen lässt, dann kann man sich ein paar Euro verdienen, ohne dass es sich allzu sehr nach Arbeit anfühlt. Und das tut es wirklich nicht, wenn man mal für ein paar wenige Touren ohne Anspruch aufbricht. Ich mache das ja auch manchmal …
Der Anruf um Mitternacht war bereits der zweite von Jo am gestrigen Abend und ich habe mich breitschlagen lassen, ihn aus der Kneipe nach Hause zu fahren. Im Nachhinein betrachtet war das auch besser so: wer weiß, ob ein Kollege ihn in dem Zustand mitgenommen hätte. Mehr hatte ich nicht vor, ich war ja nicht auf Arbeit. Deswegen habe ich mich auch nicht geärgert, als ich auf halber Strecke festgestellt hab, dass ich die Fackel ausgeschaltet hatte. Das allerdings sollte auch keinen Unterschied machen. Die potenziellen Kunden konnten mich von da an zwar sehen, aber trotz einer kompletten Durchquerung Prenzlauer Bergs fand sich keiner, der mir nicht in letzter Sekunde von einem Kollegen weggeschnappt wurde. Naja, Pech.
Nachdem ich für Ozie noch was an der Packstation abgeholt hatte, hab ich das Auto abgestellt und bin zu meinem Dönerladen rein. Kurz Kippen geholt und dann gehört wie der Typ vor mir sagt:
„Bestellste mir ein Taxi?“
Der Nachtschichtler griff nach dem Telefon, da warf ich ein:
„Also ich möchte mich nicht über Gebühr einmischen, aber ich bin Taxifahrer und ich hab mein Taxi gerade hier vor der Tür abgestellt.“
Und zack! Da hatte ich noch die zweite Tour, die den Ausflug zu später Stunde noch lohnend gemacht hat. Kurz nach Hellersdorf rüber, freie Straßen, alles bestens! Und nein, wie Arbeit hat sich das wirklich nicht angefühlt.