Betrunken ist keine Ausrede (3)

Die letzten Tage habe ich dann damit zugebracht, bei dem freundlichen Mann hin und wieder anzurufen und nachzufragen, ob er seinen Kumpel jetzt mal erreicht hat. Ein eigenes Telefon hat der Glückliche offensichtlich nicht.

Und er kann sich glücklich schätzen, nicht nur einen sehr verständnisvollen Taxifahrer zu haben, der bei seinem Kumpel nicht gleich die Cops vorbeischickt, sondern eben auch einen Kumpel, der sich um unbezahlte Taxirechnungen kümmert.

Und der hat mir sogar angeboten, mich mit ihm zu treffen, so dass er die Rechnung übernimmt. Das Geld holt er sich dann von seinem Kumpel zurück…

Und es hat geklappt. Aber zugegeben: Es war nervig!

Ich bin extra nach Neukölln gegurkt – im Feierabendverkehr – um mir bescheidene 8,50 € abzuholen. Die ganze Aktion bringt mich noch dazu, das nächste Mal einfach die Cops zu rufen. Obwohl der arme Kerl einfach nur keinen Plan mehr von der Welt hatte.
Ich kann echt nur raten, nur in ein Taxi zu steigen, wenn man noch halbwegs zurechnungsfähig ist!

Denn natürlich hätte ich die Fahrtkosten heute noch raufschlagen können. Die insgesamt 6 oder 7 Telefonate tragen auch nicht gerade dazu bei, dass die Rechnung für mich wirklich aufgeht. Naja, vorbei ist vorbei, und mir war vor allem wichtig, dass er damit nicht durchkommt.

Noch eine Stadtrundfahrt

Hatte mal wieder Kunden im Auto, die „meine“ Preise überraschend niedrig fanden. Dann haben sie – wie zu erwarten war – wegen einer vorherigen Fahrt nachgefragt…

Der aktuelle von mir privat geführte Mondpreis-Index hat dann glasklar ergeben, dass sich die Fahrt weit oberhalb jeder Versehens-Grenze befindet und unter „Arschloch“ abgeheftet werden kann:

16 € für eine Fahrt vom Adagio am Potsdamer Platz zum relaxa Hotel Stuttgarter Hof in der Anhalter Straße. Respekt!

Wirklich eindrucksvoll hingegen, dass er nach Taxameter gefahren ist. Wahrscheinlich über Tiergartentunnel oder so…

Betrunken ist keine Ausrede (2)

Mein netter Fahrgast vom Vorabend lag mir nach wie vor schwer im Magen, als ich gestern Mittag aufgestanden bin. Aber natürlich hatte ich den einen kleinen Trumpf in der Hand:

Eine Handynummer.

Um 15 Uhr etwa habe ich – in der Hoffnung, die Nummer sei richtig – dort angerufen. Es ist ein komisches Gefühl, als Wildfremder am Wochenende irgendwo anzurufen mit einer so obskuren Geschichte. Wer immer sich da auch melden mag: Sie wird ja nichts damit zu tun haben.

Es meldete sich eine männliche Stimme. Mist!

Ich hab erst einmal ziemlich unsicher vorgetragen, was passiert ist, und – ohne Drohung – klargestellt, dass ich es eben gerne erst auf diesem Wege versuchen wollte. Der andere Weg wäre natürlich die Polizei – aber bei Unbeteiligten muss man ja nicht gleich mit der Tür ins Haus fallen. Vielleicht hat sich der Typ ja doch vertippt und mein Gegenüber hat keine Ahnung.

„Äh, und dieser Mann, der war Afrikaner?“

Bingo! Das hatte ich – wie im letzten Blogeintrag – am Telefon mit keinem Wort erwähnt. Sie kennen ihn also. Es wäre zumindest ein großer Zufall. Schließlich waren sie auch nicht überrascht, an welcher Ecke ich ihn rausgelassen habe. Strike!

Der Mann und auch eine Frau (vielleicht die, die mein Fahrgast gerne als seine bezeichnet?) waren sehr nett und baten mich, um 17 Uhr noch einmal anzurufen. Sie versuchen, die fragliche Person zu erreichen und würden mir dann die Nummer geben oder ihn ans Telefon holen. Na dann warten wir mal ab. Ich hoffe nur, dass der Typ wegen 8,40 € nicht außer Landes flüchtet oder so.

Autsch, ich habe den Betrag ja noch gar nicht genannt. Ich hoffe mal, der erwartet jetzt keine immense Rechnung, die eine Flucht rechtfertigt…

(Fortsetzung folgt)

Betrunken ist keine Ausrede (1)

Viele meiner Kunden stehen unter Drogeneinfluss. Das ist, wie ich öfter erwähne, auch völlig in Ordnung für mich. Drogen (und damit meine ich auch Alkohol) sind in dieser Gesellschaft einer der verbreitetsten Gründe, ein Taxi zu nehmen. Und vom Prinzip her heißt das erst einmal, dass diese Leute Hilfe brauchen – nämlich ein Transportmittel.

Ob darüber hinaus noch was nötig ist, liegt – wenn kein akuter Notfall vorliegt – nicht in meinem Ermessen. Ich kann nur dafür sorgen, dass die Leute nach Hause kommen. Sicher und bequem. Dafür verlange ich Geld – allerdings nach einem gesetzlich geregelten Tarif – und ich denke, dass das eine faire Geschäftsbeziehung für alle Seiten ist.

Am Samstag morgen winkte mich kurz vor dem Ostbahnhof ein junger Mann heran. Er war stark alkoholisiert, hatte aber ein Grinsen auf den Lippen und wirkte nicht grundsätzlich unsympathisch. Ich bin von der Mühlenstr. rechts in die Str. der Pariser Kommune eingebogen und hab den Fahrgast aufgenommen. Das sollte ich noch für einen Fehler halten.

Der erste Ansatz eines Gespräches sah etwa so aus:

„Guten Abend!“

„Gssn aaa. Bssms NN!! Hassaa nn glb!“

„Entschuldigung, ich verstehe sie nicht so wirklich…“

„Mssn bei mn Frau!“

Aha, zur Frau also. Soll noch einer behaupten, man lerne nicht, auch Besoffene zu verstehen. Aber wo ist die Frau? Er ruderte mit den Armen grob in Richtung der Kreuzung Stralauer Platz / Andreasstr., was ich mir noch einmal bestätigen lies. Also wendete ich und wappnete mich zum Rechtsabbiegen auf den Stralauer Platz.

„Mssn da be Kussecke! Bmm!“

„Kurzstrecke? Kein Problem.“

Super. Es wird sowieso schwierig (hoffentlich ist die Frau nüchterner!), also beschwere ich mich mal nicht, dass die Fahrt nur kurz dauert.

Nun, ganz so kurz wurde es dann doch nicht. Nach einigen halbunverständlichen Gesten und Worten ohne Vokale standen wir vor dem Yaam! und er musste telefonieren. Was nun folgte, war irgendwie der Höhepunkt der Aktion: Woher ein Telefon nehmen? Fragen wir doch den Taxifahrer…

Grenzwertig!

Zum einen ist mein Handy ziemlich kaputt. Zum anderen: Hey, das ist auch noch mein Geld. Ganz davon abgesehen, dass wir mit einer Kurzstrecke auf dem Taxameter rumstanden – was so nicht vorgesehen ist im Tarif. Aber die Entscheidung dafür, ihn telefonieren zu lassen, sollte sich als nicht allzu schlecht herausstellen. Gefällt habe ich sie vor allem, weil der Kerl das Pfeifen wahrscheinlich gar nicht merkt, weil er offensichtlich nicht einmal in seiner Unterhose Geld finden konnte und weil ich so oder so 120 Freiminuten in alle Netze habe, die ich zusätzlich zu meiner Flat ins eigene Netz nie ausnutze.

Wie man sich ausmalen kann, war der gute Mann mit der Eingabe der Telefonnummer allerdings ziemlich überfordert. Also hab ich das auch noch für ihn übernehmen dürfen…

Und wie erwartet ist niemand rangegangen. Aber offensichtlich ist das alles kein Problem, der junge Mann sagte nämlich:

„Hssn a Drr de Gnn!“

Da hatte ich auch keine Ahnung, was er wollte, aber er gestikulierte, wir sollten weiterfahren. Gut, meinetwegen. Nach zwei weiteren Malen wenden, versuchen seinen Ausführungen zu lauschen und der puren Verzweiflung in mir standen wir dann an der Ecke Schlesische Str. / Falckensteinstr. Da müsste ich rein, sagten seine Hände zwischen den Phasen, in denen er die Augen schloss und ich blickte wütend und hilflos in die Falckensteinstr., die derzeit in diese Richtung gesperrt ist…

Ich kann gar nicht mehr genau sagen, wie es dazu gekommen ist, dass er aussteigen wollte, aber letztlich kamen wir tatsächlich an den Punkt, an dem er beschlossen hat, in die Straße reinzulaufen. Was mir in Ermangelung eines Pfandes, bzw. in Ermangelung einer Aussicht darauf, dass er – das Geld seiner Frau erst einmal in der Hand – damit zu mir kommen würde, weil er wahrscheinlich im Stehen einschlafen würde – nicht so recht gefallen wollte.

Wollte ich also meine rund 7,60 € haben, müsste ich wohl hinterher. Verdammt!

Etwas umständlich und vorsichtig bin ich gegen jede Verkehrsregel rückwärts in die Falckenstein rein, aber es war natürlich zu spät. Der Kerl war im Dunkel der Nacht in irgendeine Ecke verschwunden und wahrscheinlich umgehend umgefallen. Fuck!

Mein Umsatz war so oder so mies und es ärgerte mich maßlos, dass dieser Trottel jetzt weg war!

Ohne Hoffnung hab ich mich kurz hingestellt, eine Zigarette lang gewartet und dann das Taxameter ausgemacht. Die 8,40 € hole ich mir wieder. Versprochen! Zunächst aber musste ich die letzte Stunde noch zum Geldverdienen nutzen…

(Fortsetzung folgt)

Spiel mit mir…

Ich bin nun wirklich kein Spielverderber, aber ich stehe nicht auf Heimlichkeiten. Ich habe schon oft beschrieben, dass ich im Straßenverkehr so ziemlich das Gegenteil eines Rasers bin, aber ich komme nicht umhin, mir zu überlegen, ob wir deswegen wirklich überall überwacht werden müssen. So sehr ich mir bei manchen wünsche, sie würden mal erwischt.

Naja, neulich bin ich auf dem Weg nach Adlershof das Adlergestell unter all seinen vielfältigen Namen heruntergegurkt und habe gestutzt. Zwei Autos an der Seite, beides offensichtlich Zivilfahrzeuge. Der hintere mit offenen Türen war ein blauer Zafira – das Modell, das ich auch fahre. Und die Besatzung desselben stand beim anderen Fahrzeug an den Türen. Offensichtlich also Zivicops.

Naja, ist ok. Die Strecke ist eine Raserstrecke, keine Frage. Es ist allerdings auch eine für Autofahrer nervige Strecke, da die Geschwindigkeitsbegrenzung derzeit von 50 über 30 und wieder 50 zu 70 und dann wieder auf 50 und 30 runter pendelt – und all das bei nahezu gleichbleibenden Bedingungen, wenn man nachts unterwegs ist. Aber ich hab mir nicht einmal was böses dabei gedacht.

Da ich aber irgendwie guter Laune war, habe ich mir durchaus meinen Teil gedacht, als ich auf dem Rückweg in die Stadt vor mir einen blauen Zafira gesehen habe, der ganz strikt 50 gefahren ist…

Und es macht einen Heidenspaß, die Jungs an der Ampel stehen zu lassen, nur um dann bei 50 vom zweiten Gang in den fünften zu schalten und gemütlich vor sich hinzurollen. Selbst beim dritten Mal noch. Mein Grinsen wollten sie nicht erwidern, aber wie ich sagte: Ich hatte so oder so schon gute Laune.

Gratis

„Sag mal, rauchst du?“

„Ja… aber nicht im Auto!“

Das habe ich gleich nachgeschoben, weil die Frage eigentlich immer Diskussionen nach sich zieht, ob man nicht mal eine Ausnahme machen könnte  und so weiter…

„Nee, ich meine nur, wenn du mir noch ne Zigarette verkaufen kannst. Ich brauch unbedingt noch Tabak, um mir ne Tüte drehen zu können, um mal von dem ganzen Stress zu entspannen…“

„Keine Panik, die gibt es gratis dazu.“

Ganz im Ernst: 80% meiner Kundschaft nehmen Drogen. Vielleicht auch 90%. Da sind mir die Kiffer echt die allerliebsten. Muss nicht unbedingt so sein wie der junge Typ, den ich neulich am Schlesischen Tor aufgegabelt habe, bei dem ich nach der Kurzstrecke 5 Minuten die Fenster aufgemacht habe, um nicht in den Verdacht zu kommen, mein Auto hat einen Heizkessel, in dem ich eine halbe Weltjahresproduktion Hanf pro Schicht verheize – aber chilligere Kunden gibt es echt nicht. Und der Kerl jetzt: bei knapp 3 € Trinkgeld kann ich eine Zigarette auch ehrlich verschmerzen.

Kauft das Buch!

Wie kam Sash eigentlich zum Taxifahren? Das beschreibt er in seinem ersten eBook "Papa, ich geh zum Zirkus!".

Immer dranbleiben!

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Noch ein Blog?

Kleiner Tipp: Sash hat noch einen zweiten Blog, auf dem es auch gelegentlich was zu lesen gibt.

Dinge, die…

…man von der Werkstatt nicht hören will.

Fand ich gestern Abend einen Zettel von meinem Tagfahrer im Auto:

„War nochmal in der Werkstatt wegen des Schabens vorne rechts. Sie haben vergessen, die Radkastenabdeckung wieder einzubauen.“