Wochenende

Zunächst einmal herzlich willkommen am vermutlich heißesten Tag des Jahres 2013 in Berlin!

Obwohl es gerade einmal kurz nach sieben Uhr ist, schwitze ich bereits, und das wird sich voraussichtlich nicht mehr ändern heute. Ob ich überhaupt schlafen kann bei dem Wetter, bleibt abzuwarten. Des Wetters wegen alleine hab ich schon lange rumüberlegt, ob ich heute arbeiten soll, am Ende hat es doch meine kleine 1925 für mich entschieden. Die war die ganze Woche nicht völlig fehlerfrei unterwegs. Auch wenn es letztlich nur das Quietschen war, das blieb: Jetzt bleibt die Kiste stehen, bis ich sie am Montag wieder zu unserem Schrauber bringen werde!

Ich selbst bin manchmal ein wenig überkritisch, was Fahrzeuggeräusche angeht. Kein Wunder, schließlich weiß ich nach einer sechsstelligen Anzahl an Kilometern ja, wie die 1925 „normal“ klingt. Aber als sich heute morgen um kurz vor halb sechs meine letzte Kundin mit schmerzverzerrtem Gesicht die Ohren zuhielt, als ich neben ihr bremste, stand für mich fest, dass hier Schluss ist. Für die Schicht war es das ohnehin, aber das ist ein anderes Thema, zu dem ich gleich kommen werde. Heute ist also Ruhetag, was mir ehrlich gesagt auch gut passt. Immerhin bin ich diese Woche schon am Mittwoch das erste Mal ausgerückt, noch dazu mit extra frühem Aufstehen. Wenn man bedenkt, dass ich das nur noch als 50%-Job mache, sollte das ohnehin genug sein. Vom Wetter mal ganz zu schweigen.

Aber gut, die heutige Schicht.

Lief bombig. Nicht rekordverdächtig, aber ich war immer froh um eine Zigarettenpause, bzw. darüber, überhaupt mal das nassgeschwitzte Hemd vom ledernen Fahrersitz lösen zu können. Da ich derzeit wegen meines zeit.de-Interviews viele neue Leser habe, will ich auch kurz anmerken, was „gut“, bzw. „bombig“ hier in Berlin im Taxigewerbe heißt:

Ich hab in 8 Stunden ziemlich genau 200 € Umsatz gemacht. Ein Rekord wäre es gewesen, wenn ich weniger als fünfeinhalb Stunden dafür gebraucht hätte. Auf der anderen Seite hab ich am Freitagabend 8 Stunden für nicht einmal 110 € Umsatz runtergerissen. Und wer jetzt neidisch guckt, sollte sich vor Augen halten, dass Umsatz nicht gleich Verdienst ist. Mein Verdienst liegt am Ende bei rund 50% der oben genannten Zahlen – Trinkgeld schon eingerechnet.

Natürlich hätte es heute – wie immer – auch besser laufen können. Bestes Beispiel war mein eigentlich letzter geplanter Stopp am Ostbahnhof: Ich wurde gefragt, ob mein Auto ein Großraumtaxi sei, was ich bejahte. Dann aber musste ich verneinen bei der Frage, ob ich das bestellte wäre. Wie so oft fragte die potenzielle Kundschaft dann, ob ich sie nicht fahren könnte. Hätte ich machen können, wäre nur unfair dem wohl gerade auf dem Weg befindlichen Kollegen gegenüber. Also hab ich die Truppe vertröstet und in Aussicht gestellt, dass der Kollege sicher gleich kommt. Man ist ja kein Arschloch.
Aber ich hab auch gesagt, dass ich vorraussichtlich ja noch ein paar Minuten da bin, falls er wirklich nicht auftauchen sollte.
Dann kam das Fiese: Mein Gegenüber wollte von mir wissen, was es nach Dallgow-Döberitz kosten würde. Zwar nicht meine Richtung, aber eine verdammt lohnenswerte Umlandfahrt! Sicher um die 40 € …
Ein bisschen hoffen, dass der Kollege nicht kommt, wollte ich noch – da hatte ich dann aber schon andere Kundschaft. Ein sehr sehr liebenswerter Kerl, sicher 15 Jahre älter als ich, für sein Alter aber drei Hausnummern zu cool. Wir hatten ein glänzendes Gespräch, die Tour hat sehr viel Spaß gemacht – leider ging sie eben nur für 6,20 € zum Frankfurter Tor. Dort hab ich umgehend Kehrt gemacht und bin zum Bahnhof zurück. Aber die Jungs waren natürlich schon weg …

So kann es dann halt auch gehen am Ende einer guten Schicht. 🙁

4 Kommentare bis “Wochenende”

  1. Daniel sagt:

    Ich schiebe da mal aus Interesse eine Frage rein: Du hattest ja mal geschrieben, dass du bei Krankheit (wie jeder Arbeitnehmer) deinen Lohn weiter erhältst, der sich dann nach einem vorher festgelegten theoretischen Tagesumsatz berechnet.

    Wie ist es wenn das Auto kaputt ist, wirst du da auch weiter bezahlt? Als Fahrer hast du ja eigentlich genauso wenig Einfluß darauf ob das Auto kaputt geht (mal von fahrlässigen Handlungen abgesehen), wie darauf ob du krank wirst.
    Oder geht das in so nem Fall auf deine Kappe und du hast einen Tag Verdienstausfall?

  2. 965nacht sagt:

    Glückwunsch, 200 in 8 ist klasse.

  3. Sven-Erik sagt:

    Ich habe neue Bremsbeläge und neue Bremsscheiben vorn bekommen.
    Bei sanftem bremsen, quitscht es jetzt nervig.
    Die Werkstatt sagt: Stark bremsen aus 60 Km/h ein paar mal, dann hört es auf.
    Ich habe es ein paar mal gemacht und es hat absolut nichts gebracht.
    Vielleicht ist es auch die derzeitig hohe Luftfeuchtigkeit.
    Es nervt schon sehr und peinlich ist es auch.

  4. Sash sagt:

    @Daniel:
    Nee, das unternehmerische Risiko liegt beim Taxifahren in der Regel dann doch etwas ungünstig beim Fahrer. Ich hab da so gesehen einfach Pech gehabt.
    Im Normalfall sieht das Protokoll für solche Fälle ja vor, dass ich einen Ersatzwagen kriege. Das ist mir aber meist einfach zu weit, die stehen nämlich in der Regel an der Firma.

    @965nacht:
    Ich weiß. 🙂

    @Sven-Erik:
    Hatte ich auch alles schon. Was es dieses Mal ist, weiß ich aber nicht. Es quietscht beim bremsen, etwas lauter allerdings beim leicht links lenken bei bestimmten Geschwindigkeiten. Und beim rechts lenken scheppert es gelegentlich … ich bin gespannt. 😉

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