Eine komplizierte Tour war’s nicht. Eine Standard-Fahrt vom Ostbahnhof aus.
Er war ein Mann mit sicher zwei Jahrzehnten mehr Erfahrung in Sachen Rumleben, ich hatte wenigstens bei der Ortskunde ein wenig aufgeholt. Zu seinem Vorschlag fiel mir eine Alternative ein. Nicht, weil sie sich meines Wissens nach preislich irgendwas schenken, sondern weil mir das den Weg über die beschissenen Ampeln beim Kottbusser Tor spart. Als ich meinen Fahrgast fragte, fiel ihm die Route quasi auch von alleine ein. Er vervollständigte sie aus dem Kopf.
Und dann machte ich den Fehler, anzufügen, dass ich nur unsicher wäre, wie die Baustelle momentan die Durchfahrt erlaubt.
Das hat meinen Kunden nämlich ziemlich aus dem Konzept gebracht. Er wollte offenbar lieber wieder seine alte Route, sagte aber nur „hier links“. Womit ich genau von dieser Route auf meine wechselte. Danach verlangte er, ich solle in die Adalbertstraße fahren – was etwas schwierig war, weil jene sich auf der anderen Strecke befand.
„Na das geht jetzt nicht wirklich. Die nächste Abzweigung ist die Manteuffelstraße und da würde ich reinfahren. Und dann – wie ja selbst vorher ergänzt haben – Wiener, Ohlauer, Friedel …“
Nicht laut, aber unerwartet scharf, fiel er mir ins Wort:
„Das habe ich aber explizit anders gesagt!“
Ui. Aber was soll’s? Klappe halten und weiterfahren. An der Stelle gab’s nix sinnvolles zu tun. Jetzt noch anders zu fahren wäre völlig bekloppt gewesen und wer wusste schon, ob das dann am Ende nicht auch wieder anders gewesen wäre. Nicht schön, sowas, kommt aber auch mal vor. Die Ampeln waren uns wohlgesonnen, wir waren in Nullkommanix da und selbst die Baustelle in der Friedelstraße war wie in meiner Erinnerung genau so durchfahrbar.
Und weil Laune nunmal noch wechselhafter ist als die Durchfahrtsregelungen von Baustellen, war es dann der Fahrgast, der die Stille brach und sagte:
„Mensch, da war ihre Route ja nun wirklich die absolut bessere!“
Da werde ich nichts explizit anderes behaupten. 😉
Na, allein schon so ein Wort wie ‚explizit‘ nachts in ’ner Taxe zu gebrauchen, in Kreuzberg, ist ja abstrus überinstrumentiert .
Ein Wort zum hellwach werden. Könnte man ja auch ‚ anders‘ sagen..
Womit e.t. mal wieder explizit Recht hat! 🙂
@elder taxidriver:
😀