Dienstleistungsgedanken abseits des Gewerbes

Als Taxifahrer wird man natürlich regelmäßig mit den Verfehlungen der Kollegen konfrontiert. Das mit den schwarzen Schafen überall, ich hatte es hier bei GNIT ja auch schon oft darüber. Entsprechend interessiert bin ich ja immer bei anderen Dienstleistungen, ich kenne ja nicht nur die Kundenseite, und ich würde sagen, dass ich deswegen auch fast jeden Fehler verzeihen kann. Man kann ja vieles nachvollziehen, wenn man mal drüber nachdenkt, wie es auf der anderen Seite so läuft.

Und es gibt unsere Postfiliale.

Jedes Mal denkt man sich: Geh einfach hin, ist ja nix Großes, wird schon. Ist meist auch so, für Leute mit schwachen Nerven oder einem fragilen Selbstwertgefühl ist der Tipp trotzdem gefährlich. Nach einem schönen Besuch dort am gestrigen Abend hab ich beschlossen, das was da passiert, mal mit mir im Taxi zu vergleichen.

Dass das schwierig sein könnte, dachte ich auch – immerhin haben wir im Taxi ganz besondere Kundenvergraul-Praktiken wie das Meckern über kurze Strecken. Aber ja, unsere Postfiliale kann auch das. Da kann man reingehen, ein Paket abholen und nebenbei einen frankierten Brief abgeben und wird zurechtgewiesen: „Na, ’n Brief könnense ja auch draußen einwerfen!“

Nun war es gestern ganz schlimm: Ich sollte ein Einschreiben und eine Packstationssendung für Ozie abholen. Die war in der Filiale gelandet weil die Station voll war. Oder so. War eine von drei Lieferungen, die sie erwartete – welche, hat die DHL natürlich nicht verraten. Falls manche das nicht kennen: Man muss dann mit seiner Packstationskarte zur Post gehen. Mit mehr nicht. Was insbesondere schwierig ist, wenn man jemanden beauftragt. Zumindest in unserer Filiale kann es sowohl passieren, dass sie die Herausgabe verweigern und eine Vollmacht haben wollen, als auch dass sie bei einer handschriftlichen Vollmacht bemängeln, dass es keine ordentliche Post-Vorlage ist. PS: Post-Vorlagen für diesen Fall gibt es – bei uns in der Filiale – für sowas natürlich auch nicht.

Um es kurz zu machen: Wir machen das mit der Packstation ja hauptsächlich, um nicht in diese Filiale zu müssen.

Als erstes das Einschreiben. Schön mit Vollmacht und Ausweis. Ich wurde skeptisch angeguckt und mir wurde eine reichlich zerknüllte Rücksendung in die Hand gedrückt:

„Warum dit zurückjeht, weeß ick nich, naja, jeht jedenfalls zurück!“

Ähm, danke!? Gut, war eine internationale Sendung und UPS hat in den USA wohl keinen Grund angegeben. Aber geht sowas vielleicht in nett? Ich meine, Ozie hat für die Zustellung dieses Briefes über 5 € gezahlt und die damit beauftragte Firma sagte jetzt: „Sorry, geht doch nicht.“ Ich als Taxifahrer hätte mich z.B. beim Nichtauffinden einer Adresse entschuldigt oder ggf. den Fahrpreis erlassen oder reduziert (In Wirklichkeit checke ich das natürlich vorher ab und trete die Fahrt notfalls nicht an).

Dann die Packstationssendung.

„Wann is dit jekomm?“

„Bin ich mir gerade nicht sicher.“

Woraufhin sie sich zu einer Kollegin wandte und meinte:

„Nu will er dit abholen, Packstation, is nichmal für ihn – und wann, weeß er ooch nich …“

Ein Pendant dazu kenne ich aus dem Taxi auch. Unangenehme Kundschaft, kurze Fahrt – und der Kollege brüllt über’n Stand hinweg, dass die anderen nix verpasst haben. Find ich eklig. Zumal ich – zurück zur Post – bis dato ja auch ganz nett und kooperativ war. Die Kollegin sprang auch gleich ein und als ich die Vermutung äußerte, dass die Sendung letzte Woche schon gekommen sei, winkte sie ab:

„Ja nee, wir heben dit ja ooch nur 7 Tage auf …“

Ich musste also erklären, dass die Frist noch nicht rum ist, es also vermutlich 5 oder 6 Tage her sei und ich das Datum jetzt auch erstmal ausrechnen müsste.

„Na, dann mal Adresse!“

„Ähm, Marzahner Promenade 26?“

Sie hackte im Computer rum:

„Nö, is nix!“

Da bin ich dann auch etwas genervt gewesen und hab gesagt:

„Das hatte ich schon vermutet, schließlich wurde es ja an die Packstation geschickt. An die 220.“

Im Taxi kenne ich solche Situationen ja auch. Kunde gibt eine Adresse an, die es mehrfach gibt. Da muss ich dann auch drauf hinweisen nochmal nähere Infos (Stadtteil, Postleitzahl etc.) erbitten, aber diese Gott-sei-dank-ich-dachte-schon-ich-müsse-sie-wirklich-bedienen-Haltung … also die traue ich selbst den meisten schlechten Taxifahrern nicht zu.

Auf meine Vermutung, die Sendung sei vermutlich Donnerstag oder Freitag gekommen, fluchte sie, dass sie das Packstationszeug nicht gesondert lagern und sie jetzt alles durchsehen müsse. Ähm, und das ist jetzt wieso genau nochmal meine Schuld? Was mich als Taxifahrer an der Sache besonders fasziniert ist die Tatsache, dass die Dienstleistung ja längst bezahlt war. Ich bin durch die regelmäßig erst am Ende erbrachte Bezahlung meist mit Problemen im Vorfeld beschäftigt. Und wenn es mal anstrengend ist, dann insbesondere, weil ich dem Fahrgast einen Umweg ersparen will, bzw. am Ende auch bezahlt werden. Bei mir geht’s da schnell mal um eine halbe Stunde Zeit und mittlere zweistellige Eurobeträge. Mir ist schon klar, dass sich bei der Post der Suchaufwand bei nur einem Stapel im Vergleich zu vieren oder fünfen drastisch senkt – aber zum einen ging es um eine Aufgabe von wenigen Minuten, zum anderen erspart diese verdammte Packstation (deren allernächste überdies ohne Info abgebaut wurde und nur online weiter angzeigt wird) den Mitarbeitern schon ständige Besuche von mir und wenn es auch nur den Hauch einer Option gäbe, die Sendung bei Überfüllung irgendwo anders hin als in diese Filiale schicken zu lassen, ich würd‘ ja Luftsprünge machen und den Laden nie wieder betreten. Aber nun stand ich das eine Mal pro Halbjahr da – weil ihr Unternehmen es nicht anders hingekriegt hatte. Meine Schuld? Hallo?

Von sowas bin ich im Taxi glücklicherweise komplett frei. Ja, natürlich, manch Kunde beschwert sich über schlimme Kollegen von mir oder das Leben an sich – aber all denen mit Verstand ist klar, dass es nicht wirklich meine Schuld war, wenn jemand anders den Weg nicht gefunden hat. Genau deswegen hätte ich der Postmitarbeiterin auch nie vorgeworfen, dass die Sendung jetzt in der Filiale gelandet war – ich versuche nur bis jetzt irgendwie zu begreifen, weswegen ich daran schuld sein soll …

Aber gut:

„Na, wat isset denn? Brief? Paket?“

„Das kann ich ihnen nicht sagen, sorry.“

„Na, so wird dit nüscht!“

Bitte was? Ich hab eingangs erwähnt, dass es eine von mehreren Sendungen war und die DHL uns im Unklaren gelassen hat, welche. Zumal Ozie später auch angemerkt hat: Woher sollten wir denn wissen, ob der Versender die Lieferung als Paket oder als Maxibrief schickt? Da war ich als Kunde doch der Illusion erlegen, dass das häufige Versenden und Empfangen unterschiedlicher Sendungen von unterschiedlichen und nicht nur persönlich bekannten Leuten irgendwie zur (obendrein gewünschten) Normalität für ein Logistikunternehmen gehört.

Sicher, uns Taxifahrern wird auch schnell mal vorgeworfen, wir hätten keine Ahnung von unserem Job, wenn wir den kleinen russischen Imbiss in einem Hinterhof in Marzahn nicht kennen. Aber ist die komplette Stadt mit allen Adressen wirklich vergleichbar mit dem Posteingang einer Filiale der Post? Obwohl wir Fahrer sicher mit den Navis und Google ganz gute Hilfsinstrumente haben, Dinge in Erfahrung zu bringen: Die Hauptaufgabe der Post ist es, Sendungen zu sortieren und zu verschicken. Das mit dem Verschicken war an dem Punkt schon schiefgelaufen (die Sendung war nunmal nicht dort, wo ich sie erwartet habe) und nun war es nicht möglich, sie anhand der Parameter Name und Zustellungsart zu finden? Bedeutet das dann, dass (zumindest in dieser Filiale) auch das mit dem Sortieren einfach mal einen Nullinger funktioniert?

Aber ja, das bedeutete es wohl: Die Angestellte hat missmutig zwei oder drei der Tageseingänge durchgeschaut (5 Minuten) und kam dann zurück und hat gesagt, dass sie mir leider vorerst nicht helfen könne. Ich versuchte dann etwas genervt, das in Perspektive zu rücken:

„Also Sie meinen: Gar nicht? Immerhin wissen wir ja, dass die Sendung hier in der Filiale ist …“

„Ja, das sagt die DHL! Aber nur weil die DHL das sagt …“

OK. Ich muss als Taxifahrer auch mal den schwarzen Peter weiterreichen. Es dauert mal länger, weil die Ampeln alle rot sind, es kostet mal mehr, weil Baustellen den besten Weg versperren. Aber wir reden dabei von Zeitverzögerungen oder Preisänderungen. Was die da gemacht hat, war wie wenn ich an einer Baustelle umdrehe und sage, dass der kürzeste Weg versperrt ist und ich deshalb wieder zurück zum Bahnhof fahren müsse. Mit Abrechnung nach Tarif natürlich. WTF? Sie hat jetzt halt nur drei von sieben Haufen durchgesehen und mir dann verkündet, dass das meine Schuld sei … oder die der DHL. Problem gelöst. Und selbst wenn man mal gelten lässt, dass die Post nicht identisch mit der DHL ist: Immerhin wurde die Post (genauer: Diese Filiale mit diesen Mitarbeitern) von der DHL beauftragt, die weiterführende „Zustellung“ durchzuführen. Aber gut, ging halt nicht, weil „alles bäh“. Oder so.

Da ich nach wie vor etwas zu positiv an die Sache rangegangen war, ist mir zum Abschluss auch echt nichts gehässigeres eingefallen als zu sagen:

„Ähm, na dann viel Spaß mit der Sendung!?“

Ich glaube, ich kann bei meinem (vorab vermuteten) Fazit bleiben:

So schnell findet sich kein Taxifahrer, der auch nur annähernd so beschissen ist wie der Kundenservice in meiner Postfiliale!

PS: Ich hab den Eintrag jetzt so vor mich hingeschrieben und immer nebenher nach den Vergleichen zum Taxigewerbe gesucht. Die sind sicher nicht immer perfekt geworden. Und ich bin natürlich auch aktuell etwas aufgebracht. Deswegen ganz deutlich zum Schluss: Natürlich gibt es miese Taxifahrer und verdammt motivierte Postmitarbeiter. Selbst in unserer Filiale sind nicht alle so schlimm. Aber überwiegend: „Etwas erst nach drei Tagen abholen? Gleich mal anmaulen.“ „Wir haben hier ein wichtiges Dokument einbehalten? Kann nicht sein – und falls doch (was richtig war), dann machen wir damit halt irgendwas, lassen Sie sich überraschen!“
So läuft das tagaus tagein, wir haben schon Workarounds, um Fehler oder Missmut der Post zu umgehen. Am Ende bleibt mir nur einmal mehr, Ozie zu zitieren, die darin eine gewisse Perfektion erreicht hat:

„Post, DHL … in den meisten Fällen läuft das ja problemlos. Aber wenn irgendwas ist: Möglichst den direkten Kontakt vermeiden!“

Und so schlimm, das kann ich guten Gewissens behaupten, steht’s ums Taxigewerbe dann halt wirklich noch nicht.

Fremd in der eigenen Stadt

„Und kannst Du mir sagen, ob das Hotel ok ist, so qualitativ?“

„Ganz ehrlich: Nein. Ich hab eine Wohnung in Berlin, entsprechend schlafe ich hier selten im Hotel.“

„Haha, ja, so geht’s mir ja eigentlich auch …“

Hat mich gefreut, dass er dieser Argumentation so bereitwillig gefolgt ist. Aber von der Sache her isses ja wirklich so. Ausgerechnet bei Hotels! Dass ich Museen schon besucht, in Restaurants schon gegessen oder in Clubs schon getanzt habe … das sind ja sehr naheliegende Gedanken – obwohl meine Erfahrungen auch diesbezüglich sehr überschaubar sind. Aber wer bucht als Einheimischer schon mal ein Hotel?

Wie er genau in die Situation geraten ist, hat er nicht erzählt. Seine Erklärung, dass er eigentlich Familie hat, jetzt aber unbedingt mal 3 Nächte außerhalb schlafen müsse, hat mich fragend und mit ungesundem Kopfkino hinterlassen.

Vergleichsweise glücklich war ich indes mit seinen Ansprüchen. Das Intercity direkt im Ostbahnhof war ihm zu teuer, das Ibis gegenüber auch – obwohl wir da zunächst die Preistafel begutachten sollten. Das A&O in der Köpenicker hingegen war ihm zu Low-Budget, also hat die Fahrt wenigstens auf 8,50 € gereicht: Zum Moritzplatz ans Motel One.

Wie so oft werde ich nie erfahren, was es mit der Fahrt auf sich hatte. Aber immerhin fand er mich super hilfreich. 🙂

Die Nebenwirkungen des Jobs

Lustigerweise hat mich diese Woche erst ein ebenfalls Taxi fahrender Leser angequatscht und gestanden, bei Besoffenen nicht so „vorbildlich“ zu sein wie ich. Wie die meisten Kollegen also lehnt er öfter ab als ich … was natürlich ok ist. Auch Gummiparagraphen sind von der Sache her soweit ausnutzbar, wie sie es hergeben.

Mein „Glück“ ereilte mich nur wenige Stunden später in Form eines Rudels besoffener Engländer. Natürlich hab ich mich über die Tour an sich gefreut, aber dass sie zu viert auf die Rückbank kraxelten, fand ich dann nicht so toll. Zumal ich immer noch einen Zafira fahre und es da ja Optionen gibt. So gesehen wäre alles ok gewesen – wenn sie auch nur einmal im Ansatz hätten erkennen lassen, dass sie mir zuhören.

Als ich gesagt habe, dass vier Leute auf der Bank nicht gehen, wollten sie ein anderes Taxi nehmen. Als ich erklärt habe, dass ich Zusatzsitze hätte, wollten zwei wegen so einer Lappalie nicht von der Rückbank aufstehen (obwohl ich die Sitze sonst nicht ausklappen kann), und mit erstaunlicher Penetranz hat einer das dann als Aufforderung verstanden, sich in den Kofferraum zu setzen, hat dies getan und fortan mit seinen Kumpels geredet und mir gar nicht mehr zugehört.

Na, fantastisch!

Ich hab meine Lautstärke und Ausdrucksweise von einem netten „Would you please leave, I have additional seats, please give me that minute …“ steigern müssen zu einem keineswegs alltäglichen und gebrüllten „IF YOU FUCKING PRICK WON’T MOVE, I’LL KICK YOU OUT AND I WILL NEVER TRANSPORT YOU, YOU ASSHOLE!“

Aber: Alles eine Frage des Umgangstones. Er schien das als nette Bitte aufzufassen und hat ohne Anflug von Missmut getan, was ich gesagt habe. Ein Teil des Geheimnisses ist ja auch, zu wissen, bei wem man sich sowas erlauben kann …

Als ich sie letztendlich sortiert im Auto hatte, ging es eigentlich. Ja, es war etwas laut, einer hat mit seiner Gelfrisur die Scheiben verschmiert und am Ende hab ich noch ein Grablicht (WTF? 0.o) im Auto gefunden. Auf der anderen Seite standen 22,90 € Umsatz plus ein Fünfer Großraumzuschlag plus ein Trinkgeld von 2,10 € und zudem ein verlorenes Zwei-Euro-Stück.

Ich hab ja nicht gesagt, dass es immer einfach ist …

Der/das letzte …

„Oh, der letzte Cocktail war nicht gut …“

„Ja ja, der berühmte letzte Drink. Der ist oft nicht gut.“

„Schon. Vor allem sollte es keiner sein, den ein besoffener Kumpel zusammenmischt. Mit allem was noch da war, sogar das Wurstwasser hat er da mit reingemacht. So gesehen war es auch ein extrem dummer letzter Drink.“

Aber wenn man aus der Geschichte was lernen kann, dann das alles relativ ist. Denn nach unserem kleinen Dialog mischte sich sein Kumpel ein:

„Ich glaub, das liegt daran, dass wir wussten, was drin ist. Die anderen fanden den – naja, auch ekelhaft, aber die haben nicht so gewürgt wie wir.“

Na dann …

So mag ich meinen Job!

Ich bin die Tage zwar noch nicht wirklich wieder angekommen im Arbeitsrhythmus, aber an den Kunden liegt’s schonmal nicht, das kann ich schon nach den ersten 10 Touren sagen.

In dem Fall kam ich gerade von einer netten Lesertour in einen Außenbezirk zurück und wusste nicht so recht, was tun. Am Sisyphos war noch wenig los, ich bin lieber weiter. Und dann, wie bestellt: Winker. Ein Pärchen, gut einen im Tee, aber auf die positive Art. Um ihn mal zu zitieren:

„Wir sind bekloppt. Also jetzt nicht immer, aber wenn wir getrunken haben, sind wir lustig. Nee, Spaß: Eigentlich sind wir immer bekloppt und machen lustige Sachen.“

Für mich war es schon lustig genug, dass die Fahrt mal eben schnell 30 Euro einbringen sollte. Die erste Hälfte verging dann damit, die Party genauer zu analysieren, wer nicht da war und dasein hätte müssen – und wer jetzt bitteschön das Foto mit dem einen Typen gemacht hätte. Wie üblich Dinge von enormer Tragweite, die bei mir im Taxi besprochen werden.

Dann aber hatte sie Lust auf McDonald’s. Was zunächst von seiner Seite nur undankbar aufgenommen wurde:

„Wir haben noch Baguettes in der Gefriere, die müssen mal weg.“

Daraufhin hat sie einen der tolleren Überzeugungs-Tricks benutzt, nämlich mich mit einbezogen und erklärt, dass ich ja sicher auch gerne was haben wolle – ich wäre eingeladen.

Nun kam das wirklich zum denkenswert ungünstigsten Zeitpunkt (abgesehen von den Burgern damals, als ich den Monat vegetarisch leben wollte …). Normalerweise esse ich unterwegs nichts und hab deswegen durchaus auch mal Appetit, wenn nicht gar Hunger. Aber ich hatte ja eingangs die Lesertour zuvor erwähnt. Vor der hatte ich ein wenig Leerlauf und deswegen ausnahmsweise tatsächlich mal auswärts gegessen. Beim Burger-King, ein komplettes Menü. Und am Ende hab ich mich sogar noch beeilt wegen Zeitmangel und war auch nun, eine knappe Stunde später, noch eher übersättigt unterwegs. Mir hat dr Ranza gschbannt, wie ich 600 Kilometer weiter südwestlich sicher gesagt hätte. Da wollte ich wirklich nicht nochwas essen, trotz netter Einladung.

Damit hat Madame sich freilich nicht aufgehalten. Dann würde ich halt nur eine Cola bekommen. Wobei: Nein, ein paar Nuggets gehen immer, das wäre dann immer so praktisch, dann würde man irgendwann später merken, dass man noch welche in der Tasche hätte, so sei das jedenfalls bei Ihr.

Viel mehr als das kümmerte mich indessen die Frage, wo überhaupt der nächste (offene) Mac auf oder nahe bei der Route liegen würde. Aber wie nicht anders zu erwarten, wurden wir auch diesbezüglich fündig. Während sie im Auto blieb und ich zum Rauchen ausstieg, sollte ihr Freund das Essen holen. Er hat mich dann nochmal spontan gefragt, ob ich überhaupt wirklich Nuggets haben wolle, ich habe dankend abgelehnt und wir haben uns ein wenig verschwörerisch zugezwinkert. Das war nicht einmal irgendwie böse von ihm gemeint, er hatte halt nur den etwas unverstellteren Blick und glaubte daran, dass ich schon selbst entscheiden könne, ob ich im Laufe der Nacht noch irgendwo Nuggets finden wolle.

Trotzdem zog sich das im Laden in die Länge. Bis er wiederkam, hatte ich längst fertiggeraucht und war mit ihr bereits in ein Gespräch über meine Nebentätigkeit vertieft. Die restlichen 5 Kilometer am Ende waren schnell erledigt, die Cola war trotz warmem Auto noch kalt und frisch wie zu Beginn.

Als es ans Zahlen ging, beäugte er skeptisch das Taxameter:

„36,10 € … ähm, ist die Uhr vorher am Mac weitergelaufen?“

„Ja, natürlich.“

Ein bisschen wunderte ich mich: Der wollte doch jetzt nicht noch ernsthaft um den Fahrpreis feilschen, oder?
Natürlich nicht:

„Na, das is‘ ja’n Ding. Uns hat ja die Hinfahrt 40 € gekostet …“

Aber sie waren sich sicher, dass das am Verkehr gelegen haben muss. Was ich mir aufgrund der Wartezeitunterdrückung nicht so recht vorstellen konnte und mir den Kopf zerbrach, wie man auf der Route 6 € mehr rausholen hätte können. Selbst bei einer Strecke von etwa 17 Kilometern sind 4 mehr ja ein ganzes Stückchen. Aber gut, um sowas banales wie betrügende Taxifahrer oder so ging es gar nicht. Eher um einen fairen Ausgleich. Also hat er kurzerhand beschlossen, auf 43 € aufzurunden.

Von manchen Touren zehrt man ja länger als von anderen. Und bei der hier hat ja schon die Cola noch eine Stunde gehalten. Und jetzt, wo ich wieder zu Hause bin, würde ich mich tatsächlich über ein paar Chicken McNuggets freuen. Es ist trotzdem schwer, nach so einer Tour irgendwas zu bereuen. 🙂

Glück – ein Beispiel

Glück beim Taxifahren gibt es ja in unterschiedlichen Ausführungen. Vom kleinen Glück, gleich von der Straße weg rangewunken zu werden bis hin zum großen Glück einer Fernfahrt. Meines diese Nacht lag irgendwo dazwischen und hatte mit beidem ein bisschen zu tun. Ich stand zwar an der Halte, war aber letzter. Noch gut 10 Autos vor mir, ich hatte nicht den Hauch einer Ahnung, wie lange ich wohl warten müsste. Doch genau von dieser Position aus bekam ich eine sehr gemütliche Fahrt für die durchaus als ansprechend zu bezeichnende Entlohnung von glatt 100 €.

Da dachte ich schon: OK, der Glücksvorrat vom November ist jetzt aufgebraucht. Das viel größere Glück aber ist am Ende gewesen, dass ich in einem Stück wieder zu Hause angekommen bin – denn das wäre in der Tat fast schiefgelaufen.

Als ich nämlich gen Heimat gebrezelt bin, kam es am Dreieck Potsdam zu einer leicht unschönen Situation. Wenn man dort der A9 auf den Berliner Ring in Richtung Osten folgt, muss man eine für Autobahnen vergleichsweise engen Rechtskurve fahren. Aber gut, deswegen ist da nur Tempo 100 erlaubt. Während auf der rechten Spur bei Tempo 80 ein paar LKW wie an einer Schnur aufgereiht gen Osten gezogen sind, hab ich auf der mittleren Spur zugesehen, dass ich Land gewinne. Urplötzlich zog dann genau der LKW neben mir links raus – bzw. vergaß mal eben, dem Straßenverlauf zu folgen. Das ist wirklich nur begrenzt witzig, wenn sich der ohnehin nur sehr geringe seitliche Abstand mal eben zusehends der Nulllinie annähert. Ich hatte ungelogen nicht einmal mehr Zeit, mich zu vergewissern, ob die linke Spur frei ist, so schnell musste ich ausweichen. Ein wenig geflattert haben die Nerven zudem, weil der aprupte Schlenker auf nasser Fahrbahn für das Tempo durchaus ein bisschen zu viel hätte sein können.

Am Ende war nach ungefähr 4 Sekunden alles vorbei. Ich war auf der linken Spur und dank meiner höheren Geschwindigkeit bereits vor dem LKW. Außerdem schien auch dessen Fahrer den Fauxpas inzwischen bemerkt zu haben und ist wieder in die Reihe eingeschert. Hinter mir war ebenfalls noch alles frei, ich hatte also auch niemanden zum Bremsen gezwungen.

Aufs Nachspiel hab ich verzichtet. Wenn ich das recht in Erinnerung habe, hätte ich mich jetzt zurückfallen lassen müssen und den Fahrer beschimpfen und bedrängeln. So wird’s ja zumindest gemeinhin gehandhabt. Mir war allerdings nur noch mehr nach Heimfahrt zumute als ohnehin schon – und ich hoffe, der andere war auch so wieder wach genug und hat seinen Weg ohne einen zweiten Zwischenfall fortsetzen können.

Aber gut: JETZT ist der November-Glücksvorrat vermutlich wirklich alle.

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Wie kam Sash eigentlich zum Taxifahren? Das beschreibt er in seinem ersten eBook "Papa, ich geh zum Zirkus!".

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Morgen dann wieder …

Dass bei GNIT so lange Pause ist wie derzeit, ist selten vorgekommen. Aber wär’s besser gewesen, wenn ich mir Geschichten ausgedacht hätte? Ich glaube nicht. Und ich kann meine Fantasie wohl am besten von uns allen einschätzen …

Statt bei der Arbeit war ich letztes Wochenende in meiner alten Heimat.

Und wenn ich frei habe, erlebe ich ehrlich gesagt eher weniger spannende Geschichten im Taxi.

Heute abend geht es wieder auf die Piste – und wie ich meine Fahrgäste kenne, bleibt dabei mindestens eine Story zum Bloggen hängen, Und dann werden wir hier sicher wieder voneinander hören. Versprochen!