Übergrößen unter sich

Bekommen hab ich die Tour nur dank eines netten Kollegen. Der kam am Ostbahnhof mit der aktuellen Situation gar nicht klar und hat mich gefragt, wer sich hier jetzt wo genau hinstellen solle. Ich hab ihn kurz eingeweiht, so dass er sich mit einem netten „Danke!“ hinter mir einreihte. Wie fast zu erwarten war, wollte die Kundin zunächst bei ihm einsteigen – das ist ja das blöde daran, wenn man Taxistände nicht auch ein bisschen auf den Kundenstrom hin ausrichtet. Der Kollege aber bat sie (wirklich sehr freundlich), doch zu mir zu gehen und nickte mir wohlwollend zu.

Kaum dass ich die ersten 300 Meter Fahrtweg hinter mir hatte, hatte sie bereits mehr erzählt, als dieser ganze Blogeintrag überhaupt fassen könnte. Ganz klassisch redete sie auf mich ein, was sie heute für ein Glück gehabt hätte, Einkaufen, Schnäppchen, Klamotten, blabla! Im Wesentlichen erfuhr ich von ihr, dass sie im Umland beim Ausverkauf eines Übergrößen-Ladens war und dort einige Hosen eingekauft hatte. Nur ausführlicher.

Natürlich sah sie in mir schon der Größe wegen einen Verbündeten, was ja zumindest in Ansätzen auch stimmte. Zwar teilte ich noch nie die von ihr entwickelte Vorliebe fürs Shoppen, aber zum Thema „Klamotten finden“ und die Probleme damit als Übergrößenträger kann ich nachvollziehen. So ergab sich aus ihrem anfänglichen haltlosen Geschnatter durchaus ein sehr nettes Gespräch – und zwar wenigstens eines mit einem (wenn auch vielleicht nicht alltäglichen) Thema. Kein Smalltalk übers Wetter oder so.

Was wirklich ungewöhnlich war, war die Offenheit mit der sie drauflospalaverte, wie sie auseinandergegangen ist nach der letzten Geburt und dass sie tatsächlich 25 kg zugenommen hätte, bla keks. Tatsächlich nicht gerade das Thema, bei dem ich – insbesondere von Frauen – große Offenheit gewöhnt bin. Anständig wie ich bin, habe ich verschwiegen, dass ich im gleichen Zeitraum fast 20 kg abgenommen habe und ihr hier und da bestätigend zugenickt. Das alles war dennoch natürlich furchtbar belanglos und es war einfach eine angenehme Fahrt. Müsste man gar nicht verbloggen. Aber es fiel von ihrer Seite aus ein Satz, der mich dazu gebracht hat, es doch zu tun. Sie schilderte mir ein Gespräch mit einem Verkäufer in dem Laden und dass sie ihren Unmut kundgetan hätte ob der Tatsache, dass das Geschäft nun schließt. Und zwar wie folgt:

„Und dann hab ich ihm gesagt: Wissen se, is ja echt nich schön, dass se hier weggehn. Wo das doch die einzige Firma is, in die mein Hintern noch reinpasst…“

Wenn sie das so gesagt hat, hätte ich ja gerne das Gesicht des Verkäufers gesehen 😀

3 Kommentare bis “Übergrößen unter sich”

  1. *wischt den Kaffee vom Monitor* Der Spruch ist großartig! Und ja, das Gesicht des Verkäufers als Foto, das wäre grandios!

  2. Sash sagt:

    @Der Maskierte:
    Ja, das wäre es wirklich 😀

  3. avicennia sagt:

    Ähh, Du hast nach deiner letzten Schwangerschaft 20kg abgenommen????

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