„Oh Fuck, ist der besoffen!“
Das musste ich so sagen, als ich eines Abends während unserer letzten Urlaubsreise auf dem Heimweg war. Leider betraf das nicht einen Gast des Restaurants, in dem wir Pizza gegessen hatten, sondern den Fahrer des Autos vor uns auf der Landstraße. Er zog auf geraden Abschnitten langsam auf die Gegenfahrbahn, um dann hektisch gegenzulenken, verpasste in Kurven oft in beide Richtungen die Begrenzungen der Fahrbahn-Markierungen und fuhr zudem deutlich langsamer als erlaubt oder möglich.
Und ich gebe zu, dass ich untätig geblieben bin.
Also ja, ich hab natürlich extra Abstand gehalten, um mich selbst nicht zu gefährden, falls vor uns was passieren würde, aber ich habe auch nicht die Cops angerufen, bzw. sie durch Ozie anrufen lassen. Und ich hab keine fucking Ahnung, ob das richtig war.
Natürlich hab ich das Gefühl, dass es das nicht war, andererseits geht es ja doch meistens gut und auch ich als großer Erzähler hier hab in meinem Leben schonl Mist gebaut. Ja, ich bin vor zig Jahren schon drei Kilometer angetrunken heimgefahren, weil es bequemer erschien – und ich bin auch schon in Ausübung meines vorherigen Jobs so übermüdet unterwegs gewesen, dass ich mal eben einen Bordstein mitgenommen habe, was den verbleibenden Rollstuhlfahrer im Fond damals ziemlich durchgeschüttelt hat.
Daran gibt’s nicht das kleinste Bisschen schönzureden, das war einfach nur scheiße dumm von mir*, aber inzwischen freue ich mich darüber, das nix passiert ist und ich sehe es durchaus als Teil meines Lernprozesses hin zum heute hoffentlich weitgehend** vernünftigen Fahrer. Und ich hab keine Ahnung, wie der Typ vor mir drauf war. War er eher mein 20-jähriges Ich oder der klassische Schützenfest-Wiederholungstäter, der weiß, dass „auf dem Weg die Bullen nie stehen“?
Worauf ich hoffe, ist klar. Wie sehen eure Gedanken dazu aus?
(Und bei allem Verständnis für andere Meinungen: Wenn’s beleidigend wird, lösch ich’s trotzdem!)
*Im zweiten Fall kann ich wenig dafür, die Müdigkeit überkam mich während der Fahrt
**Der Lernprozess ist immerhin insoweit fortgeschritten, als dass ich nie behaupten würde, immer vernünftig zu handeln.
Die einzige Frage die du dir stellen musst ist „kannst du es dir verzeihen wenn etwaa passiert ist“?
Man liest oft von betrunkenen die viele km gefahren sind und dann fragt sich jeder ob niemand etwas gesehen hat… Tja es war nur jeder zu faul….
Ich habe mir angewöhnt da immer die Polizei anzurufen , in meiner Stadt gerne auch die lokale Dienststelle direkt.
Die Polizei ist dazu da! Nächstes Mal also machen! Danke!
Ich hätte die Polizei gerufen. Zum einen, weil der Fahrer ja auch ein medizinisches Problem hätte haben können und zum anderen, weil ich mir – sollte er sich oder andere bei einem Unfall verletzen oder gar tot fahren – Vorwürfe machen würde, daß ich nichts unternommen habe. Bei betrunkenen Fahrern bin ich sehr dünnhäutig, weil in unserem Ort vor 20 Jahren zwei junge Menschen in meinem Alter nachts auf der Bundesstrasse von einem stockbetrunkenen Fahrer tot gefahren wurden. Ich werde dafür auch im Bekanntenkreis zum Teil belächelt, aber wenn ich sehe, was dieser Unfall mit den Familien und Freunden der beiden auch 20 Jahre später noch macht, dann ist mir das egal.
@Georg Ringer:
Zugegeben: So wie Du es formulierst, ist es einfach. Aber ist deine die einzige Frage? Ich z.B. würde heute nicht den Beruf ausüben können, den ich gerne – und wie ich vermute – auch gut ausübe.
Ich meine, natürlich wäre es ok gewesen, damals erwischt zu werden, aber wäre damit jemandem geholfen gewesen? Und es muss ja nicht unbedingt Alkohol gewesen sein beim Fahrer oben. Müdigkeit ist schwer nachzuweisen, bei Medikamenten ist ein Fehltritt vielleicht leichter erklärbar …
Mir geht’s wie gesagt nicht um Verharmlosung, aber ganz so einfach finde ich es dennoch nicht.
Da hätte aus Sicht des Protagonisten der Zugriff erfolgen müssen!
Realistisch betrachtet, hätte ich wahrscheinlich in den meisten Fällen genauso gehandelt wie du, nämlich gar nicht. Ist das einfachste, muss deswegen aber natürlich nicht richtig sein…
Ob die Polizei die einzig richtige Antwort ist, weiß ich nicht. Ab und zu hupe ich Leute an, die extrem weit ab von der „Ideallinie“ fahren, denn wie du sagst, es muss nicht Alkohol sein. Und wenn der Mensch dann merkt „oh, die Zeitung sollte ich beim Fahren vielleicht doch weglegen“ (bzw. in 99% der Fälle wahrscheinlich das Handy) oder „ist ja doch Zeit, mal für eine Pause anzuhalten“ ist das Ziel ja auch erreicht.
Ein Stück weit denke ich aber auch „was, wenn jetzt etwas passiert?“ und würde vielleicht schon mal die Polizei anrufen (habe ich auch schon in Situationen, in denen eindeutig etwas kaputt am Fahrzeug war, was der Fahrer ignoriert hat). Andererseits nehme ich mir auch nicht das Schicksal der ganzen Welt zu Herzen, ich hab z.B. schon jede Menge Hinweise gegeben und warte darauf, dass bei meinem Arbeitgeber mal jemand übermüdet einen Dienstwagen zerlegt – weil die Einhaltung der Arbeitszeiten (vor allem auf Dienstreisen) einfach gar nicht kommuniziert, geschweige denn kontrolliert wird.
MfG, Arno
Medizinische Gründe wie ein Infarkt, ein Unterzucker oder eine schwere allergische Reaktion sind nicht vorwerfbar, und bringen dir sicher des Fahrers Dankbarkeit ein, wenn die Polizei ihn rechtzeitig anhält. Ich glaube, es spricht ne ganze Menge für den Anruf.
Ich habe in einer solchen Situation auch die Polizei gerufen, vor allem weil mich der Fahrer fast gerammt hätte. Musste allerdings die „Verfolgung“ abbrechen weil ich eine Dialysefahrt machen musste
„mal einen Bordstein mitnehmen“ oder langsamer fahren als erlaubt, weil man aus welchem Grund auch immer gerade unsicher ist, ist aber etwas anderes als wenn man auf längere Zeit die Spur nicht mehr halten kann. Bei dem ersten beiden würde ich auch ganz sicher keine Polizei rufen.
Aber so wie du das beschreibst, wäre mit Gegenverkehr dort ein Unfall vorprogrammiert gewesen, und das wäre dann schon ein Grund, diesen Fahrer zu stoppen.
Natürlich ist das für den Fahrer scheiße, wenn er von der Polizei erwischt wird. Aber für diejenigen, die Unfallgegner von solch einem Fahrer sind, ist es noch besch…, und die können im Gegensatz zu ihm nichts dafür! (wenn wir davon ausgehen, daß es Alkohol ist – wenn es gesundheitliche Gründe sind, dürfte er selber über Hilfe langfristig dankbar sein, wie der Rest ja auch schon schrieb)
Und noch ein Gedanke:
Wenn es ein Fahrer mit Alkoholproblem ist, kann Erwischtwerden durch die Polizei etwas sein, was hilft, endlich etwas dagegen zu tun (Therapie). Wer immer durchkommt mit seinen Ausfallerscheinungen, weil niemand was sagt und jeder wegguckt, der sieht auch weniger Änderungsbedarf.
Wegen mir gehen aktuell zwei Personen zu Fuss. Bei Alkohol verstehe ich absolut keinen Spass.
@sash es fahren doch so viele betrunken weil ja viel zu wenige bestraft werden aber von vielen wissen es ja genügend leute. Es gibt wirklich wirklich wenig Gründe betrunken zu fahren.
Und wenn wer nicht betrunken ist sondern abgelenkt dann gibt’s dafür auch keine Strafe
1985 stand mein Vater vor einer ähnlichen Entscheidung (ich kriegs nicht mehr zusammen,ob es der Fahrer genau vor ihm war oder wie das exakt abgelaufen ist),er ist nicht eingeschritten mit der Konsequenz,dass ein junger Motorradfahrer getötet worden ist. Es hat Jahre gedauert,bis er das verarbeitet hat…genau deswegen handel ich,wenn ich merke,dass da etwas komisch ist. Handy,Zettel und Stift habe ich grundsätzlich griffbereit-ich bin meist allein mit zwei Kindern unterwegs,da braucht Frau sowas eh. Für mich hat das etwas mit Verantwortung zu tun. Außerdem sehe ich an meinen Kindern wie ungeschützt diese teilweise im Straßenverkehr sind, es kann jeden treffen und da hoffe ich einfach,dass es genausoviel Menschen gibt,die ähnlich denken wie ich und versuchen,die „Allgemeinheit “ zu schützen ?
Moin Sash,
ich war ja nicht dabei. Wenn ich im Straßenverkehr Menschen registriere, die sich auffällig verhalten, kein Spur halten usw. rufe ich Hilfe. Das sind dann die Kollegen der Rennleitung. Und nochmal es geht um Hilfe, zum einen für den Menschen am Steuer, damit dem nichts passiert, es ist aber auch Hilfe für andere potentielle unschuldige Opfer.
Da ich mein Handeln als Hilfe definiere habe ich auch kein Problem mit eigenem Fehlverhalten und dem Gefühl eines Denunzianten. Habe bisher (3x) erlebt, dass die Leitstelle und die eingesetzte Kavallerie das auch sehr ernst genommen haben. Wenn das dann für jemanden bedeutet den Lappen abgeben zu müssen und einen Beruf nicht ausüben zu können, dann ist das eben so! Die Ursache hat dann aber immer der betrunkene Autofahrer gesetzt und wer will betrunkene Taxifahrer? Ich habe damals nach vergeblichen Versuchen über direkte Ansprache und den Chef die Polizei auf meinen Tagfahrer aufmerksam gemacht. Ich fand damals immer wieder leere Flachmänner unterm Fahrersitz. Der Kollege musste dann auch auf Funker umschulen.
Auch ich habe schon als Ersthelfer Opfer einer Trunkenheitsfahrt aus dem Auto ziehen müssen, vielleicht daher diese Nulltoleranz.
Gruß Frank
Ich hätte ebenfalls die Polizei gerufen, denn bei (vermutlich) Alkohol am Steuer hat der Spaß ein Loch.
Und der Sicherheitsabstand nutzt vielleicht mir als Folgefahrzeug, nicht aber dem Fahrer der eventuell 10 Minuten später im Graben liegt oder gar andere Verkehrsteilnehmer schädigt.
Sash, sieh die ganzen Antworten hier, die ja doch recht einstimmig sind, als weiteren Lernprozess und ruf das nächste mal die Polizei. ?
Ich habe schon so einige Lastwagen (fahre selber einen) wegen erratischen Fahrstils bei der Rennleitung verpetzt und wurde ein paarmal auch noch Zeuge, wie die dann rausgefischt werden. Unter Kollegen gelte ich, wenn ich solches erzähle, schnell als „Kollegenschwein“, aber das kann ich nicht nachvollziehen: ich mache es so nur schwerer, übermüdet oder unter Drogeneinfluß zu fahren. Übermüdet bedeutet nämlich meist: regelwidrig bzgl. der Lenk- und Ruhezeiten, und daß solche Firmen Ärger kriegen, kann uns anderen, die wir uns an dieselben halten, nur recht sein. Und unter Drogeneinfluß bedeutet: charakterlich ungeeignet zum Fahren, erst recht zum gewerblichen Lastwagenfahren.
Und klar, nicht jeder Fahrfehler — nicht mal jeder verschuldete kleine Unfall — ist ein Grund, dem Fahrer was vorzuwerfen. Fehler passieren nun mal. Und wenn ich mit der Aufliegerstoßstange einen PKW touchiere oder Du mit dem Hinterrad eine Bordsteinkante, dann ist das zwar unerfreulich, aber kein Drama. Wer aber erkennbar Mühe hat, auf seiner Fahrspur zu bleiben, der gehört dringend aus dem Verkehr gezogen — egal ob wegen Müdigkeit, Alkohol, anderer Drogen oder medizinischer Probleme.
Schließe mich da der allgemeinen Meinung an. Sicherlich auch dadurch dass für mich Alkohol und Auto 0% zusammen passen. Ich trink auch auf der Geburtstagsfeier das Glas Sekt nicht, obwohl es noch viele Stunden bis zur Heimfahrt werden. Ich will mein Gewissen nicht damit belasten, ob ich vielleicht ohne diesen Schluck nicht besser reagiert hätte – vielleicht bin ich ja einfach nur feig…
Zu Deiner Situation damals: Du schreibst „angetrunken heimgefahren“. Find ich nicht gut, aaaber… Hast Du die Spur gehalten? Falls ja, hätte es sicherlich kein Außenstehender gemerkt und Dich angeschwärzt.
In dem Fall aber, dass es von außen deutlich sichtbar ist dass der Fahrer ein Problem hat (egal ob Alk, Gesundheit, Müdigkeit oder Langeweile) steht es für mich außer Frage tätig zu werden.
Aber klar, wenn man selber dabei ist hat man vielleicht auch grad keine Lust auf den Stress…
Ich hätte wohl auch die Polizei gerufen, falls ich nicht alleine im Auto wäre. Denn es kann ja auch sein, dass jemand nicht betrunken ist, sondern einen medizinischen Notfall hat und vielleicht selbst Hilfe braucht.
Aber ich muss dazu auch sagen, dass man sich nicht für alle Probleme der Welt verantwortlich machen muss. Klar wäre es besser gewesen, wenn du angerufen hättest, aber wir sind alle nur Menschen.
Früher habe ich mir nach einer solchen oder ähnlichen Situation immer ewig lange Vorwürfe gemacht. Aber das bringt ja im Nachhinein auch nichts mehr.
Ich hätte die Polizei angerufen. Betrunken fahren ist kein Kavalliersdelikt. Wenn sich jemand selbst in den nächsten Baum pflanzt ist das grundsätzlich sein Problem, aber bei Gefährdung anderer (und danach hört sich dein Bericht schon an) hört sich der Spaß einfach auf. Und auch wenn es ein Berufskraftfahrer ist (oder irgendwann mal werden will) seh ich da kein moralisches Dilemma. Gerade die müssen wissen, dass betrunken fahren ein absolutes NoGo ist.
Und wenn der Fahrer wirklich Hilfe braucht, ist es auch besser, wenn sich jemand professionell darum kümmert, und dem Fahrer passiert in der Regel nichts.
Bin ich der einzige, der nie dran denken würde, in so einer Situation die Polizei zu rufen?
Ich glaube Lichthupe, Ausbremsen und Von-Der-Straße-Drängen wären (unwahrscheinlich, aber immernoch) wahrscheinlicher für meine Gedankengänge.
@Ana „ausbremsen“ und „von der straße drängen“??? Im Ernst jetzt?
Ganz abgesehen davon das beides mitunter den Strafbestand der Nötigung erfüllt, bringt es im ersten Fall zumindest ein doch erhebliches Unfallrisiko mit sich und im zweiten Fall verursachst du sogar vorsätzlich einen solchen. An diesen Unfällen hättest du somit eine Teilschuld (ganz ohne Schuld wird ein alkoholisierter Fahrer nie wegkommen) was sich eventuell erheblich auf die Schadensübernahme durch deine Versicherung auswirkt.
Mein Dilemma war jetze ob ich die Rechtschreibung monieren soll oder nicht:
Dilemmas oder Dilemmata.. Habe mich zum Eingreifen entschlossen.
PS:
Man muss – in Berlin z.B-. mal erlebt haben was passiert wenn man selber einen Trunkenheitsfahrer anhält. Das wäre das neueste, dass ein Täter einsichtig wäre. Vorgekommen soll es allerdings schon sein..Hier in Berlin werden auch gern zwanzig Freunde und die Familie herbeigeholt, bei Zwischenfällen im Straßenverkehr. Mit gewissen Weiterungen.
@ Ana:
Lichthupe ok, kann man einmal machen, um zu testen, ob das jemand ist, dem seine Fahrfehler noch nicht aufgefallen sind (weil zB übermüdet), ob er es dann merkt.
Aber ausbremsen und von der Straße drängen? Echt jetzt? Da fährt jemand komisch, und du willst den absichtlich in Unfälle drängen? Ich hoffe, ich begegne dir nie auf der Straße, wer weiß, was du alles noch als Grund fürs Ausbremsen ansiehst, und dann will ich nicht in deiner Nähe sein.
Keine Panik, mir würde auch „Nackt-Im-Mondlicht-Tanzen“ oder „Einen-Elefanten-Rot-Anmalen“ eher einfallen.
Es geht darum, dass mir die Idee nicht käme, die Polizei zu rufen. Nicht, dass man Menschen jederzeit in den Tod treiben sollte …
Ja, die Meinungen hier sind schon recht eindeutig: Polizei rufen.
Habe ich selbst schon gemacht, nachdem direkt neben mir der Fahrer eines Autos ein anderes beim parken gerammt (nicht nur leicht berührt) hat und danach gemütlich nach Hause lief.
Woher will ich wissen, ob da jetzt ein Schaden entstanden ist? Und über Nacht beschädigte Autos habe ich schon mehrfach erlebt, man bleibt nur auf den Kosten sitzen und ärgert sich, dass andere nicht für ihre Fehler einstehen können.
Das ein Fahrer versucht nach Hause zu kommen, und dazu kaum noch in der Lage ist., dann muss man erst recht eingreifen. Die Gefahren sind doch massiv höher. Dass kein Unfall passiert ist war Zufall.
Und Argumente bzgl. „vielleicht braucht er den Führerschein ja für seinen Job“… sorry, die Chance hat er vertan, als er betrunken ins Auto stieg.Auch wenn es gehässig klingt: dann wünsche ich ihm, dass er den Lappen abgeben muss, auf anderem Wege hat er bisher Verantwortung scheinbar nicht lernen können.
@ Ana:
wg. ‚ Einen-Elefanten- Rot- Anmalen‘:
Der Lyriker Dr. med.(Hautkrankheiten) Gottfried Benn sagte einmal zur Lyrikerin Else Lasker-Schüler:
Ich möchte einmal etwas Großes und Reines schaffen.
Daraufhin sie:
Dann waschen Sie doch einen Elefanten !
( Ich wette, jemand würde die Polizei rufen. Weil, wenn schon Auto waschen auf der Straße verboten ist..)
Wo ich grad dabei bin, Ernst Jünger meinte mal:
Jedes Tier will anders gestreichelt werden. Elefanten Beispiel auf der Seite liegend, mit einem Backstein geschrubbt.
Ich habe mal einen guten Tipp zur Entscheidungsfindung bekommen:
„Wenn du drei Mal darüber nachgedacht hast, ob du die Polizei rufen solltest, dann ruf die Polizei!“
Die schauen sich das dann schon selber an und man hat die Sache von der Backe.
Okay, die Situation war eine etwas andere, da ging es nur um etwas Ungewöhnliches oder Beunruhigendes ohne die Frage, ob man demjenigen dann das Leben versaut (macht der eh selber) oder irgendwer wieder „Blockwart!“ oder gar „Denunziant!“ schreit.
Der Besoffene gehört von der Straße. Bevor der einen umbringt und man mit Schuld ist. Wie schon jemand schrieb, das bleibt ein Leben lang hängen.
Die Trunkenheitsfahrt die man schon von Weitem sieht: Das ist nur die Spitze des Eisbergs.
Da müsste man sofort so tätig werden wie meist oben schon empfohlen.
99 % aller Trunkenheitsfahrten bleiben unerkannt, weil die Fahrer geübte Trinker u n d geübte Autofahrer sind. Das heißt sie haben das schon oft und lange trainiert:
Angetrunken und betrunken Auto zu fahren.
Das habe ich mal im Institut für forensische Psychiatrie in der Berliner Limonenstraße in Lichterfelde mitbekommen, bei einer Informationsveranstaltung für Fahrlehrer, Polizistinnen und Taxifahrer über das Thema Alkohol und Straßenverkehr. Erst gab es was zu trinken, Bier, Wein, Schnaps und so weiter, auch was zu essen, danach und zwischendurch konnte man an Meß- und Geschicklichkeitsgeräten seine relative Verkehrs-un- tauglichkeit messen lassen.
Und dann gab es neulich noch den Autofahrer der an einer roten Ampel eingeschlafen ist, natürlich total knülle. Und einer ist auf der Stadtautobahn eingeschlafen. Da kam die Polizei gerade selber schon zufällig vorbei.
Immer ruhig Blut, Gefatter, und die S C H M I E R E rufen, geht garnicht. Notfalls den Kumpel ausbremsen und privat klären.
Ich würde in so einem Fall durchaus die Polizei rufen, Kennzeichen durchgeben etc.pp., sollte die Konsequenz Führerscheinverlust, Arbeitsplatzverlust o.ä. sein, so be it. Ich begründe auch gerne, warum:
1. Schutz anderer. Wurde hier schon oft genannt.
2. Schutz des Besoffenen. Weniger in der aktuellen Situation, gebe ich zu, sondern später nach dem wieder Nüchtern werden kann er nachdenken, ob es das wert war, nicht vorausgeplant zu haben. Wenn ich weiß, ich gehe abends einen trinken, bleibt die Karre daheim, feddisch.
3. Der Mensch lernt am Erfolg und nur etwa jede 500. Trunkenfahrt wird überhaupt entdeckt. Was lehrt uns das? Das erste Mal ist es gut gegangen, also tun wir es tendenziell eher wieder.
4. Viele, die erwischt werden, sind hinterher froh, dass es so kam, weil die Zeit, in der man ÖPNV benutzen muss, einem die Chance zum Ändern seiner Lebensumstände gibt. Die besteht zwar vorher auch, aber s. 3., nicht wahr?
Ich habe in solchen Fällen schon die Polizei verständigt und ich werde es wieder tun, ganz klar.
@Sash
Dass man in solchen Momenten eher zur Konfliktscheu neigt, finde ich nachvollziehbar, aber nicht hilfreich. Selbst früher mal Bockmist gebaut zu haben und dabei nicht erwischt worden zu sein, ist in meinen Augen kein Grund weg zu gucken. Und mal ganz ehrlich, wenn du sehen würdest, wie ein Mann eine Frau auf offener Straße verprügeln würde, würdest du dann nicht die Polizei rufen? Besoffen Auto zu fahren bringt andere Menschen in körperliche Gefahr, bloß weil ich in dem Moment nicht sehe, wie sie bluten, heißt das nicht, dass es diese Gefahr nicht gibt.
@all:
Gut, die Meinungen sind ja insgesamt recht eindeutig. Ich will nix versprechen (kommt ja ohnehin nicht allzu oft vor – oder zumindest mir bisher nicht), aber ich denke drüber nach.
@Sash, eindeutig hin oder her: Ich glaube, viele fühlen sich in der Rolle des Moralapostels hier in der Theorie einfach wohl. In der Praxis würde ich aber genauso handeln wie du, nämlich Abstand halten und hoffen, dass nichts passiert. Wenn ich ein ganz guter Christ wäre (was ich nicht bin), würde ich dem so lange hinterher fahren, bis ich weiß, okay, jetzt ist er gleich zuhause. Aber jemanden verpfeifen, das geht gar nicht, außer bei Mord.
Und, ja, ich weiß, jetzt kommen gleich die Moralischen daher, die sagen werden, dass besoffen fahren ja Mord sein KÖNNTE. Nein, kann es nicht. Besoffen fahren ist zwar eine ausgesprochene Dummheit, aber seit wann sind Besoffene zurechnungsfähig?
Ich bin in meiner Jugend auch öfters leicht angetrunken gefahren; damals galt noch die 0,8-Promille-Grenze, nicht 0,3 wie heute. Und als ich es mal sturzbesoffen versuchen wollte, hat mir ein Freund unter Androhung körperlicher Gewalt (und ja, der hätte mir eine gescheuert!) den Schlüssel abgenommen. Wäre der nicht gewesen, wäre ich wahrscheinlich dennoch gut nach Hause gekommen, aber sicher ist sicher. Und nach guter alter bajuwarischer Tradition hat mich das dann einen Kasten Bier gekostet.
@ Cliff: Häufig stimm ich ja meinungsmäßig mit dir überein, aber hier absolut nicht.
Also, weil ein Besoffener nicht zurechnungsfähig ist, ist es kein Mord, wenn er wen umbringt. Und deshalb wärs für dich ok, ihn machen zu lassen. Super. Die einzige Sorge, die dir theoretisch einfällt, ist, dass er sich selbst umbringen/schaden könnte. Wen kümmern schon die Opfer.
Und du würdest auch nicht die Bullen rufen, wenn jemand zusammengetreten wird oder du nen Diebstahl, Einbruch oder Raub bemerkst? Der arme arme Täter hätte es dann ja so schwer, wenn er „verpfiffen“ wird, und so ein bisschen Eigentumsübertragung ist ja voll ok, oder wie?
Früher hatte ich da auch eher meine Bedenken und hielt mich zurück. Aber mal von dem Gedanken gesehen: Wenn einer EIN mal zuckt, dann merkt dass er nicht auf der Höhe ist, oder nach einer kurzen (Licht-?)Hupe wieder auf Spur ist… meinetwegen. So wie von dir beschrieben, habe ich aber letztes Jahr dann doch mal einen verpetzt – fuhr eigentlich immer geradeaus in der leichten Rechtskurve und lenkte dann extraeckig ein, und das Freitagabends. Da ist dann auch die Grenze erreicht, denn wenn man bewusst leicht angetrunken fährt und dann aufpasst, um nicht erwischt zu werden, sieht das in der Regel anders aus (Schleichgang, Nebenstraßen)… wenn es auffällt und sich auch nach Hinweis nicht ändert, dann ist das Komma nach den Promille vermutlich nicht mehr relevant. Und jenseits der Vernunft. Da sollte man doch lieber im Auto schlafen, so kalt ists hier jetzt auch gerade nicht.
Sicher… manche wollen die Polizei lieber bei wirklich wichtigen Einsätzen gegen große Kriminalität wissen… andere haben eher schlechte Erfahrung mit den Cops und mögen dann auch nicht als Zeuge oder gar Ankläger dienen… aber manchmal ist der Schritt halt der Richtige.
@mm, ich sprach vom Führen eines Fahrzeugs unter Alokohloleinfluss, du sprichst von Gewaltverbrechen zu Fuß. Das ist wie Äpfel mit Pflaumen zu vergleichen.
Ach ja, was ich noch hinzufügen wollte:
Jemanden mit Lichthupe wieder „auf Spur“ zu bringen, damit gefährdest du den Besoffenen vor dir, weil er möglicherweise falsch reagiert und im Graben landet, und überholen und ausbremsen ist auch keine Lösung.
Das alles sind sinnlose Versuche, genauso wie die Sheriffs zu rufen, denn bis die ankommen, ist der doch lange schon zuhause.
Es gibt Dinge auf dieser Welt, mit denen muss man sich abfinden. Beispielsweise Überflutungen, Hurricanes, und, ja, besoffene Autofahrer.
Übrigens wundert es mich, dass hier noch niemand den §1 StVO zitiert hat, der ist nämlich ganz nett:
(1) Die Teilnahme am Straßenverkehr erfordert ständige Vorsicht und gegenseitige Rücksicht.
(2) Jeder Verkehrsteilnehmer hat sich so zu verhalten, dass kein anderer geschädigt, gefährdet oder mehr, als nach den Umständen unvermeidbar, behindert oder belästigt wird.
Klebt euch DAS mal ans Armaturenbrett, anstatt die Höchstzulassungsgeschwindigkeit eurer Winterreifen. Ist ja bald wieder so weit.
(Alexa! Bestelle zehn Paletten Schnellspann-Schneeketten für Berlin.)
Und in wieweit widerspricht der Paragraph 1 dem Rufen der Polizei, wenn jemand über längere Zeit nicht die Spur halten kann und damit eine Gefahr für sich und andere (und evtl auch einen selber) ist?
Denn auch wenn man gegen Überflutungen und Hurricanes nichts tun kann, kann man doch einiges tun, um Schaden dadurch zu vermeiden. Und genauso sehe ich das auch bei besoffenen Autofahrern. Daß sich jemand betrinkt und dann ins Auto steigt, dagegen kann man meist wenig tun (außer es ist im direkten Bekanntenkreis und man selber ist dabei), aber wenn man jemanden bemerkt, der eine Gefahr darstellt, dann kann man versuchen, die zu verringern. Vorsichtig und vorausschauend zu fahren, solange man in dessen Nähe ist, ist eins davon, versuchen, ihn aus dem Verkehr ziehen zu lassen, das andere. Ob die Polizei den eh nicht mehr erwischt oder doch, kannst du so pauschal doch auch gar nicht sagen, das hängt von der Strecke, die der noch hat, und von der Polizeidichte in der Gegend ab.
Mit Moral oder nicht hat das bei mir auch nichts zu tun, sondern eben mit der Gefahr. Aber wenn du dich besser fühlst, wenn du mich und die anderen, die die Polizei rufen würden, als Moralapostel bezeichnest … ich bin lieber ein Moralapostel und dafür gesund und am Leben, als von einem Betrunkenen überfahren zu werden.
Klarer Fall: Cops anrufen, Ort und Kennzeichen durchgeben, fertig. Alles andere ist grob fahrlässig.
Andere Situation: Ein (offensichtlich) besoffener Mensch liegt rücklings irgendwo herum und reagiert nicht auf Ansprache. Da würdest du doch auch die Rettung rufen, oder?
@Cliff, du hast geschrieben „Aber jemanden verpfeifen, das geht gar nicht, außer bei Mord.“ Daraus habe ich geschlossen, dass du das auch so meinst, und nicht „nur für Autofahrer“. Aber auch die Folgekommentare zeigen ja, du hast nur Sorgen, dass dem besoffenen Arschloch was passieren könnte, nicht, dass er jemand anderen erwischen könnte. Oh, der arme arme Kerl könnte im Graben landen. Nee, stattdessen haben sich alle anderen ihm gegenüber rücksichtsvollst zu verhalten, nicht dass der sich erschreckt. Kann man ja eh nichts machen gegen besoffene Autofahrer, ist n Naturgesetz.
Ich habe leider den Glauben daran verloren dass unser Rechtssystem angemessen und gerecht handelt – egal ob Judikative, Legislative oder die Exekutive. Feuerwehr / Rettungswagen etc. würde ich bei Bedarf auf jeden Fall informieren, die Polizei nur wenn ich selber sonst keinerlei Möglichkeit zur Abhilfe sehe.