Elstern im Taxi

Zugegeben, was Diebstähle angeht, muss man im Taxi eine dicke Haut haben. Mir sind im Taxi Handy und Kamera, ein Rucksack und derletzt sogar die Kofferraummatte und die Reinigungsmittel geklaut worden. Ist natürlich kein Spaß, aber man muss das ja nicht zu einem Wettbewerb machen…

Mir ist jedenfalls vor einiger Zeit völlig überraschend ein Kunde ins Auto gesprungen, als ich gerade einen anderen abgesetzt habe. Er wollte zwar völlig entgegen meiner Richtung nach Steglitz, aber natürlich hab ich mich gefreut. Der Fahrpreis lag bei knapp 12 €. Er hatte mir gleich gesagt, dass er nicht genug Geld dabei habe, aber von seinem Kumpel in dem Restaurant den Rest holen würde. Als wir ankamen, drückte er mir gleich seine verbleibenden 8 Euronen in die Hand und fragte, ob er jetzt kurz reinspringen könnte.

Normalerweise bin ich beim Pfand rigoros. Solange nicht bezahlt ist, verlässt niemand das Auto, wenn er nicht sein Handy, seinen Ausweis oder wenigstens seine Freundin im Auto liegen lässt. Aber irgendwie war mir danach. Der Typ war schlicht total sympathisch, außerdem wäre der Verlust höchstens bei 4 € gelegen. Warum auch immer, ich hab ihm vertraut.

Er ist dann wie ein geölter Blitz in einem China-Restaurant verschwunden, während ich mir eine Kippe angesteckt habe. Kurz darauf kam er wieder raus, hatte 7 € dabei und gab sie mir mit einem Lächeln. Ich hab mich artig bedankt, aber ihm lag noch was auf der Zunge:

„Hey, danke, dass Du mich hast reingehen lassen ohne Pfand.“

„Ist eine Ausnahme gewesen, ich verlange sonst immer eines!“

„Aber ich war doch da im Laden!?“

„Ja, aber weiß ich, ob es da einen Hinterausgang gibt? Was manche Leute für 4 € machen, glaubst Du gar nicht!“

„OK, stimmt natürlich. Aber ein Freund von mir hat neulich sein iPhone als Pfand dagelassen und als er wieder rauskam, war das Taxi weg…“

Jetzt mal Tacheles, lieber „Kollege“ mit dem neuen iPhone:

Wegen Flachpfeifen wie dir haben wir alle immer irgendwie Stress mit dem Pfand. Wegen solchen Pissern wie dir vertrauen uns die Kunden nicht – obwohl das nicht gerade unwichtig ist in einem Job, der manches Mal einiges an Vertrauen erfordert. Wegen Intelligenzverweigerern wie dir verdienen wir alle weniger Geld, weil manche Kunden uns per se für Abzocker halten. Wegen dummdreisten Knallchargen wie dir röchelt das Taxigewerbe und ausgerechnet Spinner wie du meckern dann auch noch über die blöden Kunden. Und all das für ein neues iPhone? Na vielen Dank, du Amöbengehirn!

16 Kommentare bis “Elstern im Taxi”

  1. Blogolade sagt:

    Nicht wirklich, oder? Was ein Idiot!

  2. Sash sagt:

    @Blogolade:
    Ich hab es wie gesagt von einem Kunden. Ich kann es nicht beweisen, aber ja – wahrscheinlich gibt es sogar sowas! 🙁

  3. Nils sagt:

    Das war aber auch ganz schön gewagt vom Taxifahrer. Evtl. lässt sich ja sogar nachträglich bei der Zentrale ermitteln, welcher der Fahrer zur fraglichen Zeit in Nähe des „Tatortes“ war, was den Täterkreis schon mal einschränken würde. Zudem trägt doch diese Taxifahrerkarte im Auto den Namen des Fahrers, oder? Und zu guter letzt kann es ja auch mal passieren, dass sich ein Kunde die Nummer des Wagens merkt, wenn er ein wertvolles Pfand da lässt. Jedenfalls ein ganz schön großes Risiko, dass der Fahrer da eingegangen ist.

  4. Lisi-lu sagt:

    Wie. Blöd. Kann. Man. sein.
    Bist du dir sicher das der überhaupt ein Amöbengehirn hat? (bzw haben solche Tierchen ein Hirn??)

  5. Michi sagt:

    Wenn man schon so ein wertvolles Pfand dalässt, sollte man sich rein sicherheitshalber die Nummer des Taxis merken – nur für den Fall, dass man tatsächlich an so einen Vollhorst gerät. Der Fahrer sichert sich ja auch gegen Verlust ab.

    (Womit ich den Bestohlenen natürlich nicht als „selbst schuld“ hinstellen möchte!)

  6. Sash sagt:

    @Nils:
    Natürlich. Aber wenn es keine Fahrt über Funk war, ist sie nirgends protokolliert. Das fällt in dem Fall sicher weg. Und wenn man sieht, dass der Kunde – wie meiner zum Beispiel jetzt – einfach schnell ohne zu gucken (vielleicht in Eile, weil die Uhr noch läuft?) rausrennt…
    Ich weiß aus eigener Erfahrung, dass sich solche Möglichkeiten bieten. Die Frage ist nur: Nutzt man sowas aus?

    @Lisi-lu:
    Haben sie nicht. Aber ich fand den Vergleich trotzdem schön 🙂

    @Michi:
    In gewisser Weise ist ein Pfand immer eine Vertrauensgeschichte. Ich könnte mir jetzt auch vorstellen, im Gegenzug z.B. nochmal eine Quittung mitzugeben. Fände ich – gerade bei solchen Wertsachen – in Ordnung. Aber als ehrlicher Fahrer muss ich sagen, dass ich froh bin, dass es meistens auch so ganz fix geht. Ich versuche den Leuten beim Pfand auch immer gleich klarzumachen, dass ich an der Sache – ob nun Ausweis, Geld, Handy, was auch immer! – gar kein Interesse habe und lege es (nicht dass das was daran ändern würde, dass ich es nehmen könnte) möglichst weit von mir weg auf die Beifahrerseite aufs Armaturenbrett. Ich hab das Gefühl, das kommt ganz gut an.

  7. Flamebeard sagt:

    Naja, das mit dem iPhone dürfte sich mittlerweile geklärt haben, wenn der Kunde die Dokumentation (Unterlagen + Rechnung) des Gerätes noch hat. Sperrung bzw. Tracking sind beim Frischobst ja mittlerweile relativ einfach. Da hat der Dieb nicht wirklich lange Freude dran…

  8. elder taxidriver sagt:

    Und in der Abteilung ‚ Was noch geklaut wurde‘, kann ich vermelden: Zwei Hörgeräte..
    Neien, nicht aus’m Ohr heraus. Aber ich hatte drei Fahrgäste, die sich in mir fremder Sprache, sehr laut unterhielten, wong chan, gak do vinh peng kang, so ähnlich, da habe ich die Hörgeräte rausgenommen und in der Mittelkonsole wo früher der Aschenbecher war,
    placiert. Na ja und als die ausstiegen waren die Dinger weg.. Kant Ecke Wieland bis Marchlewskistraße war det jewesen. Die Hörhilfe brauch‘ ich ja nur dafür wenn junge Damen mir das Trinkgeld zuhauchen mit ihren Stimmchen..Von da her ist es
    am besten, ältere Herren zu fahren, stimmfrequenzmässig, aber das nur nebenbei.

  9. Judith sagt:

    Es gibt die Taxifahrer und die Taxifahrer.
    Und du gehörst zu den Taxifahrern mit einem humanen Verstand!

    Vielleicht mal etwas ganz lustiger 😀
    Einfach mal gucken 😀

    http://adf.ly/7uPSG

  10. Sash sagt:

    @elder taxidriver:
    Hörgeräte! Wow!
    Manchmal weiß man echt nicht mehr…

    @Judith:
    Danke 🙂

  11. Hans sagt:

    Die Konzessionsnummer zu merken hilft gar nichts, wenn das Taxi schwarz fährt. Das ist in Berlin ja leider ein Problem. Entweder ist das Taxi gar nicht zugelassen oder der Fahrer hat keinen P-Schein.

    Mir wurde komischerweise immer viel Vertrauen entgegengebracht. Ich habe da aber auch immer das Taxi zu meiner Wohnung bestellt und nur bei Fahrtantritt gesagt, dass ich noch kurz zum Automaten Geld abheben will und auf jeden Fall genug Geld für die Fahrt dabei habe.
    Da hatten die Fahrer natürlich meine Anschrift, haben die Fahrt über die Zentrale bekommen die auch meine Nummer hat und auch die Fahrt war sehr kurz. Um den halben Kilometer bis zum nächsten EC-Automat gefahren zu werden flitzt wohl niemand, der auch noch identifizierbar ist. Obwohl der einmal auch wieder nicht einsehbar war.
    Die eigentliche Fahrt war aber natürlich immer viel länger.

  12. Sash sagt:

    @Hans:
    Mit der richtigen Tour in Aussicht vergisst man gerne ein paar Sorgen … 🙂
    Mit den unangemeldeten Taxen hast Du Recht und wahrscheinlich war das hier so ein spezieller Fall. Aber sich die Konzessions- oder Nummernschilder zu merken, wird auch in vielen Fällen vergessen, wo noch was machbar gewesen wäre. Deswegen erwähne ich das immer wieder. 100%ige Sicherheit wird’s nie geben – aber manch einfaches Verhalten erhöht sie schon spürbar.

  13. Leo Jonson sagt:

    Danke für die wunderfur artikle!

  14. Mehmet Furat sagt:

    Wirklich schön geschrieben! Sehr informativ und hilfreich!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

%d Bloggern gefällt das: