Ich bin ja nun schon ein paar Jahre im Straßenverkehr unterwegs. Die meisten davon beruflich. Und die größte Fehlleistung von uns Autofahrern war und ist, dass wir glauben, wir hätten alles schon erlebt und hätten deswegen quasi ausgelernt und könnten uns künftig gefahrenfrei im Straßenverkehr bewegen. Und auch wenn ich gerne wie ein neunmalkluges Arschloch über meine Verkehrssicherheit referiere, bin ich natürlich ebenso befangen und den selben Täuschungen ausgesetzt.
Es gibt immer was, was einem noch nie passiert ist!
Vergangenes Wochenende hatte ich eine Tour, die recht unspektakulär war. 9,70€, nur 30 Cent Trinkgeld, ein bisschen Smalltalk, der typische Alltag halt. Am Ende stieg ich aus, um den Kofferraum zu öffnen – und rutschte mit meinem linken Fuß weg.
„Vorsicht, ist stellenweise glatt!“,
hab ich meinem Fahrgast zugerufen, der die Info dankend aufnahm.
Ich stakste daraufhin zum Auto zurück und auch der Fahrgast hat sich auf dem Weg zur Tür nicht auf die Schnauze gelegt. Soweit alles ok. Vor allem anderen fiel mein Blick im Auto skeptisch auf das Thermometer, das in der Nacht bisher immer irgendwas zwischen 5°C und 0,5°C angezeigt hat. Und siehe da: 4°C. Eigentlich zu warm, um Glätte zu verursachen.
Und während ich noch dachte, dass das Thermometer mal wieder spinnt, habe ich versucht, aufs Kupplungspedal zu treten. Und – flutsch! Ich bin abgerutscht. Da mich das irritiert hat, hab ich weitere Kombinationen versucht. Rechter Fuß aufs Gas, linker auf der Fußmatte … überall das gleiche: Meine Schuhe glitschten nur so umher.
Mein erster Gedanke war berlintypisch natürlich, dass ich eventuell Hundescheiße am Schuh haben könnte. Aber es roch nicht nach Hundescheiße. Und auch sonst nach nichts. Aber ich rutschte überall ab. WTF? 0.0
Mit etwas Konzentration ging es natürlich. Angefühlt hat es sich nur etwa wie damals 2004, als ich erstmals barfuß an der bretonischen Atlantikküste Auto gefahren bin – und damals war ich nicht so ganz nüchtern im Sinne des Gesetzes. Nicht wirklich das Level von Verkehrssicherheit, das ich heute, 12 Jahre später und in einem Ballungsraum, zu erreichen gewohnt bin.
Mit gemischten Gefühlen hab ich einen Kilometer weiter bereits wieder Winker angenommen und im Laufe der nächsten zwei Touren hatte sich das alles halbwegs normalisiert. Ich hab an meinen Schuhen und an der Fußmatte nichts seltsames feststellen können, weswegen meine vorläufige Vermutung ist, dass ich in eine Ölpfütze oder etwas ähnliches getreten war, als ich den ersten Fahrgast entlassen hatte.
Und hier sind wir dann echt an einem Punkt, auf den ich vermutlich auch bei zweistündigem Nachdenken über Risiken im Straßenverkehr nicht gekommen wäre. Unsicheres Schuhwerk vielleicht noch – aber dass Schuhwerk spontan unsicher werden könnte … hab ich noch nie auch nur gehört! Und ja, am Ende bin ich ohne zu wissen, was genau jetzt los war, einfach mal weitergefahren. Und mehr als „Man muss echt mit allem rechnen!“ fällt mir dazu auch echt nicht ein.
Zugegeben: Vielleicht wäre in Reichweite gelagerter Sand eine Möglichkeit, derartige Ereignisse zu unterbinden. Aber nicht nur, dass ich das Auto kurz zuvor extra mit dem Sauger von Sand und Krümeln befreit hatte: Ich denke, wenn man selbst als professioneller Fahrer so selten von diesem Phänomen erwischt wird, hilft allgemeine Vorsicht auch da immer noch am meisten.
Und jetzt bin ich mal gespannt, was die nächsten Jahre noch für absurde Situationen bereit halten! 🙂