Ne Tour? Jo!

Ich bin ja nicht gerade ein Held darin, mir Stammkundschaft zuzulegen. Das hat viel mit meinen Marotten zu tun, denn eine davon ist beispielsweise, regelmäßig mein Handy zu überhören oder es erst gar nicht mitzunehmen. Daher weiß ich es zu schätzen, dass es auch geduldige Menschen da draußen gibt. Und einer davon ist Jo.

Der Mensch mit der Gabe, selbst meine kuriosen Computerprobleme mal eben am Telefon zu lösen, wäre um ein Haar auch als Fahrer im Hause meines Chefs untergekommen. Das hat sich nicht ergeben, auf dem Weg hat Jo aber wenigstens ein paar Computerprobleme in der Firma behoben.

Wir sehen uns nur selten, aber wenn er nicht gerade mit mir und Torsten vom Taxi-Blog durch die Stadt zieht und uns beim Saufen beobachtet, dann bestehen unsere Treffen meist aus geschäftlichen Meetings. Zumindest nebenbei. Mit seiner gesunden Portion Wahnwitz traut Jo sich sogar, mich an Silvester anzurufen, eigentlich hat er immer eine Anfrage von A nach B auf den Lippen. Mich erfreut dabei insbesondere, als A und B bei ihm immer ein Stück weit auseinander liegen.

So hat er mich dieses Wochenende auch erwischt und ich bin seiner Anfrage, ob ich nach Lichterfelde kommen könnte, gerne nachgekommen – obgleich das nun wirklich nicht meine Ecke der Stadt ist. Dort angekommen traf ich auf einige Gestalten, die mir von meiner letzten Tour mit ihm und der gemütlichen Runde in der Chillout Bar entfernt bekannt erschienen.

„Wir sind immerhin schon mal nebeneinander gesessen.“

Eine gemütliche Kippe und eine spendierte Cola nebst der Erörterung, ob demnächst eine Hochzeit anstünde, versüßte die Samstagsschicht und ich durfte mich auf eine Fahrt bis nach Reinickendorf freuen. Im Übrigen der Auftakt zu einem wirklich guten Lauf in dieser Nacht!

Die haben wir auch halbwegs vernünftig hinter uns gebracht, mal abgesehen von der Tatsache, dass ich dabei über den Gehweg gefahren bin und zwischenzeitlich nur noch grob erahnen konnte, wo ich bin. Im Zweifelsfall ziehe ich dann die gute Laune auch mal der Professionalität vor…

War jedenfalls eine angenehme Abwechslung in dieser Schicht, wie immer eigentlich 🙂

Und ewig lockt der Flughafen

Wie erwartet, wurde heute die neue Regelung am neuen Berliner Flughafen vorgestellt. Wie ich gestern bereits geschrieben habe, gillt nun der LDS-Tarif für alle Fahrten vom Airport aus. Die bisherige Quotierung am Halteplatz wird aufgegeben, d.h. Berliner und LDS-Taxifahrer reihen sich gleichberechtigt ein. Im Gegenzug darf ein begrenztes Kontingent an LDS-Taxen in Berlin Fahrgäste aufnehmen, wenn sie eine Ortskundeprüfung abgelegt haben. Soweit meine dürftigen Infos, die von taxi-heute stammen.

Nun ja.

Dieser Kompromiss ist allerdings noch keine Beilegung, wenn man den hiesigen Gewerbevertretungen glauben darf, werden sie sich damit nicht abfinden. Es geht also in die nächste Runde 🙁

Meine Meinung zum Kompromiss ist auch nicht wirklich die beste:

Dass alle Fahrgäste vom Flughafen den gleichen Preis zahlen müssen, ist sinnvoll. Ob es sinnig ist, einen für die meisten Fahrten teureren* Tarif zu wählen, wird sich zeigen. Die Anbindung an die Bahn wird beim neuen Flughafen besser sein, ob gestiegene Preise nicht noch mehr Fahrgäste abschrecken als ohnehin erwartet, wird sich wohl zeigen müssen. Negativ finde ich eindeutig, dass das bis jetzt so einfache Preismodell in Berlin durch einen weiteren Tarif verkompliziert wird. Es wird sicher einige unerlaubte Fahrten zum jeweils „besseren“ Tarif geben, da bin ich mir sicher… 🙁

Die Aufhebung der Quotierung ist sinnvoll. Sie hat immer für Streit gesorgt und ich fand es auch nicht sonderlich logisch, das zu trennen. Mir ist klar, dass die Brandenburger gerne in ihrem Gebiet ihre eigenen Regeln durchsetzen wollen, aber wenn man sich gemeinsam um den Flughafen kümmert, dann doch auch zu gleichen Bedingungen!

Das mit der Ladeerlaubnis von bis zu 400 LDS-Taxen in Berlin ist in meinen Augen ebenfalls problematisch. Da schon die Berliner Taxen kaum jemals auf irgendwas hin kontrolliert werden, kann man davon ausgehen, dass sich durchaus ein paar Brandenburger ohne Ortskundeprüfung für Berlin hier auf den Straßen tummeln werden, ohne dass das bemerkt wird. Abgesehen davon geht es auch insgesamt um die Anzahl: Ich blase ungern ins Horn der vielen „Wir haben zu viele Taxen!“-Rufer, aber sonderlich rosig sieht es derzeit ja wirklich nicht aus. Es wird ohnehin erwartet, dass der Flughafen wegen der Bahnanbindung weniger Fahrgäste hergibt, zusätzlich wird Tegel dichtgemacht. Es kommen also schon aus den eigenen Reihen eine Menge „neuer“ Fahrer im Stadtgebiet dazu. Inwiefern es einen Grund von Seiten des Berliner Gewerbes geben soll, auch noch LDS-Taxen zuzulassen, verschließt sich mir.
Natürlich wird der Flughafen in Brandenburg auch von uns bedient, was aber auch darauf zurückzuführen ist, dass die wenigen Taxen in LDS das alleine gar nicht bewältigen könnten. Ich bin allerdings auch hier der Meinung, dass man eher zusammen als gegeneinander arbeiten sollte und hoffe, dass wir vielleicht irgendwann mal einen gemeinschaftlichen Tarif und ein gemeinschaftliches Pflichtfahrgebiet haben werden.

*Der LDS-Tarif (hier als PDF zu bestaunen) ist auf den ersten Kilometern günstiger als der Berliner, da die meisten Fahrten vom Flughafen jedoch länger sind (z.B. nach Berlin-Mitte, 20 – 25 km), bleibt unterm Strich meist ein höherer Preis.

Hochwas? Stadtteilnamen remixed

Da fällt mir doch glatt noch ein kleines Detail zur Selbsthilfe-Gruppe heute morgen ein. Die Fahrtzielansage. Sie wollten in eine Straße, die es mehrmals in Berlin gibt – wie es ja leider öfter vorkommt. Das wussten sie allerdings auch:

„Des is in Hochschönwaldhausen.“

„Hohenschönhausen?“

„Ja genau.“

Hohenschönhausen hat es ja nicht leicht. Die Verballhornungen „Wohnenschöndraußen“ und „Schönhochhausen“ (in Anspielung auf die weitegehend vertikale Geländenutzung in den Plattenbausiedlungen Neu-Hohenschönhausens) sind ziemlich bekannt.

Kennt irgendwer von euch noch ein paar andere solche Namen. Oder noch lustigere Fahrgastversprecher? Ich würde mich über eine amüsante Liste freuen 😀

Selbsthilfe-Gruppe

Es gibt eine Menge Sätze, die im Taxi eher selten gesagt werden. Von diesen eher seltenen Sätzen gibt es ein paar, die es relativ vorhersehbar machen, dass die Tour bloggenswert wird. Mit allzu langweiligen Beispielen möchte ich nicht aufwarten, deswegen sei hier gleich der genannt, der zur folgenden Tour gehört:

„Und, wann hast du dich das letzte Mal selbst befriedigt?“

Ich denke, ich muss erst einmal das Personal vorstellen. Da wäre zum einen Peter*. Peter ist ein Angetrunkener Mittvierziger, der sich etwas holprig artikuliert, dennoch den oben genannten Satz formuliert hat. Er hat auf dem Standard-Sitz hinten rechts Platz genommen. Als zweites wäre da Lulu*. Sie fungiert vorübergehend als Beifahrerin und soll die Frage beantworten. Sie ist deutlich jünger als Peter, aber sicher Mitte 30. Als Dritte im Bunde, hinter mir, komplettiert Erika die Runde. Bis zu oben genannter Frage hatte ich sie für Peters Frau gehalten, sie kam ihm auch altersmäßig näher.

P: „Und, wann hast du dich das letzte mal selbst befriedigt?“

E: „Sag mal, du kannst doch nicht einfach…“

L: „Warte, warte! Das kann ich genau sagen. Wir haben Samstag, dann war das Mittwoch!“

E: „Könntet ihr vielleicht bitte damit auf…“

P: „Weil das hat mich immer schon interessiert: Wie das geht.“

E: „O Gott, es tut mir so leid, Herr Taxifahrer…“

Wieso? So kam doch erst Leben in die Bude 🙂
Also gut, es ist zugegebenermaßen eine Frage, die ich jetzt nicht unbedingt in der Öffentlichkeit stellen oder beantworten würde, aber ich hab schon schlimmere Sachen gehört. Also schlimm im Sinne von eklig und verachtenswert. Da ist eine vernünftige Diskussion übers Onanieren doch eigentlich harmlos.

Lulu begann also mit Peter zu reden und zu reden und zu reden. Vorträge über klitorale und vaginale Orgasmen, Lulus Vor- und Nicht-so-wirklich-Vorlieben für Anal- und Oralverkehr, Geschlechtskrankheiten und wie toll das doch alles sei. Wir erfuhren alle, dass Peter Lulu gerne einmal dabei zusehen wollte und dass Lulu dem nicht abgeneigt war. Einzig Erika war abgeneigt. Aber weniger wegen Peter als wegen mir. Sie mögen das Gespräch doch bitte in der Wohnung weiterführen.

Ich hab ihr zu verstehen gegeben, dass sie sich wegen mir mal keine Sorgen machen müsste. Ich fahre in Berlin nachts Taxi und hab schon einiges gehört. Zumal die beiden nicht nur den streng sachlichen Ton einer Aufklärungssendung beibehielten, sondern überhaupt nichts schlimmes machten. Also ich hab mich in meiner Privatsphäre kein bisschen verletzt gefühlt. Und den anderen beiden war es offensichtlich egal oder nur recht. Peter begann ohnehin, meine zu Beginn der Fahrt leichtsinnig getätigte Äußerung, ich würde bald Feierabend machen, so umzudeuten, dass ich sie natürlich begleiten würde…

Also haben wir noch ein paar Minuten den Ausführungen über Lulus maßlos begabte Hände gelauscht.

Das Ziel der nicht mehr ganz frischen Truppe lag unweit des Abstellplatz meines Autos, was ich mit Hilfe des Navis recht schnell lokalisieren konnte. Die direkte Einfahrt zur Zieladresse habe ich allerdings ziemlich doof verpasst, weil kurz vor dem recht leicht zu übersehenden Weg eine größere Straße abging, die ich dann versehentlich befuhr. Anhand von Straßenschild und Navi hab ich das allerdings auch nach 30 Metern bemerkt:

S: „Ups, ich glaube, ich bin eine zu früh abgebogen, sorry.“

Ich hab den Wagen zurückgesetzt, als Lulu mir plötzlich ins Wort fiel:

L: „Ja, aber des zahlen wir jetz nich, des is ja wohl klar!“

S: „Meinetwegen. Ganz ehrlich, wenn es um die 20 Cent geht…“

Ganz so herzlos gemeint hab ich das gar nicht. War zweifelsohne mein Fehler, aber da es sich wirklich mit Zurücksetzen um einen Weg von vielleicht 80 Metern gehandelt hat (also 40 Meter Umweg etwa), hab ich nicht einmal daran gedacht, die Uhr auszumachen. Und dass das lächerlich war, wollte ich der lockeren Gesellschaft durchaus klarmachen. Aber ich bekam auch gleich Unterstützung:

P: „Echt jetzt, Lulu! Mach mal nicht rum. Kannst doch hier nicht als Pornostar so rumzicken bei dem coolen Taxifahrer. Du schrubbst dir hier jeden Tag selbst einen und machst hier wegen der paar Meter rum!“

Ab diesem Moment war Erika in einem – man könnte es mit einem Orgasmus vergleichen – zyklisch verlaufenden Lachanfall gefangen und wiederholte nur stockend das ein oder andere Wort von Peter:

E: „Pornostar!!! Schrubbt sich!!! Meter!!! Lulu!!!“

Lulu indes bemühte sich, das Bild von sich zurechtzurücken:

L: „Schnucki, tut mir leid! War nicht so gemeint. Aber ich bin Event-Managerin, kein Pornostar. Ehrlich!“

Zu guter Letzt bat sie mich noch um eine Zigarette, die ich ihr gerne spendiert habe. Zumal sie mir dafür „alles Kleingeld, was ich noch hab, außer Rotgeld, des is ja blöd“ gegeben hat. Von Peter bekam ich zusätzlich zu diesem Euro noch vier weitere zugesteckt. Was sie jetzt machen, da ich diesen Text schreibe, kann ich mir zwar viel zu genau vorstellen, aber ich lasse es besser. Nicht, dass Erika sich aufregt 😉

*Namen natürlich geändert

Handy im Taxi verloren

Ich hab heute Abend übrigens eine Anfrage von einem Leser bekommen. Ein Freund hat am vergangenen Freitag sein Handy im Taxi liegen lassen. Die Nummer oder überhaupt irgendwas brauchbares ist ihm aufgrund seines Zustandes nicht mehr erinnerlich. Einziger (und verzeiht mir: lustiger) Anhaltspunkt:

Er hat ins Taxi gekotzt. 🙂

Falls das also einem Kollegen bekannt vorkommt und irgendwer was über das Handy (ein HTC Desire) weiß, dann kann er gerne eine Mail an mich schreiben – ich leite das dann weiter.

Alle anderen Optionen (Fundamt, Funkzentralen etc.) hab ich natürlich schon weitergegeben.

Taxistreit am Flughafen

Klaus hat es ganz richtig betitelt: „Die spinnen, die…“

Und es ist wirklich egal, um wen es genau geht. Man sollte meinen, man kann alle Beteiligten am Tarif-Hickhack um den neuen Flughafen BER in Schönefeld in einen Sack stecken, draufschlagen und niemals den Falschen treffen.

Neben zahlreichen anderen Zeitungen, die sich hier und da mit Halbwissen an die Leserschaft wenden, schreibt die Berliner Zeitung gestern, wie voraussichtlich die Lösung aussehen könnte, die wohl morgen der Öffentlichkeit präsentiert wird:

Fahrten in, bzw. von Berlin aus, werden einem Berliner Taxitarif folgen, alle Fahrten vom Flughafen dem Tarif vom Landkreis Dahme-Spreewald. Offensichtlich ist eine vernünftige Lösung also nach jahrelangem Streit immer noch nicht gefunden. Ein „Bravo!“ an die beteiligten Vertretungen!

Zugegeben: Es ist immerhin ein bisschen logischer, als wie jetzt vom Flughafen aus für die gleiche Tour je nach Kennzeichen einen anderen Tarif zu verwenden. Man muss sich aber dennoch fragen, wieso man sich nicht auf einen gemeinsamen Tarif einigen konnte. Ich bin ja bekanntlich kein Freund von Tariferhöhungen, aber ist das jetzt ernstlich DIE Lösung? Hätten da nicht beide Seiten ein bisschen Beweglichkeit zeigen können?

Wenn das tatsächlich so kommen sollte, dann haben wir also bald einen neuen Tarif im Taxameter, den der ein oder andere Kollege sicher sehr gerne mal an Touristen ausprobiert – oder an den anderen 90% der Bevölkerung, die nicht wissen, dass es einen günstigeren gibt. Jetzt bin ich ja nur noch gespannt, ob sie uns trotzdem eine Tariferhöhung „gönnen“, würde mich ja nicht wundern…

Kauft das Buch!

Wie kam Sash eigentlich zum Taxifahren? Das beschreibt er in seinem ersten eBook "Papa, ich geh zum Zirkus!".

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Noch ein Blog?

Kleiner Tipp: Sash hat noch einen zweiten Blog, auf dem es auch gelegentlich was zu lesen gibt.

Zufrieden

„Also ich könnte das ja nicht, immer nur Nachts…“

„Man gewöhnt sich dran.“

„Und was machen sie nachts, wenn sie nicht Taxi fahren?“

„Ganz ehrlich: Hauptsächlich schreiben.“

„Ein Buch oder wie?“

„Naja, eines ist weitgehend fertig. Ideen für 2 bis 3 weitere hab ich schon. Außerdem blogge ich regelmäßig…“

„Also ich könnte ja weder schreiben, noch Taxifahren.“

„Die Menschen sind verschieden.“

„Hauptsache, es macht ihnen Spaß.“

„Das trifft sowohl aufs Taxifahren als auch aufs Schreiben zu.“

„Dann sind sie ja ein rundum zufriedener Mensch…“

„So sieht es aus!“

„Naja, wie sie sagten: Die Menschen sind verschieden…“

Hm… 🙁