Etwas pingelig

Einer dieser Aufträge, bei denen man die Adresse erst einmal suchen muss. Bzw. die genaue Auffahrt rausfinden, weil das Wohnviertel kleinteiliger organisiert ist, als Google-Maps das kartiert hat. Aber egal, ich komme also an und vor der Tür steht bereits eine Frau.

„Haben Sie bestellt?“

„Ja. Smebdewense …“

„Äh, ok …“

Und dann läuft sie weg.

Ich lege den Rückwärtsgang ein und folge ihr so quasi. Ich hab keine Ahnung, was das eben war. Da mich diese Verwirrung ein paar Sekunden gekostet hat, hole ich sie erst nach 50 Metern wieder ein.

„Ähm, wo soll ich denn jetzt hinfahren?“

„HIER. DREHEN SIE BITTE, ICH MÖCHTE AUF DIESER SEITE EINSTEIGEN! ICH SAGTE DOCH: SIE SOLLEN WENDEN!“

OK, damit wäre das Gebrabbel schon einmal erklärt. Aber bei allem Verständnis für Sparsamkeit: Leute, die ein Taxi irgendwohin bestellen und dann einfach mal in die richtige Richtung loslaufen, um mit etwas Glück noch 20 Cent zu sparen, sind mir suspekt. Es war ja auch keine pfützenübersähte Lehmgrube, wo sie nicht einfach ums Auto hätte laufen können anstelle der nun bald 100 Meter …

Aber gut, ich bin selbstverständlich nett geblieben und hab nur wahrheitsgemäß gesagt, dass ich das mit dem Wenden nicht verstanden hatte.

Kaum eingestiegen, ermahnte sie mich, ich solle über die XY-Straße fahren. Und ja, um ehrlich zu sein: Es hätte schon noch eine andere Route gegeben, aber das wäre schon dreist gewesen. Auf halber Strecke dann bat sie mich, doch bitte eine mir bekannte Abkürzung zu nehmen. Die nehme ich bei guter Ampelschaltung freiwillig, aber da länger warten für nochmals 20 Cent … das hat noch nie jemand gefordert und ich bin diesen Teil der Strecke schon oft gefahren. Alles, was ich bisher erlebt hatte, war Anerkennung von Anwohnern, dass ich den Schleichweg kenne, den kein fucking Navi auf diesem Planeten eingespeichert hat.

Ja, ich fand das reichlich übertrieben. Aber: Sie hat sich am Ende bedankt und hat ein immerhin überdurchschnittliches Trinkgeld gegeben, das sie nicht einmal auf der Quittung vermerkt haben wollte, die sie natürlich brauchte – aber auch da schnell angemerkt hat, dass ich die Route nicht notieren müsse.

Ich weiß noch nicht so ganz, wie das alles zusammenpasst, aber mir kann’s ja auch egal sein. Denn auch wenn sie sich mit „Bis zum nächsten Mal“ verabschiedet hat: Die Chancen stehen eher schlecht.

5 Kommentare bis “Etwas pingelig”

  1. Philipp sagt:

    LOL. Da hat mein Browser offenbar nach dem Schreiben des Kommentars meine Postadresse in das Feld gefüllt :O Bitte meinen ersten Kommentar löschen. Hier nochmal der eigentlich gedachte Kommentar:

    In Korea erwarten Taxifahrer, dass man sich bereits auf die Straßenseite begibt, die für die gewünschte Richtung passt. Wenn das Taxi erst umständlich wenden muss, wird das ungerne gesehen.

  2. Sash sagt:

    @Philipp:
    Wenn dafür gesorgt wird, dass man die Richtung vorher kennt, bin ich als Taxifahrer der erste, der das nötige Gesetz unterschreibt, damit das verpflichtend wird. 🙂

  3. opatios sagt:

    „bis zum nächsten Mal“, so verabschiede ich mich auch gerne, um damit auszudrücken, dass ich „zum Wiederkommen zufrieden“ war. Zugegeben, beim Taxi steht die Chance auf den gleichen netten Fahrer eventuell schlecht (außer man kriegt seine Nummer), aber wünschen darf man es sich ja, oder?

  4. Ana sagt:

    @Philipp @Sash
    Knifflig ists doch, wenn man die Straße entlangwandelt, um sich die nächste Taxe ranzuwinken.
    Lauf ich dabei in Fahrtrichtung und schulterblicke mich alle fünfzig Meter mal um? Dabei könnte man reaktionsträge einige Taxen verpassen.
    Laufe ich auf der anderen Straßenseite, seh ich die gelben Schilder zwar von weitem, zahle aber -je nach Straßenführung- eventuell einen Euro Wendegebühr.

  5. Sash sagt:

    @opatios:
    Wünschen darf man sich alles! 🙂

    @Ana:
    Also mal abgesehen von der Frage, ob man da schon das Taxameter einschalten muss (was ich z.B. nie tue), bleibt halt nur festzustellen, dass das eine völlig übliche Marktproblematik ist: Manchmal muss man für mehr Komfort mehr zahlen.

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