Andere Länder, andere Taxis

Ein Blogleser, der anonym bleiben möchte, hat mir zum Zwecke der Veröffentlichung einen schönen Text aus dem Süden gereicht. Das kann ich euch nicht vorenthalten:

Wir kamen in Fiumicino an und begaben uns zielstrebig zum Taxistand. Unser Taxifahrer begrüßte meinen Begleiter und mich mit dem Handy am Ohr. Aufgrund des großen Andrangs und der Tatsache, dass mein Begleiter zielstrebig auf das Taxi zuging, setzen wir uns hinein. Der Fahrer nahm weitertelefonierend das gewünschte Ziel zur Kenntnis, indem mein Begleiter das Reservierungsschreiben des Hotels ihm unter die Nase hielt. Er nickte und los ging die wilde Luzie.

Das rasante Anfahren war noch recht unverdächtig. Viel schockierender fand ich die knarzenden Geräusche hinten rechts aus dem Radkasten. Oder das Singen der Bremse. Und dieses Singen war oft zu hören, denn von Abstand halten hielt unser Fahrer auch nichts. Bei 140 auf der Autobahn, immer noch telefonierend, hielt er vielleicht 30 cm zum Vordermann als ausreichend. Zum Glück machten diese oft genug schnell Platz, sodass der drohende Herzklappenabriss in letzter Sekunde abgewendet werden konnte. Die anschließenden 90 Sachen in einem Wohngebiet waren dagegen recht entspannt, da fast gar kein Verkehr dort mehr war und diese freiwillig dem Henker am Lenker selbst im Überholverbot platz machten.

Die längsten neun* Minuten meines Lebens später kamen wir dann am Hotel an. Dass der Fahrer angeblich kein Wechselgeld mehr hatte auf meinen 50er, mit dem ich die 40 Euro begleichen wollte, sah ich noch als „versuchen kann man es ja mal“ an. Als mein Begleiter sich auf den Weg zur Rezeption zwechs Wechseln aufmachte, tauchte jedoch wie aus dem Nichts ein üppig befülltes Portemonait mit ausreichend Wechselgeld auf…

*Google Maps veranschlagt 22 Minuten für die gefahrene Strecke, die auch die Kürzeste war.

Ich bin ehrlich schon auf die Rückfahrt am Donnerstag gespannt.

18 Kommentare bis “Andere Länder, andere Taxis”

  1. Ana sagt:

    man lebt (oder stirbt) halt etwas lockerer dort….
    Ne, natürlich hat ein Großteil von uns schon in Bussen oder Taxen gesessen, die todesfreundlich fahren und/oder einen 500%igen Aufschlag als angemessen ansehen (als Festpreis eben).

    Ich als jemand der die MFG öfters mal nutzt erinner mich hierbei an meine Fahrten bei sogenannten Rasern: Eigentlich war zurücklehnen und genießen echt das einzige was ich in dem Moment wollte. Allerdings sind wir auch nie drängelnd oder gefährlich gefahren, sondern halt „nur“ weit über dem zugelassenen.

  2. Sash sagt:

    @Ana:
    Ich muss ehrlich gestehen, dass ich bisher keine ernstlich schlechte Erfahrung gemacht hab. Aber ich bin auch zu selten Nutzer von Taxen und anderen Fahrgemeinschaften. Seit ich einen Führerschein habe, fahre ich gerne selbst. Nicht, weil ich mich bei anderen unwohl fühle – aber es hat sich oft so ergeben. Ich fahr nunmal gerne.
    Zum Rasen: Ich hab da auch meine Leichen im Keller, und zu 100% schaffe ich es auch jetzt nicht, mich an jegliche Begrenzung zu halten. Aber was in der Stadt mitunter lebensmüde ist, ist nachts auf freien Autobahnen teilweise völlig ok. Ich halte die StVO wirklich für ein Regelwerk, das verglichen mit manch anderen Gesetzen einen handfesten Nutzwert hat. Dass deswegen jeder völlig daneben ist, der sie hier und da mal bricht, würde ich auch nicht sagen. Leider kommen im Verkehr meist Selbstüberschätzung und Wagemut zusammen, und die Kombination aus Nichtkönnen und besonders gefährlichen Situationen ist eben übel.

  3. Als wir auf Stufenfahrt in Florenz waren, sind wir nachts an dutzenden LKWs vorbeigefahren (in Italien). Aufgrund der Dunkelheit ließ sich aus dem Bus schön in die Fahrerkabinen sehen; in jeder war ein Laptop oder portabler DVD-Player – und auf mindestens 3 war eine Vagina in Großbild zu sehen. Naja wers braucht… hat jemand die Unfallzahlen in Italien im Kopf??

  4. Sash sagt:

    @Marco Schuster:
    Das ist in der Tat eine interessante Beobachtung. Gehört hat man ja vieles schon…
    Wobei – das soll jetzt nicht als Statement fürs Filmgucken gedacht sein – es auch wirklich hart sein muss, hunderte Kilometer mit der immergleichen Geschwindigkeit auf der immergleichen Spur durchs Land zu kriechen.
    Ich hab echt Respekt vor den LKW-Fahrern, die das weitgehend unfallfrei ein Berufsleben lange machen. Ich würde wahrscheinlich in der zweiten Woche nach 7 Stunden Fahrt einschlafen…

  5. Dafür gibt’s ja Spur- und Abstandshalte-Assistenten, und wenn Google weitermacht auch gleich den komplett autonomen LKW 😉

  6. Sash sagt:

    @Marco Schuster:
    Ich glaube, genau das macht es ja so schwierig…

  7. Der Maskierte sagt:

    Die haben in Rom halt eine Direktschaltung zur Allmachtszentrale und jeder Taxler hat wohl dort seinen persönlichen Schutzengel vom Papst gesponsort im Handschuhfach. 😉

  8. Sash sagt:

    @Der Maskierte:
    Das könnte natürlich auch sein. 🙂
    Ob da die geographische Nähe ausschlaggebend ist? Hmm…

  9. Der Maskierte sagt:

    @Sash

    Davon ist schwer auszugehen.

  10. Sash sagt:

    @Der Maskierte:
    Dann leidet der alte Herr wohl unter schwerer Reichweitenbegrenzung….

  11. Der Maskierte sagt:

    @Sash

    Ist ja auch nicht mehr der Jüngste.

  12. tim sagt:

    will dem anonymen verfasser nicht zu nahe treten, aber weshalb muss es in rom ein taxi sein? gibt zig andere möglichkeiten, vom flughafen in die city und sonstwohin zu gelangen. preiswert und stressfrei.

    klar, taxifahren ist schön und durchaus preiswert und so weiter und wir wollen alle die blogbetreiber supporten, aber in rom sieht die sache definitiv anders aus… . war etliche wochen dort und bin immer ohne taxi klargekommen. habe dabei nerven und geld gespart.

  13. frechdachs sagt:

    Ach, gibt es auch Taxifahrer, denen nicht das Handy ans Ohr festgewachsen ist?

    Bin bisher 3x von der Jahrhunderthalle Höchst zum Flughafen Frankfurt per Taxi gefahren, hatte jedesmal unterschiedliche Fahrer und nur der letzte hatte kein am Ohr festgewachsenes Handy, mit dem während der Fahrt fremdsprachig telefoniert wurde, natürlich ohne Freisprecheinrichtung.

  14. Sash sagt:

    @Der Maskierte:
    Ach, DU bist der alte Herr? 😀

    @tim:
    Naja, Taxen sind ja nicht per se eine schlechte Idee. Und welche anderen Möglichkeiten gibt es denn in Rom?

    @frechdachs:
    Ja, soll es geben. Also hier in Berlin haben die meisten auf Freisprecheinrichtung umgerüstet.

  15. Der Maskierte sagt:

    @Sash

    Ich hab zwar einen Rauschebart unter der Maske, aber leider fehlt mir noch der Allmachtteil.

  16. Sash sagt:

    @Der Maskierte:
    Na, mit Bart aufwarten kann ich auch 😀

  17. Der Maskierte sagt:

    @Sash

    Aber lass mich raten, das mit der Allmacht klappt bei dir auch noch nicht so recht?

  18. Sash sagt:

    @Der Maskierte:
    Nee, aber ich üb fleissig 😉

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

%d Bloggern gefällt das: