Uber und der Skandal, der keinen interessiert

„Arm an Skandalen“ wäre jetzt zugegebenermaßen nicht die Formulierung, die ich für Uber wählen würde. Jetzt aber bin ich dann doch etwas verwundert, dass das neueste Problem gar nicht so richtig in der Welt angekommen ist. Jetzt, bei einer Geschichte, wo man einmal zugeben muss, dass Uber nicht einmal das Grundproblem war – sondern nur wie üblich am Ende den Vogel abschießt. Aber gut, bislang betrifft es Deutschland nicht, vielleicht ist das der Grund.

Es geht um Nutzerdaten. Dass diese versehentlich öffentlich werden, wäre nicht das erste Mal. Um auch diese Form von Ärger mal mitzumachen, ließen sie 2014 schon mal einen Sicherheitsschlüssel auf einer offen zugänglichen Website liegen. Was gefühlt irgendwie nicht arg viel dämlicher war als dass sie selbst bei einer Presseveranstaltung Prominente live trackten und das auch noch lustig finden.
Dieses Mal geht es um Kundendaten. Und zwar scheinbar nicht die der harmlosen Sorte. Vor einem Monat hat das Online-Magazin Motherboard berichtet, dass diese Daten im Netz verkauft werden. Sie sollten später noch eine Schritt-für-Schritt-Anleitung finden, wie man sich damit Fahrten auf Kosten der gehackten Accountinhaber erschleicht. Und, was geschah wohl? Richtig: Es wurde genutzt!

Der BusinessInsider berichtet von tausenden Beschwerden wegen Fahrten, die Kunden in Rechnung gestellt wurden, die sie nicht bestellt hatten. Teils auf anderen Kontinenten. Was genau passiert ist, scheint unklar zu sein. Ob Uber gehackt wurde oder nur „einzelne“ Kunden. Uber sagt schlicht, sie hätten keinen Angriff bemerkt und die Fälle an die Behörden weitergeleitet. Großzügigerweise verzichten sie wohl zumindest manchmal auf das Geld und stornieren die Fahrten. Was aus keinem der Berichte zu erfahren war, war ob Uber wenigstens irgendwie die User gewarnt hat oder wenigstens einen Passwortwechsel empfohlen. Andererseits könnte das Thema dann ja vielleicht noch größere Wellen schlagen – und das will offenbar ja auch keiner …

6 Kommentare bis “Uber und der Skandal, der keinen interessiert”

  1. wortmagie sagt:

    Zugegeben, ich habe davon nichts mitbekommen. Wahrscheinlich, weil ich nicht betroffen bin.
    Erschreckend scheint aber, dass Uber scheinbar relativ gelassen bleibt. Sicher kann sich niemand davon frei sprechen, wenn eine Seite gehackt wird. Aber die User darauf hinzuweisen und ihnen einen Passwortwechsel vorzuschlagen, sollte selbstverständlich sein.

    Ich bin mit denen bisher in keinster Weise in Kontakt gekommen und stecke nicht wirklich im Thema, aber sympatisch bzw seriös wirken sie auf mich nicht.

  2. Der Honk sagt:

    Als jemand, der sich mit der Materie ein wenig auskennt, vermute ich hier eher eine Viren-Infektion der User durch Trojaner.
    Diese können – unter Anderem – sämtliche im Browser gespeicherte Login-Daten abgreifen und zum „Herrchen“ übermitteln.
    Davon wird dann alles auf düsteren Internet-Marktplätzen verscherbelt, was irgendwie verwertbar ist.
    Ganz vorne dabei sind natürlich PayPal, Amazon, und ähnliche Accounts, aus denen sich ein geldwerter Vorteil erschleichen lässt.
    Und das scheint nun eben bei Uber auch der Fall zu sein.

  3. Mal von Hackangriffen gegenüber Uber abgesehen, zeigt sich Uber ja selber immer sehr weltmännisch und offen, wenn es darum geht, die eigenen Ideen und Geschäftsinteressen zu vertreten. Und tja, wenn man die Scholle… ähh den Markt aufbrechen und umpflügen will, um ihn anschließend neu beackern zu können, muss man schon mal zu ungewohnten und ungewöhnlichen Mitteln greifen.

    Und wo doch jedes Einwohnermeldeamt die Daten des mündigen Bürgers gegen Bares verticken darf, wie es lustig ist – warum sollte Uber das nicht dürfen? Ist doch ein ganz normales Geschäft, und die Risikokapitalanleger wollen schließlich auch eine Dividende sehen…

    Sich befördern lassen auf Rechnung eines dritten? It´s not a bug, it´s a feature! Was sonst nur große Firmen ihren Top-Managern bzw. die Regierungen ihren Regierenden vorbehalten, kann nun jeder Bürger mit geringen Computerkenntnissen auch… Uber sei Dank!

    Das Tracking von Fahrgästen? Sogar ganz individuell? It´s not a bug, it´s a tribble-feature!
    1. kann nun jeder sein eigenes Leben über Jahre zurück verfolgen. Adé, ihr Erinnerungslücken! Dank Uber erinnert sich jeder an jede schöne Autofahrt, die mit der Uber-Flotte getätigt wurde.
    2. ist es ein Sicherheitsmerkmal. Wie viele Terroranschläge konnten durch das Personenbeförderungstracking schon verhindert werden! Und wie viele Verbrechen! Die Geheimdienste der Welt wüßten sicher nicht, wie sie all die Menschen… äh bösen Verbrecher weltweit überwachen sollten ohne das Uber-Kunden-Tracking! Und schließlich kann nur so ein unbescholtener Uber-Kunde schauen, wann, wo und wohin sich eine Person auf die Kosten eben jenes Kunden hat bringen lassen? Dass das dann kostenpflichtig ist für den Kunden… tja, Service kostet nun mal!
    3. muss das arme arme Unternehmen Uber – von der Politik gescholten, von der Konkurrenz gegeißelt, von der Justiz völlig unbegründet zum Pranger verurteilt, von getrackten Promies gechasst – IRGENDWIE ja auch mal Gewinn machen. Wie will so ein kleines, unbedeutendes, unscheinbares, zu Unrecht gescholtenes Startup je das investierte Risikokapital von in der Zwischenzeit 4 Millarden (?) US$ zurückzahlen? Und Risikokapitalinvestoren sowie Kredithaie können VERDAMMT sauer werden, wenn sich plötzlich ihr Kapital in Luft auflöst. Denn eines ist sicher: Das Geld ist ja nicht weg, das hat jetzt nur ein anderer! Und bei Risikokapitalgeber sollte es schließlichg genau andersrum sein, oder?

    Also so ein kleines wenig Verständnis für so ein revolutionäres Startup muss man schon aufbringen können! Sonst ist ja noch nie wer auf die Idee gekommen, für Zettel an einem schwarzen Brett 20% Provision zu nehmen, dabei Mindestanforderungen an die Zettelausfüller zu stellen, und zusätzlich den gesamten Zahlungsstrom über das eigene Konto zu lenken…

  4. Sternennacht sagt:

    Tja, Skandale bei Uber. Auch ein ausführliches Thema. Mal vom zeigen des Mittelfingers der Justiz und anderen Behörden abgesehen, frage mich ob die anderen etwas kleineren Skandale nur bei Uber nicht kommuniziert werden oder ob auch bei anderen viel unter dem Tisch fällt.

    Schönes Beispiel ist doch die Aussage oder der Vorschlag von Emil Michael ( irgendein wichtiger von Uber ) bei einen Treffen feiner Herren des Unternehmens, über eine mittlerweile kritische Journalistin namens Sarah Lacy. Da diese nach anfänglichen befürworten nun mehr und mehr gegen Uber ist, schlug er vor man möge doch eine Million Dollar in die Hand nehmen und Spezialisten anheuern damit diese in ihrer Vergangenheit stöbern um irgendwas belastendes zu finden um sie dann damit fertig zu machen, das wir es waren würde keiner merken. Nun das lässt tief blicken. Als es aufkam versuchte man es als schlechten Scherz zu verkaufen, das sei nicht Stil der Firma, die Erde ist eine Scheibe usw usw. Konsequenzen hatte es keine für den Herrn.

    Hätte irgendein Politiker oder eine Partei ein größeres Unternehmer in Deutschland, ein Prominenter aus Wirtschaft Show und Sport etc so etwas über die Bühne zu ziehen versucht, ganz folgenlos wäre es nicht geblieben. Hier war es eine Randnotiz. Nun ja.

    Nochmal zur Mannschaft von Uber. Im Münchner Taxigewerbe gibt es seit jeher eine oft gehörte Aussage: A… arbeitet bei/für A…

    Passt hier wie die Faust aufs Auge 😉

  5. Cliff McLane sagt:

    Ich stimme dem @Honk zu und fühle mich in meinem Misstrauen gegenüber diesem auf Android basierenden always-on-Internet bestärkt. Nennt mich altmodisch, aber meine Daten gehören mir und nicht der Cloud, und ich will ein Betriebssystem, das ich halbwegs unter Kontrolle habe und wo ich relativ sicher sein kann, dass keine App da im Hintergrund was rummauschelt. Und zu einem Computer gehört auch ein anständig großer Bildschirm (15 Zoll reichen), denn was nutzt mir ein App-Monitor wenn ich nur 3 Zeilen von 300 sehe?

  6. Taxi 123 sagt:

    UBER wendet sich an Behörden? Komisch, ich hätte gedacht, daß die eine Alternative dazu kennen. Eventuell auch als APP. 🙂

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