So langsam geht es los, das Weihnachtsgeschäft startet. In den nächsten Wochen haken alle Betriebe ihre Weihnachtsfeiern ab. Das ist für uns Nachtfahrer nicht das schlechteste Geschäft, denn Weihnachtsfeiern sind so Anlässe, zu denen auch Wenig-Ausgeher mal ein Taxi brauchen. Ob das die beste Kundschaft ist, darüber darf allerdings stark gestritten werden. Da trinken auch Leute, die sonst nix trinken – und es sitzen Leute mit Kollegen zusammen, mit denen sie sonst nicht zusammensitzen. Gemeinhin kann man Betriebsweihnachtsfeiern durchaus als heikles Unterfangen sehen, das oft schief geht.
Mein erster Fahrgast ging noch. Er hatte eine Tour in den hohen Norden mit mir, zumindest so halbwegs. Neu-Hohenschönhausen, gute 20 € für mich. Er war betrunken, aber ausgesprochen nett und höflich. Wermutstropfen war seine depressive Verstimmung – er hatte sich wohl selbst erfolglos auferlegt, nicht so viel zu trinken. Das sind Gespräche, denen man gerne aus dem Weg gehen würde. 🙁
Ansonsten mache ich mich erst heute Abend wieder auf den Weg – zumindest, so lange nichts dazwischenkommt. Ich hab gestern einen Anruf meines Chefs verpasst, wer weiß, nicht dass was mit der 72 ist …
Naja, ich hoffe mal, dass da nix ist und bei den Weihnachtsfeierfahrgästen hoffe ich auf … hmm, zum Beispiel solche Kandidaten. Oder das hier wäre auch was. Vielleicht auch so eine Tour … ich werde jedenfalls berichten, ist ja klar. 🙂
Bei unserer alten Firma gab es immer Taxi-Gutscheine, damit die Mitarbeiter sicher heim kommen. Fand ich sehr sozial.
Weihnachtsbäumchen auf Armaturenbrett nicht vergessen. Mit lustigen Lämpchen.
Und in die Tür hinten rechts was einbauen, dass Jingle Bells ertönt, wenn man sie öffnet.
„[…]er hatte sich wohl selbst erfolglos auferlegt, nicht so viel zu trinken.“
Erfolglose Versuche, den eigenen Konsum zu mindern, nennt man „Kontrollverlust“, und das gilt als eines der Hauptsymptome einer Abhängigkeit. (Nein, Kontrollverlust ist nicht, wenn ich nicht mehr gerade gehen kann nach dem Trinken, das ist nicht gemeint – Kontrollverlust ist der Verlust der Kontrolle über Beginn, Dauer und Ende des Konsums. Denkt mal früber nach.)
Muss in dem Fall, den Sash schildert, (noch) keine Abhängigkeit sein, aber klingt, zusammen mit der depressiven Verstimmung (Schuldgefühl wegen des eigenen „Versagens“), doch sehr nach Warnsignal. Ich mag niemandem, der sich mit dem Thema nicht gut auskennt, empfehlen, einem Wildfremden eine solche Diagnose nahezulegen – aber wer einen Eindruck hat und sich traut, sollte einen Hinweis auf das Hilfesystem fallenlassen. Beratungsstellen gibt es in jedem Stadtteil, die kosten nichts und arbeiten absolut vertraulich.
Manchmal braucht es nicht mehr als ein paar Worte um einen Anstoß zu geben. Mir hat es damals das Leben gerettet.
Hoffentlich geht es der 72 gut.
Ich bin immer gut damit gefahren, bei Betriebsfeiern allerhöchstens ein Anstandsbier zu trinken. Viele Kollegen geben sich bei solchen Festen, wie Weihnachtsfeiern, richtig die Kannte. Den Chef im Vollrausch duzen, seine privaten Dinge, die keinem was angehen/ oder interessieren, auf einmal rausposaunen, weil die Hemmungen gefallen sind…
Muss alles nicht sein…
Ich saufe lieber einen mit Kumpels!!
@ELP:
Sinnvolle Sache.
@elder taxidriver:
Ein bisschen gruselig wird’s da schon, oder? 🙂
@Carom:
Ja, den Verdacht hatte ich auch gleich. Aber gut, ich hab da ja schon viel mitgekriegt, ich bin da eh sensibilisiert. Aber der Hinweis ist immer gut und richtig.
@Chris:
Naja, jetzt nicht mehr …
@metro:
Ist grundsätzlich auch keine schlechte Idee. Bei mir isses irgendwie halt so, dass ich die Chefs immer duze, wir immer über privates reden … und ich die Kollegen im Alltag ja kaum sehe – oder zumindest sehen muss. Nicht, dass es deswegen nicht auch ein paar Spezialisten im Übertreiben geben würde, aber ich hab’s bisher wirklich noch nicht bereut, an den Abenden nicht das alkoholfreie Bier getrunken zu haben. 🙂