Große Scheine …

…waren heute Nacht nicht wirklich ein Problem. Dafür war das Kleingeldfach am Ende gut ein Kilo* schwer:

"Haste mal'n Euro?" – "Ach, wenn's nur einer wäre!" Quelle: Sash

„Haste mal’n Euro?“ – „Ach, wenn’s nur einer wäre!“ Quelle: Sash

 

*OK, hab mich verschätzt. Das Portemonnaie als Ganzes wog ziemlich genau 800 Gramm.

„How I’m fuckin‘ you …“

Ich hab’s ja erst vorgestern Abend bei Twitter thematisiert:

„Wir Taxifahrer haben ja alle unsere Macken. Ich lenke halt gerne mit den Knien und spiele nebenbei Luftgitarre zu Master of Puppets.“

Gute Musik ist ein Muss unterwegs. Wenn Fahrgäste im Auto sind, ist mir das scheißegal. Die können – ganz im Ernst! – Volksmusik auf Anschlag hören. Für zehn Minuten bin ich (nicht nur als Taxifahrer) auch gerne mal der gute Freund, der einem fast alles durchgehen lässt. Und wenn sich’s positiv auf’s Trinkgeld auswirkt: umso besser!
Aber wenn ich alleine im Auto sitze, kann es schon passieren, dass man mich auch mal schon hört, bevor ich um die Ecke gefahren komme. Auch wenn man im Straßenverkehr sicher immer Vorsicht walten lassen sollte – mir hilft es gerade in Puncto Konzentration ungemein, hier und da mal wieder mittels Musik die geistige Reset-Taste zu drücken und mich auch mal vom Beat durch die Stadt treiben zu lassen, während ich die Gehsteige nach Kunden absuche.

Und der „Beat“ kann durchaus verschiedenstes sein. Musikalisch bin ich zwar recht eindeutig Kind des letzten Jahrhunderts, aber ob ich mich nun durch die amüsante Wortakrobatik von Fettes Brot wachhalte, durch die wohldurchdachten Gitarrenarrangements von Pink Floyd ein bisschen durch die dunklen Straßen cheate oder mit dem zauberhaften Gedresche von Dritte Wahl mal wieder den Kopf von all den Bitte-Danke-Alles-gut-Plattitüden freispüle – das ist Frage der aktuellen Stimmung und ändert sich gerne mal binnen Minuten.

Da mein Auto nur CD’s schluckt und mein PC gleichsam ausgerechnet alle CD-Brenner schrottet, bin ich auch mal auf meine Plattensammlung angewiesen und nehme in letzter Zeit vermehrt Original-Alben mit auf Tour. Deswegen auch der obige Tweet. Obgleich ich sie jahrelang nicht gehört habe, habe ich mich zum Wochenende entschlossen, mal wieder die S&M von Metallica in den Player zu packen.

Natürlich fahre ich meistens nicht ohne die Hände am Steuer – aber so ganz aus der Luft gegriffen war der Tweet dann auch nicht … 🙂

Die S&M ist zweifelsohne nicht die beste Platte von Metallica, aber die ersten 20 Minuten der ersten CD ziehen meine Laune dermaßen nach oben, das wird nur noch überboten von ein paar Liedern von The reel big Fish – vorausgesetzt, die Sonne scheint mal wieder.

Aber was laber ich hier eigentlich rum? Hier der erste Teil von S&M, „Master of Puppets“ beginnt ungefähr bei 12:40 min.

Ich weiß, Metal ist nicht jedermanns Geschmack. Da brauchen wir nicht drüber diskutieren, schließlich lebe ich ja auch als unbelehrbarer Kostverächter in DER Electronic-Music-City schlichthin. Erstaunlich Mainstream-konform finde ich o.g. Titel aber definitiv eines der besten (Thrash-)Metal-Stücke überhaupt und denke, man kann gerade aufgrund Desinteresse am Genre deswegen mal reinhören.

Gleichermaßen freue ich mich natürlich über Lieblingsstücke von Euch. Vielleicht hat ja irgendwer endlich mal ein geiles Äquivalent zu dem Typen, der anno 1999 in Stuttgart mal live Saxophon zu einem von mir eigentlich nur wenig geschätzten Elektro-Beat aus der Dose gespielt hat. War dennoch einer meiner geilsten Abende meines Lebens und mangels Infos weiß ich nicht einmal, ob es zu dem Sound eine Musikrichtung gibt. 🙂

Quittungen

Ich schreibe ja über vieles im Taxi, erstaunlicherweise aber sehr wenig über Quittungen. Das hat einen eigentlich recht banalen Grund: Quittungen sind öde! Eine Quittung ausstellen ist so langweilig und belanglos, dass ich nicht einmal darüber nachdenke und in 90% aller Fälle nicht einmal eine ordnungsgemäße anfertige. Nicht unabsichtlich: Eigentlich müsste ich nämlich die Fahrtstrecke auch aufschreiben, erfahrungsgemäß braucht das keine Sau. Und ich frage mich ohnehin, wie das gemeint ist. Im Alltag hat sich die Angabe von Start- und Zielpunkt eingebürgert, streng genommen ist das allerdings nicht unbedingt eine Streckenbeschreibung. Aber egal!

Ich schneide das Thema Quittungen im Taxi deswegen an, weil sie gestern Abend alle waren. Das – hier mal ein Lob an meinen Tagfahrer – war in nun bald viereinhalb Jahren meines Wissens nach das erste Mal der Fall. Ich selbst könnte zwar bei der Abrechnung auch welche mitnehmen, ansonsten bin ich aber schlicht nicht zu Bürozeiten unterwegs. Wenn es eng wird Nachschub holen ist da nicht drin.

Aber seit ich mich an dieses Taxi erinnern kann – und das kann ich so ungefähr bis zu einem Kilometerstand von 120.000 zurück – waren immer Quittungsblöcke im Auto. Der eine in aktueller Benutzung sowieso, darüber hinaus aber eben auch Ersatz im Handschuhfach. Es war bisher nur wenigen von euch vergönnt, mal einen Blick ins Handschuhfach der 1925 zu werfen, aber erst diese Woche kam es dabei zu folgendem Ausspruch:

„Sieht aus wie meines!“

Und bei meinem bescheidenen Kenntbnisstand bezüglich bundesdeutscher Handschuhfächer kann tatsächlich davon ausgegangen werden, dass jenes der 1925 keine Ausnahme ist: es ist hemmungslos zugemüllt. Glücklicherweise nur mit Papier, nicht mit irgendwas Schimmligem (wie Mais, um mal eine Referenz ans Tagesgeschehen jenseits Berlins anzubringen). Im aktuellen Fall allerdings nicht mit Quittungsblöcken. Und so stand ich dann da. Mit drei verbliebenen Quittungen. Puh!

Lithrael hat gestern auf Twitter gefragt:

„Wie oft wird denn überhaupt eine Quittung fürs Taxi verlangt?“

Da könnte ich meine gestrige Erfahrung nehmen und sagen: immer eine mehr, als man dabei hat wenn es mal knapp ist. 🙂

Im Ernst: Es ist sehr sehr unterschiedlich. Vor allem wahrscheinlich zwischen Tag- und Nachtschicht. Aber auch ich hatte schon Schichten mit 20 Fahrten ohne eine einzige Quittung und Schichten mit 10 Touren, von denen 8 quittiert werden sollten. Bei mir sind es meist weit unter 50% Quittungen, vor allem, da ich viele Touris von Clubs ins Hotel fahre.
Andererseits sollte man nicht vorschnell sein. Gerade aus den Clubs strömen immer auch mal ein paar kreative Köpfe aus der hiesigen Szene und lassen sich für die Fahrt sicherheitshalber einen Beleg ausstellen, weil man ja nie weiß, ob das sechsstündige Tanzen im Berghain nicht vielleicht doch eher so eine Art Geschäftsanbahnung war … 😉
Man kann es also einfach nicht wissen. Vor allem aber muss ich Quittungen mitführen. Das höchstwahrscheinlich recht geringe Ordnungsgeld ist zwar im Gegenzug zu einer Schicht riskierbar, aber den potenziellen Ärger mit Fahrgästen sind solche Papierfetzen einfach nicht wert.

Wie hab ich das Problem gelöst?

Nein, nicht selbst geschrieben! Da hätte ich sicher die Hälfte vergessen. Vom Aufwand mal ganz abgesehen …

Nee, ich hab mich einfach glücklich geschätzt, in einer größeren Firma zu arbeiten. Man trifft ja immer mal wieder nette Kollegen:

Quittungscheating, Quelle: Sash

Fürs Wochenende sollten wir jetzt erst einmal wieder genügend Quittungen haben. Da hätte mein Tagfahrer ja eigentlich auch drauf kommen können …

Picasso für 5 Euro

War es nur ein Versuch, ob der Kuli tut, eine Unterschrift oder gar ein abstraktes Kunstwerk? Ich weiß es nicht. Am Ende landete der Schein jedoch so bei mir:

Blaue Periode oder was? Quelle: Sash

Rezension: Idiotentest

„Ich war ein Idiot, das mußte nicht mehr ertestet werden. Fehlte nur noch ein entsprechendes Tattoo auf der Stirn.“

– Henry

Idiotentest, soso. Ich hab ja im Nachhinein schon grinsen müssen, weil mir mein Chef im Büro noch sagte, ich solle den Titel des Buches nicht zu ernst nehmen. Das Buch war das diesjährige Geburtstagsgeschenk von meiner Firma und ich muss sagen, sie haben damit einen echten Volltreffer gelandet.

Sollte ich jemals eine komplett fiktive Geschichte schreiben, dann würde ich mir wünschen, sie würde genau so werden.

Und es ist auch kein Zufall, dass ich die Rezension hier bei GNIT blogge. Es ist zwar kein explizites Taxi-Buch, der Held der Geschichte, ein ziemlich heruntergekommener Bursche namens Henry, ist aber Taxifahrer. Man erfährt nichts wirklich aus dem Taxi, aber der Autor Tom Liehr hat mit Henry tatsächlich den Prototypen des kaputten freakigen und von seinem Chef abgezockten Taxlers erschaffen:

Henry wohnt in einer WG mit seinen Kumpels Gonzo und Walter, die wie er ganz besonders charmant dödelige Charaktere sind. Abgesehen davon, dass sie alle drei ziemlich ziellos und ständig blau durchs Leben treiben und sich hauptsächlich von Buchstabensuppe ernähren, haben sie auch sonst nicht viel Ahnung von allem. Henry selbst ist nach seiner schweren Kindheit mehr oder weniger beziehungsunfähig; Walter ist ein stets in Musik vertiefter, wenig erfolgreicher Fachjournalist, der einen heimlichen Traum hegt und Gonzo ein Nerd, der so nerdig ist, dass er nicht einmal blickt, dass die Mädels alle auf ihn stehen. Leben kommt in die Bude, als Henry eines morgens verkatert erwacht und feststellt, dass er was mit Andrea hatte – der Wirtin ihrer Stammkneipe, von der so ziemlich jeder im Buch was will. Da selbst das noch nicht reicht, um Henrys Leben eine andere Richtung zu verleihen, setzt er sich nach einem schweren Verlust auch noch besoffen hinters Steuer seines Taxis. Was natürlich nicht folgenlos bleibt …

Die Geschichte des Romans ist nicht kompliziert, sie ließe sich in maximal 3 Sätzen erzählen. Liehrs Begabung liegt darin, die Personen in Kürze und Prägnanz zu schildern, absurd komische Situationen und Gegebenheiten in Bilder zu packen, ohne dabei platt zu wirken. Wer gerne einen Ausflug ins kuriose Leben Neuköllns machen möchte, wer gerne auf flache Witze verzichtet, um im Gegenzug liebevoll komische Soziogramme zu finden, der ist bei diesem Buch aber sowas von richtig! Ohne mich mit Liehr vergleichen zu wollen, würde ich sogar sagen, dass alle, die hier bei GNIT gerne lesen, dieses Buch lieben müssten.

Ich empfehle es wirklich von ganzem Herzen, es ist seine läppischen 7,95 € zweifelsohne wert!

Erschienen ist es schon 2005 im Aufbau Taschenbuch Verlag und man kriegt es natürlich auch über Amazon:

Tom Liehr – Idiotentest

Kauft das Buch!

Wie kam Sash eigentlich zum Taxifahren? Das beschreibt er in seinem ersten eBook "Papa, ich geh zum Zirkus!".

Immer dranbleiben!

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Noch ein Blog?

Kleiner Tipp: Sash hat noch einen zweiten Blog, auf dem es auch gelegentlich was zu lesen gibt.

Ab durch die extreme Mitte!

Hergehört, liebe Taxigeschichtenleser!

Während ich mich mit allen Nicht-Blog-Aktivitäten stets aufs Neue verheddere, hat der von mir sehr geschätzte Kollege Yok seine Taxierlebnisse in ein handliches Buchformat gebracht und rausgehauen. Ich hab es selbst noch nicht gelesen, aber ich bin ein Freund nicht nur so mancher Musikstücke von ihm, sondern auch relativ regelmäßiger Leser seiner monatlichen Taxigeschichten.

Das gute Stück heißt „Punkrocktarif – mit dem Taxi durch die extreme Mitte„, kostet glatte 10 € und sieht so aus:

Buchbestellung unter newyok@gmx.de

Yok gehört zu den Kollegen, die wie ich bisher nicht dem Versuch erlegen sind, den Ärger dieses Lebens auf unter uns stehende Randgruppen zu schieben und weiter mit gutem Gewissen links denken. Traurigerweise sind diese Kollegen im Taxigewerbe schwer zu finden und schon deswegen rühre ich hier gerne auch mal für ein bisher ungelesenes Buch die Werbetrommel. Den Klappentext möchte ich Euch nicht vorenthalten und da ich zu faul war, ihn abzutippen, bekommt ihr ihn nun auch in bildlicher Form:

Das klingt, als müsste man das haben, stimmt’s?

Über die ISBN im Bild wird das Buch sicher von jedem Buchhändler eures Vertrauens bestellt werden können – direkt erhältlich ist es jedoch nur in Kreuzberg, und dort unter folgenden Adressen:

Schwarze Risse, Gneisenaustraße 2a
real deal, Gneisenaustraße 60 und
rebel store, Mariannenstraße 49.

Bestellt werden kann es auch unter newyok@gmx.de

Wer die Katze nicht im Sack kaufen will, kann auch zu einer Lesung am 3. Januar 2013 (also etwa, wenn der Kater aufhört) um 20 Uhr im BAIZ kommen – ich werde versuchen, da zu sein. Versprechen will ich besser nix, aber ich will das Buch ja auch bald haben und Yok und ich fahren uns auch nicht in größer Regelmäßigkeit über den Weg.