Neues aus der Honkologie

Wo meine Kundschaft in der Regel nur durch dumme Sprüche und liebenswerte Anekdoten auffällt, wird es anderswo schon mal handgreiflich. Überfälle gibt es ja schon genug, aber manchmal werden leider auch Meinungsverschiedenheiten im schlechtesten Sinne nonverbal geklärt.

Hier ist mal wieder eine Polizeipressemeldung von vergangener Nacht. Der Fahrgast hat den Fahrer geschlagen und ist dann in eine Pizzeria gegangen. Was immer auch los war, clever ist was anderes. Für die Polizei jedenfalls war er recht leicht zu finden…

Das erinnert mich an einen Kollegen, der neulich am Ostbahnhof nach Zeugen gesucht hat, die ihm bestätigen können, dass sein Fahrgast (der mal kurz zum McDonalds ist) ihm beim Aussteigen gegens Auto getreten hat. 🙁

Mir ist ja bewusst, dass es im und ums Taxi mal zu Streit kommen kann. Aber wenn wir ehrlich sind, geht es selten um mehr als 10 €. Mal ganz im Ernst: Wer prügelt sich wegen so einer Summe?

Naja, und wenn wir schon in der Abteilung Honkologie sind, dann möchte ich auch die Spaßvögel ermahnen, dass ich die Bäckervergleiche hier im Blog nicht mache, damit ab jetzt Bäckereien überfallen werden. Doofe Sache, das.

Ein paar Fahrgastinformationen

„Wir haben uns ja in Westberlin irgendwie eingeigelt und rechnen jeden Tag damit, dass sie die Mauer wieder hochziehen…“

„Immer wenn ich den Fernsehturm sehe, muss ich an Zuhause denken. Mannheim!“

„Ich nehme an, sie transportieren mich auf der möglichst günstigsten Route. Also Greifswalder ist in Ordnung, aber bitte nicht über Greifswald selbst…“

„Ich hab mich einmal im Taxi geschminkt, das mach ich nie wieder…“

„Ich komm gerade vom Spiel. Waren sie auch da?“

„Also ich finde ja nicht, dass Marzahn noch zu Berlin gehört. Aber ich bin ja auch schon älter…“

„Hat ihr Auto schon Musik?“

„Aber wenn ich vom Alex zur Siegessäule will, muss ich doch über Hauptbahnhof fahren. Durchs Brandenburger Tor kann man ja gerade nicht…“

„Ey, so einen Bart will ich auch mal. Wie haste des gemacht? Wachsen lassen, oder?“

Ich mag meinen Job 🙂

Böse Nachtarbeit!

Mein Chef hat mich gerade angerufen, und mir auferlegt, mich zu entscheiden, zu welchem Termin ich einem verkehrspsychologisches Gespräch beiwohnen könne. Die Alternativen waren ungefähr: 3 Stunden früher aufstehen als normal oder an dem Tag gar nicht schlafen 🙁

Jetzt ist es Ende des Monats an einem Nachmittag um 15 Uhr. Brr!

Vielleicht ein fairer Ausgleich dafür, dass ich für meine Arbeit grundsätzlich Nachtzuschläge erhalte? Naja, wenn ich Glück habe, ist es wenigstens Dunkel, wenn das vorbei ist…

Der Hammer!

„Bringste uns an die x-Straße? Da an die Kreuzung mit der y-Straße?“

„Das kriegen wir hin.“

„Wieviel kostet das?“

„Ich weiss nicht, ob wir es mit einem Zehner schaffen. Bisschen mehr vielleicht…“

„Machste ’n Zehner?“

„Nö.“

Dazu ein Grinsen, und da haben sie ihre Anfrage schon selbst nicht mehr ernst genommen. Da die beiden mich unbedingt noch aufrauchen lassen wollten, haben wir uns am Stand noch kurz eine Diskussion darüber gegeben, warum Festpreise nicht in Ordnung sind und wie reich meine Chefs wahrscheinlich sein müssen bei dem enormen Startpreis von 3,20 €.

Auf dem Gebiet schlägt mich so schnell keiner mehr beim Diskutieren, und seltsamerweise mussten sie eingestehen, dass sie beim Bäcker auch 20 Cent fürs Brötchen zahlen, obwohl der Weizen nur rund 1 Cent wert ist. Dass zu meiner Arbeit auch Wartezeit und Anfahrt gehören, sowie das Bereithalten eines mehr oder minder funktionstüchtigen Autos, ist wie immer argwöhnisch in Frage gestellt worden. Als ob es selbstverständlich sei, dass jemand am Samstagmorgen mit einem Taxi in der Gegend rumsteht, ohne Geld dafür zu wollen…

Glücklicherweise waren sie aber gar nicht so stressig und immerhin guter Laune, so dass es eigentlich Spaß gemacht hat. Ich hätte sie eiskalt stehen lassen, und das sogar mit einem Grinsen, denn es war eine gute Samstagsschicht gewesen. Ich hatte davor in nur 4 Stunden 170 € Umsatz gemacht und mir fehlten nur noch 15 € zu meinem Schichtziel. Auf die beiden war ich als erster am Ostbahnhof wahrlich nicht angewiesen.

Unterwegs habe ich sie an der zweiten Kreuzung gleich gefragt, ob es ok ist, wenn ich geradeaus fahre, anstatt gleich rechts abzubiegen. Sie glaubten mir, dass es wirklich kürzer ist, sind aber 2 Straßen weiter gleich ins Lamentieren gekommen:

„DAS ist jetzt aber definitiv ein Umweg!“

„Nein, das ist genau der Trick bei der Route. Der kleine Haken ist nicht zu vermeiden. Dafür kann ich anschließend geradeaus durchfahren.“

„Aber auf dem Hinweg sind wir ganz anders gefahren…“

„Ihr seid schon mit dem Taxi hergefahren? Na dann können wir doch vergleichen. Wie viel hat es denn gekostet.“

„11,20 €.“

Ein bisschen Hin und Her später war klar, dass der Fahrtpreis 10,20 € war, und der Kumpel noch einen Euro Trinkgeld spendiert hat. Na denn…

Der Rest der Fahrtstrecke war dann wirklich unspektakulär, weil ich nur dem Straßenverlauf folgen musste.

Zwischenrein fragte der eine mich an der Ampel noch, ob mein Motor tatsächlich noch laufen würde – er sei so leise. Das war wahrscheinlich das schönste Kompliment, das mein Auto die letzten 100.000 km bekommen hat und zeigt zugleich, was für absurde Vorstellungen manche Leute von Taxen haben. Nur weil das Auto ein bisschen modifiziert ist, glauben Menschen an geheimnisvolle Motorausschalter oder an Super-Heizungen. Mein Navi mit der inzwischen sagenumwoben alten CD von 2006 soll angeblich auch besser sein als alle aktuellen tragbaren Modelle und es wurden sogar schon Vermutungen geäußert, der Motor meiner alten Möhre soll stärker sein als vergleichbare Serienmodelle, weil ich ja bis zu 6 Leute mitnehmen könne.

Egal, letztlich sind wir natürlich heil angekommen, und das hat zu folgendem Dialog geführt:

„Wahnsinn! Du hast es unter 10 € geschafft! Du bist der Hammer!“

„Tja…“

hab ich nur gesagt und bei 9,20 € das Taxameter ausgemacht. Der Kumpel sprach einen Satz, für den ich sehr dankbar bin:

„Und du Depp wolltest 10 geben! Haha!“

Die 10 hab ich natürlich trotzdem bekommen. Bleibt nur die Frage, warum ich damit weniger Trinkgeld hab als der Kollege… *grummel*

Neulich im Funk…

Zentrale: „Ein Kollege möchte wissen, ob in dem Club Techno- oder House-Musik gespielt wird.“

Kollege: „[krzz..]Tec[krzz..]o“

Zentrale: „Nochmal, Kollege!“

Kollege: „Techno-Musik!“

Zentrale: „Ok… Technikmuseum…“

Doppelter Fahrpreis

Peter hat mir folgende Frage zukommen lassen:

Moin Sash,
Mal ne Frage 😀

Bin vorhin mitm Taxi gefahren. die Tour war so 90€, ich gab 100€.
Soweit so bezahlt. Dachte ich. der Fahrer wollte noch mal die selbe summe für
die Rückfahrt haben….
Das ganze endete mit der Polizei und eben Personalienaustausch. Ist sowas normal
oder eher nicht?
ich mein, ich fahre öfters mal längere strecken, aber so etwas passierte mir
heute zum ersten mal.
wäre nett, wenn du mir da mal was aus den „Regeln“ zitieren könntest. Die
Polizei wusste auch nicht so wirklich,
was sie da machen soll 😀

Grüßle,
der Peter

Schöne Fahrt und böses Erwachen… und das mit der Polizei am Ende sollte nicht normal sein 😉

OK, ernsthaft:

Das Zitieren aus den „Regeln“ fällt hier relativ schwer. Die Taxiordnung (zumindest für Berlin) und das PBefG geben für Fahrten aus dem Pflichtfahrgebiet heraus irgendwie nichts konkretes vor. Im §1 der Berliner Taxitarifordnung findet sich aber folgendes Kleinod, das ich für das Kernstück der ganzen Geschichte halte:

(2) Bei Fahrten, deren Ziel außerhalb des Geltungsbereichs der festgesetzten Beförderungsentgelte liegt, hat der Fahrzeugführer den Fahrgast vor Fahrtbeginn darauf hinzuweisen, dass das Beförderungsentgelt für die gesamte Fahrstrecke frei zu vereinbaren ist. Kommt keine Vereinbarung zustande, gelten die für den Pflichtfahrbereich festgesetzten Beförderungsentgelte als vereinbart.

Und so habe ich es auch gelernt. Ich muss den Preis mit dem Fahrgast aushandeln. Tun wir das nicht, und ich fahre nach Taxameter (ich hab das jetzt so verstanden: Das Taxameter hat am Ende 90 € angezeigt), dann gilt selbstverständlich dieser Preis. Und zwar als zu bezahlender Gesamtpreis. Im Falle sehr langer Fahrten (also eher länger als deine) kann es zwar je nach Tarif durchaus sein, dass der doppelte Taxameterpreis eher angemessen wäre. Dass du das aber vor Fahrtantritt wissen musst, ist klar. Normalerweise fährt man eine derart lange Strecke wirklich nicht nach Taxameter, sondern vereinbart einen Festpreis. Der wird dann zwar in der Regel über dem Taxameterpreis liegen (was tatsächlich den Kosten geschuldet ist, die für die Rückfahrt anfallen), aber zum Einen sollte er wohl meist unter dem doppelten Betrag liegen, und zum Anderen ist das selbstverständlich nicht am Ende der Fahrt zu klären, sondern zu Beginn.

Ich kann jetzt nicht hundertprozentig ausschließen, dass irgendeine Taxitarifordnung einen solchen Paragraphen beinhaltet, aber es war in jedem Fall unfair und wahrscheinlich auch nicht rechtens, wenn der Fahrer dich darüber nicht vorher aufgeklärt hat.

Hat irgendwer anders Quellen, die etwas anderes nahelegen?

Kauft das Buch!

Wie kam Sash eigentlich zum Taxifahren? Das beschreibt er in seinem ersten eBook "Papa, ich geh zum Zirkus!".

Immer dranbleiben!

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Noch ein Blog?

Kleiner Tipp: Sash hat noch einen zweiten Blog, auf dem es auch gelegentlich was zu lesen gibt.

Hugo und Elvira

Ich hatte mich ja nicht dumm angestellt. Also ich stand nicht in zweiter Reihe, wie man es donnerstags vor dem Matrix in der Rotherstraße meistens tut, sondern parkte direkt hinter der Kreuzung vor den anderen parkenden Autos. Die 2 Kollegen, die alsbald mit mir warteten, standen dann natürlich in zweiter Reihe, da sonst nichts frei war.

Dann kamen Hugo und Elvira. Wie sie wirklich heißen, weiss ich nicht, und ich würde es auch nicht schreiben, wenn ich es wüsste. Die Polizei.

Sie kamen mir gleich etwas langsam vor, wie sie sich dem unbekannten Phänomen Taxi näherten, aber ich hab abgewartet. Mich haben sie kritisch beäugt und sind zum ersten Kollegen hinter mir gefahren und haben kurz gehalten.

Dann sind sie zum Kollegen hinter dem Kollegen hinter mir gefahren und haben auch da kurz gehalten. Daraufhin haben die Kollegen den Motor gestartet. Super Sache mal wieder!

Im Auto muss es zu diesem Zeitpunkt zwischen Hugo und Elvira wahrscheinlich eine mächtige Diskussion gegeben haben. 2 Taxifahrer haben sie schon verscheucht. Aber soweit sie sich erinnern konnten, war da ja noch ein dritter. Aber der stand ja gar nicht in der zweiten Reihe. Die Überlegungen zu dieser ungeheuer wichtigen Problematik müssen etwa 30 Sekunden gedauert haben, denn erst auf Höhe der Naglerstr. wendeten sie schließlich.

Das war dann der Zeitpunkt, zu dem meine Kollegen wirklich davongefahren sind. Ich war mir zwar ziemlich sicher, was passieren würde, aber ich hab die Szenerie mal nicht voreilig verlassen. Sagen müssen sie schon was.

Ich hab angestrengt gelangweilt geradeaus zum Ausgang der Narva-Lounge geblickt, als sich die silberblaue Schnauze des Touran neben mein Taxi geschoben hat. Huch, was haben die mich überrascht.

Dann haben wir ziemlich cool nonverbale Konversation betrieben und uns auf ein Herunterlassen der Scheiben verständigt. Als wir das erledigt hatten, verkündete Hugo (wie ich vermute nicht ohne Stolz auf die eigene Gewitztheit) knapp und nüchtern:

„Sie stehen im Kreuzungsbereich.“

„Hmm, stimmt wohl ein Bisschen.“

hab ich geantwortet. Danach hab ich den Kreuzungsbereich selbstverständlich geräumt, um den unzähligen schweren Sattelschleppern Platz zu machen, die sich Nachts durch die Oberbaum City schlängeln müssen. Ich musste dann halt ein wenig Sprit verheizen, während ich im Kreis gefahren bin, und die Club-Besucher mussten etwas länger zum Taxi laufen. Kein Problem eigentlich, die beschäftigen sich erfahrungsgemäß irgendwie selbst unterwegs. Und dann haben auch Hugo und Elvira wieder was zu tun…