Kein Spaß!

„Ach mei, was für ein nettes und niedliches Pärchen!“

Wäre ich zufällig in einem rosaroten Plüschbett gesessen statt im Taxi, hätten so wohl meine Gedanken ausgesehen. Aber nein, sie waren wirklich ganz nett, nur leicht angetrunken und alles in allem sehr angenehme Kundschaft. Fürs Erste.

Aber alles hat ein Ende, so auch die Einigkeit der beiden. Eigentlich wollten sie heim. Eine nicht sonderlich aufsehenerregende Strecke von der Elsenbrücke zum Hackeschen Markt. Hier eine dezent gekürzte Version des Dialogs:

„Schatz, ich freu mich aufs Bett!“

„Oh, ich mich auch!“

„Ich bin so fertig ey, ich glaub ich hätte nix mehr trinken sollen.“

„Ist ja egal, wir sind ja gleich da.“

„Ja, ich mach heute garantiert nix mehr!“

„Oh, wir sind ja gleich an der Oberbaumbrücke. Da ist doch der Tresor gleich ums Eck.“

„Ja schon, aber was soll’s?“

„Lass uns doch noch in den Tresor gehen!“

„Was? Niemals, ich schlaf gleich!“

„Ach komm, einen Drink noch, ein bisschen tanzen…“

„Trinken? Tanzen? Ich glaub, du spinnst!“

„Ach komm, nur eine halbe Stunde.“

„Schatz, ich bin müde…“

„Ach komm, Tresor ist geil. Wir rocken die Bude noch ein bisschen!“

„Ich? Ich soll die Bude rocken? Ich geh heim! Jetzt sofort!“

Ungefähr an dieser Stelle haben sie dann angefangen, ihre Kommunikation (oder das, was sie dafür hielten) auch mit mir zu teilen:

„Biegen sie hier ab und fahren sie zum Tresor bitte!“

„Nein, biegen sie ja nicht ab, ich will nur heim!“

„Quatsch, sie fahren zum Tresor oder seh ich aus als ob ich heim will?“

„Ihn können sie ja zum Tresor fahren, aber ich fahr heim!“

„Glauben sie der nicht, die kommt mit!“

„Schatz du spinnst! Wir fahren beide heim!“

„Ich kann ja wohl selbst entscheiden, wo ich hinwill. Ich fahr zum Tresor. Würden sie bitte…?“

Meine Einwände, ich würde ihnen die Entscheidung sicher nicht abnehmen, wurden übergangen:

Nein, ist doch kein Problem, fahren sie einfach zum Tresor!“

„Sie fahren jetzt mich sofort nach Hause bitte!“

„Hören sie, fahren sie zum Tresor, ich kümmer mich schon um sie!“

„Nee nee, ich kümmer mich um ihn. Fahren sie mal schön zum Hackeschen Markt!“

Am Ende gab sie nach und war ruhig. Ich hab mich nochmal nach einem OK erkundigt, ein „Hmpf!“ bekommen und hab am Tresor gehalten. Durchaus etwas zynisch hab ich den beiden noch viel Spaß gewünscht. Das letzte Wort war dann doch ihres:

„Na vielen Dank, genau das werde ich eindeutig NICHT haben!“

Also mal abgesehen von der stressigen Entscheidung, wo es hingehen soll: Liebe Fahrgäste, MICH stört sowas nicht. Aber glaubt ihr nicht, dass ihr statt eine Party zu feiern mal einen Abend lang über eure Beziehung reden solltet?

5 Kommentare bis “Kein Spaß!”

  1. Er wollte noch Tanzen? Weia. Das kenne ich nur andersrum. Sie will noch zappeln, er will höchstens sie noch auf sich… 😀

  2. Blogolade sagt:

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    Wo war das Problem der beiden, sie nach Hause zu lassen und er geht alleine tanzen und trinken? Können die nicht ohne einander? Braucht er einen Babysitter?

  3. Torsten sagt:

    Ich sag mir immer wer bei mir im Taxi vorne sitzt der Zahlt meistens auch und der sagt mir auch wo es hin oder lang geht.
    Aber ich glaube bei euch in Berlin steigt die meisten Fahrgäste doch eher hinten ein .

  4. Sash sagt:

    @Der Maskierte:
    Ich denke, das trifft man in beiden Konstellationen mal 🙂

    @Blogolade:
    Das finde ich ja auch das seltsame daran. Man wird sich doch irgendwie einigen können…

    @Torsten:
    Damit kann man aber auch auf die Schnauze fallen, wenn man mehr als zwei Leute hat und die komplette Rückbank anderer Meinung ist 😉

  5. […] ist wirklich nicht selten, dass man Pärchen im Auto hat, die unterschiedliche Vorstellungen von der Fahrt haben. Meist damit einhergehend, dass sie unterschiedliche Vorstellungen von der […]

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