Trinkgeldkleinigkeiten

Trinkgeld war heute mal wieder so mittel. Keinen großen Anteil daran hatte eine einzelne Kundin, die ich aber dennoch erwähnen muss, denn sie hat seit langem mal wieder ein sehr seltsames Trinkgeld gegeben: Die leicht überzogene Kurzstrecke für 5,50€ hat sie mit 5,80€ beglichen.

Gleich vorweg: Ja, damit fällt man weit (!) mehr auf, als wenn man kein Trinkgeld gibt. 😉

Ansonsten war das für heute Nacht bedeutsam, weil sie damit endgültig dafür gesorgt hat, dass ich Scheine in Münzen wechseln musste, denn nach den 4,20€ Wechselgeld hatte ich wirklich nur noch 80 Cent in der Tasche, sowas passiert wenn’s hochkommt alle drei Jahre mal.

Lustigerweise passt das auch zu einem Artikel, den mir Sören zugeschickt hat, bei dem es um einen Polizeieinsatz wegen ganzen drei Cent (!) Trinkgeld geht. Für Nichtklicker: Der Fahrgast hat drei Cent Trinkgeld gegeben, der Taxifahrer hat es abgelehnt. Der Kunde schmeißt’s ins Auto, der Fahrer aus dem Fenster und daraufhin will der Fahrgast nicht aussteigen.

So weit, so absurd. Aber ich weiß ja von einigen Kommentaren hier, dass manche Kollegen bei solchen Beträgen auch schnell genervt sind und ebenso handeln würden. Im Übrigen hab ich beim Verlauf der obigen Geschichte durchaus die Vermutung, dass das „Trinkgeld“ in diesem Fall wirklich herablassend gemeint war. Aber ich möchte da auch mal ganz ehrlich und nicht böse gemeint genau jene Kollegen fragen: Was bringt’s Euch eigentlich? Also mal abgesehen davon, dass ich persönlich glaube, dass man da auch einigen Kollateralschaden unter einfach nicht nachdenkenden Kunden anrichtet: Was gibt einem das, wenn man dann seinerseits herablassend ist?

Ich meine, Ihr habt recht: Auf den einen Kunden oder diese paar Cent kommt’s natürlich nicht an. Aber ist das nicht eigentlich eine Bestätigung für den Kunden, dass man kleinlich ist oder sich schnell ärgern lässt? Ich hab diese Kunden ja auch, aber ich hatte nach dem oberflächlichen „Schönen Abend noch!“ nie das Gefühl, dass da einer ausgestiegen ist, der glaubte, es mir jetzt aber gezeigt zu haben oder dergleichen. Dazu all der Stress … ich blick’s echt nicht. Deswegen wäre ich echt froh über Erklärungen, die einen Schritt über „Ich lass nicht alles mit mir machen“ rausgehen. 🙂

14 Kommentare bis “Trinkgeldkleinigkeiten”

  1. Reinhold sagt:

    Ich muß gestehen, am Anfang meiner Taxizeit habe ich auch Italienern, die sich auf den Pfennig herausgeben ließen, einige Pfennig und Zweipfennigmünzen durch das Taxifenster vor die Füße geschmissen. Beim Wegfahren habe ich bemerkt, wie sie sich bücken und nach den Münzen suchen. Trinkgeld ist in Italien nicht üblich (damals war mir das nicht bewusst und es gab noch verschiedene Währungen) und die Fahrgäste dachten; die Pfennige wären das Restgeld, daß Ihnen zusteht. Mir war das peinlich. Ich habe so etwas nie wieder gemacht. Ich selbst gebe im Italienischen Restaurant das übliche Trinkgeld.

  2. Ana sagt:

    Hat es bei solchen Situationen nicht auch immer was mit Selbstwert zu tun?

  3. Sash sagt:

    @Ana:
    Vielleicht. Aber ich wollte ja eben mal nicht polemisch sein.
    Die Stille hier ist allerdings beachtlich.

  4. Rosa sagt:

    5,80 bei 5,50 Fahrpreis und das mit Wechselgeld? Wie kommt man den auf so eine Idee? Verständlich wäre es noch gewesen, wenn sie ihr ganzes Kleingeld zusammengesucht hätte. Oder einen 5er und dann noch genau 80c in Münzen gefunden. Aber Wechselgeld????

  5. Ana sagt:

    @Sash deswegen hab ichs ja gemacht :>

  6. Dieter sagt:

    @Rosa: Es sind 5% Trinkgeld – aufgerundet auf den nächsten 10cent Betrag.
    Finde ich jetzt nicht so ungewöhnlich.
    OK, die meisten würden dann wohl auf 6€ runden, aber wer eben konsequent die 5% gibt?!?
    Hat halt jeder so seine Marotten.
    Ich z.B. gebe, je höher der Betrag wird, prozentual immer weniger Trinkgeld. Kann das aber nicht logisch erklären. Ist halt meine Angewohnheit.

  7. _RGTech sagt:

    @Dieter, ich denke das prozentuale Geringer-geben liegt oft dem (manchmal auch nur gefühlten) Anteil Dienstleistung zu Warenwert zugrunde. Oder anders gesagt: Für eine Flasche Sekt im Wert von 25€ musste der Kellner genauso viel laufen wie für eine Cola von 2,50€…

    Vielleicht ist es auch nur ein spontaner Geizanfall, weil für einen selber der Trinkgeldbetrag ja immer noch den gleichen Schwund aus dem Geldbeutel bedeutet. Sprich: Wenn du bei einem Betrag von 7€ zusätzliche 3€ als Trinkgeld liegen lässt, ist das zwar prozentual viel, für dich aber genauso „teuer“ wie wenn du 57€ „nur“ aufrundest. Beide Male hast du vergleichsweise eine halbe Schachtel Kippen verschenkt, die dir später ggf. fehlt (oder wem fällt ein weniger blödes Beispiel ein?).

  8. Jens sagt:

    Vor ein paar Jahren in einer Kneipe im Kölner Karneval: Der Wirt hat entschieden, den Bierpreis genau auf eine runde Summe zu setzen. Praktisch für das Thekenpersonal, heißt aber auch: Wer vorher kein Kleingeld hatte, wird hier schwer welches kriegen.

    Ich hatte kaum welches, wollte nach dem Toilettengang die Klofrau aber auch nicht ganz ohne was dasitzen lassen. Hab also knapp erklärt, was los war, und dabei meine letzten Kupfermünzen zusammengesucht und mich ehrlich entschuldigt, dass ich nicht mehr hatte. Als Antwort werde ich rüde angepampt, dass sie „sowas“ ja wohl schon mal gar nicht nähme, und wie ich mir das denn erlauben könne.

    Danach hatte ich den Rest des Abends kein schlechtes Gewissen mehr, dass ich der Dame kein Trinkgeld geben konnte…

  9. Der Banker sagt:

    Wenn ich sowas Schräges gebe – ob nun 3ct Trinkgeld oder ne Summe von 5,80 – hab ich vorher gerade den gesammelten Münzkram aus der Tasche geangelt, überflogen und mit nem „baßtscho“ komplett hingegeben.

    Erinnert mich dran: ich hatte eine Taxifahrt vor einer Woche nachts zu €7. Kramte 3€ in Münzen aus der einen Hosentasche, gab der Fahrerin die und fing an, in der Tasche gegenüber zu buddeln: „Moment, kommt noch ein €4-Schein.“
    Als ich ihr dann natürlich nach einigen Sekunden einen 5er gab, meinte sie nur so, das wären ja jetzt €8.
    Ich vergnügt nur so: „Klar, bis 8 kann ich schon noch zählen. Das stimmt so.“
    Sie hatte wohl den Witz mit dem €4-Schein nicht bemerkt 😀

  10. DrAnubis sagt:

    Wäre schon interessant zu wissen was den 3 Cent Trinkgeld voraus ging. Ansonsten sehe ich es wie Du. Einstecken, Arschloch denken und raus mit ihm..
    Wunder mich gerade das keiner auf die 3 Cent Geschichte eingeht..

  11. Daarin sagt:

    Ich weiß jetzt nicht, wo die Dame hin wollte, aber könnte es nicht einfach sein, dass sie noch genau 4,20€ zum Beispiel für ein Ticket gebraucht hätte um wieder zurück zu kommen?

    Ich glaube übrigens, ich muss in Zukunft häufiger anstatt 3€ 3,14€ Trinkgeld geben. Dann erinnert man sich vielleicht an mich.

  12. Sash sagt:

    @_RGTech:
    Da ist allerdings was dran.

    @Daarin:
    Das auf jeden Fall! 😉

  13. cora sagt:

    Hi!

    im allgemeinen runde ich auch ganz einfach auf. Sehr, sehr seltene Ausnahmen bestätigen die Regel, und da fällt mir eigentlich nur eine ein: in einem Lokal bei uns wird bei jedem mal bedienen gleich kassiert. Bei Preisen von zb 2,10 oder 3,10 runde ich dann normalerweise auf die nächsten 50 cent auf. Nur wenn ich das fünfmal hintereinander mache und der Kellner dann vielleicht auch dazu nicht der schnellste ist, dann denke ich mir irgendwann „in einem anderen Lokal gibst du bei fünf oder mehr Getränken auch keine 15 oder 20% Maut“. Das hat bisher vielleicht drei mal dazu geführt, dass ich mir auf 30 oder 80 cent rausgeben habe lassen.

    Zum geschmissenen Geld habe ich auch eine kleine Story, die mir ein ehemaliger Kollege erzählt hat. Gastronomie, ein Kunde hat eine größere Bestellung zum Mitnehmen, macht dabei extrem Druck und ist sehr unfreundlich. Lässt sich dann genau herausgeben, allerdings nur um anschließend mit spitzen Fingern und einem arroganten Kommentar 20 cent auf die Theke fallen zu lassen. Der Kollege hat die genommen und sie ihm mit „Die kannst du dir jetzt auch behalten!“ auf die Straße hinterhergeschmissen.

    Der Kollege hat nur gemeint, so ein Kunde wäre ihm davor und danach noch nie untergekommen. Bereut hat er seinen Wurf offenbar nicht 🙂

    und: super blog im Übrigen!

  14. Sash sagt:

    @cora:
    Danke. 🙂
    Und wie subtil angemerkt: Bei wirklich herablassenden Leuten sehe ich das auch ganz anders als sonst!

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