Tag gerettet

Auch wenn ich am Wochenende durchaus in Erwägung ziehe, überall von Kunden angehalten zu werden, so habe ich mich doch morgens um 5.30 Uhr in Marzahn recht sicher gefühlt. Ich wartete auf die dämliche Linksabbiegerampel an der Marzahner Promenade, die nur jede zweite Ampelphase überhaupt grün wird und habe die Musik in froher Feierabenderwartung auf Anschlag gedreht.

Das Klopfen an der rechten Hintertür riss mich in die grausame Realität zurück: Ich war auf Arbeit. Bei guter Laune kann man das als Taxifahrer schon auch mal vergessen, aber naja…

„Könnten sie mich vielleicht noch schnell in die [ZueindeutigerStraßenname] fahren, ich arbeite da?“

„Klar, sehr gerne sogar!“

Ich musste so oder so stadteinwärts, Umsatzziele sind sowieso nach oben offen und überhaupt: Es ist mein Job, und ich mache ihn gerne.

„Ich denke, da reicht noch eine Kurzstrecke!“

hab ich frohen Mutes von mir gegeben und erhielt sogleich die mir liebste Antwort:

„Ich zahle ihnen auch mehr!“

Die Kurzstrecke war schon gedrückt und los ging es. Binnen drei Minuten hatte ich eine der abenteuerlichsten Geschichten ever gehört, wie man morgens den Bus verpassen kann – und eine Mitfahrgelegenheit noch dazu. Aber für die unglaublich unschöne Zeit eine nette Unterhaltung mit viel guter Laune.

Am Ziel angekommen stoppe ich das Taxameter, es stehen nach wie vor die 4 € drauf und ich drehe mich erwartungsvoll um. Die Dame streckt mir einen Fuffi entgegen und in meinem Gesichtsausdruck muss sich irgendwie übermäßiges Entsetzen gespiegelt haben. Schließlich hab ich gerade zu Hause erst den 3. Fünfziger an dem „Abend“ kleingemacht in der Hoffnung, mit dem Wechselgeld mal haushalten zu können. Immerhin war es so gesehen gar kein Drama, da ich ja wenigstens welches hatte.

Etwas verlegen agierte nun auch mein Fahrgast. Sie reichte mir den Schein – wohl ahnend, dass das mit dem Wechselgeld etwas viel ist – stotterte, blickte zur Seite, wieder zu mir, zögerte, und meinte letzten Endes:

„Ze-zehn!?“

„Äh, oh! Wow! DAS wäre aber nicht nötig gewesen!“

„Nein, ist schon ok! Sie haben mir echt den Tag gerettet!“

Zugegeben, ich hatte in der selben Schicht die Puff-Kunden, aber sonst hätte ich das auch voller Ehrlichkeit erwidern können. Gefreut hat es mich aber auch so wahnsinnig!

2 Kommentare bis “Tag gerettet”

  1. Ana sagt:

    auf der linken spur rechts hinten was klopfen hören… nuja, wenn frau’s umständlich mag.

  2. Sash sagt:

    @Ana:
    Ich weiss auch nicht, wo die herkam. Und so plötzlich!
    Aber ich wäre nicht ich, wenn ich nicht dabei gelernt hätte. Also: Rückspiegel auch an der Ampel im Blick behalten… 😉

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