Wiederholungen

Nein, die Typen von gestern habe ich bisher nicht erreicht. Könnte also sein, dass „Vertrauenswürdig 2“ eher unschön ausfällt. Aber ich warte morgen noch ab. Und ich werde wegen 7,70€ kein Fass aufmachen, obwohl ich die Idee, die Telefonnummer öffentlich zu machen, wirklich saumäßig verlockend finde. 😉

Was ich eigentlich sagen wollte: Dank inzwischen regelmäßiger Funknutzung hab ich die letzten Wochen etwas zu schätzen gelernt, was ich die Jahre davor kaum kannte: Sich wiederholende Kundschaft. Da man dank Zentrale auch mal in abgelegenen Gebieten auf Kundschaft warten kann (weniger Kunden, aber eben auch weniger Konkurrenz), bin ich noch öfter als bisher im fernen Osten unterwegs. Hier sind die Straßen groß und leer und der Weg nach Hause ist kurz. Und die wenigen regelmäßigen Bestellungen kriegt man als einer von drei Fahrern, die sich an die Halte stellen, halt auch schnell mit.

Unerwarteterweise hatte ich zum Beispiel diese Kundin, die ich zunächst für wenig sympathisch hielt, inzwischen dreimal im Auto und eigentlich ist sie gar nicht so schlimm. Und die immerselbe Fahrt, die sie offenbar sehr oft macht, ist die vom Pflegeheim ihres Mannes nach Hause. Ich möchte meine Vorverurteilung in diesem Fall gerne zurücknehmen.

Ebenso zu schätzen gelernt habe ich eine Kneipe in Marzahn, in die mich im Grunde keine zehn Pferde kriegen würden, die aber nette Bedienstete hat und zudem unerwartet unkomplizierte hackestramme Kundschaft, die sich sehr über den „neuen Stammfahrer“ freut.

Das ist ohne die zufälligen Touris natürlich nix, aber es ist ein netter neuer Aspekt des Jobs. 🙂

Bloggertreffen in der 72

Für Blogger ist es ja immer schön, sich mal untereinander auszutauschen. Und so habe ich mich sehr gefreut, als bereits letzten Monat eine Mail von Pharmama bei mir eintrudelte, in der sie fragte, ob ich sie Ende Januar mal fahren könnte. Ihr Treffen mit mehreren anderen Bloggern aus dem Medizinbereich fand in Berlin statt und eben just gestern, was auch noch gut mit meiner Arbeitszeit in Einklang zu bringen war. Die Einzelheiten waren schnell geklärt und so hatte ich gestern Abend um 23 Uhr eine Vorbestellung in der City. Da ich bis dahin nur im fernen bis fernsten Osten unterwegs war, bedeutete das zwar eine längere Anfahrt, aber das sind ja so Touren, für die man das gerne mal macht. Den Leerlauf in der Zeit davor (Natürlich tauchte ausgerechnet auf dem Weg ein Winker auf, aber da ich mir sicher war, dass er mindestens nach Spandau wollte, bin ich nicht weich geworden 😉 ) hab ich im Wesentlichen mit einem Stopp zum Essen aufgefüllt.

Am Ende stand ich pünktlich vor dem Restaurant und hatte das Ziel längst gegoogelt. Was von Vorteil war, denn Pharmama hatte sich zielsicher in einem Hotel einquartiert, dessen Namen ich noch nie im Leben gehört hatte.

Nach kaum zwei Minuten Warten kamen dann jedoch zunächst zwei Männer aus dem Laden gesprintet und haben sich per Handschlag als der Kinderdok und der Medizynicus vorgestellt. Der Kinderdok nicht ohne den komplett richtigen Hinweis, dass wir uns am Montag wiedersehen würden. Denn da bin ich – für alle, die es noch nicht wissen – im Teléfonica Basecamp bei der Verleihung der Goldenen Blogger, wo GNIT bereits zum wiederholten Mal nominiert ist. Und der Kinderdok eben auch.

Dann aber kamen schnell Pharmama und dazu auch noch die PTA von apothekentheater, die mich kurz erinnerte, dass wir auch schon miteinander zu tun hatten, als sie über Taxifahrer „meckerte“ und ich darauf geantwortet habe.

Natürlich war die Fahrt extrem unterhaltsam, aber leider halt auch etwas kurz. Und das ist natürlich kein Taxifahrer-zu-kurz-Gemecker, sondern ein Hinweis darauf, dass wir uns sicher noch ein Weilchen länger hätten unterhalten können als die paar Minuten, die wir letztlich hatten. Aber ich hab mich wirklich sehr gefreut und die beiden sich offenbar auch. 🙂

Dass ich hier eher oberflächlich darüber schreibe, liegt übrigens daran, dass die Mediziner natürlich wesentlich anonymer bloggen und ich schon deswegen keine Details nennen will, die irgendwie unpassend wären. Aber eines muss ich dann doch loswerden, nämlich dass Pharmama mir ein vorzügliches Geschenk mitgebracht hat. Auch das werde ich nicht detailliert benennen, aber da wir es auf meine Initiative hin vor einiger Zeit über Koffein hatten, hat sie mir „das Neueste“ vom Markt, „frisch vom Pharmavertreter“ mitgebracht, eine Koffein-plus-Vitamin-Mischung. Ich hab’s noch nicht probiert, aber für den Gedanken alleine muss ich schon dickeste Pluspunkte vergeben. Und übers Trinkgeld möchte ich gentlemanlike schweigen.

Im Ernst: Es hat sehr viel Spaß gemacht, mal wieder ein bisschen mehr Teil der Blogosphäre zu sein und ich möchte ehrlich selbstkritisch anmerken, dass ich mich zumindest im letzten Jahr viel zu wenig daran beteiligt habe und das will ich 2018 ändern. Erster Schritt sind die Goldenen Blogger am Montag, wo ich hoffe, auf viele interessante Leute – gerne auch GNIT-Leser – zu treffen.

Ein herzlicher Dank geht an alle oben Genannten und ich verkünde hiermit ein feierliches „Let’s rock 2018“! \o/

Begegnungen …

Ich stand am Bahnhof, obwohl die letzte Bahn raus war. Ich wollte nur kurz gucken, ob noch jemand übrig geblieben ist oder verspätet mit der Tram ankommt. Aber nix. Der einzige Typ im ganzen Umkreis war ein Flaschensammler, der die Mülleimer durchsah. Ich erinnerte mich darauf hin daran, dass ich noch eine kleine, aber immerhin 25 Cent bringende Eistee-Flasche im Handschuhfach hatte. Ich wollte sie ihm gleich in die Hand drücken, aber seine Runde führte ihn erst einmal weiter um den Bahnhof. Als er am Ende am Mülleimer vor dem Taxistand ankam, hab ich sie ihm angeboten und er fragte verwundert, ob ich die wirklich nicht haben wolle.

„Nee, hab genug Pfand zuhause …“

Was inzwischen sogar fast übertrieben ist. Aber ja, man bringt ja ständig was weg. Gerade, wenn man renoviert und in Erwartung des ersten Kindes die Wohnung ausmistet.

Während ich erst dachte, dass es das jetzt gewesen sei, drehte er sich um und sagte mir, dass die letzte Bahn raus sei und hier wohl kaum was zu holen sei. Er hätte schon bemerkt, dass trotz der ungleichen Berufe ein Zusammenhang bestehe zwischen guten Umsätzen im Taxigewerbe und bei ihm.

„Wissense, Sie bloggen ja nicht – aber ich lese viel, auch Taxiblogs.“

„Was lesen Sie denn da genau?“

„Also hier aus Berlin zwei. Einmal ‚Gestern Nacht im Taxi‘, Sascha Bors, der …“

„Und da haben Sie nicht bemerkt, dass ich das bin, ja?“

Kurzum: Wir haben uns noch fast eine halbe Stunde über alles mögliche unterhalten. Und neben vielem wesentlich wichtigerem hab ich mitgenommen, dass ich – inzwischen mit Vollbart und Brille – vielleicht mal das Profilfoto ändern sollte. 😉

PS: Lieber Aro, bei Dir, bei berlinstreet.de liest der nette Mensch auch mit!

Planungsschwierigkeiten

„Orrr, ich glaube, Sie schmeißen mich gleich aus ihrem Taxi!“

Wieso? Weil Sie angesagt haben, dass ich möglichst schnell zu Adresse A fahren soll und eingesehen haben, dass es dank Stau auf der einzigen Zufahrtsstraße nicht schneller geht?

Weil Sie dort ihr Handy abholen wollten, um dem Freund zu sagen, dass Sie nicht rechtzeitig da sind?

Weil Sie mehrfach zwischen Hauptbahnhof und Ostbahnhof als Zieladresse durcheinanderkamen?

Weil Sie dann beschlossen haben, doch zum Bahnhof Friedrichsfelde-Ost zurückzufahren?

Weil ich dann doch wieder zu Ihrer Wohnung zurückfahren sollte?

Weil ich dann abermals stoppen musste und es am Ende doch zum Bahnhof Karlshorst gehen sollte?

Ich will jetzt mal ehrlich sagen: Ja, ich hatte schon einfachere Touren. Aber wie ich auch immer wieder gerne sage:

Deswegen fahr‘ ich Taxi und nicht Straßenbahn: Wo Sie wollen, dass ich anhalte, halte ich auch an.

Punkt.

PS: Danke für das gute Trinkgeld! 🙂

Sportliche Nachfragen

Ein Winker, yeah! Ich hatte meinen Umweg dieses Mal nicht umsonst eingelegt!

„Entschuldigung.“

Klasse Gesprächseinstieg!

„Können Sie mich schnell zur Seestraße bringen?“

„Sicher. Meinen Sie die Seestraße in Wedding?“

„Ja, also da beim U-Bahnhof Seestraße. Schaffen wir das in 15 Minuten?“

Holy Fuck! Natürlich nicht!

Ich muss hier mal anmerken, dass ich im tiefsten Marzahn rangewunken wurde und meine nicht kürzeste, aber schnellste Route satte 18 Kilometer betragen hat. Und mehr als ein Kilometer pro Minute bedeutet eben mehr als 60km/h. Im Durchschnitt. Dabei sind 60km/h auch in Berlin innerstädtisch und nur auf manchen Straßen das Maximum. Durch Ampeln und geringere Begrenzungen kommt man legal oft auf weit unter 20km/h im Schnitt. Die Anfrage war also weit jenseits von Gut und Böse.

Aber da ich beim schwierigen Interessenausgleich zwischen Kundenwünschen und StVO ja durchaus auch mal nett bin, hat die Fahrt am Ende nur 22 Minuten gedauert. Vermutlich ein Drittel von dem, was tagsüber auch nur im Entferntesten möglich gewesen wäre.

Ich will da kein Lob für, ich weiß, wann ich Punkte verdient hätte … aber in Sachen Kundenzufriedenheit hab ich damit einmal mehr irgendein imaginäres Verdienstkreuz erhalten.

Und alles gleichzeitig klappt eh nie.

Der klitzekleine Mehrwert

Ich hacke ja gerne mal auf autonomen Autos rum oder behaupte, dass mir bei aller gegenteiligen Behauptung seitens Uber die Ortskundeprüfung wirklich was gebracht hat. Dabei spitze ich natürlich oft zu und Ihr wisst ja eigentlich alle, dass ich mit meinen Fails bezüglich Ortskunde auch nicht hinterm Berg halte und all das stets mit einem Augenzwinkern tue. Aber selbst der absurd-konstruierte Randfall kommt mal vor, in diesem Fall gestern.

Ein Winker nahe des Ostbahnhofs:

„Sag mal Alter, Du hast Navi, oder?“

„Äh ja, sicher …“

„Dann mach mal U bei Charlottenburg!“

Ich weiß, dass ich derzeit das wirklich mit Abstand dümmste Navi auf diesem Planeten habe, aber es ist nun wirklich nicht das einzige, bei dem man Straßennamen nicht auf einen Stadtteil beschränken kann.

„Ähm, das wird schwierig. Worum geht’s denn?“

„Mann, ich kenn die Straße nicht. Fängt mit U an und ist Richtung Charlottenburg.“

„Also als erstes würde mir die Uhlandstraße einfallen.“

„Uhland? Ja, ja, das ist sie!“

Und nein: Da standen noch eine Menge Möglichkeiten im Raum, aber ich hab ihm vorgeführt, dass eine berlinweite Suche nach „U“ halt zu gar nix führt. Mein Navi fängt erst bei „UHL“ an, die Optionen aufzulisten. Er hatte die Adresse natürlich im Handy, aber das war halt kein normales, sondern so ein teures, dessen fruchtiger Hersteller es für Mehrwert hält, keinen USB-Anschluss zu haben. Natürlich ist es extrem unwahrscheinlich, dass das zusammentrifft: Ein völlig verstrahlter Typ mit leerem Handy und ein Taxifahrer ohne Adapter mit einem Navi, das so bescheuert ist, dass es selbst bei der Uhlandstraße in Berlin zuerst und alleinig (!) an die in Lichtenrade denkt.

Aber hey, ich hatte mit meiner Vermutung recht, wir kamen schnell und sicher an. Und während ich das schreibe, hab ich eben mal versucht, Google zu überreden, mir alle Charlottenburger Straßen mit U zu zeigen. Tja … nee, nicht so wirklich.

Wenigstens der Punkt geht dieses eine Mal also an mich. 🙂

Kauft das Buch!

Wie kam Sash eigentlich zum Taxifahren? Das beschreibt er in seinem ersten eBook "Papa, ich geh zum Zirkus!".

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Noch ein Blog?

Kleiner Tipp: Sash hat noch einen zweiten Blog, auf dem es auch gelegentlich was zu lesen gibt.

Die gute Tat für heute

Ich hab spät in der Nacht ein Pärchen nach Mahlsdorf gebracht. Und Mahlsdorf klingt nicht nur wie „Dorf“, es ist auch eines. Ich hätte bei runtergelassener Scheibe quasi nach Brandenburg spucken können. Und dann hundert Meter  stadteinwärts eine Winkerin. Yeah! \o/

„Bestellt auf XY?“

„Oh. Nein, das  bin ich nicht. Ich war nur zufällig hier, hab gerade Kundschaft abgeladen.“

„Und was machen wir jetzt?“

„Sehen Sie, ich würde sie natürlich gerne mitnehmen. Aber vermutlich kommt der Kollege gleich. Der hat extra gewartet und sich nun auf den Weg gemacht …“

„Oh! Verstehe. Gerade hieß es halt, dass in einer Minute … und jetzt sind Sie da …“

„Wissen Sie was? Ich fahre jetzt mal hier ran. Sollte in fünf Minuten niemand da sein, dann nehme ich Sie mit. Aber so viel Kollegialität muss sein, so verdienen wir halt unser Geld.“

„Oh, ja, ja … vielen Dank! Sie sind der erste, der mir das so erklärt.“

Der Kollege kam eine Minute später. Definitiv keiner, der sich via Sprachfunk näher an die Kundin herangelogen hat, was ja leider immer noch passiert.

Ja, ich hätte die Tour gut gebrauchen können. Und ja, ich hab zwei Lebensminuten mit dem Gespräch „verschwendet“. Am Ende der Schicht wusste ich nicht einmal mehr, ob das gut oder schlecht war, weil ich die ein oder andere Tour danach zwei Minuten früher nicht bekommen hätte. So geht’s also auch, liebe Tourenklauer …