Eine der besten Fragen zu Beginn

Dank unzähligen Taxibloggern inklusive mir ist die Frage „Sind Sie frei?“ in einem begrenzten Kreis ja inzwischen zu einer eher lustig konnotierten Kontaktaufnahme mit dem Taxifahrer geworden. Schließlich sind nur die wenigsten Berufsgruppen mit einem eigenen Lichtzeichen für den Beschäftigungszustand ausgestattet.

Eine der selteneren Variationen hatte ich die Tage am Sisyphos. Ich stand da in froher Erwartung einer Tour von Clubheimkehrern. Natürlich gerne nicht nur für 6,80 € zum Ostkreuz, sondern lieber für einen Zwanni nach Prenzl’berg. Aber es war noch zu früh, es kamen nur Leute an. Schon wieder raus wollte keiner. Ich überlegte schon, ob ich wieder wegfahren sollte, da stoppte vor mir ein Auto und der Beifahrer stieg aus. Und er fragte mich:

„Na, haste Bock?“

Obwohl ich immer mal wieder die Befürchtung hab, damit irgendetwas zuzustimmen, auf das ich ganz sicher keinen Bock habe, hab ich ihn mit freundlicher Geste einsteigen lassen.

Es ging nicht zum Ostkreuz und auch nicht nach Prenzlauer Berg. Es ging nach Lankwitz, nochmal ein knapper Zehner mehr. Zumal mit einem ausgesucht freundlichen Fahrgast (im Übrigen Busfahrer bei der BVG, um einmal mehr ein Klischee zu zersägen), mit dem ich mich äußerst angenehm über unsere Jobs, Berlin und unsere jeweiligen Wohnlagen inklusive Themen wie Gentrifizierung und Löhne unterhalten habe. Die Fahrt endete mit einer von ihm ausgegebenen Zigarette vor seiner Wohnung und den bestmöglichen gegenseitigen Wünschen.

Wer bitte sollte auf sowas keinen Bock haben?

12 Kommentare bis “Eine der besten Fragen zu Beginn”

  1. Will Sagen sagt:

    Für die Floskel „Sind Sie frei?“ gibt es neben derjenigen, schlicht das Gespräch zu beginnen, vlt. auch noch die über ein paar Ecken herbeigeholte Begründung, dass vorbestellte Taxen auch mit eingeschalteter Fackel fahren, die zwar leer, aber nicht frei sind. Zu dem kann tagsüber die Leuchtkraft der Fackel nicht überzeugen, so dass Leute, die meistens bei Tageslicht fahren, die Bedeutung nicht kennen könnten. Ich verstehe übrigens nicht, warum man es bislang nicht geschafft hat, die Taxen mit einer auch am Tage erkennbaren „Frei“-Anzeige auszustatten.

  2. Wahlberliner sagt:

    @Will Sagen: Naja, ein Taxi, was nicht frei ist (unabhängig von Fackel an/aus oder erkennbar), wird nicht beim rauswinken stehen bleiben, bzw. wenn an genau dieser Stelle vorbestellt, wird der Fahrer entsprechend fragen.
    Ebensowenig wird es an einem Ort stehen, der als Taxihalteplatz ausgezeichnet ist (oder inoffiziell so benutzt wird).

  3. Dennis sagt:

    @Wahlberliner

    Leidee doch, ich hab schonmal ne Taxe nach ner Veranstaltung mit angeschalteter Facken rangewunken, der auch anhielt um uns NACH bekanntgabe unseres Ziels mitzuteilen er wäre bestellt…

  4. Klaus sagt:

    @Sash: Obwohl ich etwa 2-4 mal pro Jahr mit dem Taxi fahre, habe ich wirklich erst über Deinen Blog gelernt, dass es eine Bedeutung hat, ob „die Fackel“ eingeschaltet ist oder nicht. So selbsterklärend ist das eigentlich nicht. Für so ein Landei wie ich fände ich ein Schild „Frei“ oder „Nicht frei“ selbsterklärender. Will mich hier „Will sagen“ argumentativ anschließen.

    Was ich auch über Deinen Blog gelernt habe:
    1.) Taxifahren ist gar nicht mal so teuer, wenn man den groben Kilometerpreis (ca. 1,50 Euro) und den groben Einstiegspreis (ca. 2,50-3 Euro) kennt und das vorher im Kopf mal grob kalkulieren kann.
    2.) Man kann Taxis „herwinken“. Wußte ich vorher auch noch nicht. In Berlin funktioniert das auch tadellos. In meinem Heimatstädtchen (15.000 Einwohnern) funktioniert das aber anscheinend nicht. Zumindest hat mir mal ein Taxifahrer fröhlich zurückgewunken, als ich meine Hand nach oben ausgestreckt habe. Mir wurde allerdings später von einem anderen Taxifahrer in diesem Ort bestätigt, dass er in 20 Jahren Berufsleben noch nie einen Winker gehabt hätte.

    Die Frage „Sind Sie frei?“ stelle ich übrigens immer noch an jedem Bahnhof, wenn ich eine Taxe will. Ich empfinde es irgendwie als einen schöneren Einstieg in die Fahrt als die Aufforderung „Fahren Sie mich bitte…“.

  5. Roichi sagt:

    @ Klaus

    „Guten Tag…“ wäre auch noch eine gesellschaftlich anerkannte Begrüßung.
    Für die Norddeutschen auch noch „Moin.“
    Im Süden eher „Servus.“

  6. Roichi sagt:

    Aber wie man in diesm Blog lernt, gibt es auch andere Formen der Begrüßung.

    Über die gesellschaftliche Anerkennung lässt sich allerdings nicht so recht eine Aussage treffen.

  7. Sash sagt:

    @Will Sagen:
    Da will ich auch gar nicht groß widersprechen, natürlich gibt es sinnvolle Anwendungszwecke für die Frage. Und Du als langjähriger Leser weißt ja auch, dass ich deswegen nicht alle, die die Frage stellen, für bescheuert halte. Aber es ist und bleibt halt lustig, wenn man seit geraumer Zeit mit angeschalteter Fackel nachts am Bahnhof steht, niemanden im Auto hat und ein Buch liest.

    @Dennis:
    Ja, das sind dann aber schon die Kollegen mit den kreativen Regelauslegungen. Zum ersten sollte die Fackel bei einer Bestellung aus sein, zum anderen klingt mir das auch eher nach einem Versuch, eine Fahrt in eine unliebsame Richtung abzulehnen – was auch nicht ok wäre.

    @Klaus:
    Ich weiß doch, dass das nicht jeder weiß. Mit einer der Gründe, warum ich das gerne immer mal wieder schreibe. Und ja, man könnte da sicher noch bessere Lösungen finden. Soweit ich weiß, gibt es in Frankreich rote und grüne Leuchten, das ist schon wesentlich selbsterklärender. Dass es für viele einfach eine nette Begrüßungsfloskel ist, weiß ich auch – und keine Sorgen, entsprechend gehe ich auch mit der Kundschaft um, die sie anwendet. 🙂
    Ansonsten freut mich an deinem Kommentar wirklich sehr, dass ich ein paar Dinge vermitteln konnte. Natürlich soll das hier kein erzieherischer Oberlehrerblog sein, aber ich freu mich ehrlich, wenn ich mit meinem bescheidenen Wissen helfen kann.
    Und zuletzt: Dass das mit dem Ranwinken in anderen Städten anders aussieht, glaube ich gerne. Schon alleine, weil die Taxidichte niedriger ist, deswegen kein Kunde auf die Idee käme und dann deswegen die Fahrer nach sowas nicht Ausschau halten. Lässt sich alles erklären. 🙂

    @Roichi:
    Ich hätte doch Wetten abschließen sollen, ob den jemand verlinkt! 😉

  8. Sternennacht sagt:

    Ja das mit der „Fackel, Reklame, Dachzeichen“ ist für manchen nicht ersichtlich was es bedeutet. Ich war kürzlich in Frankreich und dort hatten die Taxen im unteren Bereich des Dachzeichen sehr starke beidseitig in Grün oder Rot leuchtende LEDs. ( Sah man kilometerweit ) Erklärt sich von selbst was bedeuten könnte. Würde ich befürworten. Auch während eines Urlaubs in Spanien sah ich an der Windschutzscheibe von Taxen, innen angebracht ein einfaches zu drehendes Schild. Zeigte es grün ( Stand wohl spanisch Frei drauf ) war es eben Frei und bei Rot war es besetzt, bestellt, der Fahrer machte Pause etc. Dies sah man erst wenn man nah am Taxi war, aber es erfüllt seinen Zweck.

  9. hrururur sagt:

    Zur Beleuchtungssituation: in Australien (zumindest in Sydney) gibt es zwei winzige rote LEDs seitlich der weißen und irre vollgekritzelten Fackel. Nachts sehr gut zu sehen, tagsüber so semi.

    Zum Beitrag: Als ehemalige Angehörige der Kassiererzunft gesprochen, muss ich ja sagen, dass ich lieber frei wäre, als offen! „Sind Sie offen?“ – „Nein, nur nicht ganz dicht“/“Nein, Sie? Die Tenas finden sie im zweiten Gang links“/“Kommt drauf an wofür“*von oben nach unten abcheckender Blick*(Pro-Tipp: Kommt SEHR lustig bei alten Omis)/“Meinen Sie politisch oder eher sexuell?“/“Nein, ich sitz gerne hier und guck Löcher in die Luft“/“NEIN! … Sie Ferkel!“/…

    Meist aber auch einfach nur ein einladendes Nicken. N Spruch(bis auf den Ersten) gab es meist erst beim zweiten Mal(Man kennt seine Pappenheimer ja) oder früh morgens. Die Kunden ganz früh im Supermarkt(zwei Brötchen und n kleiner Weißwein/Doppelkorn/die Bild/Zigaretten) sind super. Ein ganz anderes Klientel als ne Viertelstunde später die Rentner mit seniler Bettflucht. Da entwickelt sich mit einigen ein richtiger Wettbewerb, wer den dümmeren Spruch hat heute. Das macht richtig Spaß. Die haben keine Zeit zu schnacken und man weiß meist deutlich weniger über die Leute, als bei den Omis danach oder anderen Kundengruppen, die im Laufe des Tages noch so eintrudeln, aber mit den meisten macht man ganz schnell ganz viel dumm Tüch(dummes Zeug/Blödsinn). Morgens ist die schönste Schicht an der Kasse, da hat man Zeit für sowas. Aber da kommen auch die meisten „Sind Sie offen?“.

  10. Aro sagt:

    @ Sternennacht
    Diese Schilder gab es früher in Berlin auch mal, die schauten aus der Windschutzscheibe nach draußen und dort stand „FREI“ drauf. Hatte man einen Fahrgast, konnte man sie runterklappen. Später leuchteten sie, wenn das Taxi gerade frei war und noch später wanderten sie aufs Dach, weil dann besser zu sehen. Aber das Prinzip hat sich nicht geändert.
    Die Taxis in Paris sind mir auch aufgefallen, aber es gab neben den grünen und roten Lampen auch noch weiße – und was die bedeuten, habe ich nicht rausgekriegt.

  11. Will Sagen sagt:

    > „niemanden im Auto hat und ein Buch liest.“

    Dann kann man „Sind Sie noch frei“ mit einer erhöhten Schwellenangst erklären, weil es zurückhaltende Zeitgenossen gibt, die Denjenigen nicht in seiner vlt. wichtigeren Beschäftigung stören möchten.

  12. Sternennacht sagt:

    @aro

    Die mit den farbigen drei Lampen, grün für frei, rot für besetzt, und weiß glaube ich heißt keine Zeit, auf Anfahrt oder Pause etc, meinte ich nicht. Sind wohl alte Dachzeichen die du meinst.

    Die die ich meine sind wohl Neuerungen und sie zeigen rot oder grün, ungefähr so wie die Dachzeichen mit dem stillen Alarm an.

    Ich war allerdings nicht in Paris und sah die Taxen nur auf der Autobahn als sie mir entgegen kamen oder mich überholten. Und weil ich vom Gewerbe bin fiel es mir auf.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

%d Bloggern gefällt das: