Bahnstreik, Besuch und so.

So, die Bahn wird seit 5 Stunden wieder bestreikt. Der letzte Bahnstreik hat sich zumindest in Berlin nur so mittel auf die Taxiumsätze ausgewirkt, der letzte davor jedoch massiv. Ich hab also keine Ahnung, wie es so werden wird, wenn ich mich am Donnerstag wieder auf die Straße werfe. Aber bis dahin werden wir noch eine Menge Artikel zum Streik lesen „dürfen“, jedoch eher nicht von mir. Ich hab derweil Besuch von Svü und lasse mich heute insbesondere vom Wetter überraschen. Seht es mir nach, wenn ich in den Kommentaren eher selten anzutreffen bin.

Ich wollte eigentlich noch ein paar Worte zur 50%-Aktion von myTaxi verlieren, weiß aber nicht, ob ich dazu komme, bis sie ohnehin vorbei sein wird. Außerdem hab ich auch noch ein paar Geschichten vom letzten und rekordverdächtigen Wochenende rumliegen, die werden sicher auch die Tage noch ihren Weg hier zu GNIT finden. Ausnahmsweise also eher mal zu viel zu schreiben und zu wenig Zeit. Umgekehrt ist es ja öfter mal.

Was ich eigentlich sagen wollte: Ich bin selbst gespannt, wie es hier die nächsten Tage weitergeht. 🙂

„Den Taxifahrer mal testen“

Ich könnte den Text mit einer Umfrage starten, an die mitlesenden Kollegen gerichtet. Die Frage würde ungefähr wie folgt lauten:

„Habt Ihr schonmal erlebt, dass bei einer bestellten Fahrt am Ende zu wenig Platz für Fahrgäste und/oder Gepäck war?“

Und diese Umfrage habe ich nur deswegen nicht eingefügt, weil ich zwar zwei Antwortfelder anfügen würde, allerdings nicht „Ja“ und „nein“, sondern nur „Ja“ und „Ich hab erst gestern in dem Job angefangen und verstehe die Frage nicht“.

Und wie komme ich jetzt auf die Idee?

Ich bin die Tage über eines der vielen Verstehen-Sie-Spaß-Videos mit Taxifahrern gestolpert, dieses Mal explizit mit Berliner Taxifahrern, die, so wird vorsichtshalber erklärt, gerüchteweise „nicht immer die freundlichsten sein sollen“. In dem für Taxifahrer wirklich unerklärlich unlustigen Video werden also Taxifahrer zu einem Haus bestellt, wo dann immer mehr und mehr Koffer und Leute kommen, auf jeden Fall zu viele fürs Fahrzeug. Ich will da jetzt auch nicht miesepetrig sein oder mich als Taxifahrer angegriffen fühlen, aber wie die äußerst unspektakuläre Reaktion der Kollegen (Kopfschütteln und vermutlich „Wer hat diesen Vollspaten in der Kindheit das Tetris-Spielen verboten?“ denken) zeigt, ist das nichts weiter als ein (eher deprimierender) Teil unseres Alltags, wenn auch leicht überzeichnet.
Und den Fahrern, die es bis zum Ende durchhalten, wurde abschließend erklärt, dass gar keine Fahrt stattfindet und es nur ein Test für den richtigen Urlaub in zwei Wochen wäre und das ja glücklicherweise nix kosten würde.

Und genau dabei ist mir dann was interessantes aufgefallen. Nicht nur, dass es trotz all den Überfällen und Flitzern offenbar immer noch für lustig befunden wird, Taxifahrer als Dienstleister mit der Drohung zu verarschen, man würde sie nicht bezahlen – nein, vor allem dieses „Testen“. Der Dienstleistung, der Grenzen des Personals, der Vorschriften.

Und, keine Sorge liebe andere Dienstleister, ich laufe da sicher nicht mit einer Scheuklappe rum. Jeder, der mit Kunden zu tun hat, hat auch Spaßvögel an der Backe, die nicht so lustig sind wie sie glauben. Ich würde mich sogar ganz besonders von Euch freuen zu hören: Geratet Ihr auch so oft an Leute, die Euch spaßeshalber „testen“ wollen? Wie die Kunden an der Supermarktkasse, die bei fehlerhaften Barcodes fragen:

„Na, dann kostet das wohl nix, hihi!“

Ganz empfehlenswert hierzu übrigens das tolle Buch „Tüte oder so was“ (Amazon-Partnerlink) von Ulrike Sterblich, wo durchaus einige nette Beispiele aufgeführt sind.*

Aber es ist gefühlt fast nirgends gängig, dass jemand zum Beispiel folgenden Spruch bringt:

„Kennste Rummelsburg, Hauptstraße?“
„Sicher.“
„Allet klar, wollt‘ Dir nur testen!“

Ja, Ortskunde gehört zu unserer Dienstleistung. Aber hat mal wer einen Metzger gefragt, ob er wisse, was Rehrücken ist? Und dann gesagt, dass man lieber ein Kilogramm Schweinemett möchte?

Dasselbe mit Fahrtstrecken.

„Is‘ jetzt schon blöd für Dich, dass ich nur ein Brötchen kaufe, wa?“

Hat das mal irgendwer gesagt?

Und dann die Leute, die gar nicht wirklich fahren wollen und so Sachen fragen, wie ob man sie zur anderen Straßenseite bringen würde. Gibt es Menschen, die ironisch nach einem einzelnen Schuh im Schuhgeschäft oder beim Metzger nach einer Viertelscheibe Mortadella fragen? Oder ob man denn für einen Fuffi nach Hamburg kommt, ob wir gute Laune haben … bei was man nicht alles „testen“ kann, ob der Taxifahrer das noch mitmacht. Beim Partyservice sagen, man würde das Hochzeitsbüffet für einen Zwanni ja nehmen … irre ich mich, oder passiert sowas wirklich nicht?

Und auf der anderen Seite ist mein Hauptjob das Auto zu fahren, das ich jeden Tag fahre, und Leute bieten mir großzügig an, an der Kreuzung auszusteigen, damit ich in der Sackgasse nicht wenden muss. Und das mindestens einmal jede Woche.

Wie gesagt: Es ist echt nicht so, dass mir mein Humor abhanden gekommen ist. Eigentlich freue ich mich vor allem auf lustige Anekdoten aus anderen Berufen in den Kommentaren. Aber wenn man sich wie ich ein bisschen im Taxigewerbe umguckt, dann sind da auf der einen Seite die Idioten unter den Kollegen, die der ein oder anderen Nachfrage irgendwie unnötig Sinn verleihen und andererseits die Fraktion der Uber-Fans, die behaupten, man könne das alles von einem Rudel Vollhonks ohne Erfahrung machen lassen.

Und da kommt man dann – und das ist wirklich nicht auf ein missglücktes Ulk-Video zurückzuführen – schon auf den Gedanken, mal zu fragen:

Hallo, könnte vielleicht irgendwer auch mal versuchen, uns als Dienstleister ernst zu nehmen?

*Disclaimer: Vor Jahren hat mich Ulrike Sterblich ziemlich ergebnislos bei der Recherche zu diesem Buch interviewt und ich habe dabei auf ihre Kosten getrunken und ein Exemplar des Buches erhalten. Ansonsten ist die Empfehlung aber ehrlich, ich mag das Buch.

Der Feind des Taxifahrers ist die Langeweile

Zumindest in manchen Nächten kommt man nicht umhin, sich zu langweilen. In der einen Schicht mehr, in der anderen Schicht weniger. Aber wegen des berechtigten politischen Ziels, dass im Grunde immer ein Taxi verfügbar sein sollte, haben wir Leerlauf. Der ist manchmal gering, manchmal umfangreich und nervenaufreibend. Wir haben im Vergleich zu vielen anderen Berufsgruppen viel Leerlauf. Was also machen wir daraus?

Zunächst einmal: Jeder etwas anderes. Das sollte klar sein. Es gibt die Kollegen mit Fernseher im Auto, die GNTM sehen, andere pokern online, chatten mit Freunden, twittern oder lesen sogar Bücher.

Ich selbst mache, was mir gerade reinpasst, Abgesehen von den Laberrunden am Taxistand lese und schreibe ich, wie es mir gerade passt. Manchmal tue ich auch ganz explizit nichts, was auch mal ganz erholsam sein kann oder höre sogar Radio – allerdings eher keine Musik, aus Gründen.

Im Laufe des Monats hab ich mal wieder meiner gelegentlichen Lust auf Thriller gefröhnt und Tom Rob Smiths wunderbare „Trilogie“ über den russischen Agenten Leo Demidow gelesen: Kind 44, Kolyma und Agent 6. (Amazon-Partnerlinks)
Wie so ein junger Autor so fantastische Stories vor dem historischen Background der Stalin-Zeit schreiben kann, nötigt mir einiges an Respekt ab. Natürlich sind die Bücher kein Geheimtipp mehr, aber da man bei Thrillern am Klappentext in der Regel nicht den Hauch einer Chance hat zu erkennen, ob sie gut oder schlecht sind, wollte ich auch zwei Tage nach dem Tag des Buches (und des Bieres!) hier mal noch eine Empfehlung aussprechen. Und jedes der drei Bücher reicht definitiv für mehr als nur eine frustrierende Schicht mit viel Standzeit. 🙂

Wenn die Kollegen schlechte Tage haben

Jeder hat mal einen Tag, an dem irgendwie alles schief geht. Irgendwie war das gestern wohl bei einem Kollegen der Fall, der „mein“ Auto hatte. Noch bevor ich zur Arbeit aufgebrochen bin, hab ich auf dem Handy gesehen, dass er angerufen hatte. Und da klingelte es prompt wieder.

Er riefe nur an, um mir zu sagen, dass sich der Grund, warum er vorhin angerufen hätte, erledigt hätte. Aha.

Wobei das verständlich war. Er hatte befürchtet, sein Handy im Auto liegengelassen zu haben, hatte es inzwischen aber wiedergefunden.

Dann kam ich zum Auto und sah, dass die hintere Seitenscheibe offen war. Aber gut, es war warm und hatte nicht geregnet und im Hof sind zumeist nur Kollegen unterwegs. Glück gehabt. Dann hab ich festgestellt, dass der Stifthalter am Armaturenbrett sich abgelöst hatte. Passiert alle paar Jubeljahre mal, die sind nur angeklebt. Nur war auch im ganzen Auto kein Kuli zu finden, den hatte er offenbar eingesteckt. Und nebenbei vergessen, die Kilometerzahl auf dem Abschreiber einzutragen.

Das ärgert einen kurz. Aber der Kollege ist ein netter, das war sicher keine Absicht. Und wenn ich mir vorstelle, wie er wohl in Eile beim Abstellen ums Auto gewuselt ist, dann stelle ich mir das sogar irgendwie ziemlich lustig vor. Und einen anderen Kollegen mit überschüssigem Kuli im Auto zu finden, war dann auch nur eine Sache von Minuten …

Headhunter-Hinterlassenschaften

Ich muss eben noch mal auf die Headhunterin aus dem letzten Eintrag zurückkommen. Die Fahrt war wie gesagt nett, das Trinkgeld ok und ich war sowieso ein bisschen erfreut über die tolle Vorlage für einen Blogartikel.

Etwas weniger erfreut war ich eine Minute später, an der nächsten Ampel, als ich mal wieder wie so oft spontan nach hinten in den Fahrgastraum geschielt habe, ob da noch alles in Ordnung ist. Manchmal mache ich das, während die Kunden aussteigen, manchmal denke ich erst später dran.

Und „in Ordnung“ war hier nicht das Wort der Wahl. Auf der Fußmatte vor dem Sitz, auf dem eben noch die junge Frau saß, war eine Pfütze, in deren Mitte sich Früchte stapelten. WTF?

Ich hab die Fackel ausgemacht und bin mal eben zur nächsten Tanke gegurkt. Hatte mir die Heldin echt ins Auto gekotzt?

Nein. So talentiert, das zu überspielen, war nicht einmal sie. Allerdings hatte sie offenbar einen Cocktail mit ins Auto geschmuggelt und verschüttet – und ich hab’s nicht bemerkt. Gut, es waren zwei Kilometer Leerfahrt und 50 Cent für den Kärcher an der Tankstelle. Für einen Fünfer extra hätten wir da gerne gemeinsam drüber lachen können. Aber so dämpft es die Freude über eine so nette Fahrt dann doch ziemlich. Betrunken schön und gut, aber das muss doch echt nicht sein! 🙁

Die kleinen Sofortbelohnungen

Vor mir steht rechts ein Kollege am Straßenrand und möchte auf die Straße fahren. Die Fackel ist aus, aber ich weiß, dass sie gleich wieder angeht. Er hat eben Kunden ausgeladen, sie stehen neben dem Wagen. Trotzdem gebe ich Lichthupe, damit er rauszieht. Ich hab zwar keinen Fahrgast, aber auch keine Eile. Ich verzichte auf meine Vorfahrt. Es läuft gut, endlich mal wieder.

Der Kollege kann sein Glück kaum fassen und schießt hervor. Mit einem kurzen Druck auf den Warnblinker bedankt er sich, während seine Fackel wieder angeht. Die nächsten Winker vor uns wären seine. Da aber fährt er bereits rechts ran. Er möchte wenden, um sich an die Schlange vorm Tresor anzustellen. Ich fahre dann also doch noch an ihm vorbei, winke ihm im Vorbeifahren kurz zu. Ich hab ihn noch nie vorher gesehen.

Keine 100 Meter weiter winkt es. Nur eine Kurzstrecke, aber vermutlich die am ehrlichsten verdiente in dieser Nacht. 🙂

Kauft das Buch!

Wie kam Sash eigentlich zum Taxifahren? Das beschreibt er in seinem ersten eBook "Papa, ich geh zum Zirkus!".

Immer dranbleiben!

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Noch ein Blog?

Kleiner Tipp: Sash hat noch einen zweiten Blog, auf dem es auch gelegentlich was zu lesen gibt.

Supermen im Kutschergewand

Ich verfolge ja – wenn auch nicht immer für Euch erkennbar – die Diskussionen im Taxigewerbe oder z.B. über Uber meist recht genau. Deswegen bin ich zum einen natürlich immer erfreut, wenn mich Leser auf etwas hinweisen. Zum anderen aber treibt es mich manchmal in die absurdesten Abgründe des Netzes und da hab ich einen Kommentar gefunden, den ich beim besten Willen nicht verlinken will, aber den Grundgedanken aufgreifen. Der Autor ist wohl ein großer Uber-Freund und erklärte in großen Tönen, dass wir Taxifahrer – insbesondere die, die online zugegen sind, sich ganz schön was einbilden auf Selbstverständlichkeiten wie das Auskennen oder das Autofahren. Ist das so?

Keine Frage, dass ich da befangen bin … aber andererseits liegt es mir nicht, mich über andere Menschen zu stellen, ist also vielleicht doch was dran an dem Vorwurf?

In gewisser Weise und manchmal sicher. Es gibt die Taxifahrer, die sich für perfekt halten, es gibt Angeber unter uns und natürlich hab auch ich mich schon mal daran erfreut, was mir meine Ortskunde so gebracht hat. Ich glaube nicht, dass uns das auch nur irgendwie von anderen Berufsgruppen unterscheidet (denkt doch mal an den IT-ler von nebenan … 😉 ), aber außerhalb jeglichen Kontextes wollen wir das mal gelten lassen.

Dazu kommt: Keiner ist perfekt. Jeder hat schon mal einen Taxifahrer getroffen, der diese oder jene Adresse nicht kannte. Bei mir selbst sind das sogar sehr viele, denn ich bringe die Kundschaft nachts oft heim in irgendwelche Wohngebiete, gerne in die Außenbezirke. Da jeden Straßenzug – am Besten noch mit Hausnummer – auswendig zu kennen, ist hier in Berlin einfach nicht drin.

Aber, und das gilt es dann doch zu entgegnen, auf sowas lässt sich leicht rumreiten, wenn man selbst gerade mal seine 20 Lieblingsadressen kennen muss. Die Kunst ist ja nicht, den einen angesagten Elektro-Schuppen zu kennen, sondern kurz darauf eine Straße im Außenbezirk, eine kleine Rockerkneipe, das Hotel in Mitte und nebenbei den nächsten Puff, der keinen Eintritt verlangt. Und auch wenn ich die moderne Technik gerne zur Lösungsfindung nutze: Ein Hostel nur aufgrund des Anfangsbuchstabens zu finden, überfordert auch heute noch die meisten Navis. Natürlich weiß Google mehr als jeder Taxifahrer da draußen, das will ich gar nicht kleinreden, aber unsere Arbeit besteht nur zum Teil aus reinem Faktenwissen. Da sitzen nämlich immer noch Menschen an Bord, die für Maschinen schwer verständliche Wünsche haben können. Oder sogar Zuspruch oder dergleichen brauchen. Das soll nicht pathetisch klingen, ich meine es ernst, wenn ich sage, dass wir alle Fehler machen. Ob das nun ich bin, meine Kollegen Ralf und Hassan oder Google. Aber ja, ich habe mir Wissen angeeignet – und ja, das bringt den Kunden sehr oft was. Und wenn nicht: Manchmal wäre Google sicher die bessere Lösung gewesen, manchmal aber auch Ralf oder Hassan.

Und auch beim Fahren: Jaja, „jeder“ macht irgendwann den Führerschein. Ist auch kein Ding und das sei allen gegönnt, die ihn haben. Aber wer da draußen hat schon 500.000 Kilometer Fahrpraxis? Oder mehr als 1000 Kilometer mit Leuten zurückgelegt, die androhen, einem in den Nacken zu kotzen? Oder ständig den psychischen Druck in selbigem Nacken gehabt, dass man einen saftigen Preis für ein paar Minuten Fahrt verlangt bei Kunden, die erkennbar kaum Geld haben? Wo hat der Durchschnittsbürger seine Erfahrung her, mit der er immer wieder fremden Leuten das Rauchen verbietet und selbstsicher auch unangenehmen Leuten entgegentritt?

Ich will nicht sagen, dass alle Taxifahrer alles perfekt beherrschen. Auch ich bin nicht Superman. Aber verdammt nochmal, Personenbeförderung ist einfach nicht der Kinderfasching, den sich einige vorstellen, nachdem sie dreimal Onkel Heinz von der Stammkneipe heimgefahren haben. Gäbe es in dieser Welt immer nur Kunden, die mit bester Laune ein fürs Navi verständliches Ziel ansagen und dann die Klappe halten, dann kann den Job wirklich jeder mit Führerschein machen, da will ich nicht einmal widersprechen. Aber so einhornmäßig ist die Welt nicht! Und wir Taxifahrer wären sicher die ersten, die sich freuen würde, wenn es so wäre. Aber in der wirklichen Welt nuscheln Fahrgäste, sie sind schlecht gelaunt, wollen den Preis drücken, nennen haarsträubende Zielinformationen, haben Sonderwünsche und sind unfreundlich. Und wenn es ganz dumm läuft, findet das Navi gerade kein GPS-Signal.

Dass es da draußen eine Menge Taxifahrer gibt, die mit diesen Herausforderungen nicht klarkommt, bedeutet nicht nur, „dass es jeder andere genauso gut“ hätte machen können“ – es bedeutet vor allem, dass vielleicht sogar mehr Einschränkungen helfen würden, nur solche Fahrer zu finden, die die Ansprüche auch weitestgehend erfüllen. Und dementsprechend muss ich den Vorwurf zurückweisen, mir auf Selbstverständlichkeiten einen runterzuholen. Natürlich mache ich nur einen Job, den jeder erlernen kann. Aber das bedeutet nicht, dass ihn jeder einfach mal so machen können sollte.

(Das geht im Übrigen nicht nur an Uber-Fahrer, sondern auch entsprechende Taxikollegen raus!)

Auch Fleischer, IT-ler und Feuerwehrmann kann „im Prinzip“ jeder werden. Man sollte halt wenigstens grundsätzlich seine Eignung irgendwie nachweisen können. Dass dieser Gedanke beim Taxifahren sinnvoll umgesetzt wurde, will ich nicht einmal behaupten. Ich hätte da genügend Kritikpunkte. Dass aber „das sollte doch jeder machen können“ irgendwie sinnvoller wäre als die bisherige Lösung, halte ich für ziemlich substanzlos.