Schreihälse

Hier noch als Nachtrag eine Geschichte von Samstag, die die meisten Kollegen belustigt hat:

Ich bin am Hinterausgang des Ostbahnhofs entlanggegurkt, weil die Polizei den Haupteingang und die Halle dicht gemacht hat – die Festnahme von dem Bombenspinner aus Rudow. Stehen da ein paar Typen auf der Straße und brüllen wie blöd. Unsympathisch waren sie mir von Beginn an, aber an dieser Stelle habe ich mich nicht nur an meine Beförderungspflicht erinnert, sondern auch festgestellt, dass ich – wenn ich wegfahre – auf dem Rückweg eh wieder an den Typen vorbei gemusst hätte. Also hab ich gute Miene zum bösen Spiel gemacht und die Leutz einsteigen lassen. Der Lautstärkepegel in meinem Auto stieg spontan von vielleicht 40 auf 130 Dezibel, zudem auf unangenehme Art und Weise, da die meisten der gebrüllten Worte Abkömmlinge der Vulgärsprache stellten, mit denen sich meine Fahrgäste offenbar bevorzugt anzureden pflegten. Mich hat das insofern nicht gestört, als zwischen all den „ARSCHLOCH!!!“, „WICHSER!!!“ und „DU MONGO!!!“ durchschimmerte, dass sie zum einen nur Kurzstrecke fahren wollten, zum anderen meiner Wenigkeit gegenüber keineswegs feindlich gesinnt waren, sondern die gruppendynamische Diskussion eher privater Natur war.
Das kam mir sogar zugute, weil einer der vier sich offenbar unbemerkt von mir eine Zigarette anzünden wollte – was natürlich nicht erlaubt ist – er dafür aber sofort Schelte von seinen Kollegen kassierte. Nach etwa hundertfünfzig Metern Fahrtweg und ebensovielen gefühlten Beleidigungen bat der eine schon darum, aussteigen zu können, er würde lieber laufen. Die anderen dementierten, und da hab ich dann kurz klargestellt:
„Jungs, ich mach ja gern, was ihr wollt, aber: EINIGT EUCH!“
Daraufhin haben sie sich zwar nicht ernstlich eingekriegt, aber es war klar, dass sie alle bis Ende der Fahrt an Bord bleiben wollen. Das Ziel war übrigens das „Spindler und Klatt“, ein Schuppen, der mir zwar nicht gerade sympathisch ist, dem ich diese Art Gäste dann allerdings auch nicht gönne. Nach vielleicht 4 Minuten Fahrt kamen wir an, und dann folgte der letzte kuriose Akt: Die Bezahlung. Nicht, dass sie nicht zahlen wollten! Aber wer jetzt wieviel zahlt…
Sie haben mir dann 4 € gegeben, also immerhin 50 Cent Trinkgeld. Hat mir gereicht, ich war froh, die Knaben aus dem Auto zu haben. jetzt hatte aber einer von denen die – an sich großartige – Idee, mir noch einen Euro Trinkgeld zu geben. Er hatte nur keinen! Also hat er den nächstbesten aus der Runde gefragt, der allerdings nicht so angetan war von der Idee…
Um es kurz zu machen: Am Ende hätten die sich beinahe vor dem Club geprügelt wegen der Frage, ob ich noch einen Euro Trinkgeld bekomme. Ich habe ihn nicht bekommen, aber das war mir sowas von egal, das glaubt ihr gar nicht…

2 Kommentare bis “Schreihälse”

  1. Bashoe sagt:

    Echt Klasse Geschichte. Weiter so.

  2. Sash sagt:

    Ja, aber solche Spaßvögel laufen einem nicht alle paar Minuten ins Auto. Zum Bloggen wünsche ich mir auch mehr davon…

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