„Nicht bis nach Charlottenburg“

Ich hatte eine Tour  bis nach Charlottenburg. Vom Ostbahnhof aus und ohne langes Warten. Wäre es dieses Wochenende doch nur immer so einfach gewesen. Das selbe dachte sich auch mein Kunde, als ich ihm freudig entgegnet habe, dass ich ihn zum Tegeler Weg bringe. Denn, so erklärte mir der lustige Typ aus Jamaika gleich:

„Der Taxifahrer eben, hast Du den gesehen?“

„Nein, wieso?“

„Der war komisch. Ich hab ihn am Yaam rangewunken, hab gesagt wo ich hin will, dann ist er losgefahren und hat gesagt, dass er mich jetzt nicht den ganzen Weg bis Charlottenburg fährt.“

„OK, das ist aber …“

„Also hat er mich zum Ostbahnhof gebracht und dann wollte der auch noch 5€ haben!“

„Bitte WAS?“

Und ich bin natürlich nicht über den Preis verwundert gewesen, das hat man bei 3,90€ Einstiegsgebühr schnell zusammen. Aber mal ganz abgesehen von der eigentlichen Sache mit der Beförderungspflicht: Falls es gute Gründe gab (kaputtes Auto, Feierabend), dann ist es trotzdem ein ziemlicher Arschlochmove, dem Kunden das Absetzen nach 500 Metern bei einem Taxistand in Rechnung zu stellen, wenn der dort gar nicht hinwollte!

Aber klar: Erst die Uhr einschalten und dann mal gucken, ob einem die Tour passt. Als Geschäftsmodell schon prima, nur halt nicht so wirklich legal.

Glücklicherweise war der Kunde nicht sonderlich verärgert. Er hat gesagt, dass er seit Jahren viel Taxi fährt und das das erste Mal war, dass er sowas dreistes erlebt hätte. Nicht dass seine Stories danach nicht auch Klärungsbedarf aufgeworfen hätten, aber da ging’s um ganz andere Dinge. Blogge ich vielleicht morgen.

10 Kommentare bis “„Nicht bis nach Charlottenburg“”

  1. Edgar Ladwig sagt:

    Auch die anderen Stories von dem Typ bloggen bitte
    Jamaica hört sich lässig an:))))

  2. Daarin sagt:

    Weißt du ganz genau wo er aufgesammelt wurde? Ich meine vielleicht gibt es da auch stellen wo man besser erstmal losfährt und dann fragen stellt. Wäre jetzt mein erstes Verteidigungsargument ohne die Umgebung zu kennen.

    Auf der anderen Seite: Hätte er dann ja für die paar Meter auch die Uhr aus lassen können. Oder kann er das später als „doch nicht“ buchen? Vielleicht muss er das dann jedes Mal seinem Chef groß und breit erklären.

  3. Erbse sagt:

    Wollte mal anfang der 00er Jahre spät nachts/früh morgens betrunken von Sonnenallee/Pannierstrasse (nähe Hermannplatz) bis nach Staaken.
    Der Taxifahrer wollte anscheinend nicht „Hab gleich Feierabend, … (zögerlich) … aber ich könnte das ohne Uhr machen, 50 DM“
    Habe dem einen schönen Feierabend gewünscht, bin ausgestiegen und ins nächste Taxi rein.
    Was die Fahrt gekostet hatte weiss ich nicht mehr, war mir aber auch egal.

  4. […] versprochen gestern zum Bloggen geschafft. Als ich gesagt habe, ich äußere mich mal zu dem, was mein Fahrgast sonst noch so erzählt hat. Das ist natürlich immer mit Vorsicht zu genießen, denn dass jemand, […]

  5. Sash sagt:

    @Edgar Ladwig:
    Eben gemacht. Hat allerdings sonst mit Jamaika nicht viel zu tun. 🙂

    @Daarin:
    Die Stelle kenne ich gut und der Kunde hat das auch nochmal näher spezifiziert. Ja, die Ladesituation dort ist nur so mittel, aber wir reden von zwei Spuren und einem Fahrradstreifen, der Autobreite hat und oft nachts von Taxis als Ladebereich genutzt wird. Ist also alles höchst illegal und entsprechend hupt schon mal wer, aber es ist keine Einbahnstraße ohne Ausweichmöglichkeiten oder so.
    Und selbst bei Stress: Ich gebe zu, dass ich die Uhr sicher auch angemacht hätte, das ist ja soweit auch ok. Aber ich hätte dann halt entweder laut dem Gesetz die Fahrt einfach gemacht oder aber – und wenn’s zu meinen Ungunsten gewesen wäre – auf das Geld verzichtet. So sehr ich darauf bestehe, dass ich mein Geld kriege, wenn ich meine Dienstleistung erbringe: Wenn das meinetwegen (!) nicht klappt, dann verzichte ich auf das Geld, erst recht, wenn es nur um einen Fünfer geht!

    @Erbse:
    Geht von mir aus völlig in Ordnung, auch wenn da sicher einige Kollegen widersprechen. Das ist eine weite Tour, mir würde sie kurz vor Feierabend auch nicht passen und noch heute würde man da (wenn auch vielleicht nicht extrem, aber immerhin) unter 50€ wegkommen. Und ohne jetzt nachzuschlagen: Dass man damals gut und gerne 30 bis 40% weniger gezahlt hätte, kann ich jetzt mal sicher postulieren.
    Ich hätte für solche „Ich überwind mich dann halt doch nochmal“-Touren auch gerne mehr Geld. Aber im Grunde hat man das ja auch. Denn so selten so lange Touren sind: am nächsten Tag würde mich der Umsatz weit mehr Zeit kosten.

  6. Marco sagt:

    @Sash: Aber Staaken ist doch noch in Berlin, so dass neben der Beförderungspflicht (die durch „gleich Feierabend“ wohl ausgeschaltet sein kann) auch die Tarifpflicht gilt, oder nicht? Warum geht es dann in Ordnung, für die „Ich überwind mich dann halt doch nochmal“-Tour mehr Geld zu verlangen?

    Abgesehen davon: Wenn für die Strecke heute knapp unter 50 € fällig werden, dürften 50 DM damals nicht sooo viel über Tarif gewesen sein – vielleicht hat dann sogar dahinter gestanden, ich überwinde mich dann, wenn ich meinem Chef und dem Finanzamt nichts abgeben muss…

  7. Edgar Ladwig sagt:

    @ Sash: Hätte echt mehr erwartet, aber danke

  8. Sash sagt:

    @Marco:
    Hab ich ganz anders gemeint: Ich wollte Erbse recht geben: Dass ich es ok finde, da ein anderes Taxi zu nehmen. So gesehen hast Du mit allem recht.
    Abgesehen davon: Natürlich entbindet ein baldiger Feierabend nur so mittel von einer Tour, aber so lange andere Kollegen vor Ort sind, ist das ja eine eher erträgliche Variante. Weil einer, der sich über die lange Tour freut, findet sich dann halt doch immer.

  9. Marco sagt:

    @Sash: OK, dann hatte ich das komplett missverstanden – und mich etwas gewundert 😉

  10. Sash sagt:

    @Marco:
    War ja zum Teil auch meine Schuld. Freut mich, sowas in diesen Zeiten zivilisiert bequatschen zu können. 🙂

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