Kurz, aber nett.

Mal ganz ehrlich: es passiert ja in der Regel nichts groß spannendes im Taxi. Ich schreibe hier Blogeinträge über einen Euro mehr Trinkgeld oder einen blöden Spruch zu Fahrtbeginn. Es ist für euch Leser vielleicht nicht unbedingt ein Thrillride ohnesgleichen, aber wie jeder andere Beruf hat auch das Taxifahren leise und laute Momente.

Einen der besonders leisen hatte ich derletzt wieder.

Zwei mittelgroße Vorrentner – also Menschen knapp überhalb meines Alters – winkten mich in Friedrichshain heran und fragten, ob ich sie zum Ostkreuz bringen würde. Natürlich! Und auch immer wieder gerne. Aber der Weg war mit nicht einmal einem Kilometer doch recht knapp bemessen. Letztlich war es nur das Gepäck, das den Einsatz eines Taxis rechtfertigte. Ohne das wären sie am Ende sogar schneller gelaufen.

Aber die Zeit drängte. Nur noch wenige Minuten bis der Zug abfahren würde.

Es ist während der ganzen Fahrt nichts spektakuläres passiert und die 4,60 € auf der Uhr lassen allenfalls eine Einsortierung in die „worst 100“ der Fahrpreise möglich erscheinen. Aber ich hab sie einfach möglichst schnell zu ihrem Ziel gebracht, hab dabei am Ende noch den letzten irgendwie befahrbaren Meter ausgenutzt und ihnen viel Glück beim Erwischen des Zuges gewünscht. Alltag soweit.

Bekommen habe ich am Ende einen Zehner für die rund 3 Minuten Arbeit. Abgesehen davon, dass Wechselgeld zu viel Zeit kostet, gab es das auch, weil ich „doch mal so ein netter Taxifahrer“ sei. Wow!

Wie gesagt: es ist nicht oft spektakulär, aber es würde mir was fehlen ohne sowas!

6 Kommentare bis “Kurz, aber nett.”

  1. Wahlberliner sagt:

    Wow, einen Zehner für 3 Minuten. Bei dem Stundenlohn (=200€/h) müsste selbst ich überlegen, ob ich nicht doch lieber Taxifahren würde. Gleichzeitig wäre dann auch nur 1h Arbeit am Tag ausreichend, um davon gut zu leben, und 2h schon fast, um mehr Geld zu haben, als man vernünftigerweise ausgeben könnte (ohne Schnick-Schnack und Luxus). Leider ist das nicht realistisch 😉

  2. Busfahrer sagt:

    Ja, das sind so die kleinen Anekdoten die den Beruf so lebenswert darstellen und machen. Ich kenne das auch so – es ist eigentlich nur unspektakuläres fahren von a nach b. Aber dennoch toll und besser als sesselpfurzen im büro

  3. elder taxidriver sagt:

    Genau deswegen liest man ja gute Blogs. Das ’spannende‘ kommt dann abends in der Tagesschau. Wäre ja furchtbar, wenn man hier auch noch lesen müsste: 30 Taxen am Ostbahnhof durch Tsunami weggeschwemmt, Landsberger Allee gesperrt wegen rebellischer Truppen, Köpenick fest in Taliban -Hand, Familiendrame in Friedrichshain, Schottland, äh, Marzahn will Trennung von Berlin und so..

  4. Stephan Haube sagt:

    Cool, Alter, ich gönne es dir voll, fahre in der selben Branche…auch wenn uns der Chef gerade allen gekündigt hat…der Sack

  5. Sash sagt:

    @Wahlberliner:
    Ja, wenn das nur hochrechenbar wäre. Aber selbst dann sollte man nicht vergessen, dass nur einen Teil der Einnahmen bekomme … (obwohl es hier dank üppigem Trinkgeld weit über die Hälfte war)

    @Busfahrer:
    Jepp, genau.

    @elder taxidriver:
    Ach, ein bisschen Spannung im Blog ist schon auch in Ordnung. Muss zwar nicht gleich so schlimm sein wie die Tagesschau, aber ein kleines bisschen …

    @Stephan Haube:
    Ähm, ich verstehe deinen Ärger über die Kündigung, aber einen identifizierbaren Betrieb in Kombination mit einer Beleidigung zu nennen, ist nicht wirklich sinnvoll. Schon gar nicht, weil das hier auf der Seite mein rechtliches Risiko ist. Deswegen habe ich die Angaben entfernt.
    Ansonsten aber danke! 🙂

  6. Hannah sagt:

    Ich lese deinen Blog nicht, weil ich hier Krimis erwarte, sondern Geschichten aus dem (Taxi-)Alltag – und die gelingen dir bestens, selbst wenn sie mal nicht so spektakulär sind wie der sonntägliche Tatort 😉

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