Zu wenig

Ich bin manchmal wirklich eklig nett. Eigentlich völlig ungeeignet, um vernünftig Geschäfte zu machen. Also in vielen Punkten bin ich da ja schon stolz drauf, und ich finde nach wie vor, dass der Taxi-Branche ein wenig mehr Dienstleistung und etwas weniger Egoismus gut tun würde. Aber manchmal denke ich dann auch, dass ich eigentlich dämlich bin.

Die beiden Jungs am Frankfurter Tor schienen sich nicht so wirklich sicher zu sein, ob sie ein Taxi nehmen sollten. Eine Hand hat gezuckt, ich hab leicht gebremst, Blicke wurden ausgetauscht, ich löste die Bremse, das Gesicht wurde länger, ich bremste wieder stärker… manchmal hat man es ja auch nicht einfach. Dass der Kollege direkt vor mir die beiden nicht wahrgenommen hat, wundert mich nicht.

Aber als ich dann dastand, war ja alles gut. Die Nacht lief bescheiden wie immer in den Osterferien, und hey: Winker! Also eigentlich ja eher Zucker…
Das nähere Betrachten der beiden weckte dann aber auch wieder Argwohn in mir. Mit Bierflaschen hab ich jetzt persönlich kein so großes Problem, das ist mit einer Ermahnung bisher immer gut gegangen. Aber die beiden hatten ausgerechnet noch Döner dabei. Verdammt! Und ich meine jetzt nicht eine stolz befüllte dünne Plastiktüte mit Dönern drin, sondern abgenagte Teigfladen ohne den Hauch einer Serviette. Hmm, was mach ich jetzt? Ich meine, ich Idiot hab ja auch noch selber angehalten…

„Entschuldigen sie, ist der dem vielleicht ok mit den Kebaap oder besser nicht?“

Nüchtern übrigens. Nur Schweden.

„Ist nicht wirklich gut, ist es nicht? Mit den Kebaap?“

Ach Jungs, für die nette Nachfrage und die niedliche Aussprache machen wir mal eine Ausnahme. Enttäuscht mich nicht!

Ich hab sie natürlich trotzdem nochmal eindringlich ermahnt, dass ich das nur so locker sehe, so lange davon nix an den Sitzen landet.

„Das ist sehr nett von ihnen. Viele Dank für nehmen uns mit den Kebaap! Wir müssen in den Koppenstraße nicht weit.“

Und was mach ich? Nach 40 € Umsatz in 5 Stunden? Bei zwei angetrunkenen Schweden mit Döner in der Hand?

„Machen wir Kurzstrecke, oder?“

Ich sag es ja: Manchmal ist es widerlich mit mir. Schlimmer noch: Die beiden wären von sich aus nie auf die Idee gekommen!
Allerdings war die Fahrt wirklich angenehm. Beide hielten sie ihre Döner ehrfurchtsvoll fest und dankten mir, dass ich sie trotzdem mitnehmen würde. Der Geruch hat mich dann auch noch hungrig gemacht, aber da wusste ich, dass der bei offenen Fenstern schnell wieder weg ist. Die beiden haben wirklich keinen Krümel hinterlassen, keinen Tropfen Bier, ja nicht einmal die obligatorische Haargel-Schleimspur an der Seitenscheibe.

„Was soll es jetzt kosten?“

„Vier Euro. Kurzstrecke eben.“

„Oha! Vier Euro. Das ist zu wenig!“

Meine Rede 🙂

Und so sind dann doch noch 6 € daraus geworden. Irgendwann werde ich es noch bereuen, so viele Zugeständnisse zu machen. Bei denen war es schon ok.

„Und haben sie den Dank, dass sie uns genommen haben mit…“

Mit Kebaap, ich weiss…

6 Kommentare bis “Zu wenig”

  1. Schweden sind einfach immer wieder putzig. Freue mich schon auf den geplanten Trip dieses Jahr ins IKEA-Land.

  2. ednong sagt:

    Hehe,
    ja, eine nette Aussprache stelle ich mir da gerade vor. Und mit netten Schwedinnen wäre das so richtig gut …

  3. Sash sagt:

    @Der Maskierte:
    Die beiden waren echt klasse 🙂
    Viel Spaß dann im Urlaub!

    @ednong:
    Ja, das mit der Aussprache ist geschrieben eher schwierig. Und es müssen nicht immer Frauen sein, die sowas nett machen…

  4. SaltyCat sagt:

    Maskierter: wo solls denn hingehen? bin in meiner kurierlaufbahn so die einen oder anderen dutzend male da oben gewesen 😉 also wenn du noch ein paar tipps brauchst …

  5. Aro sagt:

    Ich hoffe nach Öland!

  6. SaltyCat sagt:

    Aro … naja, Öland ist sicher schön, aber – ähnlich wie Gotland – nicht das, was Otto Normalurlauber sich unter Schweden vorstellt. Wenn man die Zeit und das Geld dafür aufbringen kann, empfehle ich – optimalerweise mit Wohnmobil – die Strecke an der e4 entlang von unten bis ganz oben nach Kiruna – dann hat man wirklich alles gesehen 🙂

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