Retter im Bettlerdress

Es passiert oft genug, dass Leute anders drauf sind, als man aufgrund ihres Erscheinungsbildes zu wissen meint. Binsenweisheit, aber immer wieder überraschend, wenn’s mal soweit ist.

Und dann war da letzte Woche der Tag, an dem das mit dem Trinkgeld einfach nichts werden wollte. Satte 50% der Leute haben exakt nichts gegeben, der Rest waren dann so 30Ct-Beträge bei 25€-Fahrten. Als ich einen Hunni auf der Uhr hatte, waren gerade mal 2,10€ Tip aufgelaufen. So konzentriert kommt das auch nur alle paar Jahre mal vor. Oder wenn man wirklich nur zwei Lange Fahrten hat und dort nichts extra anfällt.

Und dann stand ich am Bahnhof als einziges Taxi. Zwei verwegen aussehende Typen in ihren Fünfzigern diskutierten gerade auf der Beifahrerseite  auf Russisch, ob sie ein Taxi wollen. Dann trat links eine nette Frau mit ihrer Tochter heran und  fragte, ob ich noch frei sei. Ich hätte sie zweifelsohne lieber mitgenommen, so rein sympathiemäßig, aber ich steh zu dem Glücksspiel Taxifahren und hab ernsthaft erwidert, dass ich es noch nicht wisse, die beiden aber zuerst da waren.

Und ja, der eine wollte tatsächlich fahren. Also konnte ich nur der Tochter fix die Nummer der Zentrale diktieren.

Mein Fahrgast indes hat gerade so noch seine Adresse rausbekommen, glücklicherweise inklusive des Stadtteils, denn natürlich war’s keine Straße, die es nur einmal in Berlin gab. Dank der Sprachkenntnisse (seine deutschen und meine russischen) verlief das Gespräch etwa so:

„Und? Fahren Sie jetzt nach Hause? Heim? Home?“

„Fahren? Du fahren bitte! Einfach fahren.“

Danach Schweigen.

Und wie immer, wenn’s eh schon kompliziert ist, waren er und mein Navi auch noch uneins, wie man seine Hausnummer am Besten anfährt, so dass ich an gleich drei Kreuzungen von ihm berichtigt wurde, wie ich fahren sollte. Den Umständen entsprechend nett, aber halt doch nur so lala. Am Ende der Fahrt standen 19,10€ auf der Uhr.

„Machen swansig.“

Hat also gut in den Tag gepasst. Dann reichte er mir allerdings einen Zwanziger und einen Zehner, woraufhin ich natürlich nur den Zwanni genommen habe. Da hat er mir nach einem weiteren Blick auf die Uhr den Zehner noch rübergeschoben und gemeint:

„Machen dreizig. Du Arbeit nicht viele Geld.“

Manchmal braucht’s solche Typen, um auf die 10% zu kommen. 😀

6 Kommentare bis “Retter im Bettlerdress”

  1. Edgar Ladwig sagt:

    so spendabel bin ich nicht:)))))

  2. Liselotte sagt:

    Auf eingenommenes 10-er spucken!! – und dann oben in die Hemdtasche stopfen.

    Soll dafür sorgen, dass es Geld stark vermehrt.

  3. Sash sagt:

    @Edgar Ladwig:
    Deswegen tauchst Du hier nur im Kommentarfeld auf. 😉

    @Liselotte:
    Wenn schon Eso-Bullshit, dann doch bitte weniger ekligen …

  4. Ana sagt:

    Einbuddeln und im Mondschein nackt betanzen \o/

  5. Der Finanzberater sagt:

    @Sash
    Was meinst du was da außer Spucke so alles am Geld hängt. Darum hab ich damals als Bankazubi angefangen nur noch so wenig Bargeld wie möglich zu haben und sonst Karten zu benutzen.

  6. Sash sagt:

    @Ana:
    Eine der zahlreichen Möglichkeiten. 😉

    @Der Finanzberater:
    Ach, das ist ja hinlänglich bekannt. Leider hat’s trotz einer guten Nacht bisher nie für ein anständiges High gesorgt. 😉

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

%d Bloggern gefällt das: