Vertrauenswürdig (1)

Drei Jungs am Bahnhof. Alle so um die 20 rum und dementsprechend supercool unterwegs. Aber dann die Anfrage:

„Ey Digger, folgendes: Kannste uns zur XY-Straße bringen? Wir ham keine Kohle mehr, aber ich schwör, ich geb Dir meine Nummer, kriegste morgen!“

Ja nee, is klar!

„Ey, ehrlich! Die Bahn ist gerade raus und meine Freundin wartet auf den Döner. Ich geb Dir meine Nummer, kannste anrufen, um zu checken, ob’s meine is!“

Ach fuck! Ich hätte sie gerne abgelehnt, aber das klang scheiße ehrlich. Ich wollte mir den Stress eigentlich nicht aufhalsen, andererseits stehe ich ja dazu, dass Leuten gerne helfe. Ich hab ihnen zudem sehr übel genommen, dass sie andere Fahrgäste abgewimmelt haben („Ey nee, wir nehm’n den hier!“), aber ich bin ja am Ende doch eher Mensch als perfekt funktionierende Taximaschine. Und ironischerweise fand ich es überzeugend, dass ihre Strecke eh eher kurz war.

Ich hab das mit der Telefonnummer wirklich geprüft und die drei waren ernsthaft dankbar, dass ich am Ende mit schwerem Herzen angenommen habe. Inklusive Handschlag am Ende und mit dem Lob, dass ich mal keiner sei, der in ihnen

„nur so drei Kanaken, die voll scheiße sind, weißte, Alter?“

sieht.

Wie es ausgeht, weiß ich noch nicht. Wir haben ein Telefonat heute Abend vereinbart.

Ich will ehrlich sein: Die letztlich aufgelaufenen 7,70€ Umsatz würden mich nicht umbringen, aber ich bin sehr gespannt, ob ich die Tour am Ende als super oder als Fehlfahrt verbuchen muss …

17 Kommentare bis “Vertrauenswürdig (1)”

  1. Ana sagt:

    Ui, Vertrauenswürdig (2) hält theoretische Extreme bereit

  2. Aro sagt:

    Kannste ja schon mal ein Konto bei betterplace eröffnen 🙂

  3. WKMblogger sagt:

    Eine einfache, sofort umsetzbare und vor allem sichere Lösung wäre es doch gewesen, wenn einer der Jungs dir das Geld (in diesem Fall + 50 Cent Gebühren) mal eben per PayPal geschickt hätte. Handys hatten sie ja und mindestens einer wird schon einen PayPal-Account haben.

  4. Sash sagt:

    @Ana:
    Mal abwarten. Heute hat es nicht geklappt.

    @Aro:
    Noch bin ich optimistisch …

    @WKMblogger:
    Irgendeine Lösung gäbe es eigentlich fast immer.

  5. […] die Typen von gestern habe ich bisher nicht erreicht. Könnte also sein, dass „Vertrauenswürdig 2“ eher […]

  6. Lutz sagt:

    Ansonsten kostet auch eine Anzeige wegen Betrugs kein Geld und (kaum) Zeit. Handynummer sollte zur Ermittlung auch ausreichen.

  7. gröbi sagt:

    In so einem Fall würde ich mir vor der Fahrt einen Ausweis zeigen lassen. Da hat man schon eher einen Anhaltspunkt.

  8. Mareike sagt:

    Was warn das für Piepels, warn die Außengeländer?

  9. Sash sagt:

    @Lutz:
    Das stimmt.

    @gröbi:
    Am Ende isses immer genau so verkehrt, wie man es gemacht hat. Ich hab mir so oft Ausweise zeigen lassen und der Aufwand war umsonst …

    @Mareike:
    Schätze eher nicht. Die Eltern vielleicht.

  10. Hans Olo sagt:

    Was ist denn jetzt dabei rumgekommen?

  11. Hans Olo sagt:

    Was ist denn jetzt dabei rumgekommen ?

  12. hafensonne sagt:

    Wie weit sind denn 7,70? Kann man das nicht laufen?

  13. Sash sagt:

    @Hans Olo:
    Leider nix. Aber ich hab gute Leser, die sowas präventiv ausgleichen. 😉

    @hafensonne:
    Klar. Das sind nicht einmal zwei Kilometer. Aber es war halt eilig etc. pp.
    Und so schief es jetzt gelaufen ist: Ich bin immer noch kein Freund davon, Fahrtwünsche mit „Warum das denn?“ abzutun. Wir haben alle verschiedene Leben und zu verschiedenen Zeiten verschiedene Bedürfnisse. Das ist so eine ganz wichtige Erkenntnis beim Erlangen von Toleranz: Nur weil mir gerade XY leicht fallen würde, kann es für andere dennoch ganz anders aussehen.

  14. hafensonne sagt:

    Lieber Sash, du rennst bei mir offene Türen ein. Es geht mir nicht um „Warum-das-denn?“ Weil es auch Personen mit äußerlich nicht sichtbaren Erkrankungen gibt, die sich nicht immer rechtfertigen müssen etc. Ich meinte eher, als ich noch jung war (muss man immer noch [tm] anfügen?), bin ich auch mal Taxi gefahren (damals gab es in Berlin auch schonmal ne Kurzstrecke), aber wenn ich die Kohle nicht hatte, dann halt nicht. Dann war es einfach keine Option.

  15. Sash sagt:

    @hafensonne:
    Dann freue ich mich einfach darüber, dass Du weißt, was ich meine. Und trotzdem: Ja, vermutlich hätten sie die Option gehabt. Egal, sei’s drum.

  16. Knox089 sagt:

    Ist aber ein Cliffhanger, wie ging’s denn aus, erinnern sie sich nicht, drücken sie Dich weg, Nummer nicht mehr gültig?

  17. ich sagt:

    Was jetzt?

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