Was man halt so macht …

„Hälste noch’n paar Meter weiter vorne an?“

„Kein Problem.“

„Is‘ nur, dann kann ick meine Drogen noch verstecken.“

„Nur zu.“

„Is‘ ja doof, wenn die ausnahmsweise mal blöd durchsuchen und dann kommste wegen sowas nicht rein. Also lieber ab in’n Schuh damit!“

Übung macht den Meister, würde ich sagen.

Abschlusstour in extrablutig

Was für ein Abend: Endlich lief es mal wieder, dann aber musste ich aus privaten Gründen nochmal eine längere Pause einlegen. Sowas passt ja immer wie Arsch auf Eimer. Aber: Kannste nix machen.
Als ich dann für vier klägliche Reststunden nochmal rausgefahren bin, lief es wie eigentlich erwartet erst richtig. Ich bekam recht schnell meine Touren – und sie waren fast alle vergleichsweise lang. Waren es am Vortag eher so die 8-12€-Fahrten, hieß es jetzt: Ab 20 € aufwärts.

Und dann bekam ich eine Fahrt bis an die Stadtgrenze, zudem ziemlich in Richtung Heimat. 30 €. Und ich war damit bis auf einen Zehner an mein Ziel herangerückt. Nun war guter Rat teuer: Die Müdigkeit rief, ich hätte leer wieder in die Stadt müssen, es waren „ja nur 10 € weniger“, was also sollte ich … oh, ein Winker!

Ich stoppte fix und er freute sich. Er sei fertig und müsste in ein Kaff einige Kilometer außerhalb. Also wenden. Aber zuvor solle ich doch bitte nochmal kurz etwas stadteinwärts fahren.

„Wieso das?“

„Na, ich sag’s mal so: Kumpel und ich haben dicke Lippe und er ist in Richtung der Tanke da abgehauen …“

Nun ja. Bin ich mit ihm also über das ausgestorbene Gelände einer Tanke gegurkt, wo nix zu sehen war – dann ging’s doch wieder raus aus der Stadt. Aber hey, schon mal 8 € bis zum Ausgangspunkt!

Nun erbat mein Fahrgast Licht und begutachtete sich im Schminkspiegel. Au weia! Aufgeplatzte Lippe, Blutspuren am Hemd und:

„Hier, kiek mal meine Hose: Ist das auch Blut?“

Außerdem tat sein Rücken weh, er war betrunken – und er musste dringend jemanden anrufen, um überhaupt rauszufinden, wer ihn verprügelt hatte. WTF?

Die Frage blieb weitgehend unbeantwortet, dafür meldete Kumpel sich aber. Er wäre in der Bahn. Also schnell mal geklärt, dass wir ihn am nächsten S-Bahnhof einsammeln. Und da standen wir dann auf dem Parkplatz, ein paar Minuten Wartezeit kamen also auch zusammen, am Ende aber rief Kumpel wieder an: Er sei natürlich in der U-, nicht in der S-Bahn. Also weiter zu einem etwas abwegig gelegenen Bahnhof. Da fanden wir ihn auch bald  – und hatte ich bis dahin noch Sorgen, mein bisheriger Fahrgast hätte einen miesen Abend gehabt, dann hat der zweite das noch um Klassen getoppt. Völlig betrunken, ebenfalls mit aufgeplatzter Lippe, dazu noch eine überaus besorgniserregende Wunde an der Stirn. Viel gesagt hat er kaum, außer „Danke“. Der pendelte nur noch zwischen Koma und Sabbern hin und her. Au Backe!

So sehr ich mir Gedanken gemacht hab, was denn nun genau der Grund für die wie auch immer gearteten Vorfälle gewesen sein mag: Ich hab nicht weiter nachgefragt. In dem Zustand haben sogar Arschlöcher das Recht, nach Hause gebracht zu werden, die waren vollkommen fertig. Schlimmer konnte es deren Gegenüber kaum erwischt haben.

Da das Umland so oder so nicht meine Bühne ist, hab ich hektisch auf der Karte hin- und weggezoomt, am Ende war mein Beifahrer aber eigentlich ein guter Wegweiser. Als wir in seinem Dorf und an seiner Straße angekommen waren, reichte er mir 10 € in Münzen und sagte, er müsse für den Rest kurz raufgehen. „Der Rest“ waren zu diesem Zeitpunkt ungefähr 38 €.

Dann aber war da ja noch Kumpel, der eloquent rumbrüllte:

„Alla, lassma mitn Scheißjeld, machdid, machdid!“

Also auf Deutsch:

„Werter Freund, mach Dir keine Mühe, das mit dem Geld regele ich schon!“

Da ich nun nicht einmal den Hauch einer Ahnung hatte, was Kumpel so noch mitbekommen hat, hab ich mahnend mit dem Finger auf die Uhr gezeigt und gesagt, dass wir nun schon bei rund einem Fuffi wären.

Fuffi, Fuffi, fick’n Fuffi hin oder her, bring‘ ma heeme!“

Und ja, so war es (leider): Ausgerechnet Kumpel wollte noch weiter. Ins nächste Nest, ein paar Kilometer weiter. Wohin genau durfte ich anscheinend nicht wissen, zumindest bestand er darauf, mir das zu zeigen. Er, der er eher zu schlafen schien und seine Stirn mit der klaffenden Wunde rhythmisch an der Seitenscheibe hin- und hergeschoben hat.

Erstaunlicherweise klappte das halbwegs. Ich ömmelte durchs tiefste Brandenburg, begegnete mehreren Wildtierarten ohne direkten Kontakt, schaltete ständig zwischen Fern- und Abblendlicht hin und her und war mit der Zeit geradezu erstaunt, dass mein verbliebener Kunde nicht kotzte oder abgesehen von der Verschmutzung der Seitenscheibe* irgendwas zu tun gedachte.

Am Ende waren bei Kumpel noch Pi mal Daumen 49 € offen. Und ein Fuffi hin oder her sollte ja nix ausmachen. Mit all seinem Kleingeld hat es trotz beachtlicher Dankbarkeit am Ende auf sage und schreibe 33 Cent Trinkgeld gereicht. Punktlandungen kann ich also immer noch.

Da die Tour mit nunmehr annähernd 60 € für eine mehr als dezente Übererfüllung der Schicht gesorgt hatte – und ich sowieso hier und da meine Sorgen bezüglich Friedlich- und Ehrlichkeit der Kundschaft hatte, war ich damit dennoch mehr als zufrieden und enorm erleichtert, als ich endlich auf dem Heimweg war. Manchmal sind ja gerade die schönsten Touren unschön. Oder umgekehrt.

*Ich hab das ignoriert, weil es sowieso ab dem ersten Anlehnen seinerseits egal war, ich die Scheibe sowieso putzen wollte und es an diesem Abend ohnehin mein letzte Tour sein würde. Blutflecken am Taxifenster sind eklig, natürlich. Aber ob es nun zwei oder vier sind, ist dann wirklich erstaunlich egal.

GNIT gewinnt den „Entdeckt!“-Autorenpreis von Amazon!

Sie haben sich Zeit gelassen bei Amazon. Und noch immer ist die Wettbewerbsseite nicht aktualisiert. Aber zum einen wurde mir via Mail gratuliert, zum anderen ist auf der Bücher-Seite von Amazon inzwischen u.a. folgendes zu sehen:

GNIT hat's geschafft! Dank Euch! Quelle: amazon.de

GNIT hat’s geschafft! Dank Euch! Quelle: amazon.de

Da der Preis nach den Jurys von den Lesern (bzw. den Amazon-Kunden unter den Lesern) vergeben wurde, möchte ich nochmal danke sagen. Ein verdammt großes Danke noch dazu! Auch wenn ich privat gerade anderes zu tun habe, feiere ich das gerade enorm. Yeah!

PS: Und kaum dass der Artikel hier raus ist, ist auch die Seite aktualisiert …

Post vom Präsidenten! \o/

Nein, fürs Bundesverdienstkreuz bin ich nicht vorgeschlagen, mir schreibt immer noch eher der Polizei- als der Bundespräsident. Will heißen: Die Post aufgrund des letzten Blitzers ist angekommen. Und bei allem Ärgern über die eigene Blödheit bin ich doch eigentlich recht verzückt ob der Tatsache, dass ich es einmal mehr geschafft hab, dass am Ende doch nur ein Bußgeld von 15 € hängenbleibt. Nach Abzug der Toleranz genau 10 km/h über erlaubt, also 40 statt 30. Somit sind alle Blitzer, die ich jemals im Taxi mitgenommen hab, zwischen 8 und 10 km/h und zwischen 10 und 15 € geblieben. Ich denke, das kann ich nach inzwischen fast 7 Jahren in dem Job nicht nur sportlich nehmen, sondern auch ganz ehrlich als Anlass für die Behauptung, dass ich wohl wirklich nicht sonderlich heize.

Also sei’s drum, der Präsident kriegt seine Überweisung und alles ist gut. 🙂

PS: Foto gab’s leider keines.

Mein neuer Freund

Der coolste Taxifahrer in seinem ganzen Leben wäre ich, mindestens. Ich schätze, den Titel hatte ich mir schon eingefangen, weil ich nicht einfach abgehauen bin, als er schwankend vor mir stand und reichlich unverständlich nuschelte, dass er nach Moabit müsste. Aber unbedingt vorher noch aufrauchen, denn im Auto rauche man nicht …

Das klang dann doch schon irgendwie nach angenehmer Kundschaft. Einen Zwanni hätte er noch, ob das reichen würde.

Hmm, naja, vermutlich, ganz sicher war ich nicht. Andererseits: Wer nimmt’s am Ende mit 50 Cent so genau, wenn es eine eigentlich prima Tour mit einem scheinbar netten Kerl ist? Und im Grunde ist es auch dabei geblieben. Er war ein netter Kerl, aber für 21 Uhr eindeutig mit drei Promille über Normalmaß unterwegs. Wenn man als Vergleichsgruppe russische Kampftrinker auf Wettbewerbstournee heranzieht. Wir hatten noch nicht einmal ein Viertel des Weges hinter uns, als er erklärte, er würde jetzt eine rauchen.

„Ey, Du wirst jetzt keine rauchen! Deswegen haben wir gerade aufgeraucht, schon vergessen?“

„Aba ich rauch doch hier DRAAAAUSSSEN!“

Sprach’s und lehnte sich theatralisch weit aus dem Fenster. In der Folge hab ich ihn von so ziemlich allem abhalten können, was irgendwie nicht gut war: Rauchen, seine Streckenvorschläge durchzusetzen und vor allem seine Verbrüderungsversuche.

„Du, gib’s ma am besten deine Nummer, falls ich dich mal brauch! Wir bleiben doch Freunde, oder Alter? Haste Whats App? Ich bin auch auf Facebook …“

Dass ich meine Nummer nicht rausgebe (also an Nicht-Leser 😉 ) hab ich ihm noch zu verklickern versucht. Da er aber ohnehin nur die Hälfte verstand, hab ich am Ende ja und Amen zu allem gesagt. Am Ziel hab ich ihm dann eine unleserliche Unterschrift auf der Quittung gegeben, was er toll fand und versprach, sich zu melden. Na denn, viel Glück …

PS:

Natürlich erhöhen viele Stammfahrgäste gerne mal den Umsatz. Und der größte Unsympath unter der Sonne war der Typ auch nicht. Aber ich mach’s nicht mehr – oder nur in sehr seltenen Ausnahmefällen. Dass ich das mit Lesern anders halte, liegt einfach daran, dass ich weiß, dass ihr wisst, wie meine Arbeit ist. Natürlich gehe ich nicht ans Telefon, während ich Kundschaft habe. Natürlich lehne ich Fahrten ab, wenn ich dabei 15 Kilometer Anfahrt aber nur 8 € Umsatz haben werde. Wenn mir Winker einsteigen, drücke ich selbst Ozie am Telefon ohne Verabschiedung weg. Das ist eben der Deal, den man abschließt, wenn man mich bei der Arbeit anruft. Aber so Typen wie dem oben muss man das erst langsam innerhalb der nächsten drei Fahrten erklären … bei Euch setze ich das voraus. 🙂

Fucking Police!

Nachdem wir trotz seines ziemlichen Slangs geklärt hatten, in welches Hotel er genau müsse und dass er nur einen Zehner dabei hat, den Rest aber vor Ort begleichen würde, ging’s auch schon los:

„Fucking Shit, man! Fucking Police! They fucked me!“

„Calm down! What happened?“

„They, they just took everything: my phone, my wallet!“

„OK!? But why?“

„Man, they handcuffed me and took everything. EVERYTHING! Understand?“

„I understood. But what did you do?“

„I just walked down the tracks …“

„The tracks? So you were the reason, why they stopped the train traffic on the main line in Berlin?“

„Yes, I am. But hey, I was drunk, DRUNK! Understand?“

Geht so. 0.o

Und seinem Kumpel vor’m Hotel ging’s nicht arg viel besser. Der war völlig sprachlos und bat mich vielmals um Entschuldigung, während er die Rechnung für den verärgerten Fahrgast beglich. Aber was willste dazu auch sagen? Nehme an, das Nachspiel für ihn wird nicht lustig.

Kauft das Buch!

Wie kam Sash eigentlich zum Taxifahren? Das beschreibt er in seinem ersten eBook "Papa, ich geh zum Zirkus!".

Immer dranbleiben!

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Noch ein Blog?

Kleiner Tipp: Sash hat noch einen zweiten Blog, auf dem es auch gelegentlich was zu lesen gibt.

Feiert schön Halloween!

Und nehmt Euch dann ein

Schbin gruselisch, weisstu? Quelle: Sash

Schbin gruselisch, weisstu? Quelle: Sash

Und zwar im Ernst! Die letzten zwei Wochen waren gruselig für uns Taxifahrer (was wohl an den Herbstferien lag), ich hoffe auf Halloween als Start ins gute Vorweihnachtsgeschäft. Also immer rein in unsere Kisten. Je weiter die Fahrt, desto gruseliger auch, was das Taxameter anzeigt … 😉