Hans Beckers 63 Jahre sah man ihm deutlich an. Sein Gesicht war vernarbt, sein Gang gebeugt. Er strahlte ein wenig den Charme eines Landstreichers aus und so ähnlich roch er auch. Nicht eben angenehm, aber in Maßen.
„Wo kommen Sie denn um diese Uhrzeit her?“
„Icke? Na vonne Arbeit! Bei de BSR!“
„Jetzt? Da haben sie aber auch eine ganz miese Schicht!“
„Hör uff! Ick wär längst in’n Bett, aber meine Tochter hat mir anjerufen. Die hat – wejen ihren Kerl da – da hat die Probleme und nu sollte ick nach der Arbeit da mal vorbeikomm‘ …“
„Und sie wohnt am Markgrafendamm?“
„Ja nee, da wohnt eijentlich er. Det is det Haus mit den Hotel. Kennste?“
„Nein, sorry. Wie heißt es denn?“
„Ach, wenn ick det noch wüsste. Is ejal, ick kenn det ja! Fahr mir mal dahin!“
Der Verkehr um die Zeit ist ja großartig, da konnten wir ziemlich flott Land gewinnen. Er grübelte ein wenig vor sich hin und machte sich Gedanken. Besonders toll fand ich ja:
„Und jetzt hat die da Probleme. Sacht se. Ick weeß nich, wat jenau. Nich jetz so hier mit det Sexuelle. Det wär ja noch schöner. Nee, aber irjendwat is da in’n Busch!“
Unsere Fahrt dauerte keine 5 Minuten. Auf der Warschauer hatte ich grüne Welle und das Hotel sollte unweit der Elsenbrücke liegen – dem Durchpfeifen auf der Stralauer stand also auch nichts entgegen. Am Ziel angekommen war er sich dann doch nicht mehr so sicher, welches Haus es eigentlich genau war. Er entschied sich aber am Ende gegen ein Aussteigen:
„Ick bin doch nich mehr der Jüngste und ick komm vonne Arbeit. Det is mir jetz schnuppe. Ick ruf der an, dass ick länger uff Arbeit war und det nich mehr jeklappt hat. Det is ja ooch keene Uhrzeit. Bring mir mal nach Prenzlauer Berg inne Kanzowstraße 8.“
„Wo liegt die genau?“
„Det is nahe bei die Stargarder.“
„OK, wie Sie wollen.“
(Fortsetzung gegen 16 Uhr)