„Bringste uns an die x-Straße? Da an die Kreuzung mit der y-Straße?“
„Das kriegen wir hin.“
„Wieviel kostet das?“
„Ich weiss nicht, ob wir es mit einem Zehner schaffen. Bisschen mehr vielleicht…“
„Machste ’n Zehner?“
„Nö.“
Dazu ein Grinsen, und da haben sie ihre Anfrage schon selbst nicht mehr ernst genommen. Da die beiden mich unbedingt noch aufrauchen lassen wollten, haben wir uns am Stand noch kurz eine Diskussion darüber gegeben, warum Festpreise nicht in Ordnung sind und wie reich meine Chefs wahrscheinlich sein müssen bei dem enormen Startpreis von 3,20 €.
Auf dem Gebiet schlägt mich so schnell keiner mehr beim Diskutieren, und seltsamerweise mussten sie eingestehen, dass sie beim Bäcker auch 20 Cent fürs Brötchen zahlen, obwohl der Weizen nur rund 1 Cent wert ist. Dass zu meiner Arbeit auch Wartezeit und Anfahrt gehören, sowie das Bereithalten eines mehr oder minder funktionstüchtigen Autos, ist wie immer argwöhnisch in Frage gestellt worden. Als ob es selbstverständlich sei, dass jemand am Samstagmorgen mit einem Taxi in der Gegend rumsteht, ohne Geld dafür zu wollen…
Glücklicherweise waren sie aber gar nicht so stressig und immerhin guter Laune, so dass es eigentlich Spaß gemacht hat. Ich hätte sie eiskalt stehen lassen, und das sogar mit einem Grinsen, denn es war eine gute Samstagsschicht gewesen. Ich hatte davor in nur 4 Stunden 170 € Umsatz gemacht und mir fehlten nur noch 15 € zu meinem Schichtziel. Auf die beiden war ich als erster am Ostbahnhof wahrlich nicht angewiesen.
Unterwegs habe ich sie an der zweiten Kreuzung gleich gefragt, ob es ok ist, wenn ich geradeaus fahre, anstatt gleich rechts abzubiegen. Sie glaubten mir, dass es wirklich kürzer ist, sind aber 2 Straßen weiter gleich ins Lamentieren gekommen:
„DAS ist jetzt aber definitiv ein Umweg!“
„Nein, das ist genau der Trick bei der Route. Der kleine Haken ist nicht zu vermeiden. Dafür kann ich anschließend geradeaus durchfahren.“
„Aber auf dem Hinweg sind wir ganz anders gefahren…“
„Ihr seid schon mit dem Taxi hergefahren? Na dann können wir doch vergleichen. Wie viel hat es denn gekostet.“
„11,20 €.“
Ein bisschen Hin und Her später war klar, dass der Fahrtpreis 10,20 € war, und der Kumpel noch einen Euro Trinkgeld spendiert hat. Na denn…
Der Rest der Fahrtstrecke war dann wirklich unspektakulär, weil ich nur dem Straßenverlauf folgen musste.
Zwischenrein fragte der eine mich an der Ampel noch, ob mein Motor tatsächlich noch laufen würde – er sei so leise. Das war wahrscheinlich das schönste Kompliment, das mein Auto die letzten 100.000 km bekommen hat und zeigt zugleich, was für absurde Vorstellungen manche Leute von Taxen haben. Nur weil das Auto ein bisschen modifiziert ist, glauben Menschen an geheimnisvolle Motorausschalter oder an Super-Heizungen. Mein Navi mit der inzwischen sagenumwoben alten CD von 2006 soll angeblich auch besser sein als alle aktuellen tragbaren Modelle und es wurden sogar schon Vermutungen geäußert, der Motor meiner alten Möhre soll stärker sein als vergleichbare Serienmodelle, weil ich ja bis zu 6 Leute mitnehmen könne.
Egal, letztlich sind wir natürlich heil angekommen, und das hat zu folgendem Dialog geführt:
„Wahnsinn! Du hast es unter 10 € geschafft! Du bist der Hammer!“
„Tja…“
hab ich nur gesagt und bei 9,20 € das Taxameter ausgemacht. Der Kumpel sprach einen Satz, für den ich sehr dankbar bin:
„Und du Depp wolltest 10 geben! Haha!“
Die 10 hab ich natürlich trotzdem bekommen. Bleibt nur die Frage, warum ich damit weniger Trinkgeld hab als der Kollege… *grummel*