Taxi-Service: Ostervorhersage

Ich hab gestern mal ein paar Kollegen nach ihren Erwartungen bezüglich der verbleibenden April-Woche befragt. Insbesondere, weil bei mir die letzten Jahre die Osterferien echt mies waren. Damit alle Kollegen etwas davon haben, möchte ich die Vorhersagen mal wiedergeben.

Kollege 1:
Ostern ist immer super! Die Feiertage werden sicher umsatzstark. Klar, nächste Woche ist dann etwas schwächer, aber bei so schönem Wetter wird das durch die Touristen trotzdem gut bleiben.

Kollege 2:
Ostern ist bei mir eigentlich noch nie gut gewesen. Jetzt am Donnerstag und Freitag geht ja noch, aber am Samstag mach ich frei. Hab ich letztes Jahr gearbeitet: Nie wieder! Nächste Woche arbeite ich nur, wenn es sich lohnt. Ach, wird wahrscheinlich eh nix…

Kollege 3:
Nächstes Wochenende ist wegen dem Rückreiseverkehr natürlich bestens! Davor hoffe ich, ich komme auf meinen Hunni.

Kollege 4:
Ich fahr eigentlich nur Sonntag und Montag, aber da ist sicher nicht viel los.

Kollege 5:
Letztes Jahr war das Osterwochenende bei mir die beste Zeit gewesen. Nur die Ferien sind nicht so gut…

So, damit sind dann wohl alle Klarheiten beseitigt, oder? 😉

Zu wenig

Ich bin manchmal wirklich eklig nett. Eigentlich völlig ungeeignet, um vernünftig Geschäfte zu machen. Also in vielen Punkten bin ich da ja schon stolz drauf, und ich finde nach wie vor, dass der Taxi-Branche ein wenig mehr Dienstleistung und etwas weniger Egoismus gut tun würde. Aber manchmal denke ich dann auch, dass ich eigentlich dämlich bin.

Die beiden Jungs am Frankfurter Tor schienen sich nicht so wirklich sicher zu sein, ob sie ein Taxi nehmen sollten. Eine Hand hat gezuckt, ich hab leicht gebremst, Blicke wurden ausgetauscht, ich löste die Bremse, das Gesicht wurde länger, ich bremste wieder stärker… manchmal hat man es ja auch nicht einfach. Dass der Kollege direkt vor mir die beiden nicht wahrgenommen hat, wundert mich nicht.

Aber als ich dann dastand, war ja alles gut. Die Nacht lief bescheiden wie immer in den Osterferien, und hey: Winker! Also eigentlich ja eher Zucker…
Das nähere Betrachten der beiden weckte dann aber auch wieder Argwohn in mir. Mit Bierflaschen hab ich jetzt persönlich kein so großes Problem, das ist mit einer Ermahnung bisher immer gut gegangen. Aber die beiden hatten ausgerechnet noch Döner dabei. Verdammt! Und ich meine jetzt nicht eine stolz befüllte dünne Plastiktüte mit Dönern drin, sondern abgenagte Teigfladen ohne den Hauch einer Serviette. Hmm, was mach ich jetzt? Ich meine, ich Idiot hab ja auch noch selber angehalten…

„Entschuldigen sie, ist der dem vielleicht ok mit den Kebaap oder besser nicht?“

Nüchtern übrigens. Nur Schweden.

„Ist nicht wirklich gut, ist es nicht? Mit den Kebaap?“

Ach Jungs, für die nette Nachfrage und die niedliche Aussprache machen wir mal eine Ausnahme. Enttäuscht mich nicht!

Ich hab sie natürlich trotzdem nochmal eindringlich ermahnt, dass ich das nur so locker sehe, so lange davon nix an den Sitzen landet.

„Das ist sehr nett von ihnen. Viele Dank für nehmen uns mit den Kebaap! Wir müssen in den Koppenstraße nicht weit.“

Und was mach ich? Nach 40 € Umsatz in 5 Stunden? Bei zwei angetrunkenen Schweden mit Döner in der Hand?

„Machen wir Kurzstrecke, oder?“

Ich sag es ja: Manchmal ist es widerlich mit mir. Schlimmer noch: Die beiden wären von sich aus nie auf die Idee gekommen!
Allerdings war die Fahrt wirklich angenehm. Beide hielten sie ihre Döner ehrfurchtsvoll fest und dankten mir, dass ich sie trotzdem mitnehmen würde. Der Geruch hat mich dann auch noch hungrig gemacht, aber da wusste ich, dass der bei offenen Fenstern schnell wieder weg ist. Die beiden haben wirklich keinen Krümel hinterlassen, keinen Tropfen Bier, ja nicht einmal die obligatorische Haargel-Schleimspur an der Seitenscheibe.

„Was soll es jetzt kosten?“

„Vier Euro. Kurzstrecke eben.“

„Oha! Vier Euro. Das ist zu wenig!“

Meine Rede 🙂

Und so sind dann doch noch 6 € daraus geworden. Irgendwann werde ich es noch bereuen, so viele Zugeständnisse zu machen. Bei denen war es schon ok.

„Und haben sie den Dank, dass sie uns genommen haben mit…“

Mit Kebaap, ich weiss…

Kopfstand?

Interessanter Anblick am schlesischen Tor gestern Abend:

In Kreuzberg aufs Kreuz gelegt, Quelle: Sash

In Kreuzberg aufs Kreuz gelegt, Quelle: Sash

Allerdings war das Ganze wohl nur die Kulisse eines Filmdrehs. Bei allem Wissen um den Unfallschwerpunkt schlesisches Tor: Sich da aufs Dach zu packen, ist dann doch schon wieder Kunst… 😉

Bonne nuit!

Wenn ich eines mit Sicherheit sagen kann, dann dass es kein Fehler war, Französisch in der Schule abzuwählen. Französisch ist zweifellos eine wunderschöne Sprache, mir persönlich liegt sie allerdings gar nicht. Theoretisch hätte ich an meiner Schule sogar das französische Abi machen können, bei mir war es aber eher so, dass mich die ein oder andere Stunde histoire etliches Geschichtswissen gekostet hat, anstatt es mir näherzubringen.
Ich stehe im Allgemeinen mit der Grammatik ein wenig auf Kriegsfuß, und das wird der Grund sein, weswegen ich mich mit Englisch zwar anfreunden kann, Französisch aber immer einen bitteren Nachgeschmack hinterlässt.*

Aber eines muss man dieser Sprache lassen: Richtig ausgesprochen ist es die beste Form, Einladungen ins Schlafgemach glaubhaft zu machen.

Nun, ganz so zügellos geht es meinem Taxi dann auch nicht zu. Aber ich hab mich dazu breitschlagen lassen, ein paar Worte auf französisch zu reden mit der reizenden jungen Dame, die in ihr Hotel gebracht werden wollte. Also sind wir ehrlich: Einen wirklich holperfreien Satz hab ich allenfalls zur Verabschiedung zustande gebracht (manche Dinge vergisst man halt doch nie) – aber es hat tatsächlich ein wenig Spaß gemacht. Und ein paar Worte haben die 7 Jahre Unterricht dann ja doch hinterlassen. Während ich in Spanien wirklich ausschließlich zwei Bier bestellen kann, kann ich in Frankreich schon erklären, dass ich mit dem Auto da bin und lieber etwas alkoholfreies hätte.

Aber wir (will heißen: Sie) hatten schon einiges zu lachen. Am Ende hat sie zusätzlich zu ihrem netten Trinkgeld noch im Geldbeutel gekramt, eine Münze rausgeholt und sie mir mit einem umwerfenden Lächeln in die Hand gedrückt:

„C’est pour toi, mon ami. Pour collectionner. Bonne nuit.“

Ganz ehrlich: Obwohl ich jedes Wort verstanden hab, ist es mir kalt den Rücken runtergelaufen. Rrrr!

Was die Münze angeht, hatte ich ja auf einen Franc gehofft, wäre ja wirklich nett, eine nicht mehr im Umlauf befindliche Münze zu erhalten. Aber leider war meine wohlwollende Kundin wohl aus der Schweiz.

Aber wenn ich gerade dabei bin:

Zut alors! Trop tard pour écrire des textes longues… Bonne nuit, mes copains!

Wer in den Sätzen Fehler findet, darf sie gerne behalten. Ich kann schließlich gar kein Französisch und hab es jetzt nicht überprüft.

*Hey, an diesem bewusst zweideutigen Wortspiel hab ich hart gearbeitet – also lacht bitte auch! 🙂

Was macht eigentlich die Kamera?

Ich vergesse bei manchen Geschichten ja auch öfter mal, sie weiterzuschreiben. Eine bei der das mit gutem Grund so ist, ist die mit der Kamera.

Am 5. Dezember 2010 habe ich am Ostbahnhof in Berlin eine Kamera gefunden. Ich hab die Info damals über alle mir zur Verfügung stehenden Kanäle weitergegeben, und – mit reichlich Verspätung – auch dem Fundamt mitgeteilt, dass ich da was hätte.

Das Ergebnis ist bisher – und damit wahrscheinlich auf ewig – Null.

Die Kamera liegt hier neben mir in einer Schublade, und das Fundamt hat mir zwar mitgeteilt, dass es mich dazu zwingen könnte, sie dort abzuliefern, dies allerdings bisher nicht getan. Warum auch? Das Teil ist hier ebenso gut verstaut, und wenn sich der Besitzer nicht findet, dann freue ich mich natürlich, das Teil ohne größere Komplikationen behalten zu können. Rein rechtlich ist etwa Mitte des Jahres der Fall.

Aber bevor ihr mir Böses unterstellt: Ich hab wirklich mehrmals via Google und co. nach verlorenen Kameras gesucht und bin in etlichen Foren gelandet – aber nirgends wird dieses Modell vermisst. Aber immerhin hatte ich kürzlich eine Anfrage dazu – leider auch hier die falsche Cam. Ich hab die Daten ja bewusst nicht genannt, damit sich nicht irgendwer melden kann und behaupten, es wäre seine Kamera.

Es tut mir ehrlich leid für den Besitzer, denn nach kurzem Sichten kann ich immerhin sagen, dass da wohl mehrere hundert Fotos von Parties, den Kindern – und sogar von mehr oder minder unbekleideten Frauen (nein, nicht so heftig wie in eurer Fantasie!) – drauf sind, die sicher jemand vermisst.

Ich schreibe das jetzt auch, um nochmal dafür zu sorgen, dass das über die Suchmaschinen auffindbar ist. Man soll die Hoffnung nie aufgeben. Die Kamera ist mir nämlich ziemlich egal: Ich hab schon eine bessere, schönere und teurere…

Trinkgeldversprechen

Im Allgemeinen halte ich mich wirklich daran, Trinkgeldversprechen nicht zu trauen. Ich habe vor einiger Zeit zwar schon ein nettes Gegenbeispiel verbloggt, aber im Allgemeinen gilt doch immer wieder, dass man sich auf Aussagen von Kunden nicht verlassen sollte. Warum das so ist, weiss ich selbst nicht. An Unzufriedenheit lag es nach meinem Wissen zumindest bei mir im Taxi noch nie.

Die längste Tour des Wochenendes war ein schönes Beispiel dafür. Eine Gruppe junger Leute hat am Ostbahnhof am frühen Morgen ein Großraumtaxi gesucht. Dann hieß es aber auf die fünfte Person warten und außerdem gedachten sie, noch eine Zigarette zu rauchen. Bei dem Spielchen mit dem Warten mache ich gerne mit – allerdings hat das Grenzen. Ich hab da keine feste Linie, dass ich nur eine Minute pro Euro Umsatz warten will oder so – aber diese Spinner damals haben es echt so sehr ausgereizt, dass ich es mir inzwischen überlege.

„Wo soll es denn hingehen?“

hab ich gefragt. Abgelehnt hätte ich sie so oder so nicht. Aber übers Taxameter einschalten darf man schon nachdenken, wenn es nur um einen Fünfer geht. Oder ich stehe eben doch anderen Kunden zur Verfügung. Bei aller Lockerheit will ich ja trotzdem ein wenig Geld verdienen.

„Nach Falkensee. Lohnt sich also.“

Hossa! Klar, es liegt außerhalb – aber dafür reden wir hier auch von 35 bis 40 € Umsatz.

„Und sagen wir mal so: Wenn du uns noch rauchen lässt, dann springt auch ein bisschen mehr Trinkgeld raus…“

Na klar.

Die Fahrt war tatsächlich sehr entspannt, und mir wurde immer klarer, dass es eine wirklich lange Tour werden würde. Sie mussten alle an unterschiedlichen Adressen raus, ich hatte also richtig viel Glück. Gott sei Dank hatte ich nicht irgendeinen Festpreis ausgemacht 🙂

Als die ersten Ratten das Schiff verließen, stand die Uhr bei knapp 30 €, allerdings geschah jetzt etwas recht seltenes. Auf einen Sammelaufruf zückten wirklich alle schnell ihr Portemonnaie, und der der zuletzt aussteigen sollte, bekam tatsächlich in Windeseile 55 € zusammen fürs Taxi. Normalerweise wird da erst mal rumgerechnet, wer jetzt wie viel zahlt, manchmal geht es da echt um Cent-Beträge. Hier nicht. Die 55 € schienen zunächst ein absurd hoher Betrag zu sein, aber es stellte sich heraus, dass der junge Mann sogar noch ein Dorf weiter wollte…

Nach und nach hab ich die Leute abgesetzt, und zu guter Letzt sind wir dann an einem Kaff unweit der B5 gelandet, die für mich die morgendliche Einflugschneise nach Berlin werden sollte. Mein inzwischen ziemlich müder Fahrgast lotste mich zu seinem Haus, und das Taxameter stoppte die Zählung bei 49,10 €. Wow!

Da kann man doch nur froh lächeln in Anbetracht der Tatsache, dass er 55 € fürs Taxi bekommen hat. 🙂

Denkste!

„Hier haste 50. Stimmt so – und eine angenehme Schicht noch!“

Zugegeben: Hier war die Fahrt schon Belohnung genug – aber man denkt sich seinen Teil. Die zweitlängste Tour an dem Abend hab ich übrigens quasi genauso beendet. Die Uhr stand auf 24,80 €.

„Das war jetzt aber eine echt nette Fahrt. Machen sie mal 25.“

Kauft das Buch!

Wie kam Sash eigentlich zum Taxifahren? Das beschreibt er in seinem ersten eBook "Papa, ich geh zum Zirkus!".

Immer dranbleiben!

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Noch ein Blog?

Kleiner Tipp: Sash hat noch einen zweiten Blog, auf dem es auch gelegentlich was zu lesen gibt.

Kostenlos

Eine junge Frau, scheinbar guter Laune und flinken Worten nicht abgeneigt, befand sich  plötzlich in meinem Wagen.

„In die xy-Straße. Kennen sie?“

„Neukölln, oder?“

„Ja, erstmal Hermannstraße…“

„Alles klar.“

Ich hab sie dann gefragt, ob es nach Hause gehe, aber sie meinte gut gelaunt, sie gehe in einen Club. Oha. Man lernt ja als Taxifahrer nie aus – und gerade als Nachtfahrer kann man ja nie genügend Clubs kennen…

„Ein Club? OK! Hätte ich nicht gedacht, dass da ein Club ist. Was ist das denn für einer?“

Die Antwort kam ein wenig leiser als die Sätze zuvor:

„Äh, also ein Swingerclub…“

Gut, kleines Missverständnis. Aber ganz ehrlich: Meine Kundschaft will sowohl tanzen als auch vögeln. Ist für mich ja trotzdem keine nutzlose Information. Und ob meine Kundin jetzt zu der einen oder der anderen Gruppe gehört: Wayne?

Es war ihr glücklicherweise auch nicht so peinlich wie anfangs befürchtet – im Gegenteil: Wir haben uns im weiteren Gesprächsverlauf köstlich über die Leute amüsiert, die sich nicht einmal trauen, zu sagen, was genau sie eigentlich suchen. Wirklich wirklich genial war aber die Begründung, die sie für den Besuch hatte:

„Na, als Frau kommt man da ja umsonst rein. Und die haben da auch Sauna und Whirpool. Wo kriegt man das sonst kostenlos?“