So, ich bin seit gestern unterwegs, leider weiss ich jetzt, da ich diesen Eintrag schreibe, noch nicht, mit was für einem Auto. Ein Opel wird es wahrscheinlich nicht sein, aber das hindert mich nicht daran, hier eine schon etwas länger zurückliegende Fahrt nachzuerzählen.
Die Vorgeschichte ist eigentlich völlig uninteressant. Ich hatte die ordentliche Wochenendschicht fast schon hinter mir, als ich doch noch eine Winkerin fand, die ausgerechnet nach Charlottenburg – in die völlig falsche Richtung, wenn man mich fragt – musste. Aber die Tour brachte gute 20 € und sorgte bei mir schon deswegen für Heiterkeit. Den Rückweg in Richtung Heimat trat ich über die Bismarckstraße an und – zack! – hatte ich wieder einen Winker.
„Guten Morgen, wo darf es denn hingehen?“
„Ich möchte gerne in die Dorfstraße. Nach Spandau.“
Im Nachhinein betrachtet, hätte ich einfach sagen sollen, dass mir das gar nicht passt. Ist nicht nett, würde ich auch nie tun, aber er war leider keinen Deut besser. Zunächst stellte er – durchaus locker und freundlich – fest:
„Dass ich mit’m Opel fahr. Na das passt ja!“
Da er guter Laune war, hab ich das als Positivnachricht verstanden und gefragt:
„Wieso das? Arbeiten sie etwa für Opel?“
Sowas hatte ich schon mal, da meinten mir meine Fahrgäste dann haarklein irgendwelche Features meines Autos erklären zu müssen. Aber nein:
„Was? Das wäre ja noch schöner! Das sind ja keine Autos!“
Ich bin mir bewusst, dass mein Opel z.B. in Punkto Federungskomfort deutlich hinter einer E-Klasse von Mercedes liegt. Er ist auch lauter, vor allem wenn man etwas zügiger fährt. Kein Auto ist wie das andere, aber es ist eben auch nicht so, dass die Kisten nur Nachteile hätten. Für meinen Chef sehr angenehm ist, dass so ein Zafira günstig und sparsam ist. Für mich und die Fahrgäste liegt der Vorteil im vielen Platz und der Flexibilität und zu guter Letzt möchte ich auch gerne noch den Punkt „Umweltfreundlichkeit“ in den Raum werfen. Sicher, die Prioritäten legt jeder für sich selbst fest, aber der nun vom Fahrgast folgende Nörgel-Monolog hätte wirklich nicht sein müssen. Und auch wenn er mich selbst dabei nicht wirklich angegriffen hat, auf Sätze wie
„Ich hab dich auch nur angehalten, weil sonst kein Taxi in der Nähe war…“
kann ich verzichten. Ich weiß, irgendwie hält sich das Gerücht, dass ein Taxi zwingend eine Luxus-Limousine sein muss, aber dem ist nicht so. Wir sind Teil des öffentlichen Nahverkehrs und eine der wenigen unternehmerischen Freiheiten in dem Gewerbe ist die Wahl des Fahrzeugs. Es gibt genügend luxuriös ausgestattete Limousinen und es gibt eine Menge andersweitig spezialisierte Fahrzeuge unter den Taxen, wie z.B. Großraumtaxen. Man kann wahrscheinlich so weit gehen und sagen, dass schon jeder ein passendes Taxi findet. Aber zum Einen muss man mit Sonderansprüchen eben einen Wagen bestellen, zum Anderen sollte man vielleicht soweit denken, dass die eigenen Ansprüche – so berechtigt sie sein mögen – nicht unbedingt die von allen Benutzern gehegten sind und schon deswegen verschiedene Taxen unterwegs sind. Das Auto, das gleichermaßen groß, edel, umweltfreundlich, und überhaupt das Nest sämtlicher eierlegender Wollmilchsäue ist, gibt es leider nicht.
Naja, mein Kunde jedenfalls nörgelte und störte sich an jedem Fahrzeuggeräusch, um die Fahrt dann aber letztlich mit der Gabe von fast 4 € Trinkgeld zu beenden. Im Grunde war es also einfach nur ein inkonsequenter Idiot. Aber nach so einer Tour macht man dafür richtig gerne Feierabend, insofern hatte es auch was Gutes.