FAQ zum Taxischein

Wie wird man eigentlich Taxifahrer?

Die für Bewerber sicher schöne Nachricht: Man braucht keine richtige Ausbildung, um Taxifahrer zu werden. Im Grunde ist alles, was man dafür braucht, der sogenannte Führerschein zur Fahrgastbeförderung, meist Personenbeförderungsschein oder gleich kurz P-Schein oder Taxischein genannt. Er wird wie alle Führerscheine bei der entsprechenden Behörde ausgegeben, in Berlin beim Landesamt für Bürger- und Ordnungsangelegenheiten (LABO).
Zumindest in Berlin kann man sich im Besitz eines solchen Scheines umgehend auf die Suche nach einem Arbeitgeber machen.
Etwas komplizierter sieht die Sache natürlich aus, wenn man sich selbständig machen will. Mir fehlen da selbst noch ein paar Infos, aber man muss zumindest mal zusätzlich zum P-Schein eine Konzession bekommen, ein Gewerbe und ein Taxi anmelden. Dazu muss man eine Prüfung über ein paar betriebswirtschaftliche Grundlagen bei der IHK ablegen und ein bisschen Geld als Notfallkapital nachweisen.

Was ist eigentlich dieser P-Schein?

Der P-Schein ist nach dem normalen Führerschein das wichtigste Papier, die Voraussetzung zum Taxifahren. Folglich kriegt man es nicht umsonst. Zum einen muss man natürlich eine Gebühr (in Berlin etwas über 40 € beim LABO) dafür zahlen, zum anderen kriegt man ihn auch erst, wenn man einige Vorbedingungen erfüllt:

  • Man muss mindestens 21 Jahre alt sein
  • Man muss seit mindestens 2 Jahren den Führerschein der Klasse B besitzen
  • Man braucht ein aktuelles Führungszeugnis, das zumindest in Punkto Gewaltverbrechen und Drogendelikten blütenrein sein sollte
  • Man braucht ein amtsärztliches Gutachten darüber, dass man noch gelegentlich atmet (Sorry, aber die Untersuchungen sind lächerlich!)
  • Beim Ersterwerb (und wenn man älter als 60 ist) braucht man noch den Nachweis über einen bestandenen Funktions- und Leistungstest
    (das ist so ein Reaktions- und Konzentrationstest mit viel Knöpfchendrückerei)
  • Man benötigt ein augenärztliches Gutachten über die Sehfähigkeit
    (keine Sorge, man kann das auch mit Brille schaffen!)
  • Man braucht – und das ist zumindest in Berlin das schwerste – den Nachweis über eine bestandene Ortskundeprüfung

Auf berlin.de ist das auch alles nochmal ebenso schön wie hier zusammengefasst.

Wie muss ich mir so eine Ortskundeprüfung überhaupt vorstellen?

Die Ortskundeprüfung ist in jeder Stadt, jedem Kreis, unterschiedlich. Es soll Gegenden geben, wo sie relativ leicht ist. Hier in Berlin ist sie ziemlich happig. Sie besteht aus 2 Teilen:

Schriftlicher Teil:
Im schriftlichen Teil werden Fragen gestellt, die den sogenannten Ortskundekatalog zur Grundlage haben. Dieser enthält endlos lange Listen über die Berliner Bezirke, Stadtteile, wichtige Straßen und Adressen. Insgesamt vielleicht 1200 Daten. In der Prüfung muss man jetzt beispielsweise zu einem Bezirk einen Nachbarbezirk niederschreiben, zu einer Straße den Anfangs- und Endpunkt und zu einem Hotel in Berlin die Straße in der es liegt. Im Grunde ein großer Vokabeltest mit 30 aus 1500 Fragen. Das ist der einfache Teil.

Kompliziert wird es beim zweiten Part, dem Mündlichen:
Hier werden nun Strecken abgefragt. Die Basis ist wieder der Ortskundekatalog. Hier werden zwar nur die Rubriken „Stadtteile“, „Objekte“ und „Plätze“ abgefragt (Straßen und Bezirke entfallen), dafür muss man hier die Strecke von der einen zur nächsten Adresse auswendig wissen. Die Prüfer geben einem also 2 Punkte vor (die man aber dennoch selbst erst richtig einordnen muss) und erwarten nun, dass man auswendig alle Straßennamen, Richtungswechsel und – als ob das nicht genug wäre – alle angrenzenden wichtigen Plätze herunterbetet. Die Bedingungen dabei sind absolute Fehlerfreiheit (ich hab schon eine Prüfung verkackt, weil ich vergessen hatte, dass man an einer Stelle nicht wenden kann) und der kürzeste Weg.
Beides ist nur bedingt planbar, da es für keine der zigtausend möglichen Routen einen festgelegten kürzesten Weg gibt (muss man sich also auch selbst erarbeiten) und zudem jeder normale Stadtplan zu ungenau für die Prüfung ist. Man braucht also detaillierte Kenntnisse über Einbahnstraßen, Abbiegeverbote und nicht zuletzt darüber, an welcher Kreuzung so manche Straße ihren Namen wechselt. Klingt jetzt vielleicht lächerlich, aber solche Dinge machen einem das Leben dann wirklich schwer und am Ende wird man von Straßen träumen, das kann ich fast versprechen!

Deswegen ist es meiner Meinung nach nicht sinnig, einfach mit einem Stadtplan loszulegen, sondern in eine Taxischule zu gehen. Zusätzlich zu Stadtplan und Routenplaner empfehle ich übrigens den Spezialatlas von Axel Rühle, der die vertrackten Stellen und auch die Lage von so manchem Objekt gut darstellt.

Wichtig ist: Nicht aufgeben. Dass man einmal, zweimal oder viermal durchfällt bei der mündlichen Prüfung ist völlig normal. Ich hab es selbst erst beim fünften Anlauf gepackt.
Ein paar Häppchen zu meinem Gemütszustand während der Lernphase gibt es in der Kategorie „Ausbildung“ zu lesen.
Zum Vorbereiten auf die Prüfung empfehle ich insbesondere meinen Text „Learning Days Revisited

Was ist ein Funkschein?

Die meisten Taxen werden über Funkzentralen vermittelt. Auf dem Land werden diese Zentralen oft von einzelnen Taxifirmen geführt, in Großstädten ist die Zentrale – oder die Zentralen, wenn es wie in Berlin mehrere sind – ein eigenständiges Unternehmen. Da der Funk – egal ob Sprach- oder Datenfunk – einige Kenntnisse erfordert, kann es sein, dass die Zentralen einen Nachweis darüber haben wollen, dass man sich mit dem Funken auskennt. Vor allem ist das auch deswegen wichtig, weil natürlich jede Zentrale ihre eigene Funksprache und Umgangsformen hat.
Deswegen werden hier in Berlin von den jeweiligen Zentralen Kurse zum Funkschein angeboten, an deren Ende ein Test steht, der nochmal zusammenfassend abfragt, was in der Schulung gesagt wurde. Diese Schulungen dauern ein oder zwei Sitzungen zu je 2 oder 3 Stunden und die Tests sind nicht schwierig. Mein Sprachfunk-Kurs hat damals (2008) 20 € gekostet, der für den Datenfunk wäre wohl ein bisschen teurer gewesen. Je nachdem, ob und bei welcher Zentrale man dann „angeschlossen“ ist – was sich aus dem Funkgerät im Taxi selbst oder aus der Wahl des Unternehmens, für das man fährt ergibt, kann es also sein, dass man diese Schulung machen muss, um am Funk teilzunehmen. Ist aber wie gesagt keine große Sache!

Was ist eine Taxischule – und brauche ich sowas überhaupt?

Eine Taxischule ist eine meist von einem Taxiunternehmen betriebene Fortbildung, bei der man sich das nötige Wissen für die Ortskundeprüfung aneignen kann. Dabei werden entweder erfahrene Mitarbeiter aus dem Unternehmen oder externe Fachkräfte als Lehrer beschäftigt, die in Kursen (täglich, mehrmals oder einmal wöchentlich) das nötige Wissen vermitteln, um die Ortskundeprüfung zu bestehen.
Sie bieten nicht nur das Fachwissen der entsprechenden Leute, sondern eventuell auch Lernsoftware, Kartenmaterial und sonstige Unterstützung (z.B. Adressen von Ärzten für die Gesundheitschecks etc.) an.
Ob man sie braucht? Im Grunde erst einmal nicht. Die Prüfung bei den Gewerbevertretungen kann jeder ablegen, der sie bezahlt. Man muss dazu nicht bei einer Taxischule gewesen sein. Tatsache ist aber, dass die Prüfung wirkliches Fachwissen voraussetzt, das man sich privat nur sehr schwer aneignen kann. Sei es, weil die Vorgaben sehr ungenau sind (der Ortskundekatalog bietet keine Lösungen) oder die Prüfer Details wissen wollen, die man nicht einmal erahnt, wenn man nur einen Stadtplan hat.
Ich kann da nur aus meiner Erfahrung sprechen, aber ich glaube, dass es sehr schwer bis nahezu unmöglich ist, sich als unbedarfter Laie ohne Taxischule (oder sonstige Lehrer) erfolgreich einer Ortskundeprüfung zu stellen.
Allerdings muss einem Anwärter hier in Berlin bewusst sein, dass die Ortskundeprüfung auch wenn man eine Taxischule besucht etliche Stunden eigenverantwortliches Lernen zu Hause bedeutet.

Wie finde ich eine gute Taxischule?

Die Frage kann ich nur aufgrund meiner eigenen (sehr begrenzten) Erfahrungen beantworten. Die wirkliche Qualität einer Taxischule liegt natürlich im Wissen und in der Vermittlungsfähigkeit der Lehrer. Das kann man bei einer Suche nur schwer bewerten. Aber es gibt Indizien dafür, ob sie ein Interesse am Erfolg haben.
Die Preise für einen Lehrgang sind zum Beispiel enorm breit gefächert. Meine Firma, das Taxihaus-Berlin, bietet die Ausbildung zum Beispiel für rund 1200 € an. Andere liegen da teils weit drunter, allerdings zahlt man bei uns erst einmal nur 0,00 €, und dabei bleibt es auch, wenn man danach anderthalb Jahre hier arbeitet. Ergo: mein Chef ist interessiert daran, dass man die Prüfung schafft und ihm Geld einbringt.
Wichtig ist auf jeden Fall, dass die Kosten (abgesehen von den sowieso anfallenden Gebühren bei den Gewerbevertretungen) nicht steigen, wenn man die Prüfung nicht schaffen sollte. Es ist nämlich normal, dass man sie nicht beim ersten Mal besteht, und ich fände es zumindest bedenklich, wenn die Taxischule daran verdienen sollte.
Dann wäre da noch der Umfang der Unterlagen. Kriegt man nur einen Stadtplan ausgehändigt, oder beinhaltet der Lehrgang auch Software, zusätzliches Material etc.?
Und sicher auch nicht unsinnig ist die Frage danach, wann die Kurse angeboten werden. Vielerorts passen einem die Termine vielleicht nicht, oder sie sind zu selten.

Auf persönliche Nachfrage (eMail siehe unter Kontakt) kann ich gerne mal einen Blick auf Angebote werfen, die ihr gefunden habt.

Das hier ist nur ein Teil der FAQ! Um die anderen Kategorien zu sehen, gehe auf die FAQ-Hauptseite.

Ein Kommentar bis “FAQ zum Taxischein”

  1. […] wenn ich mir Sash weder als orangefarbene Maus noch als blauen Elefanten vorstellen kann. Von der Taxifahrer-Ausbildung (Was ist ein P-Schein? Muss man wirklich alle Straßen auswendig kennen?) über hartnäckige und […]

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

%d Bloggern gefällt das: