Die Einstellung zur eigenen Arbeit: Ein prima Thema. Ich bin mir da mit so vielen Kollegen uneins, wahrscheinlich mit den meisten. Ich mache meine Arbeit gerne. Davon abgesehen empfinde ich sie durchaus auch als sinnvoll. Klar, mich im Speziellen bräuchte dieses Gewerbe sicher nicht – aber dass es Taxen und ihre Fahrer gibt, ist schon eine tolle Sache an und für sich.
Natürlich mache ich den Job auch zum Geldverdienen. Ich freue mich auch immer, mal nicht arbeiten zu müssen und es gibt auch Tage, an denen ich froh bin, mal nicht lauter fremde Menschen so nahe auf der Pelle zu haben.
Aber im Gegensatz zu vielen Kollegen sehe ich mich nicht in einem Scheißjob gefangen, nicht als Sklaven der Kunden oder – das ist wirklich das geilste, was ich in letzter Zeit am Stand gehört habe – als großes Opfer der Politiker, denen nichts anderes am Herzen liegt, als armen Autofahrern mit aufgezwungenem Biosprit den Garaus zu machen.
Ich biete eine Dienstleistung an und lasse mich dafür bezahlen. Meist endet das angenehm für mich und meine Kunden – und über die Ausnahmen lassen sich wenigstens wunderbare Geschichten schreiben. So würde ich das sehen.
Nun bin ich ja nicht alleine mit dieser Einstellung. Mir ist noch gut der Außendienstmitarbeiter eines großen Elektromarktes in Erinnerung, der so richtig happy war, dass er mit seiner Arbeit Menschen helfen konnte. Aber ja, bei manchen Branchen wundert mich diese Einstellung dann auch. Das mögen alles Vorurteile sein – aber die hat man nunmal.
So hab ich am Wochenende einen Mann in meinem Alter aufgegabelt, der sich nach Mitte bringen lassen wollte. Wie das so ist, sind wir schnell miteinander ins Gespräch gekommen, und er zeigte sich sichtlich erleichtert, mal frei zu haben:
„Normalerweise arbeite ich am Wochenende auch immer! Ist richtig cool, mal frei zu haben und auch mal Kollegen in ihren Läden besuchen zu können.“
Oha! Nachtigall, ick hör dir trapsen: Gastronomie. Nach wie vor stimmt die Vermutung fast immer, wenn es um Nacht- und vor allem Wochenend-Arbeit geht.
„Gastronomie?“
„Nee nee, Security!“
Hoppla. Aber klar, die haben auch so in etwa meine Arbeitszeiten 🙂
„Türsteher würden die meisten sagen. Ich betrachte mich eher als eine Art Gästebetreuer.“
DAS hatte ich so nun wirklich noch nicht gehört!
Es kam, wie es kommen musste: Wir unterhielten uns über nervige Kunden, und bedauerten einander mit zwinkerndem Auge ob unserer Arbeitszeiten. War eine echt angenehme Fahrt soweit. Er hat seinen Job dann klassifiziert als
„95% Psychologie und 5% körperliche Gewalt“
Trotz dieser fast noch brauchbaren Verhältnisse bin ich ja froh, dass bei mir der Gewaltanteil bisher nach 2 Jahren bei 0% liegt. Wirklich amüsant fand ich dann aber den folgenden Spruch:
„Weisste, wenn mir dann einer kommt mit „ey du Fotze!“, dann sag ich auch immer: „Lass uns bei SIE Fotze bleiben, dann haben wir wenigstens noch eine Verhandlungsbasis!““
Ich find den gut 😀
Mein Fazit lautet übrigens immer noch so, wie beim oben verlinkten Artikel: Diese Stadt würde nicht funktionieren ohne all die Menschen mit dieser Einstellung. Mir erzählen ja auch immer viele Kunden, sie könnten meinen Job nicht machen – das verstehe ich, und ich liebe ihn trotzdem. Immer wieder schön zu sehen, dass das teilweise auch bei Jobs so ist, über die ich das selbe sagen würde.
Klar, der Job ist ok. Besser wäre es, wenn er auch noch anständig bezahlt wäre.
@Aro:
Aber darüber meckern alle. Ich find es ja auch nicht toll. Aber es ist besser, als sich bei dem Job, von dem man gerade mal so leben kann, auch noch jede Minute dafür hasst, dass man ihn machen muss.
Klar, wenn das die Alternative ist 😀
Ich bin im Moment auch wieder auf der Suche. Habe ja zwei Jobs und mein wichtigster Kunde (90% der Einnahmen!) fällt demnächst weg. Dann muss ich entweder wieder vollzeit Taxi fahren, was blöd wäre, weil das Geld dadurch nicht reinkommt. Oder einen besser bezahlten Job finden, was aber auch kaum möglich ist. Meinen Chef freut das nicht, aber vielleicht ich muss natürlich erstmal an mich selbst denken.
Das Taxi fahren würde mir dann aber auch fehlen.
Da ist mir doch gerade aufgefallen, dass meine heutige Schicht genau 5 Jahre nach dem Wieder-Taxi fahren war. Naja, dafür hab ich heute auch nur nette Leute im Auto gehabt 🙂
http://www.berlinstreet.de/3