Es zahlt sich halt doch aus!

Ich hab bemerkt, dass ich seit geraumer Zeit im Taxi auch dazu tendiere, mich öfter mal zu ärgern. Es gibt so viel vermeidbaren Stress und manches Mal gehe ich hier inzwischen härter mit Kunden ins Gericht, als ich das vor ein paar Jahren noch getan hab. Interessant daran ist, dass das stimmt – es aber vermutlich noch von keinem Kunden bemerkt worden ist.

Natürlich nerven mich – um einen halbsoliden Übergang zum Grund des Eintrages zu bringen – Preisfeilscher heute nach hunderten Versuchen mehr als früher. Aber eben nicht, weil mir plötzlich über Nacht die Empathie für Leute verloren gegangen ist, die ähnlich wenig Geld haben wie ich; sondern weil es auf Dauer ermüdend und langweilig ist. Über die einzelnen Leute sagt das nach wie vor nix aus und deswegen bin ich in dem Fall z.B. immer noch nicht pissig den Kunden gegenüber. Fragen ist nicht verboten und Geld sparen müssen wir nunmal alle mehr oder weniger.

Die potenzielle Kundschaft nun hat auch gar keine wilden Vorstellungen gehabt. Das Pärchen wollte m späten Abend vom Ostbahnhof zum Boxhagener Platz und hat nach einer Kurzstrecke gefragt. Ich hab nett wie immer runtergebetet, dass das vom Stand nicht geht, der Normalpreis so um die 8 € beträgt und sie sich im Zweifel gerne ums Eck einen Kollegen ranwinken könnten. Sie haben das auch ohne Murren zur Kenntnis genommen und wollten fortan dennoch den Bus nehmen, da der „sicher bald“ kommen würde. Auch ok.

„Trotzdem einen schönen Abend Euch beiden noch!“

Zwei Minuten später kamen sie wieder. Der Bus würde noch 20 Minuten brauchen, sie würden nun gerne mit mir fahren. Na also. 😉

Natürlich sind 8 € eine unterdurchschnittliche Tour – aber von Position 11 am Stand ist das schon ein guter Deal, selbst ohne die später anfallenden fast 2 € Trinkgeld, die auf den Zehner noch gefehlt hätten. Kollegen waren genug da, aber es hat schon Gründe, warum die Leute zu mir zurückkommen und nicht zu denen, die sagen:

„Ma’ick nüsch!“

Die Fahrt war dann sogar auch noch recht witzig, denn die beiden berichteten mir, dass sie es eilig hätten. Also quasi.

„Wir hätten ja vor einer Stunde schon da sein sollen. Aber egal, die anderen sind auch zu spät!“

„Geht’s dann genau zum Boxi? Wenn ja: Welche Ecke?“

„Äh, wir müssen zum Feuermelder!“

DAS ist immerhin mal was neues. Der Feuermelder ist eine prima Absturzkneipe. Ich mag den Laden, auch wenn ich mir Ausgehen nicht sonderlich oft erlauben kann. (Vielleicht muss ich mir aber auch einfach nur abgewöhnen, die 3,30 € für ein Augustiner jedes Mal mit 4 € zu veranschlagen 😉 )
Dass man aus dem Laden also viel zu spät raustorkelt, kann ich absolut nachvollzuiehen. Dass man aber zu spät dort hinkommen kann … man lernt nie aus.

13 Kommentare bis “Es zahlt sich halt doch aus!”

  1. woody.bangkokstreets@gmail.com sagt:

    ach wat, der herr trinkt gustl 🙂

    ja das teuerste hier in unserer kleinstadt in bayern ist 3, 30, des billigste in der dorfkneipe 2, 20, aber da braucht man ja wieder nen Taxi,
    was sich ein Taxifahrer eher selten gönnt.

  2. Kaffchris sagt:

    Moment, das Gustl kostet in Berlin jetzt auch schon 3,30€? o_O

  3. Zugfahrer sagt:

    Die Ecken rund um den Boxi mag ich auch, auch wenn ich persönlich den Feuermelder lieber meide 🙂

  4. Edgar sagt:

    Hallo Sash,
    hatte letzten Mittwoch das Vergnügen in einem Opel Zafira als Taxigast zu fahren, und was soll ich sagen: Als Mobilitätseingeschränkgter lässt es sich besser in eine Eklasse einsteigen.

    Nur mal so

  5. Ana sagt:

    Boxhagener Kiez ist weniger Berlin als Tourismusenklave, Kaffchris. Schwaben zahlen halt 3,30 fürn „Gustl“.

  6. Sash sagt:

    @woody:
    Ich trink’s nicht regelmäßig. Aber wenn’s welches gibt … ist halt ein feines Bier. 🙂

    @Kaffchris:
    Kommt sicher drauf an, wo man hingeht. Die im Späti auf dem Heimweg waren billiger … 😉

    @Zugfahrer:
    Ist ja alles Geschmacksache.

    @Edgar:
    Glaub ich Dir persönlich gerne. Aber es kommt auch sehr auf die Mobilitätsbeschränkung und die jeweilige Statur an. Ich hatte sicher schon 100 Fahrgäste, die mir das Gegenteil gesagt haben.

    @Ana:
    Naja, wenn man eben nur selten weggeht. Mir sind günstigere Kneipen auch lieber, aber dafür hab ich noch nie irgendwo Eintritt in einen Club gezahlt und gehe nie teuer essen. Da kann man einmal im Halbjahr auch mal einen Euro mehr fürs Bier zahlen.

  7. Edgar sagt:

    @ Sash: Bin klein , kann meine Beine schlecht heben, kann mich aber vom Rolli umsetzen

  8. Schweizer sagt:

    Bloss 3.3€ für bier? Wieviel ist es denn? Hier bezahlen wir für 0.5l schnell mal 7.50chf

  9. Ana sagt:

    Dafür bekommste ja ne Kiste Sterni 😀

  10. Sash sagt:

    @Edgar:
    Ja gut, gerade bei tiefen Rollis und ohne Bordstein wird das schwer – das kann ich mir vorstellen.

    @Schweizer:
    Naja, dass es diesseits der Grenze „etwas“ billiger ist, ist ja allgemein bekannt. 😉

    @Ana:
    😀

  11. Edgar sagt:

    Ein Rollifahrzeug ist halt nicht immer frei , na ja kann ich immer sagen: Ey, bin behindert:)))))

  12. Sash sagt:

    @Edgar:
    Ich weiß nicht, wie’s meine Kollegen so halten – aber ich frage, wenn die Möglichkeit zu bestehen scheint, immer an, ob Hilfe benötigt wird. Aber gut, ich bin’s aus dem Behindertenfahrdienst halt auch noch gewohnt, ggf. mit anzupacken. 🙂
    Klappt das denn, dass Du beim Bestellen auf Nachfrage z.B. eine E-Klasse kriegst?

  13. Edgar sagt:

    @ Sash,
    nicht bei denen, na ja is ja egal meistens kommt ja das BFD Fahrzeug (der Pferdewagen) :)))))

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